Schlagwort: Inverkehrbringer

  • Kleine Partikel, aber großes Problem: Dr. Ulrich Nehring über Mikroplastik

    Kleine Partikel, aber großes Problem: Dr. Ulrich Nehring über Mikroplastik

    Wie sind Sie beruflich mit gesetzlichen Forderungen hinsichtlich Verpackungen befasst?

    Ich beschäftige mich seit mehr als 25 Jahren mit der Konformitätsbeurteilung von Materialien und Gegenständen, die für den Kontakt mit Lebensmitteln bestimmt sind. Darüber hinaus arbeite ich seit vielen Jahren in Arbeitsgruppen verschiedener Branchenverbände mit, die sich mit den lebensmittelrechtlichen Anforderungen an Lebensmittelkontaktmaterialien beschäftigen und gegenwärtig in engem Austausch mit dem Gesetzgeber nach einer zukunftsweisenden Überarbeitung und Ergänzung der gesetzlichen Anforderungen suchen.

    Wie genau befassen Sie sich beruflich mit der Bewertung von Lebensmittelkontaktmaterialien?

    In meiner beruflichen Tätigkeit gibt es eigentlich drei Bereiche, in denen ich mich mit der Beurteilung von Lebensmittelkontaktmaterialien bzw. mit Konformitätsarbeit beschäftige:
    Einerseits bin ich als Gutachter bzw. Sachverständiger tätig und habe in diesem Zusammenhang die Aufgabe, die lebensmittelrechtliche Konformität von einzelnen Lebensmittelkontaktmaterialien im Auftrag meiner Kunden zu beurteilen und zu zertifizieren. Ich stütze mich dabei auf die sogenannten “supporting documents” und wissenschaftliche Grundlagen.

    Der zweite Bereich meiner beruflichen Tätigkeit ist die Schulung von verantwortlichen Mitarbeitern in Betrieben, die sich mit der Herstellung oder der Verwendung von Lebensmittelkontaktmaterialien und -gegenständen befassen. Es geht bei diesen Schulungen vor allem um die Vermittlung von Wissen über die komplexen lebensmittelrechtlichen Anforderungen in der EU und in anderen Teilen der Welt sowie über die Details einer dem Stand der Technik entsprechenden Konformitätsarbeit.

    Der dritte Bereich meiner beruflichen Tätigkeit ist die Mitarbeit in fachlichen Arbeitsgruppen von Branchenverbänden. Hier geht es gegenwärtig vor allem darum, die notwendige Überarbeitung der lebensmittelrechtlichen Anforderungen in der EU sowie in EU-Mitgliedstaaten mit fachlichem Input konstruktiv zu begleiten und voranzutreiben.

    Wie sollten die Behörden länderübergreifend kooperieren, um im Gesetzesdschungel mehr Sicherheit und mehr Einheitlichkeit für die Inverkehrbringer zu schaffen?

    Eine bessere Zusammenarbeit der Behörden ist tatsächlich länderübergreifend, das heißt in unseren föderalen Strukturen in Deutschland als auch staatenübergreifend in der EU, aber auch global notwendig.  

    In Deutschland kann man insbesondere in der amtlichen Lebensmittelüberwachung enorm große Unterschiede in der Intensität und Kompetenz der durchgeführten Kontrollen zu Bedarfsgegenständen in den Bundesländern feststellen. Dies ist nicht nur schlecht für den Verbraucherschutz, sondern führt auch in den betroffenen Unternehmen, deren Aktivitäten sich in der Regel nicht auf einzelne Bundesländer beschränken, zu großen Verunsicherungen.

    Auf internationaler Ebene in der EU, aber auch global kann man in den vergangenen Jahren einen Trend zu nationalen Alleingängen bei der Gesetzgebung zu Lebensmittelkontaktmaterialien und eine nachlassende Bereitschaft zu einer Harmonisierung erkennen.  Auch dies ist für den Verbraucherschutz sehr nachteilig und behindert zudem den freien Warenverkehr. Wir müssen es also schaffen, an einen Tisch zurückzukehren und mehr Bereitschaft zu Kompromissen aufbringen, wenn langfristig ein verbesserter Schutz für Verbraucher und gleichzeitig ein breites Warenangebot erreicht werden soll.

    Welcher Bereich sollte aus Ihrer Sicht vom Gesetzgeber dringend geregelt werden?

    In der EU ist ja der Katalog von Materialklassen, für die es keine Einzelmaßnahmen, das heißt keine spezifischen lebensmittelrechtlichen Anforderungen gibt, deutlich länger als der Katalog von spezifisch geregelten Lebensmittelkontaktmaterialien. Besonders problematisch ist dies sicher bei relevanten Materialklassen wie Papier & Karton, Klebstoffen, Lackierungen und Druckfarben. Die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte hat aber gezeigt, dass das Konzept der Rahmenverordnung mit Einzelmaßnahmen für alle Materialklassen gar nicht realistisch umsetzbar ist. Insofern ist es sinnvoll, über ein ganz neues Konzept nachzudenken. Genau dies wird ja auch auf europäischer Ebene gegenwärtig getan. Ich hoffe sehr, dass genügend Mut besteht, alte Zöpfe abzuschneiden und der Verantwortung der Lebensmittelunternehmer ein größeres Gewicht zu verleihen. Dabei darf allerdings das Prinzip der Guten Herstellungspraxis, das ja nicht nur dem Lebensmittelunternehmer abverlangt, stets nach dem Stand der Technik zu arbeiten, sondern auch seine Sorgfaltspflicht mit dem dynamischen Rahmen der technischen Machbarkeit sinnvoll begrenzt, aus den Augen verloren werden.

    Die gesetzlichen Vorgaben werden immer strenger. Welche Konsequenzen kann das für Zulieferer und Hersteller, aber auch für die Verbraucher haben?

    Eine systematische und wissenschaftlich begründete Verschärfung von Anforderungen ist ja ein Ausdruck der technischen Entwicklung und der sinnvollen Zielsetzung, Verbraucherschutz ständig zu verbessern. Solche Veränderungen der gesetzlichen Anforderungen werden von keinem, auch nicht von der beteiligten Wirtschaft, abgelehnt. Problematisch für Zulieferer und Hersteller von Lebensmittelkontaktmaterialien sind in den vergangenen Jahren besonders solche Rechtsvorschriften gewesen, die überwiegend aus politischem Aktionismus  heraus und ohne solide wissenschaftliche Begründung entstanden sind und meistens nationale Alleingänge dargestellt haben. Solche Anforderungen behindern nicht nur den freien Warenverkehr, sie können auch unmittelbar zu einer Verschlechterung des Verbraucherschutzes führen. Ein gutes Beispiel für eine solche Anforderung ist das Verbot von Bisphenol A in Frankreich.

    Wie schätzen Sie grundsätzlich das Risiko nicht gelisteter Substanzen ein?

    Das gesundheitliche Risiko von Ausgangsstoffen für Lebensmittelkontaktmaterialien lässt sich ja nicht grundsätzlich, also pauschal, sondern nur sehr spezifisch bewerten. Ich sehe keinen Anhaltspunkt dafür, dass Lebensmittelkontaktmaterialien, für die keine Positivliste von Ausgangsstoffen aufgestellt wurde, grundsätzlich ein höheres gesundheitliches Risiko für Verbraucher darstellen als die wenigen Materialien, für die es eine solche Liste gibt. Entscheidend für eine Verbesserung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wird es aus meiner Sicht sein, dass es uns gelingt, allgemeine Kriterien für eine Risikobewertung von Stoffen, die aus Lebensmittelkontaktmaterialien auf Lebensmittel übergehen können, zu definieren, die dem Stand der Toxikologie und Analytik entsprechen und zudem eine realistischere Expositionsbetrachtung berücksichtigen. Es gibt ja deutliche Anzeichen dafür, dass das Prinzip der Positivlisten nicht aufrecht zu erhalten ist, weil die Kapazitäten amtlicher Risikobewertungsinstitutionen in der EU bei Weitem nicht ausreichen, um in akzeptabler Zeit die enorm große Zahl an möglichen Stoffen aus Lebensmittelkontaktmaterialien zu bewerten und für eine Listung vorzubereiten. Eine Risikobewertung von Stoffen in der Verantwortung der Lebensmittelunternehmer nach gesetzlich festgelegten Prinzipien und Verfahren und  mit amtlicher Überwachung wäre nach meiner Einschätzung eine funktionierende und sichere Alternative.

    Wo sehen Sie momentan für Packmittelhersteller besonderen Handlungsbedarf?

    Hersteller und Inverkehrbringer von Lebensmittelkontaktmaterialien müssen  die Konformitätsarbeit deutlich detaillierter und intensiver durchführen. Dies ist vor allem für mittelständische Unternehmen, die ja den Markt beherrschen, eine große Herausforderung. Gelingen wird dies auch nur, wenn die Wertschöpfungsketten übergreifende Zusammenarbeit der Unternehmen weiter verbessert wird und mehr Transparenz in der Kommunikation herzustellen ist.

    Wie schätzen Sie grundsätzlich die Bedeutung von Grenzwerten, z. B. für spezifische Migrationslimits (SML), ein?

    Wo Grenzwerte wie SMLs existieren, ist der Nachweis von Konformität und Nicht-Konformität formal natürlich immer deutlich einfacher als ohne solche Maßstäbe. Die vorhandenen Grenzwerte stützen sich aber nicht alle auf eine Risikobewertung, die heutigen Ansprüchen noch genügen kann. Insofern muss man sich die Grenzwerte jeweils kritisch anschauen. Außerdem ist das Aufstellen von gesetzlichen Grenzwerten an komplizierte formale und amtliche Verfahren gebunden, die weder der Anzahl der zu bewertenden Stoffe noch dem Tempo der Innovation gerecht werden können. Insofern ist das Konzept der Grenzwerte im Bereich der Lebensmittelkontaktmaterialien zwar komfortabel für alle, die Konformität nachweisen oder überwachen müssen, es ist aber vermutlich nicht das Mittel der Wahl, um den Verbraucherschutz in diesem Bereich mittelfristig weiter zu verbessern.

    Sie referieren über „Mikroplastik – kleine Partikel und großes Problem?“  Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?

    Als Naturwissenschaftler bewegen mich an diesem Thema vor allem die vielen unbeantworteten wissenschaftlichen Fragestellungen. Das fängt mit einer klaren Definition für Mikroplastik an und geht über ökologische und gesundheitliche Bedeutung sowie analytische Herausforderungen hin zu Optionen der Vermeidung. Was mich an dem Thema auch bewegt, ist das enorme Potential einer Emotionalisierung. Unsere Aufgabe als Naturwissenschaftler ist neben der Beantwortung der wissenschaftlichen Fragen auch, die Diskussion immer wieder so weit wie möglich auf einen sachlichen Teppich zurückzuholen und politischen Aktionismus ohne wissenschaftliche Begründung  nach Kräften zu vermeiden.

    Bei Mikroplastik denken die Verbraucher vor allem an Marine-Littering und in erster Linie an die Verpackungsbranche. Als erste Quelle von Mikroplastik wird allerdings der Abrieb von Autoreifen angesehen, der rund ein Drittel der gesamten Mikroplastik-Emissionen darstellt. Müssen wir zurück zu Pferd und Kutsche? Und ist die Verpackungsindustrie nur der Sündenbock?

    Dies ist schon ein erster Effekt der Emotionalisierung. Es ist bereits belegt, dass Mikroplastik in Gewässern überwiegend auf Abrieb aus Fahrzeugbereifung zurückzuführen ist und dass Verpackungen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Aber das Bild von einem Berg schmutziger PET-Flaschen, die am Ufer eines brackigen Gewässers dümpeln, ist nun einmal viel einprägsamer und im Fernsehbild einfacher darzustellen als kaum sichtbarer Reifenabrieb. Nichts gegen Reitsport und eine schöne Ausfahrt mit der Kutsche, aber ein Weg zurück, wenn es ihn überhaupt gibt, ist niemals die Lösung. Wir müssen nach vorne gehen, die Thematik sachlich und wissenschaftlich fundiert aufarbeiten und geeignete Lösungen entwickeln. Dabei kann ein Blick zurück auf Mittel und Wege, die der Vergangenheit angehören und vergessen sind, allerdings nicht schaden.

    Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben?

    Obgleich ich ein echter Flachlandindianer bin, begeistern mich seit meiner Kindheit die Berge. Dort  bewege ich mich zu Fuß, auf Skiern oder mit dem Fahrrad und genieße die großartige Landschaft. Bei schlechtem Wetter oder Dunkelheit lese ich ein gutes Buch oder höre Musik. Wenn ich bei all dem meine Familie um mich habe, fehlt mir eigentlich gar nichts.

  • Küste gegen Plastik

    Nicht nur das neue Verpackungsgesetz bereitet den Verpackungsherstellern und Inverkehrbringern Kopfschmerzen. Auch die Konsumenten machen mittlerweile mobil gegen immer mehr Verpackungsmüll und unnütze Verpackungen. Ein kleiner gemeinnütziger Verein aus Schleswig-Holstein, Küste-gegen-Plastik, hat eine App entwickelt, mit der Verbraucher den Herstellern mitteilen können, dass sie Verpackungen ohne Plastik wünschen. Sobald der Barcode einer Verpackung zwanzigmal eingescannt wurde bzw. von 20 Menschen gemeldet wurde, bekommt der Hersteller eine automatisierte Nachricht im Namen des Vereins mit der Bitte, die Verpackung zu überdenken.

    Der Verein Küste-gegen-Plastik möchte auf diese Weise die Hersteller für das Plastikproblem sensibilisieren und deutlich machen, dass sich viele Verbraucher komplett verpackungsfreie Lösungen wünschen.

    Die ReplacePlastic-App gibt es für IOS und für Android.

    Was halten Sie von solchen Initiativen?

  • Was bedeutet das neue Verpackungsgesetz eigentlich konkret?

    Was bedeutet das neue Verpackungsgesetz eigentlich konkret?

    Am 01.01.2019 tritt das neue Verpackungsgesetz in Kraft. Spätestens an diesem Tag müssen sich alle Händler und Hersteller noch mehr um das Recycling und die Entsorgung ihrer Verpackungen kümmern. Alle Händler und Hersteller, die ihre Produkte gewerbsmäßig erstmals an den privaten Endverbraucher verkaufen und die Verpackungen dort typischerweise als Abfall anfallen, sind deshalb gesetzmäßig verpflichtet, sich vor dem 01.01.2019 bei der zentralen Stelle Verpackungsregister online mit ihren Stammdaten und den Marken zu registrieren. Wie das funktioniert, wird hier leicht erklärt.

     

  • Karsten Schröder über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Karsten Schröder über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Karsten Schröder studierte Werkstofftechnik. Anschließend sammelte er rund 10 Jahre Erfahrungen bei Bischof und Klein GmbH & Co., Lengerich in der produktionsnahen Produktentwicklung. Als Projektleiter konnte er zahlreiche neue Lebensmittel-und Konsumgüterverpackungslösungen etablieren.
    1998 gründete er die Innoform GmbH und rief mit Herrn Dipl.-Ing. Klaus Behringer im Jahre 2000 den Innoform Testservice ins Leben.
    Im Jahre 2004 gründete er mit seiner Ehefrau Kerstin die Innoform Coaching GbR, die seitdem öffentliche Seminare anbietet.
    Gemeinsam mit Dr. Rainer Brandsch und Klaus Behringer gründete er 2010 die Innoform Consulting GmbH.
    Als Initiator der InnoNET-partners legt er 2008 den Grundstein für projektorientierte Arbeit in virtuellen Teams von hoch spezialisierten Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen.

    Am 04./05. April moderiert er die Tagung Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen, die Innoform in Kooperation mit dem SKZ in Würzburg auf der Marienfestung veranstaltet.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Obwohl ich ein begeisterter Verpacker bin, denke ich doch, dass wir häufig über das Ziel hinaus schießen und insgesamt zu viele Verpackungen auf den Markt bringen. Aber die Lage ist vielschichtig und komplex. Die Folienindustrie macht vieles richtig, bedenkt aber oft zu wenig das Kundeninteresse.

    So werden beispielsweise extrem dünne Folien, die kaum noch zu handhaben sind, mit Wiederverschlüssen ausgestattet, die kaum praktikabel nutzbar sind. Mir drängt sich oft der Eindruck auf, dass hier dem Auftraggeber zu oft zu wenig Kompetenz entgegen gesetzt wird und alles getan wird, um Kundenforderungen zu erfüllen – egal wie unsinnig die auch sein mögen.

    Ich denke Packmittel-Hersteller dürfen hier noch besser und nachdrücklicher beraten. Das Packmittelwissen liegt beim beim Hersteller und oft verlässt sich dieser auf nicht ganz ausgereifte Forderungen seiner Kunden. Hier täte vielen Lieferanten von flexiblen Verpackung ein aufrechterer Gang sicherlich gut und würde dem Konsumenten zugutekommen.

    Mit Ihrem Thema Die “Materialbank-Idee” als Unterstützung der Kreislaufwirtschaft  leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    In einem Video von Prof. Dr. Braungart habe ich gelernt, dass Stoffströme motiviert sein müssen. Das heißt, dass der „Inverkehrbringer“ daran interessiert sein muss, was nach dem Verkauf mit seinem Material passiert. Dafür empfiehlt er, Materialien gar nicht mehr zu verkaufen, sondern zu verleihen.

    Das geht natürlich nicht auf jeder Produktionsstufe und bei jedem Produkt auf Anhieb. Ich denke darüber für Verpackungen nach und diskutiere mit Experten darüber. Einen Zwischenstand werde ich vortragen und damit die Diskussionsplattformen erweitern.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Verpackungen schützen in erster Linie den Inhalt. Das ist ihre Kernaufgabe und damit haben sie einen sehr großen Nutzen für die Menschheit. Dennoch verbrauchen wir als Verpackungsindustrie auch eine ganze Menge Ressourcen und Material. Zudem sind wir in der Kritik, Umweltsünder zu sein. Dass das nicht stimmt wissen nur Experten. Ich möchte einerseits dazu beitragen, dass das Image und das tatsächliche Verhältnis zur Umwelt besser ausfällt für Verpackungen.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einige – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Pfand ist für Folie eher keine Lösung in naher Zukunft. Wer will schon jedes Folienschnipsle wieder in einen Pfandautomaten stecken und wie soll das dann entlohnt werden – das geht eher nur für Flaschen und ähnliche Gebinde wie Getränkekästen oder so etwas. Da Folienverpackungen in der Tat Minimallösungen sein können und sollten, möchte ich Entscheider motivieren darüber nachzudenken, Materialien nicht zu verschwenden und im Kreis zu führen. Auch wenn das im Moment bei Folien nicht sonderlich sinnvoll erscheinen mag, weil es eben schon minimal zu sein scheint. Aber die Mengen sind enorm für den Folienhersteller und das möchte ich klar ansprechen.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Ich kaufe gerne ein und tue das regelmäßig. Als Verpackungsfan kaufe ich oft unvernünftige, mir unbekannte Verpackungen ein. Insgesamt bemühe ich mich aber Verpackungen zu sparen, indem ich Großpackungen kaufe und manchmal auf Vielfalt verzichte, was mir nicht schwer fällt. Auch das Wiederverwenden von Verpackungen betreibe ich intensiv. So befülle ich Mineralwasserflaschen wieder und nutze Gefrierbeutel z. B. für Brot mehrfach.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb ihres Berufes?

    Mich begeistert der Mensch an sich mit all seinen Facetten. Zudem bin ich begeisterter Surfer in allen Varianten und liebe das Laufen am Morgen. Mein Ziel ist es irgendwann einmal 40.000 km gelaufen zu haben – also fast einmal um die Erde. Ich habe schon über die Hälfte geschafft.