Schlagwort: Barriere

  • Dr. Martina Lindner über papierbasierte Barriere-Verbundmaterialien

    Dr. Martina Lindner über papierbasierte Barriere-Verbundmaterialien

    Der Themenschwerpunkt bei der diesjährigen Barriere-Verbundfolien-Tagung liegt auf einfach, optimal und recycelfähig. Ist das Ihrer Meinung nach überhaupt möglich?

    Möglich ist es – aber einfach ist es nicht. Sonst hätten wir beim Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV nicht so viele Anfragen und Projekte mit Kunden zu diesem Thema.

    Welchen Schwierigkeiten sehen sich Verpackungshersteller gegenüber?

    Die Umstellung auf recycelbare Materialien bedeutet, dass sich nicht nur die Barriereeigenschaften ändern, sondern auch das Verarbeitungsverhalten. Unklar ist, wie der Markt und die Öffentlichkeit diese Entwicklungsarbeiten würdigen werden, besonders in finanzieller Hinsicht. Zusätzlich ist unsicher, wohin sich der Gesetzgeber und die Recyclingsysteme bewegen.

    Im Markt gibt es die Tendenz, zwar neue recycelbare Materialien zu fordern, jedoch die gleichen Eigenschaften zu wünschen. Dies wird in vielen Fällen aber nicht möglich sein, und es müssen Abstriche bei funktionellen Eigenschaften (wie z. B. Barriere oder Festigkeit) in Kauf genommen werden und mehr Aufwand in die Entwicklung teurerer Technologien gesteckt werden. Solche Technologien sind z. B. die Bedampfung mit SiOx, oder – wie im Fall meiner Dissertationsarbeit – in Papiere mit im Vakuum aufgebrachten anorganischen dünnen Barriereschichten. Ich würde hier weniger von „Schwierigkeiten“, sondern von Chancen sprechen. Die Firmen, die durch Entwicklungen geschickter mit dem Trend zu mehr Recycelbarkeit und Nachhaltigkeit umgehen können, werden besser dastehen. Institute wie das Fraunhofer IVV haben in den letzten Jahren verschiedene Lösungen entwickelt, die nun auf ihre Implementierung im Markt warten bzw. in höhere Technologiereifestufen gebracht werden müssen.

    Mit welchen unerwünschten Konsequenzen müssen Verpackungshersteller bei der Verwirklichung dieser Forderungen rechnen?

    Die Umsetzung von nachhaltigen Konzepten erfordert oft die Umstellung und Anpassung von Maschinen und führt in vielen Fällen zu höheren Materialkosten. Die Frage ist, ob der Markt und die Öffentlichkeit diesen Mehraufwand anerkennen. Wir haben mit verschiedenen Verpackungsherstellern Lösungen entwickelt und nützliche Konzepte erarbeitet, z. B. Verpackungen aus Biopolymeren, Papiere mit Barriereschichten und besser recycelbare Materialien. Immer wieder war es jedoch schwer, die Anwender dieser Materialien – nämlich Lebensmittelhersteller – ins Boot zu holen und zu klären, ob deren Anlagen trotz abweichender mechanischer Eigenschaften die neuen Folien verarbeiten können, und ob diese Verpackungsanlagen angepasst werden können. Hierzu gibt aber auch Positivbeispiele.

    Die Tagung Barriere-Verbundfolien findet im zweijährigen Zyklus statt. Was waren Ihrer Meinung nach die größten Fortschritte in der Entwicklung innerhalb der letzten zwei Jahre? Können Sie Anwendungsbeispiele nennen?

    Auf meinem Arbeitsgebiet, den Barrierepapieren, sind mehrere Produkte auf den Markt gekommen, und es scheint so, dass der Markt diese Materialen annimmt. Was ich auch beobachte ist, dass das Thema Haltbarkeitsbestimmung und -simulation wieder eine größere Rolle spielt.

    Viele nachhaltigere Packstoffe (z. B. Biopolymere, recyclingfähige Verbunde oder Monomaterialien) können eine höhere Gasdurchlässigkeit aufweisen – welche für viele Lebensmittel aber völlig ausreichend ist. Simulationen erlauben hier ein Matchmaking, um den passenden Packstoff für das passende Lebensmittel und die passende Haltbarkeit zu finden.
    Auch an neuen Recyclingprozessen für Kunststoffverpackungen wird intensiv geforscht. Diesen sehen wir an den vielen Aufträgen meiner Kollegen, die den Recycling-Prozess „CreaSolv“ weiterentwickeln. Auffällig ist generell die hohe Aktivität der Verpackungshersteller in der Entwicklung neuer Materialien. Wir merken dies an der Zunahme von Entwicklungsaufträgen.

    Wo sehen Sie in naher Zukunft bahnbrechende Veränderungen im Barrierefolienbereich insgesamt und bezogen auf Barriere im Speziellen?

    Bahnbrechend ist vielleicht das falsche Wort. Viele Entwicklungen sind bereits vorhanden, z. B. die Bedampfung mit anorganischen Schichten im Vakuum. Bahnbrechend, wenn man dieses Wort verwenden möchte, ist die Weiterentwicklung, z. B. für die Anwendung auf Papier und Umsetzung am Markt. Daran hapert es oft.

    Ihr Thema lautet „Papier-basierte Barriere-Verbundmaterialien“. Was wird Ihre Kernaussage sein, und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Barriere auf Papier ist möglich. Diese Materialien werden von Endkunden gut angenommen. Wichtig ist jedoch, die Weiterentwicklung, d. h. nachhaltigere, rezyklierfähigere, effizientere Barrierebeschichtungen und die Optimierung der Recyclingprozesse. Bei dem letzten Punkt hoffen wir auf gute Kooperationen, um dies für unsere Materialien zu klären.

    Welche Vorteile und Marktchancen bieten Papier-biobasierte-Barriere-Verbundmaterialien gegenüber traditionellen Polymerverpackungen – auch in Hinblick auf die Nachhaltigkeit?

    Der Vorteil ist eindeutig: Papierverpackungen werden durch Endkunden emotional häufig wohlwollender angenommen als Kunststoffverpackungen. Papier besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und bei unsachgemäßer Entsorgung, also Littering, kann es sich in der Umwelt abbauen. Unabhängig davon hat auch Kunststoff seine unbedingte Existenzberechtigung. Was nachhaltiger ist, muss von Fall zu Fall ermittelt werden. Hier gibt es viele Graustufen. Hinzu kommt, dass sich die Produktions- und Recyclingverfahren weiterentwickeln. Daher ist die Nachhaltigkeit eines Materials nichts Statisches.

    Bei welchen Verpackungen wird es Ihrer Meinung nach mit der Barriere übertrieben und warum?

    Ich glaube, man sollte die Frage anders stellen: „Kann der Markt seine Anforderungen ändern, um besser recycelbare Verpackungen zu ermöglichen?“ Ja, indem Produkte schnell verkauft und zeitnah konsumiert werden. In diesem Fall können Abstriche bei der Barriere gemacht werden.

    Jedoch, und das ist wichtig, dürfen nachhaltige Verpackungen nicht zu mehr verdorbenen Lebensmitteln führen. In diesem Fall ist die gesamte Ökobilanz negativ.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft (Barriere-)Verbundfolien ein?

    Ich glaube der Markt wird langfristig wachsen. Momentan wird die Diskussion in unserer Industrie von dem Thema Nachhaltigkeit und Recycling geprägt. Das Thema Save Food wird sicherlich wieder an Bedeutung gewinnen und damit das Thema Barriere. Es ist für mich sehr traurig, das so zu sagen, aber falls der Klimawandel so wie prognostiziert eintritt, was ich nicht hoffe, ist mit Auswirkungen in der Lebensmittelproduktion zu rechnen. Das Thema Haltbarkeit und Barriere würde dann noch stärker an Bedeutung gewinnen.

    Unsere Teilnehmer möchten die Referenten auch gern persönlich besser kennenlernen. Deshalb noch eine letzte Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?

    Die letzten Jahre schrieb ich am Fraunhofer IVV meine Dissertation. Für so etwas braucht es immer etwas Begeisterung, die über rein berufliches Interesse hinausgeht.

    Martina Lindner studierte Verpackungstechnik (B.Eng.) an der Hochschule der Medien in Stuttgart sowie Milch- und Verpackungswirtschaft (M.Eng.) an der Hochschule Hannover mit Auslandssemestern in Indien und Kanada. Ihre Bachelorarbeit verfasste sie bei Sanofi-Aventis Deutschland GmbH mit dem Thema „Fraktografische Untersuchung von kontrolliert am Schmelzrand gebrochenen Zylinderampullen“. Ihre Masterarbeit erstellte sie in Kanada bei Winpak Heat Seal Packaging Inc. mit dem Thema “Implementation of a closed-loop validation for cold form foil”. Seit 2013 arbeitet sie beim Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Materialentwicklung und forscht im Bereich der Biopolymere sowie der Metallisierung von Papiersubstraten. Weiterhin ist sie Lehrbeauftragte für “Chemisch technologische Grundlagen der Lebensmittelverarbeitung” an der Hochschule Kempten.

  • Ich will meine Schokoladenverpackung zurück

    Ich will meine Schokoladenverpackung zurück

    Liebe Schokoladenverpacker,

    damals gab es noch die schönen Alu-Einwickler, die die Schokolade so richtig gut gegen alle Umwelteinflüsse schützten. Darüber lag ein glatter Papier-Einwickler, der sich beim Auspacken schon quasi selbstständig vom Alu ablöste. Das würde heute jeden Entsorger freuen. Da man sie nicht wieder verschließen konnte, brauchte niemand ein schlechtes Gewissen haben, 100 g in einem Rutsch zu genießen.

    Und dann kam die Folienverpackung, die mit Heißsiegelkleber versiegelt wurde und bei manchen Modellen sogar als Wiederverschluss funktionierte, wenn es denn dazu kam. Nach Gebrauch blieb eine Plastikfolie mit Klebstoff und Druckfarbe übrig, die man gern verbrannte oder aus der Parkbänke und andere Massenprodukte aus dem Non-Food-Markt hergestellt wurden. Es war die Monomaterialverpackung erfunden.

    Dann wollte das Marketing gern den Wiederverschluss noch verbessern und entwickelte fleißig weiter, bis dieses nun auch mit neuen „Klebstoffen“ gelang. Die perfekte Schokoladenverpackung schien geboren. Leicht zu öffnen, selbsterklärend im Gebrauch und aus Monomaterial. Das beste war dann vielleicht noch der Preisvorteil und die unglaublich präzise und schnelle automatische Verarbeitung der Plastikverpackung. Lange Haltbarkeit, Frische und gute Hygiene waren auch durch die kluge Materialwahl garantiert.

    Doch „plötzlich“ kamen die Umweltkatastrophen mit Klima- und Plastikkrise aus dem Nichts daher, und manche waren geneigt,  auf eine einlagige sogenannte umweltfreundliche Papierverpackung für Schokolade umzuschwenken – natürlich nur der Umwelt zuliebe. Das passt auch zum Biotrend, für den das Papier seit Jahren als Wunderwaffe gegen Umweltprobleme stilisiert wird. Und so entwickelten Papierhersteller künstliche Zusatzstoffe, die eine Barriere erzeugen sollten, damit das Papier auf das frühere Aluminium verzichten kann, aber trotzdem aroma- und schadstoffdicht daher kommt. Ein Barrierepapier zu 100% nachwachsend und recyclingfähig? Ist das denn dann auch sofort umweltfreundlicher und besser als die doch so ideale und gut etablierte Folienverpackung mit Wiederverschluss, die sich so lange und stetig weiterentwickelt hatte?

    Ich möchte meine preiswerte, frische, hygienische, leicht zu öffnende, wiederverschließbare und gut zu entsorgende Plastikverpackung zurückhaben.

    Ein Aufruf zum Augenmaß an Entwickler und Entscheider zur Vermeidung von Verschlimmbesserung – im Detail teilweise überspitzt formuliert von Karsten Schröder

  • Lebensmittelrecht und Verpackungen in Europa (D, A, CH)

    Lebensmittelrecht und Verpackungen in Europa (D, A, CH)

    Am 23./24. Oktober 2019 ist das Steigenberger Hotel Remarque wieder Veranstaltungsort für die im zweijährigen Rhythmus stattfindende Innoform-Tagung Lebensmittelrecht und Verpackungen in Europa (D, A, CH).

    Die Teilnehmer erfahren Hintergrundinformationen zu Gesetzes-Neuerungen aus der EU, Deutschland und der Schweiz, aber auch zu Regelwerken rund um den Globus und “rechtliche” Anforderungen religiöser Gruppen an Lebensmittelverpackungen.

    Im Fokus des Expertentreffs stehen die

    • Risikobewertung nicht gelisteter Substanzen
    • Screening-Methoden, auch von NIAS (non-intentionally added substance)
    • MOSH/POSH und MOAH
    • Bewertung von Maschinen und Anlagenteilen in Kontakt mit Lebensmitteln
    • Packmittel-Sensorik und ihre Aussagekraft
    • theoretische und prüftechnische Bewertung der Eignung von Packmitteln für Lebensmittel

    Weitere Themen sind neben den Anforderungen an lebensmitteltaugliche Recyclingpapiere, Barrieren und papierbasierte MMML sowie Regenerate und ihre Herausforderungen bei der Konformitätserklärung auch die Produktsicherheit für die Verwendung von Druckfarben für Lebensmittelverpackungen sowie die Klebstoffbewertung und -prüfung.

    Diese Tagung ist für mehr Sicherheit bei Folienverpackungen konzipiert worden und bietet Raum für Kontaktpflege und individuelle Gespräche.

    Das detaillierte Programm finden Sie hier. Sie benötigen weitere Informationen oder möchten sich anmelden? Rufen Sie uns an unter +49 5405 80767-0 oder schicken Sie eine E-Mail an coaching@innoform.de.

  • Holger Eschenburg über die Problematik und den Neustart von Monomaterial und BOPP?!

    Holger Eschenburg über die Problematik und den Neustart von Monomaterial und BOPP?!

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Nach meiner 27-jährigen Tätigkeit in der flexiblen Verpackungsindustrie bin ich sicherlich sehr gut vernetzt. Dennoch bin ich auf den Austausch und das Networking beim Inno-Meeting sehr gespannt. Speziell zu den aktuellen Themen „Recycling & Reduzierung von Plastik“ freue ich mich auf interessante Gespräche und den Erfahrungsaustausch.

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Neustart heißt für mich heute „Umdenken” in der flexiblen Verpackungsindustrie: Nicht nur auf alt bewährte Verpackungen/Barrieren vertrauen, sondern über den Tellerrand hinausschauen und versuchen, mit den neuen, aktuellen Möglichkeiten den Anforderungen Recycling & Plastik-Reduzierung gerecht zu werden.

    Ihr Thema lautet “Neustart für Monomaterial und BOPP?!” Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Typische Standard-Verbunde bestehen heute aus Mischmaterialien, z. B. PET/OPP/PE, sowie met. Folien und Aluminiumfolien. Diese sind nach dem aktuellen Stand der Recycler problematisch bei der werkstofflichen Aufbereitung von Kunststoffen. Hier möchte ich die Zuhörer auf den aktuellen Stand der Technik bringen, wie Barrieren, Siegeleigenschaften etc. aus  OPP erreicht werden können. Ansätze für die eigene Umstellung, insbesondere zum Thema Recycling, können dann erfolgreich genutzt werden.

    Das Thema, Verpackungsfolien recyclingfähig zu bekommen, beschäftigt Sie sehr. Warum sprechen Sie von Neustart? Ist die Akzeptanz von Monomaterial und BOPP bei Verpackungsverwendern in den letzten Jahren aufgrund der neuen Verpackungsordnung größer geworden oder gibt es noch andere Gründe?

    In der Vergangenheit habe ich häufig in Kunden-Meetings neue Folien präsentiert. Oft bekam ich Antworten wie: „Nein, wir bleiben beim Altbewährten. Hier wissen wir, dass unser Produkt ausreichend Barriere und am Ende des Shelf Lifes unsere geforderte Qualität erreicht.“ Oft hat man die maximal möglichen Barrieren der am Markt erhältlichen Verpackungsmaterialien ausgenutzt. Leider waren Nachhaltigkeit, Recycling und Vermeidung von Plastikabfall meist kein Thema – sicherlich aus Kostengründen.

    2018 war ich hauptsächlich zum Thema Recycling unterwegs. Ich durfte feststellen, dass ein Umdenken stattgefunden hat. Kunden sind heute bereit zu testen und sind offen für neue Ideen. Hier möchte ich aus meinem Erfahrungschatz der letzten Monate berichten und Möglichkeiten aufzeigen, aktuelle Standard-Verbunde „Ready for recycling“ auszurüsten.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Der Konsument erwartet heute gewisse Haltbarkeiten von Produkten, z. B. Tee 3 Jahre, Müsli 12 Monate, Schokoladenkekse 12 Monate etc. Logistik, wie Transporte nach Übersee, machen hohe Wasserdampfbarrieren nötig. Die große Frage, die sich stellt: Muss innerhalb Europas immer eine maximale Haltbarkeit erreicht werden oder können wir diese reduzieren und damit die Türen für neue nachhaltige Verpackungen öffnen?

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Als Angestellter eines Polypropylen-Herstellers muss ich sagen, dass ich der aktuellen Entwicklung ganz gelassen entgegen sehe. Aus meiner Sicht ist das Thema der Zukunft “Recycling und die Wiederverwertung von Verpackungsmaterialien”. Polyproplyen-Folien bieten hier mit den neuen Technologien hervorragende Möglichkeiten. Und: Das Wichtigste ist, dass der Kreislauf wirklich geschlossen werden kann. In den nächsten Jahren werden wir sicherlich Post consumer recyceltes Polypropylen wieder zu einer Folie mit direktem Lebensmittelkontakt verwerten können.

    Bei Folien auf Basis nachwachsender Rohstoffe, biologisch abbaubar etc. sehe ich sicherlich die Tatsache, dass die Folien auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt werden, aber am Ende in der thermischen Verwertung landen. Denn: Nicht jeder hat einen Kompost zu Hause bzw. nicht immer wird die Folie den richtigen Weg in die braune Tonne finden.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Ich bin begeisterter Wassersportler. Neben Windsurfen und Segeln verbringe ich viele Stunden auf dem MTB und mache die Berge rund um Köln unsicher.

    Holger Eschenburg (Betriebswirt), Außenwirtschaft an der Aufa in Köln. Seit 1992 arbeitet er in verschiedenen Positionen bei der Firma UCB/Innovia Films im Vertrieb. Er kennt sich besonders gut aus mit der Folienextrusion von Gieß- und Blasfolie sowie mit Barrierefolien (top coationgs EVOH/Alox) und dem Recycling von Folien auf Basis nachwachsender Rohlstoffe.

    Aktuell ist er für den Vertrieb Zentral & Nord Europa zuständig.

     

  • Referenteninterview mit Dominik Haug

    Referenteninterview mit Dominik Haug

    Dominik Haug studierte Betriebswirtschaftslehre mit Fokus auf Marketing, Logistik und Controlling. Darüber hinaus absolvierte er ein Executive Master of Business Administration an der Business School der RWTH Aachen. Er arbeitete u. a. im Handel bei Lidl, in der Lebensmittelindustrie bei Lactalis und Hochland sowie in der Verpackungsindustrie bei SIG Combibloc. Als Product-, Project- und Brand-Manager sammelte er dabei im Life Cycle Management und Product Development wertvolle Erfahrungen, die er heute als Geschäftsführer und Gründer des Startups yummypack gewinnbringend einbringen kann.
    Mit der Gründung und Markteinführung von yummypack setzt die Unternehmung yummypack neue Maßstäbe in der Verpackungsindustrie mit dem Angebot von individualisierbaren und nachhaltigen Verpackung für B2B und auch B2C Kunden.

    Sie tragen auf der 6. Standbeutelkonferenz von Innoform vor. Was ist die Kernaussage Ihres Beitrages?
    Die zunehmend globale Vernetzung und radikale Digitalisierung unserer Gesellschaft prägt maßgeblich den Wandel unseres Konsumverhaltens. Ein gegenläufiger Megatrend im Rahmen dieser Entwicklung ist der wachsende Wunsch nach Individualisierung und Personalisierung. Überwiegend zeichnen sich erfolgreiche Produkte dadurch aus, dass Kunden frühzeitig in den Produktentstehungsprozess mit einbezogen werden und so Produkteigenschaften, -funktionen und Serviceleistungen mit Kundenbedürfnissen verknüpft werden. Mass Customization wird, verstärkt durch die stetig wachsenden, technologischen Möglichkeiten, immer mehr zum Erfolgsmodell.

    Viele Beispiele bekannter Marken der Konsumgüterindustrie, wie z. B. mymüsli, Nespresso, Nutella, Coca-Cola und Nivea zeigen auf, dass der Wunsch nach personalisierten Produkten auch in etablierten Konsumgütersparten Eingang findet. Das geschieht in Form neuer Produkte, Services oder auch Geschäftsmodellinnovationen, die die jeweilige Sparte ergänzen oder sogar grundlegend verändern können. Alle Unternehmen aus dem Bereich FMCG’s (Fast-Moving-Consumer-Goods), aber auch deren Zulieferer sowie die Verpackungsindustrie, sind gezwungen, sich mit dem Spannungsfeld zwischen Mass Production einerseits und Mass Customization andererseits auseinanderzusetzen.

    yummypack zeigt mit einem neuen Plattform-Konzept, kombiniert mit nachhaltigen Standbeuteln – unseren yummypacks – wie durch neue technische Möglichkeiten ein neuer und alter Markt neu definiert und bedient werden kann.

    Welche Zuhörerschaft wünschen Sie sich und warum?
    Das Geschäftsmodell von yummypack steht im Grunde nicht in Konkurrenz zu bestehenden Marktteilnehmern. Es bietet vielmehr die Gelegenheit, durch Partnerschaft gemeinsam Bestands- und Neukunden, die z. B. losgrößenbedingt uninteressant sind oder kurzfristige Lieferungen bedürfen, bedarfsorientiert zu bedienen. Mit wachsendem Absatz bzw. Expansion suchen wir darüber hinaus Partner, die wir in unsere Prozesskette integrieren können. Auch wollen wir unsere Umweltperformance weiter steigern und suchen hierfür weitere Partner und Lieferanten.

    Wie schätzen Sie insgesamt die Entwicklung des Standbodenbeutels (SUP) bezogen auf Ihr Tätigkeitsgebiet ein?
    Der Standbodenbeutel ist ein ausgewogenes Multitalent: Er ist vergleichsweise preislich attraktiv, bietet Vorteile im Bereich Umwelt, Sicherheit und Gesundheit
    und darüber hinaus besitzt er ein hohes Maß an Flexibilität und Verbraucherfreundlichkeit. Zusätzlich ist der Standbodenbeutel sowohl für den B2B als auch für den B2C Markt geeignet. Das sind beste Voraussetzungen, damit wir in unserem Markt wachsen können.

    Warum haben Sie sich bei Ihrer Plattform für standardisierte Standbeutel entschieden und was kommt als nächstes?
    Standbodenbeutel sind die absoluten Leichtgewichte unter den Verpackungen. Sie bieten hervorragende Eigenschaften insbesondere in Bezug auf Barriere, Convenience und Nachhaltigkeit. Mit dem verwendeten Papierverbund gehören yummypacks zu den umweltfreundlichsten Verpackungen ihrer Art. Sie kann man wie ein Fotobuch nach Belieben online auf unserer Plattform selbst und individuell gestalten und zu Hause selbst oder im mittelständischen Betrieb mit Maschinen befüllen. Die Erfolgsfaktoren sind:  Yummy-Qualität in kundenindividuellen Yummypacks.

    Neue technologische Möglichkeiten und Materialien wollen wir für noch mehr Nachhaltigkeit und noch individuellere Verpackungsformen einsetzen. So arbeiten wir beispielsweise bereits an einer Verpackung, die bis zu 100% aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.

    Worin sehen Sie die Gründe für das stetige Wachstum des Standbeutelmarktes?
    Convenience, Sichtbarkeit im Regal,  flexibler Einsatz, Preis und Umweltperformance sind nach unseren eigenen Marktforschungen die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Markt. Darüber hinaus trägt aber auch die relativ einfache Herstellung und Weiterverarbeitung zum Erfolg dieser Verpackungsform bei. Flexibilität in Form und Verbund sowie in neuen technischen Möglichkeiten, wie zum Beispiel dem Digitaldruck, begünstigen darüber hinaus ein stetiges Wachstum des Standbodenbeutelmarktes.

    Wie ordnen Sie den Standbeutel bezogen auf die Forderung nach Kreislaufwirtschaft ein?
    Wir verfolgen mit unseren yummypacks eine besondere Form der Nachhaltigkeit und einen zweigleisigen Ansatz der Kreislaufwirtschaft.

    Heute schon bestehen unsere yummypacks aus bis zu 80% nachwachsenden Rohstoffen. Derzeit setzen wir noch PET im Verbund ein, welchen wir aber bald durch alternative Lagen ersetzten werden, um auf bis zu 100% nachwachsende Rohstoffe zu kommen. Ein wichtiger Bestandteil – auch heute schon – ist dabei Papier. Dieses Papier ist FSC® zertifiziert – also aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

    Unser aluminiumfreier Papierverbund ist recyclebar und ähnelt einem Getränkekartonverbund, welcher – obwohl eine Aluminiumlage enthalten – als ökologisch vorteilhaft gilt. Die führenden Unternehmen der Kartonverbundindustrie setzten auch hier alles daran, die Recyclingquote stetig zu erhöhen und den ökologischen Fußabdruck auch durch Verbundoptimierung weiter zu senken. Diesen Pfad wollen wir ebenso mitgehen.
    Doch auch der nicht recycelte Anteil eines Papierverbundes, welcher aus 100% nachwachsenden Rohstoffen besteht, sollte in ein positives Licht gerückt werden: Ähnlich einem Eigenheim mit einer Palletheizung wird eine traditionelle Müllverbrennungsanlage (die auch noch Schadstofffilter verwendet) plötzlich zu einem ökologisch ausgeglichenen, sinnvollen Energieerzeuger, oder nicht?

    Welches Standbeutelkonzept hat Sie ganz besonders beeindruckt?
    Im vergangenen Jahr haben viele Anbieter fast zeitgleich verschiedene Papierverbunde u. a. ohne Aluminium im Bereich Standbeutel für flüssige und haltbare Produkte auf den Markt gebracht. Überzeugt von der Nachhaltigkeit des Kartonverbund ist, haben wir einen zuverlässigen, d. h. bereits markterprobten, Papierverbund als nachhaltige Grundlage einer onlinebasierten Plattform in Kombination mit Digitaldruck gesehen. Nachhaltigkeit und Individualisierbarkeit sind dabei die wesentlichen Merkmale unseres Geschäftsmodells. So laufen bereits mit vielen Kunden spannende Konzepte und erste Tests, die diese Vorteile  für sich nutzen.

    Was empfehlen Sie einem Markeninhaber, der mit Pouches starten möchte?
    Frei nach den neusten Methoden des Innovationsmanagements – einfach, aber systematisch testen. So erstellen wir losgrößenunabhängig für unsere Kunden yummypacks mit verschiedenen Verpackungsdesigns, um z. B. Testmärkte günstig und agil durchführen zu können. Co-Packer können darüber hinaus helfen, Investitionen in eigenes Abfüllequipment zeitlich zu verschieben – oder ganz zu vermeiden.
    Darüber hinaus sollten neue technische Möglichkeiten genutzt werden, damit idealtypische Produktlösungen dem Kundenbedürfnis entspricht. So haben z. B. alle yummypacks individuelle QR Codes, mit denen nicht nur der Logistikprozess kontrolliert werden kann, sondern auch innovative Produktkonzepte mit ebenso innovativen Marketing- und Saleskonzepten, ähnlich wie z. B. dem Erfolgsrezept von mymüsli, kombiniert werden können.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit?
    Meine Familie.

     

  • Barriere – so viel wie nötig, so wenig wie möglich

    Barriere – so viel wie nötig, so wenig wie möglich

    Die meisten Lebensmittel werden mit guten Barrierematerialien verpackt. Das ist gut so, sagen die einen. Das muss nicht sein, sagen die anderen. Schon seit Jahren geht es nicht mehr nur darum, eine möglichst gute Barriere zu garantieren, sondern diese an die Anforderungen anzupassen. Das geschah aus ökonomischen Überlegungen heraus. Nun kommt der Aspekt der Nachhaltigkeit und zunehmend der Rezyklierbarkeit hinzu. Was heißt das konkret für Barrierefolien und Verpackungen mit Barrieren insgesamt? Welche Neuerungen gibt es, um z. B. migrierende Substanzen aus Regranulaten oder Umverpackungen vom Produkt fernzuhalten?

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    Zunehmend geraten Verpackungen in den Fokus der Medien und Verbraucher. Das ist nicht gerade nachhaltig, und nicht umsonst fragen sich mehr und mehr Verbraucher, warum eine Gurke in Folie eingepackt sein muss. Manchmal wird es mit der Verpackung eben übertrieben. Selten ist das bei Barriereverpackungen der Fall. Diese dienen dem Produktschutz – nach wie vor der wichtigsten Aufgabe einer Verpackung.

    Referenten der Kooperationsveranstaltung Barriere-Verbundfolien – nachhaltig und effizient am 13./14. September 2017 liefern Argumente für Verpackung und für Nachhaltigkeit gleichermaßen.

    innoform_logo_Blog_2011Welche Barriere eignet sich jetzt für welche Füllgüter? Was kann Papier mit Barriere heute leisten und wie funktionieren Barriereschichten für Monomaterialien zur besseren Rezyklierbarkeit? Diesen und anderen Fragen stellen sich namhafte Experten auf der Tagung Barriere-Verbundfolien – nachhaltig und effizient am 13./14. September 2017 in Würzburg.

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    Die Referenten beleuchten  etablierte und optimierte Lösungen ebenso wie Neuentwicklungen im Bereich der perfekten – sprich angepassten – Barriere und den Nutzen von Hochbarriereverpackungen in Relation zur verlängerten Haltbarkeit. Neuigkeiten und Entwicklungen der Sperrschichtfolien der letzten zwei Jahre werden unter die Lupe genommen. Neben hochwertigen Vorträgen profitieren Teilnehmer von vielen Kontaktmöglichkeiten und fachlichem Austausch mit Branchenteilnehmern entlang der Lieferkette.

    Im Vorfeld der Tagung haben wir die Referenten um ein Interview gebeten, das wir in unserem Blog veröffentlichen werden. Schauen Sie also regelmäßig vorbei und erhalten Sie schon jetzt einen Eindruck von den Inhalten der Tagung.

    Kontakt:
    Innoform Coaching GbR
    Stüvestraße 25
    49205 Hasbergen
    Tel.: +49 (0)5405 80767-0
    E-Mail: coaching@innoform.de
    www.innoform-coaching.de

     

     

  • Interview mit Klaus Renz (expe.renz) zur 5. Europäischen Standbeutel-Konferenz

    Interview mit Klaus Renz (expe.renz) zur 5. Europäischen Standbeutel-Konferenz

    1. Sie tragen auf der 5. Standbeutelkonferenz von Innoform vor. Was ist die Kernaussage Ihres Beitrages?

    Der Vortrag zeigt am Beispiel einer Standbeutelpackung einschließlich eines Spouts die Möglichkeit, wie aus einem PP-Einstoffverbund mit Barriere die Vorgaben einer werkstofflichen Verwertung erfüllt werden können. Die Versiegelung mit Ultraschallwerkzeugen spielt dabei eine wesentliche Rolle.

    2. Welche Zuhörerschaft wünschen Sie sich und warum?

    Ich wünsche mir eine Zuhörerschaft, die sich aus Rohstoffherstellern, Herstellern von Extrusionsequipment, Druckspezialisten, Verpackungs- und Konfektionsmaschinenherstellern, Marketingexperten und Endkunden zusammensetzt, um alle offenen Fragen, wie sie bei der Vorstellung von Neu- und Weiterentwicklungen auftreten, durchgängig diskutieren zu können.

    3. Wie schätzen Sie insgesamt die Entwicklung des Standbodenbeutels (SUP) bezogen auf Ihr Tätigkeitsgebiet ein?

    Innovative Druck-, Kaschier- und Siegelverfahren erfordern gerade im Standbeutelbereich eine zunehmende Beratungskompetenz auf hohem Niveau.

    4. Was empfehlen Sie einem Markeninhaber, der mit Pouches starten möchte?

    Nach meinen bisherigen Erfahrungen bietet die Standbeuteltagung eine sehr gute Marktübersicht mit einem breiten Spektrum an Endanwendungen. Das hohe Niveau der Vorträge und ein immer fachkundigerer Zuhörerkreis sorgen für ein hohes Maß an Informationsmöglichkeit, bis ins Detail.

    5. Welche Innovationen bewegen Sie zur Zeit besonders im Flexpack Markt – abgesehen vom SUP?

    Interessante Möglichkeiten ergeben sich aus meiner Sicht zunehmend durch die hohe Flexibilität des Digitaldruckverfahrens. Ein Trend zur transparenten Barrierefolie scheint erkennbar. Und natürlich wird die werkstoffliche Verwertbarkeit von Folien mit Barriere zunehmend eine Rolle spielen.

  • Warum ist der Beutel so erfolgreich?  oder anders:  Der wiederverschließbare Beutel  und die unsinnige Schiene

    Warum ist der Beutel so erfolgreich? oder anders: Der wiederverschließbare Beutel und die unsinnige Schiene

    Die Erfolgsgeschichte des Standbodenbeutels, heute aus keinem Verkaufsregal mehr wegzudenken, begann mit seiner Patentierung durch die Brüder Doyen vor 54 Jahren. Bis zur Mitte der 80er Jahre war der Standbodenbeutel eher eine Randerscheinung und stach nicht gerade durch Anmutung und Konvenienz hervor.

    Seine Verbreitung war auf Oliven Olivenund ein Kindergetränk beschränkt. Diese Beutel waren und sind stets vorgefertigt. Zum Füllen und Verschließen gab es vorwiegend Maschinen von Thimonnier oder Indag, dem technischen Unternehmen von Wild und Lizenznehmer von Doy-Pack. Dort war ein System entwickelt worden, welches noch heute die Markenrechte dieses Beutels CAPRI SONNE inne hat und verteidigt. Das Material ist nach wie vor auf der Basis PET/AL/PE aufgebaut und im Laufe der Zeit technisch und wirtschaftlich optimiert worden.

    Mit der Einführung der Verpackungsordung ab 1989 übernehmen Verpackungshersteller zunehmend die Verantwortung, die Entsorgung ihrer Produkte und der Standbeutel entwickelt sich zu einem starken Konkurrenten anderer, vorwiegend stabiler Behälter: Es werden immer häufiger Verpackungen mit einem geringeren Gewicht und einem gegen null gehenden Leervolumen entwickelt, kontinuierlich steigen die Mengen der Beutel an.

    Dennoch beliefen sich die Mengen 1998 gerade mal auf 4,1 Milliarden Beutel, von denen 87 % auf Capri Sonne entfallen, während die Menge der Beutel mit Wiederverschluss vor 18 Jahren noch unbedeutend war.

    Mengenverteilung_Capri-Sonne_andere_Beutel
    Mengenverteilung Capri-Sonne und andere Beutel Quelle: Allied Development

     

     

     

     

     

     

    Wenige Maschinen waren für die Herstellung und das Befüllen von Beuteln mit Wiederverschluss erhältlich, und die Leistung der verfügbaren Anlagen war sehr gering. Inzwischen sind weltweit über 6 Milliarden Beutel mit einem Ausgießer versehen, und bis 2020 wird eine Verdoppelung dieser Mengen prognostiziert. Dieser Mengenzuwachs in so kurzer Zeit hat Gründe:

    • On the go
    • Convenience
    • Umwelt
    • Kosten

    Der Standbodenbeutel kommt einer Generation entgegen, die sich nicht mehr die Zeit nimmt, in Ruhe Nahrung zu sich zu nehmen.

    Convenience und Umweltfreundlichkeit werden dabei kritisch diskutiert, und jeder findet ein Argument dafür oder dagegen. Neben dem Erfolg des Produktes haben Hersteller insbesondere die Kosten im Fokus und müssen bei einer Entscheidung zugunsten oder gegen den Standbeutel drei Aspekte betrachten:

    • Beutel (Folie und Ausgießer)
    • Verarbeitungsmaschine
    • Produkt

    Die Folie ist die Haut des Beutels. Die Barriereeigenschaften der Folie und die Formenvielfalt  sind soweit fortgeschritten, dass fast alles möglich ist. Die rechteckige Form mit der schlechten Standfähigkeit gehört der Vergangenheit an. Auch die Anforderungen nach verbesserter Barriere für andere Produktgruppen sind erfüllt, ohne dass das Material selbst erheblich teurer wurde. Fensterausschnitte zur realen Betrachtung des Produktes sind ebenso möglich wie auch die Substitution von Aluminium. 

    Durch Mengensteigerungen dieser Verpackungsart sind inzwischen auch attraktive Preise für Gebindegrößen bis 300 ml erreicht.        

    Der Ausgießer ist zum wichtigsten Bestandteil der Verpackung geworden. Diente er anfangs nur dazu, den Inhalt der “Nachfüllverpackung” bequemer in andere stabile Gebinde umzufüllen, so ist der Beutel mit dem Wiederverschluss inzwischen zur “Primärverpackung” aufgestiegen.

    Beutelflasche_Frosch
    2-Liter-Beutel Frosch

    1989 präsentierte Werner&Mertz in Europa den ersten 2-Liter Beutel mit einem wiederverschließbaren Ausgießer. Wie alle bis dahin angebotenen Beutel wurde dieser Beutel durch die verbleibende obere Kopfnaht gefüllt und verschlossen. Diese Methode des Füllens und Verschließens bereitete viele Probleme und war dazu auch noch sehr langsam.

     

     

    Spout_2Mittlerweile hat der Ausgießer fast immer eine technische Führung: Mit dieser technischen Führung können ca. 50 Beutel aufgereiht auf einer Schiene hängend der Füllmaschine besser zugeführt, durch den Ausgießer befüllt und dann verschraubt werden. Außerdem können die Beutel so besser transportiert und vereinzelt werden.

     

     

    Die Füllmaschine nähert sich damit einer Verschraubmaschine für Spout_1Flaschen an, wobei der Beutel im Gegensatz zur Flasche (fast) luftleer ist und beim Füllen entlüftet werden muss.

    Mit dem Druck des Produktes wird der Beutel geöffnet und nimmt dadurch – stark schaumreduziert – den Inhalt schnell durch die meist kleine Öffnung auf. Danach wird – wiederum an der technischen Führung – der Ausgießer mit dem gefüllten Beutel zur nächsten Station geführt und verschraubt.

    Entwickelt wurde diese Führung von der Firma Hosokawa in Japan, wo sie unter dem Namen Cheer Pack vermarktet wird. In Europa und USA wird das System von GUALA vermarktet.

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    Ob in USA oder China

    Heute  sind  fast  alle  Beutel  mit  Ausgießer  nach  diesem  Prinzip aufgebaut. Die Packungen können schnell und sauber verarbeitet werden.  Außerdem werden mit diesem System die Leistungen der Füllmaschinen erheblich gesteigert und so die Kosten reduziert.

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    … Beutel mit Ausgießer in jeder Form

    Die Verarbeitung des Beutels auf der Schiene hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Beutel heute seinen festen Platz im Regal hat: Weltweit werden 6 Milliarden Packungen jährlich produziert. Neben der Verdoppelung der Mengen in den kommenden vier Jahren werden weitere Entwicklungen wie die Formgebung und die Wiederverwertung sowie das  Kompostieren erwartet.

     

     

    Die Maschinen zur Verarbeitung des Beutels spielen dabei eine zentrale Rolle. Drei verschiedene Systeme stehen zur Verfügung:

    Füllen-Verschrauben (FC)

    Formen-Füllen-Siegeln (FFS)

    Einsetzen-Füllen-Verschrauben (IFC)

    Maschinen zum Füllen  und  Verschrauben (FC) arbeiten nach dem System GUALA und verarbeiten Beutel mit eingesetztem Ausgießer. Diese werden schon beim Packmittellieferanten mit dem Ausgießer versehen und auf Schienen aufgereiht. Die Zuführung zur FC-Maschine ist über die technische Führung am Hals des Ausgießers möglich. An dieser Führung wird der Beutel während der Verarbeitung gehalten. Um eine Zuführung der einzelnen Beutel nicht  manuell zu vollziehen, werden Schienen eingesetzt, die  je nach Größe des Ausgießers mit ca. 40 bis 70 Beuteln bestückt sind. Die Verschlusskappen werden separat geliefert. Eine automatische Zuführung dieser Beutel ohne eine Schiene ist technisch denkbar, ist aber noch nicht verwirklicht und wahrscheinlich sehr teuer.

    Diese Verarbeitung ist mit einer Flaschenfüllmaschine vergleichbar. Der Packmittellieferant trägt die Verantwortung für die Qualität des Beutels und wird dem Käufer eine Angabe zur Häufigkeit eventueller Undichtigkeiten im ‰-Bereich nennen. Bei dieser Form der Herstellung hat der Produkthersteller das Risiko auf den Lieferanten des Packmittels verlagert, wofür er einen entsprechend höheren Preis zahlt.

    Mit ca. 1.800 Einheiten sind FC-Maschinen weltweit im Einsatz. Sie ermöglichen eine sichere und risikolose Verarbeitung des vorgefertigten flexiblen Gebindes. Der Systemanbieter stellt dem Verarbeiter also nicht nur die Maschine, sondern  auch das Packmittel. Inzwischen haben sich auch andere Lieferanten auf dieses Schienensystem eingestellt und bieten vergleichbare Systeme an.

    Die FFS-Maschinen zum Formen – Füllen – Siegeln haben sich seit 1980 kontinuierlich den Markt der trockenen Produkte erobert. Der Standbeutel wird im Fertigungsprozess hergestellt: Von der Folienrolle wird der Beutel mit seiner Bodenfalte geformt, vereinzelt und das Produkt wird in den oben geöffneten Beutel gefüllt. Nach dem Füllen des Beutels wird der montierte Ausgießer (das Unterteil mit der bereits verschraubten Kappe) in die Kopfnaht des Beutels eingesetzt. Der gefüllte Beutel wird gestreckt, um eine gute Verschweißung in der Kopfnaht zu erreichen. Bei diesem Vorgang steigt der Pegel des Füllgutes nach oben. Damit besteht die Gefahr, dass das Füllgut die Schweißnaht kontaminiert. Dies ist besonders risikoreich bei schäumenden Produkten. Hinzu kommt nicht nur, dass der Beutel oben verschlossen wird, sondern dass der Ausgießer in diese Naht integriert werden muss, wozu ein einfacher Siegelvorgang nicht ausreicht.

    Bei diesem Vorgang  können aus verschiedensten Gründen Leckagen entstehen, was bei flüssigen Produkten im flexiblen Beutel beachtet werden muss. Deshalb werden diese Maschinen vorwiegend für trockene Produkte in allen Segmenten eingesetzt.

    Für nasse Produkte sind zu mehr als 90 % vorgefertigte Beutel im Einsatz. Für diese Produktkategorie sind die Entnahme und der Wiederverschluss durch den Ausgießer von großer Bedeutung.

    Auch die Systemanbieter von FFS-Maschinen haben sich auf den Bedarf eingestellt, Schienensysteme und Packmittel zu liefern.

     

    SchienenVerschiedene Schienen für unterschiedliche Ausgießer

    Die Schienen sind damit ein integraler Bestandteil und ein notwendiges Übel, um die Beutel  zum Füllen und Verschrauben der Maschine zuzuführen. Eigentümer der Schienen ist in der Regel der Packmittellieferant. Er berechnet diese Schienen (pro Schiene € 00,20 bis – 00,80) und gibt Teilgutschriften, wenn diese leer und kostenfrei wieder zurückgeliefert werden.

    Neben dem zusätzlichen Vorlumen liegt der Nachteil dieses etablierten Systems in erheblichen, meist unterschätzten logistischen Problemen und Transportkosten. Zusätzlich müssen die Schienen gereinigt werden, bevor sie wieder eingesetzt werden können.

    Der Vorteil neben den geringen Kosten für die Beschaffung der Anlage ist, dass die sichere Bereitstellung des fertigen Packmittels in der Verantwortung des Lieferanten liegt.

    Bei einer vorausgesagten Verdopplung der Beutel mit Wiederverschluss bis 2020 ist es angebracht, über das System der Schienen nachzudenken:

    In der zurückliegenden Zeit hatte sich das Schienensystem bei relativ geringen Mengen an verkauften Produkten im Beutel bewährt. Heute sind die Mengen erneut gestiegen. Im vergangenen Jahr sind in Europa 25 Milliarden Beutel verbraucht worden. Davon sind 8 Milliarden mit einem Ausgießer versehen. Wenn nur 50 % dieser Beutel auf Schienen geliefert werden (50  Beutel/Schiene), dann ergeben sich 80 Millionen Schienen. Bei 10 Umläufen pro Jahr  sind 8 Millionen Schienen stets in Umlauf.

    Passen ca. 800 leere Schienen in eine Palettenbox, dann sind das 10.000 Paletten-Stellplätze, die wechselseitig Lieferant und Käufer belasten. Auf das Jahr gerechnet sind es aber 100.000 Stellplätze.

    Alleine diese Zahlen müssen zu einer neue  Betrachtung führen, und wenn wir von Nachhaltigkeit reden, ist dieses umso notwendiger. Daraus resultiert eine neue technische Lösung, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt.

    Die Maschine zum Einsetzen – Füllen – Verschrauben (IFC)

    ist die Lösung für größere Mengen ohne Schienen. Bisher wurde der Ausgießer meist beim Packmittellieferanten in den Beutel eingesetzt. Diese Technologie ist inzwischen so sicher, dass dieses vor der Füllmaschine durchgeführt werden kann. Inzwischen bieten verschiedene Anbieter dieses System an. Maschinen mit Leistungen von 100 bis 250 Beutel pro Minute sind im Markt. Neben dem Vorteil, ohne Schiene zu arbeiten, bietet das IFC-Verfahren auch Kostenvorteile: Vorgefertigte Beutel und Ausgießer mit passenden Kappen zu kaufen, ist günstiger und vor allem risikoloser.

    Layout IMA 250 ppm
    Layout IMA 250 ppm

    Seit über 10 Jahren setzt ein großer Hersteller von medizinischen Produkten dieses Verfahren ein. Seit 2 Jahren kommt hinzu, dass die Verarbeitung mit Ultraschall möglich ist. Sowohl die Herstellung der Beutel als auch das Einschweißen der Ausgießer ist erfolgreich mit der Ultraschalltechnik eingeführt. Sie bietet Vorteile wie kleinere Schweißnähte und damit geringeren Folienverbrauch und geringeren Energieeintrag.

    Widmann
    Layout Widmann SIF-100

    Damit ist eine entscheidende Weichenstellung für den Beutel und seine Verarbeitung erreicht.

    Die weltweite Mengenentwicklung an Beuteln in den letzten 15 Jahren hat sich rasant entwickelt, wie Schönwald Consulting darstellt. Die Prognose für Beutel mit Ausgießer für 2018 liegt schon bei über 63 Milliarden weltweit, was noch einmal die Notwendigkeit zur Entwicklung einer verbesserten Maschinentechnologie unterstreicht.

    Mengenbetrachtung_Beutel_Ausgiesser
    weltweite Mengenbetrachtung Beutel mit und ohne Ausgießer 2013 bis 2018

    Anbieter sind unter anderen: Layout Widmann SIF-100, Thom, Waldner, Indag, IMA, Toyo Jidoki und Widmann

    Indag
    Layout INDAG Aseptik

    Ich bin bei meinen Betrachtungen zur Schiene von weitaus geringeren Zahlen ausgegangen, weil ich mich auf Europa fokussiert habe. Bei einer globalen Betrachtung wird dies Problem noch einmal deutlicher.

    Hieraus folgt, dass das Maschinenkonzept zum Einsetzen, Füllen und Verschrauben das sicherste Verfahren ist, eine flexible Einkaufspolitik ermöglicht und auch einen Kostenvergleich mit FFS nicht zu scheuen braucht.

    Henno Hensen

    Hensen Consult

    im März 2016

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Verbundfolien in der Anwendung – Basiswissen zum Anfassen

    Verbundfolien in der Anwendung – Basiswissen zum Anfassen

    Sie erhalten als Einsteiger ins Folienverpackungsgeschäft einen praxisbezogenen Überblick über unterschiedliche Verbundfolien sowie deren Charakterisierung und Prüfung. Im Vordergrund stehen Anwendungen und Einsatzzwecke in der Verpackungsindustrie. In Praxisteilen und im Labor lernen Sie die Eigenschaften anhand von Folienmustern und einfachen Laborprüfungen kennen. Gearbeitet wird in kleinen Gruppen, um auf individuelle Fragen und Wünsche eingehen zu können. Fach-, Kunden- und Lieferantengespräche können nach diesem Workshop mit mehr Kompetenz bewältigt werden. Eigene Muster können mitgebracht werden.

    Flexible Folienverpackungen sind heutzutage aus dem Alltag nicht mehr weg zudenken und weiterhin auf dem Vormarsch. Aufgezeigt werden Zahlen, Daten und Fakten zu den verwendeten Materialien sowie ein Überblick über typische Anforderungsprofile für verschiedene Produktgruppen und Verpackungsformen. Abgerundet wird der Vortrag mit Hinweisen zu rechtlichen Situationen sowie aktuellen Trends und Entwicklungen im Verpackungsbereich.

    Welche Folien verwendet man als Druckträger?
    Welche Materialien eignen sich für Barriereschichten?
    Wie sind typische Siegelschichten zusammengesetzt?
    Antworten und Lösungen werden in diesem Kapitel aufgezeigt und Unterschiede zwischen einzelnen Folientypen bzw. Rohstoffen aufgezeigt. Ergänzt wird dies mit Handmustern, um die typischen Folieneigenschaften und Unterschiede zwischen den Folientypen zu “erfühlen”

    Die Grundlagen des Verpackungsdrucks und schwerpunktmäßig Kaschierung werden in diesem Kapitel behandelt.
    Welche Möglichkeiten der Verbundherstellung bestehen und welche Einflußfaktoren existieren in der Praxis, die eine unterschiedliche Verbundqualität bewirken ?
    Eigene (aktuelle) Erfahrungen / Anwendungsfälle der Teilnehmer können (sollen) eingebracht werden Zielsetzung ist weiterhin ein Einblick und Verständnis in die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Materialien und Produktionsprozessen.

    Die Teilnehmer erhalten einen Überblick über typische Prüfungen, (z.B. mechanische Prüfungen, Permeationsmessungen) und deren Aussagekraft in der Praxis. Anhand von Mustern und Laborvorführungen werden die Prüfmethoden vertieft.
    Welche Prüfungen sind bei welchen Folienanwendungen sinnvoll ?
    Wo bestehen die Grenzen bei den einzelnen Methoden ?

    Aufgezeigt werden an Beispielen typische Verbundfolien für ausgewählte Anwendungen.
    In Gruppenarbeit erarbeiten die Teilnehmer Verbundstrukturen, die anschließend vorgestellt und erläutert werden. Die Gruppentätigkeit soll die “theoretischen” Inhalte vertiefen und die Teilnehmer in die Lage versetzen eigenständig Folienkombinationen zu “entwerfen”.

  • Wie steht es eigentlich um Bisphenol A & Co?

    Wie steht es eigentlich um Bisphenol A & Co?

    Viele Verpackungen enthalten hormonell wirksame Substanzen (s. g. endokrine Disruptoren) – so schallte es durch die Medienlandschaft. Frankreich hat sogar das Bisphenol A gänzlich verboten. Aber warum tut sich seit 2013 wenig an der Regulierungsfront in der EU und Deutschland? Wer es einmal nachlesen möchte, findet hier die Antwort der Bundesregierung auf die Nachfragen von Nicole Maisch, Harald Ebner, Peter Meiwald und weiterer Abgeordneter sowie der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der Drucksache 18/6982, die hier zum Download “Bisphenol-A_Stellungnahme-Bundesregierung_2016-01-22” bereitsteht.

    Ich finde es immer anz interessant, sich mit solchen zum Teil verwirrenden, aber doch auch nachvollziehbaren Hintergründen für Verzögerungen zu befassen.

    Uns interessiert auch deshalb dieses Thema, weil z. B. beim Forschungsvorhaben beim Österreichischen Forschungsinstitut ofi keine signifikanten Beeinträchtigungen nachgewiesen werden konnten. Das sagte Dr. Johannes Bergmair noch beim Inno-Meeting 2015 in Osnabrück. Ob es so blieb und bleibt, wird er bald wieder bei uns berichten können.