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  • Ich habe das mal nachgeschaut – Verpackungsverbrauch Teil 2

    Ich habe das mal nachgeschaut – Verpackungsverbrauch Teil 2

    Schon im Teil 1 dieser kleinen Serie habe ich es zum Schluss formuliert: Wir werden zu dick. Oder anders ausgedrückt: Wir sind schon satt…

    Das klingt nicht nur provokant – das ist es meiner Meinung nach auch. Aber die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.

    Umwelt Bundesamt Dez. 2019

    Wenn man diese Grafik betrachtet, wissend, dass in dem Zeitraum kein äquivalenter Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen war, bedeutet das doch, dass mehr Nahrungsmittel konsumiert wurden. Ob die alle gegessen oder einfach “übrig geblieben” sind, kann man nur vermuten. Hierzu hat Statista auch weitere Daten zur Verfügung gestellt.

    Das lässt zumindest die Vermutung aufkeimen, dass wir auch zu viel essen.

    Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht! Denn der Anstieg des Verpackungsverbrauchs stammt aus wenigen Quellen und die sind eben 2Go und Online-Handel, sagt das Bundesamt.
    Bleiben wir einmal beim 2Go Effekt. Bisher werden hauptsächlich Einweg-Becher und Deckel für z.B. Kaffee 2Go benutzt, auch wenn es erste Entwicklungen zu Mehrweg-Pfandsystemen gibt.

    Und das zeigt eben auch wieder die “offizielle” Statistik, die wir hier direkt eingefügt haben.

    Es sind also nicht nur die “Vielfraße”, die zu mehr Verpackungen führen, sondern vor allem die “ungesunden” und wenig nachhaltigen Lebensgewohnheiten. …”Ungesund sowohl für Geist und Seele, aber auch für die Umwelt”… sagte mir neulich ein Webseminar-Teilnehmer, was ich hier einmal so zitieren möchte. Aber darüber können wir nicht richten – wir stellen hier einfach mal fest.

    So kann man durchaus folgende Hauptursachen für den stetig steigenden Verbrauch an Lebensmittelverpackungen festhalten, allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

    • Neuer Life-Style „2Go“?
    • Single-Leben – kleine Mahlzeiten zuhause?
    • Mehr Wohlstand und dadurch mehr Konsum?

    Dem aufmerksamen Beobachter drängt sich die Vermutung auf, dass man den Trend nicht zurückdrehen kann und wir dieses schnellere 2Go Leben nicht wieder aufgeben werden. Der Markt reagiert bereits mit durchaus interessanten Trends, z.B. Mehrweg2Go Becher zu etablieren. Hier einige Links aus dem Internet:
    https://2go-company.de/
    https://recup.de/
    https://www.tchibo.de/mehrwegbecher-c400088226.html
    Es geht entweder darum, seinen eigenen Becher mitzunehmen oder haltbarere Becher in den Verkehr zu bringen, die bei vielen Bars abgegeben und wieder befüllt werden können. Und das geht am besten mit Pfand.

    Aber ist Mehrweg denn überhaupt besser als Einweg? Diesen Streit wollen wir gar nicht detailliert führen, sondern einfach mal wieder einige Fakten zeigen – dieses Mal von den PET-Flaschen-Experten PETcycle. Man sieht: Der Unterscheid zwischen einer Einweg-Glasflasche und einer Mehrweg-Glasflasche ist enorm. Bei den leichten PET-Flaschen ist das nicht mehr ganz so nachvollziehbar und kehrt sich sogar teilweise um. Was heißt das denn nun? Je nachdem, wie man einen Stoffstrom betrachtet, wie weit eine Verpackung transportiert werden muss und wie schwierig das Recycling oder das Wiederverwenden ist, kommt es auf den Einzelfall an.

    Jetzt neigen Lobbyisten dazu, erst einmal alles zu verkomplizieren. Ich will es mal mit einfacher Annäherung versuchen. Kaffeebecher gelten als schwer recycelbar. Die Deckel gelten als entbehrlich in vielen Fällen, machen aber schon fast die Hälfte des “Umwelt-Fussabdrucks” aus.

    Also: Auf Deckel verzichten, wo es geht, und den schlecht recycelbaren Kaffeebecher, der nicht wieder befüllt werden kann, durch einen wiederverwendbaren oder recycelfähigen ersetzen. Und genau diese Initiativen laufen bereits.

    Und nach diesen einfachen Gedankengängen kann man doch als findiger Unternehmer einmal sein Portfolio durchleuchten und nach neuen Chancen suchen. Vielleicht wäre es sogar eine Idee, anstatt nur auf unnötige Kaffeebecher-Deckel zu verzichten, sogar ganze Mehrwegbecher zu vertreiben?!

    Bezogen auf die Flexpackindustrie könnte das bedeuten, dass wir uns wirklich einmal intensiv fragen sollten, was wir wirklich für einen Nutzen stiften und welchen Schaden bzw. welche Nebenwirkungen wir tatsächlich in Kauf nehmen, wenn wir in flexible Verpackungen verpacken. Und da komme ich immer wieder zu der Erkenntnis, dass wir sicherlich noch besser werden können, aber dass ein echtes Umsteuern nicht drängt.

    Wo sich massiver Handlungsbedarf ergibt, ist bei der Vermüllung unserer Erde durch Folienverpackungen und andere Plastikrückstände. Da müssen wir ran und zwar global! Und da müssen die Inverkehrbringer in die Pflicht genommen werden, die neben ihren Lebensmitteln eben auch immer Berge an Verpackungen exportieren, egal, ob Entsorgungspfade vorhanden sind oder auch nicht. Und wenn sich gerade diese – oft Weltkonzerne – zu Reyclingfähigkeit ihrer Verpackungen verpflichten, so darf das nur der Anfang sein. Denn Recyclingfähigkeit ist noch lange keine Kreislaufwirtschaft!

    Hier geht es zur Fortsetzung

    Karsten Schröder

  • Ich habe das mal nachgeschaut – Verpackungsverbrauch Teil 1

    Ich habe das mal nachgeschaut – Verpackungsverbrauch Teil 1

    Wenn man sich in der Verpackungsindustrie bewegt, weiß man das. Die Produktion von Verpackung insgesamt steigt ständig. Doch im Bekanntenkreis hat man seit einigen Jahren das Gefühl, dass doch viele versuchen, genau dieses Ärgernis des Alltags – die Verpackung – zu vermeiden. Aber warum empfinden eigentlich gefühlt viele Menschen die Verpackung als zumindest “unerfreuliches Muss”?
    In dieser Reihe wollen wir uns auch dieser Frage nähern. Heute steht aber der Blick auf die Daten im Fokus.

    Seit Anfang der 1990er Jahren ist die Politik doch mehr oder weniger bemüht, das Verpackungsaufkommen und insbesondere aktuell das, was der Entsorgung zugeführt werden muss, zu verringern. Aber wie erfolgreich waren wir alle in Deutschland eigentlich mit dieser Anstrengung?

    Umwelt Bundesamt 2020

    Das sieht nun nicht gerade auf den ersten Blick nach einem Rückgang der Verpackung insgesamt aus. Aber Anfang der 1990er Jahre gab es einen kleinen Rückgang, den viele auf die Einführung des Dualen Systems (den Grünen Punkt) zurück führen.

    Eine zweite Delle nach unten ist unschwer im Rahmen der Welt-Finanzkrise um 2008 zu erkennen.

    Aber der Trend zeigt doch über die letzten fast 20 Jahre nach oben – trotz gegenteiliger Bemühungen und Bekundungen aus Politik und ja – auch aus der Wirtschaft.

    Nun stellt sich ja die Frage, ob die Bevölkerung denn zugenommen hat. Das kann man aber leicht verneinen. Auch hier eine vereinfachte Grafik der Bundesbehörden.

    Bevölkerungsentwicklung laut Statistischem Bundesamt

    Also hat die Bevölkerung in der Bundesrepublik nicht wirklich zugenommen. Daher kann der Verpackungsabfall also nicht herrühren.

    Das Bundesumweltamt benennt hingegen folgende Ursachen in gekürzter Form:

    • kleinere Haushalte (mehr Singles bei Jung und Alt)
    • Neue Funktionen der Verpackung
      • Dosierfunktion
      • Portionierungsfunktion
      • Aufbewahrungsfunktion
      • Handhabungsfunktion
    • insgesamt Folgen des permanenten Wachstums des Konsums

    So schreibt das Bundesamt wörtlich: “Daneben haben sich die Verzehr- und Konsumgewohnheiten verändert. Nahrungsmittel, Getränke und Heimtierfutter führten im Jahr 2017 zusammen zu etwa 62,3 % des Verpackungsverbrauchs privater Endverbraucher.”

    Als weiteren Grund sehen die Beamten in der Zunahme des 2Go Verzehrs. Sei es der Kaffeebecher oder die Pommes-Schale. Ess- und Lebensgewohnheiten ändern sich – auch durch das rasante Wachstum der Städte und das Schrumpfen der Haushalte.

    Wenn man das weiter denkt, komme ich zu dem Schluss – wir verpacken zu viel, weil wir zu viel konsumieren. Oder anders gesagt: wir werden zu dick.

    Karsten Schröder Fortsetzung hier

  • Fachpresse berichtet über das Inno-Meeting 2020

    Fachpresse berichtet über das Inno-Meeting 2020

    Flexo y Tief Druck Vector Logo

    Auch Tief & Flexodruck berichtet über das Inno-Meeting auf Basis unserer Mitschrift des 18. Branchentreffs in Osnabrück. Selten gab es so eine Aufbruchstimmung und konstruktive Diskussion. Auslöser war die Frage des Recyclings und dessen Einfluss auf Folienverpackungen. Hier lesen Sie den gesamten bericht.

    plastverarbeiter

    Plastverarbeiter bespricht mit dem Keynote Speaker Kurt Stark über das Gefahrenpotenzial von Kunststoffen oder besser gesagt für unsere Branche. Lesen Sie den ganzen Artikel hier.

    Karsten Schröder

  • Innoform Testservice weiter einsatzfähig

    Innoform Testservice weiter einsatzfähig

    Die Corona-Krise hat uns zwar noch fest im Griff, aber wir agieren besonnen weiter.

    Innoform Testservice informiert heute über bereits getroffene Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter, Lieferdienste und alle, die in direkten Kontakt mit uns kommen.

    Um zu gewährleisten, dass unser Betrieb weiterlaufen kann, haben wir folgende Maßnahmen ergriffen:

    • Die Hygienemaßnahmen entsprechend der bislang veröffentlichten Empfehlungen optimiert
    • Besucher werden nur noch in absolut notwendigen Fällen empfangen, alle Besuche werden dokumentiert
    • Lieferdienste dürfen Sendungen nur noch unter Beachtung der  bekannten Sicherheitsregeln (Abstand, Handschuhe etc.) übergeben
    • Alle geplanten Reisen sowie Veranstaltungen wurden verschoben bzw. abgesagt; neue Termine werden angesetzt
    • Das Home-Office wird, sofern möglich, zunehmend genutzt
    • In kleinen Räumen darf sich immer nur eine Person aufhalten
    • Die Laborleitung passt regelmäßig die Arbeitsplanung sowie Hygienemaßnahmen an die aktuelle Situation an
    • Die Arbeiten werden zeitversetzt organisiert, so dass sich unsere Mitarbeiter so wenig wie möglich begegnen

    Wir sind derzeit voll einsatzfähig und können Sie wie gewohnt mit unserem Innoform Testservice unterstützen.

    Herzlichen Dank an alle Kunden, die sicher mit ähnlichen Maßnahmen auf diese, nie dagewesene Situation reagieren und so „den Laden und das Leben am Laufen halten“.

    Klaus Behringer und Karsten Schröder im März 2020

  • Wir müssen handeln:  Nachbericht zum 18. Inno-Meeting

    Wir müssen handeln: Nachbericht zum 18. Inno-Meeting

    Das Raumschiff Erde ist vom Nachschub abgeschnitten. Die Menschheit verbraucht mehr Ressourcen, als ihr zur Verfügung stehen. Rohstoffknappheit, Entsorgungsströme, der Umgang mit Wertstoffen, Umweltschutz, der Verbrauch zu vieler Erden – diese Schlagwörter bestimmen die Berichterstattung in den öffentlichen Medien.

    Die Verpackungsbranche steht unter medialem Beschuss: die Konsumentenwahrnehmung wird fehlgeleitet, und Kunststoffverpackungen sind böse. „Aber wie kann eine in Hochhäusern gestapelte Menschheit ernährt werden, wenn es keine Verpackungen gäbe?”, fragte Karsten Schröder bei der Einführung in die beiden Tage.

    Handeln! Das war das Schlagwort des 18. Inno-Meetings am 13./14. Februar in Osnabrück. Was ist mit Handeln gemeint: Müssen wir handeln, wollen wir handeln, sind wir vom Handel abhängig oder müssen wir über den Handel und das Handeln von Waren reden?

    Die gesamte Wertschöpfungskette der Verpackungsindustrie war vertreten. Die Referenten schilderten die spezifischen Herausforderungen, Anstrengungen und Lösungen, um die gesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig die über viele Jahrzehnte gewonnenen Erfolge mit Verpackungen zu bewahren.

    Die Natur lässt nicht mit sich handeln! Nur durch einen Ausgleich und eine Verbesserung der CO2-Bilanz können Unternehmen nachhaltig(er) werden. Das Klimaziel für Deutschland ist bis 2025 verschoben. Ein erster Schritt ist die Verbesserung und der Ausgleich der CO2-Bilanz. Walter Pohl, Climate Partners, erläuterte in seinem Vortrag, wie die CO2-Bilanz eines Unternehmens berechnet wird und durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden kann. Neben dem Klimaschutz ist der positive Effekt die Kostenersparnis, denn je mehr vermieden und reduziert wird, desto weniger muss ausgeglichen werden. Lieferanten werden sensibilisiert, und der Effekt potenziert sich.

    Heiko Hünemeyer, A. Moras & Comp. GmbH & Co. KG, handelt bereits. Er versteht das Nachhaltigkeits-Engagement als eine generationsübergreifende Verpflichtung. Das Thema Nachhaltigkeit ist seit Jahren im Unternehmen verankert. Seit 2015 liefert Moras seine Produkte ohne Mikroplastik aus. In Kooperation mit Climate Partner produziert die Firma seit 2018 komplett klimaneutral und ist seit 2019 plastikfrei.

    Am Beispiel seiner Verpackungen schilderte er eindrucksvoll, wie er dieses Ziel erreicht hat. Die Firma Schaebens (A. Moras & Comp. GmbH & Co. KG) hat die CO2-Emissionen unterschiedlicher Verpackungsformen berechnen lassen und daraufhin die Rezeptur auf die Verpackungen ausgerichtet/zugeschnitten.

    Heiko Hünemeyer sieht in der Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur eine generationsübergreifende Verpflichtung, sondern berichtete auch von Wettbewerbsvorteilen beim Konsumenten und auf dem Arbeitsmarkt. Positiver Nebeneffekt ist die Kosteneinsparung beim Dualen System durch gesunkene Abgaben. Besonderes Augenmerkt legte er auf die Differenzierung bei der CO2-Bilanz. Je nach Produkt, Vertriebs- und Anwendungsstrategie, sind unterschiedliche Verpackungslösungen optimal. Hier kann nur der Experte vernünftige Abschätzungen errechnen. Es gibt nicht die Optimalverpackung für alles.

    Karsten Schröder, Moderator und Firmeninhaber der Innoform Coaching GbR, sieht in Verpackungen einen Baustein unseres Wohlstands. Einerseits stehen Verpackungen unter Druck und keiner will sie, andererseits kommen wir ohne sie nicht mehr aus: „Denn wie kann eine stetig wachsende Menschheit, die vorzugsweise in Städten wohnt, ernährt werden, wenn es keine Verpackungen gäbe?”

    Während es 1950 kaum Verpackungsabfälle gab, und das Hausschwein mit dem Biomüll gemästet wurde, ist das Entsorgungssystem durch den grünen Punkt legitimiert, und die Abfallquote steigt an.

    Wie kann die Verpackung uns nach dem Gebrauch noch nützen? Ganz einfach: Die Verpackung muss sich verändern. Karsten Schröder vergleicht die Verpackung mit einer Materialbank: Die Verpackung/das Material wird dem Konsumenten geliehen und geht nach Gebrauch zum Hersteller zurück. So bleibt der Wert des Materials erhalten, und dabei steigt Wachstum sogar an. Seiner Meinung nach müssen Verpackung und Produkt eine Einheit werden, die sich über die Ökologie, das Produkt und die Marke definiert. Auch er sieht in der Nachhaltigkeit eine neue Pflicht und Chance gleichermaßen: sozial, ökonomisch und ökologisch. Die Idealverpackung muss auch nach dem Gebrauch noch nützlich sein.

    Wissen generieren, Wissen teilen, Märkte verändern. Das ist die Mission der Edeka-Partnerschaft mit dem WWF. Im Rahmen ihrer gemeinsamen Nachhaltigkeitsstrategie arbeiten der WWF und Edeka seit zehn Jahren daran, den ökologischen Fußabdruck von Edeka auch im Verpackungsbereich zu optimieren. Welche Erwartungen der WWF an Unternehmen stellt, und wie eine gelungene Nachhaltigkeitsstrategie mit Eigenmarken gemeinsam umgesetzt werden kann, erläuterte Dr. Marina Beermann, WWF-Leiterin der Edeka-Partnerschaft. So hat der Verzicht von Verpackungen oberste Priorität. Nicht vermeidbare Verpackungen sind auf ein effizientes und effektives Ressourcenmanagement ausgelegt, und keine Verpackung fällt als Abfall an, sondern ihre Materialien werden als Ressource möglichst lange sowohl quantitativ als auch qualitativ in Stoffströmen geführt. Um Einfluss auf vorgelagerte Lieferketten nehmen zu können, müssen Nachhaltigkeitskriterien – z. B. nachwachsende Rohstoffe, die nicht in Konkurrenz zu Lebensmitteln stehen – in Form glaubhafter Zertifizierungssysteme geschaffen werden. Zum Vorantreiben des Recyclings wünscht sich der WWF eine Harmonisierung von Verpackungen und ihren Komponenten und Dialog und Aufklärung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

    Dr. Wolfgang Jeschke, GC Graphic Consult GmbH, berichtete über die Möglichkeiten der Smart Packaging für smarteren Handel. Aufgrund des demographischen Wandels hat sich das Einkaufsverhalten drastisch verändert. Zwar erschweren RFID-Chips die Kreislauffähigkeit, andererseits können aktive Verpackungen mit dem Füllgut in Wechselwirkung treten und der Lebensmittelvernichtung vorbeugen, indem sie z. B. die Kühlkette überwachen und – besonders wichtig bei Pharmaverpackungen – fälschungssicher sind. Auch das verlangt Handeln und Entwicklungskraft.

    Karlheinz Hausmann und Dr. Heiko Schenck, Dow, sehen auch die Rohstoffhersteller in der Pflicht: Dow will erneuerbare und rezyklierte Materialien in die Produktion aufnehmen und hat sich verpflichtet, bis 2025 100.000 t Kunststoffrezyklat in der EU anzubieten. So hat Dow neue Technologien entwickelt, um Polymere aus Recyclingströmen in den Markt zu bringen. Auch werden Materialien und Zusatzstoffe entwickelt, die das Recycling insgesamt begünstigen.

    Birte Surborg, Sealed Air, hob hervor, dass die Art des Handels und die Lieferkette sich verändert haben. Eine verkürzte Prozessdauer und der Zeitpunkt von der Bestellung bis zur Auslieferung bedeuten neue Herausforderungen für Unternehmen: Es müssen effizientere Pick-, Pack- und Versandoptionen geschaffen und zu hohe Verpackungs- und Logistikkosten reduziert werden.

    Sealed Air liefert u. a. Verpackungsmaschinen, die produktgrößenabhängig insbesondere für den Online-Handel in Kartons verpackt. Das bedeutet für den Endkunden ein frustfreies Auspackerlebnis durch weniger Verpackung, eine schnelle Entsorgung sowie ein optimiertes Verhältnis von Volumen und Gewicht.

    „Verpackungshersteller müssen den Rezyklierern das Leben einfacher machen. Nur Mono-Material-Laminate aus PE oder PP sind derzeit die einzige realistische Lösung für unsere Umweltprobleme mit flexiblen (Hochbarriere-)Verpackungen. Prof. Achim Grefenstein, Constantia, berichtete über recyclingfähige Hochbarriere-Verbunde für Lebensmittelverpackungen. Er klärte auf über die Nachteile von Papier-, bioabbaubaren und recyclingfähigen Verpackungen aus PE und PP, die der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Nur Recycling und geringere Materialvielfalt sind die Lösung. Constantia hat die weltweit erste Fabrik zur Herstellung rezyklierbarer Mono-PE-Verpackungen in Indien gebaut. Das neue Material ersetzt nicht rezyklierbare Mischkunststoffe, womit die Wertschöpfung beim Recycling erhöht wird.

    Prof. Markus Schmid, Hochschule Albstadt, stellte aus der anwendungsorientierten Forschung Handlungsansätze für nachhaltigere Lebensmittelverpackungskonzepte vor. Am Beispiel einer Schnittkäseverpackung veranschaulichte er, dass Produktverluste höhere CO2-Emissionen verursachen als durch Vermeidung überflüssiger Verpackungen eingespart werden kann. Die Verpackung muss das Produkt ausreichend schützen, aber nur durch optimierte Materialeigenschaften kann Material reduziert werden, und das Material darf nur ersetzt werden, wenn der Produktschutz gewährleistet ist. Eine Lösung sind auf Molkenprotein basierte Folien. So wird aus einem Abfallprodukt eine nachhaltige Verpackung mit guten Barriereeigenschaften, die zu 100 % recyclebar ist – so zumindest das Entwicklungsziel auf Basis der vielversprechenden Ansätze.

    Mangelndes Kunststoff-Recycling ist ein akutes, globales Problem. Weltweit werden weniger als 10 % der Kunststoff-Verpackungsabfälle recycelt. Der Rest wird verbrannt, endet auf Deponien oder gelangt unkontrolliert in die Umwelt. Somit steigt der politische und gesellschaftliche Druck nach einem nachhaltigeren Umgang mit Verpackungen, mit dem Ziel, eine geschlossene Kreislaufwirtschaft zu erreichen.

    Technologien für gemischte Abfälle müssen noch entwickelt werden, so dass Multi-Layer Verpackungen eine Herausforderung darstellen. Florian Riedl, APK, stellte ein innovatives Verfahren vor, mit dem PE- und PP-Rezyklate für Verpackungsanwendungen nur durch chemisches Recycling hergestellt werden können.

    Durch ein spezielles Löseverfahren können die einzelnen Polymertypen in Kunststoffverbunden (z. B. Mehrschichtfolien) und gemischten Kunststoffabfällen separiert werden. Das Ergebnis sind sortenreine, saubere Kunststoff-Granulate mit Neuwarencharakter, die für Non-Food-Verpackungen eingesetzt werden können.

    Colorcon stellt erstmals für Lebensmittelkontakt geeignete Druckfarben vor, die bei allen Druckverfahren eingesetzt werden können. Steve Walpuski, Colorcon, machte deutlich, dass in einigen Fällen auf mehrschichtige Folienverbunde und kompliziertes Recycling verzichtet werden kann, wenn Lebensmitteldirektkontaktfarben verwendet werden. Durch diese Funktionscoatings kann z. B. auch die Innenseite von Joghurtdeckeln als Werbefläche genutzt und so auf überflüssiges Verpackungsmaterial verzichtet werden.

    Auch die Maschinenbauer sehen sich in der Pflicht, die Kunden fordern Lösungen für neue Maschinen für die Herstellung innovativer Verpackungsmaterialien.  Andrea Glawe, Kroenert, berichtete über neue Systemlösungen, wie z. B. Beschichtungsanlagen im Reinraum oder die Möglichkeit einer doppelseitigen Silikonisierung von Papier in einem Arbeitsgang.

    Erwin Jochim, Morchem, warnte davor, keinen blinden Aktionismus zu starten. Wiederholtes Recyceln birgt auch Gefahren: Vor dem Hintergrund von NIAS (nicht absichtlich zugesetzter Substanzen) können unbekannte Fremdstoffe und Spurenelemente die Rezyklate verunreinigen und damit die Sicherheit gefährden. Er hinterfragte kritisch, ob es nicht besser sei, die Kunststoffe an zentraler Stelle zu sammeln und thermisch zu entsorgen. Warum sollen bewährte Prozesse zu Lasten der Sicherheit über Bord geworfen werden? Der Produktschutz hat immer im Vordergrund zu stehen. Außer beim PET sind bisher genau aus diesen Bedenken heraus Rezyklate für Lebensmittelverpackungen (noch) nicht zugelassen.

    Kurt Stark, Buergofol, betonte, dass das Verpackungsgesetz außer Kosten nichts gebracht hat und die Industrie weiterwächst. Warum werden Plastiktüten aus PE verboten, obwohl sie am besten zu recyceln sind, ideale Eigenschaften haben und nur die Entsorgung noch ungeregelt abläuft? Ob die angestrebten Recycling-Quoten erreicht werden, stellte er in Frage. Solange Abfall noch einen Wert hat, ist es kein Müll.

    Jede Medaille hat zwei Seiten: Trotz des Willens, Verpackungen zu vermeiden, steigt der Verbrauch stetig an. Da scheint ein Konstruktionsfehler im Anreizsystem vorzuliegen.

    Alle Teilnehmer konnten die Tagung mit ihrem Live-Feedback aktiv mitgestalten.

    Die große Bandbreite der Teilnehmer bot fachlich, inhaltlich und persönlich während der Pausen und des gemeinsamen Abends in der Hausbrauerei Rampendahl ideale Austauschmöglichkeiten. Sie lobten das hervorragende und abwechslungsreiche Vortragsprogramm. Auch (selbst-)kritische Ansätze kamen nicht zu kurz. Die Veranstaltung verschaffte einen sehr informativen und guten Überblick zu Trends und Aktivitäten der gesamten Wertschöpfungskette/supply chain hinsichtlich Circular Economy.

    Fazit

    Die Verpackungsbranche muss eine gemeinsame Lobby und Lösungswege entwickeln, und das braucht mehr Kooperation. Der katastrophalen Wahrnehmung von Kunststoffen in der breiten Öffentlichkeit kann nur durch gezielte Weiterentwicklung und sachliche Berichterstattung begegnet werden. Verpackungen müssen auf das Wesentliche reduziert werden. Rohstoffhersteller können nur aktiv werden, wenn sie von der Politik mitgetragen werden.

    Einige Forderungen aus den Vorträgen sind:

    • Dem Raumschiff Erde gehen Ressourcen und vor allem die Luft aus
    • Verpackungen müssen sich verändern und auf das Wesentliche reduziert werden
    • Die Gesamttonnage an Kunststoffen, die in die Umwelt gelangen, muss sinken.
    • Es müssen Nachhaltigkeitskriterien in Form glaubhafter Zertifizierungssysteme geschaffen werden
    • Nachhaltigkeit ist die neue Pflicht und birgt Chancen für neue Geschäftsideen: sozial, ökologisch und ökonomisch
    • Abfallvermeidungsziele müssen von der Politik klar definiert und kontrolliert werden
    • Rohstoffhersteller können aktiv werden, wenn sie von der Politik mitgetragen werden
    • Entwicklung neuer Technologien zur Entwicklung gemischter Abfallströme sind in Arbeit
    • Die Kunststoffbranche sollte wie die Papierindustrie mehr mit einer Stimme sprechen und nach tragfähigen Leitbildern handeln
    • Flexpack kann umweltschädlichere Verpackungslösungen nach wie vor im großen Umfang ersetzen. Wir sollten nun nicht wieder in die 1990er Jahre und einen Papierboom unreflektiert umschwenken
    • Recycling und geringere Materialvielfalt sind ein wesentlicher Teil der Lösung
    • Insgesamt muss es weniger (überflüssige) Verpackungen geben. Die Flexpackindustrie kann helfen, diesen Zielkonflikt zu lösen, da Flexpack oft die Minimalverpackung darstellt

    Save the date

    Mit einem Dank an die Teilnehmer und Referenten warf Karsten Schröder einen letzten Blick nach vorn: Mittwoch/Donnerstag, 3.und 4. Februar 2021, ist als nächster Termin für das 19. Inno-Meeting in Osnabrück fixiert. Für 2022 stimmten die Teilnehmer mit knapper Mehrheit wieder für Donnerstag/Freitag ab. 

  • Ich will meine Schokoladenverpackung zurück

    Ich will meine Schokoladenverpackung zurück

    Liebe Schokoladenverpacker,

    damals gab es noch die schönen Alu-Einwickler, die die Schokolade so richtig gut gegen alle Umwelteinflüsse schützten. Darüber lag ein glatter Papier-Einwickler, der sich beim Auspacken schon quasi selbstständig vom Alu ablöste. Das würde heute jeden Entsorger freuen. Da man sie nicht wieder verschließen konnte, brauchte niemand ein schlechtes Gewissen haben, 100 g in einem Rutsch zu genießen.

    Und dann kam die Folienverpackung, die mit Heißsiegelkleber versiegelt wurde und bei manchen Modellen sogar als Wiederverschluss funktionierte, wenn es denn dazu kam. Nach Gebrauch blieb eine Plastikfolie mit Klebstoff und Druckfarbe übrig, die man gern verbrannte oder aus der Parkbänke und andere Massenprodukte aus dem Non-Food-Markt hergestellt wurden. Es war die Monomaterialverpackung erfunden.

    Dann wollte das Marketing gern den Wiederverschluss noch verbessern und entwickelte fleißig weiter, bis dieses nun auch mit neuen „Klebstoffen“ gelang. Die perfekte Schokoladenverpackung schien geboren. Leicht zu öffnen, selbsterklärend im Gebrauch und aus Monomaterial. Das beste war dann vielleicht noch der Preisvorteil und die unglaublich präzise und schnelle automatische Verarbeitung der Plastikverpackung. Lange Haltbarkeit, Frische und gute Hygiene waren auch durch die kluge Materialwahl garantiert.

    Doch „plötzlich“ kamen die Umweltkatastrophen mit Klima- und Plastikkrise aus dem Nichts daher, und manche waren geneigt,  auf eine einlagige sogenannte umweltfreundliche Papierverpackung für Schokolade umzuschwenken – natürlich nur der Umwelt zuliebe. Das passt auch zum Biotrend, für den das Papier seit Jahren als Wunderwaffe gegen Umweltprobleme stilisiert wird. Und so entwickelten Papierhersteller künstliche Zusatzstoffe, die eine Barriere erzeugen sollten, damit das Papier auf das frühere Aluminium verzichten kann, aber trotzdem aroma- und schadstoffdicht daher kommt. Ein Barrierepapier zu 100% nachwachsend und recyclingfähig? Ist das denn dann auch sofort umweltfreundlicher und besser als die doch so ideale und gut etablierte Folienverpackung mit Wiederverschluss, die sich so lange und stetig weiterentwickelt hatte?

    Ich möchte meine preiswerte, frische, hygienische, leicht zu öffnende, wiederverschließbare und gut zu entsorgende Plastikverpackung zurückhaben.

    Ein Aufruf zum Augenmaß an Entwickler und Entscheider zur Vermeidung von Verschlimmbesserung – im Detail teilweise überspitzt formuliert von Karsten Schröder

  • Ist das Verpackung und kann das weg?

    Ist das Verpackung und kann das weg?

    Sind Verpackungen ihre Mühe und das Geld wert, was wir Verpacker ihr zuschreiben? Daran zweifelt der aufmerksame Laie. Zu dem Schluss komme ich auch aufgrund des Ergebnisses der neuesten DVI-Umfrage. Fast die Hälfte (45,4 %) der repräsentativ befragten Gruppe von Bundesbürgern fühlen sich mitverantwortlich an der medial bereits schon so benannten „Kunststoffkatastrophe“, der Vermüllung der Meere und allem, wofür die Verpackung sonst noch mitbeschuldigt wird.

    Auf die Frage jedoch, was jeder einzelne für sich zur Erhöhung der Nachhaltigkeit tun wolle, war schon auf Platz drei die Verpackung (mehr unverpackt kaufen, weniger Versandhandel etc.). Aber wer weiß, ob das hilft und auch wirklich besser wäre? Welche Art des Handelns ist CO² neutraler? Unverpackt einkaufen und nur die Produkte konsumieren, mit denen das klappt? Oder ganz auf Online-Handel verzichten und selber zum Supermarkt fahren und die Produkte dort selber „abholen“? Wer weiß das schon, und wer kann das fundiert ausrechnen? Daran arbeiten einige spezialisierte Institute wie IFEU oder denkstatt. Doch die Ergebnisse sind bisher noch Momentaufnahmen und Einzelbewertungen ganzer Produktzyklen, in denen die Verpackung und der Vertriebskanal meistens eine untergeordnete Rolle einnehmen.

    Doch stände es unserer Flexpack-Industrie – und da beziehe ich die Markeninhaber und den Handel mit ein – gut zu, hier Klarheit zu schaffen und einfache Fragen zu beantworten wie:

    • Mehrweg oder Einweg – was ist besser für Produkt xy?
    • Folienverpackte Gurke oder unverpackte Gurke – was nützt uns und der Umwelt mehr?
    • Multimaterial-Standbeutel oder Mono-Blechdose – was ist optimaler für Mensch und Natur?

    Mir fällt es auf jeden Fall leichter, auf Fernreisen zu verzichten, als auf den Supermarkt mit frischen und gut verpackten Produkten.

    Aber vielleicht brauchen wir uns auch gar nicht immer nur über Verzicht streiten. Ein Schub hin zu optimierten Verpackungen, minimalisierten Materialeinsätzen bei optimiertem Verbrauchernutzen bringt sicher mehr, als wenn die Bildungselite aus Berlin Mitte alles versucht, unverpackt zu kaufen, wenn sie nicht gerade Yoga auf Bali studiert.

    Ich denke, für unsere Diskussion ist es sinnvoll, wenn wir uns auf den Einflussbereich konzentrieren und nicht alles in einen Topf werfen, wie es natürlich medienwirksamer wäre. Ich denke, wir müssen die neuen  Schulaufgaben machen und u. a. die drei o. g. Fragen kompetent und ideologiefrei beantworten lernen. Das ist ein Prozess, der uns sicher einige Jahre begleiten wird, da es grundlegende Fragen sind, die sich wie alles in der Welt im Kontext des Weltgeschehens permanent verändern. Was heute verwerflich erscheint, galt früher als Fortschritt. Wenn wir heute den Online-Handel anprangern, so kann er doch die Zukunft nachhaltiger gestalten. Wie das gehen kann? Eine These von Stefan Munz https://www.innoform-coaching.de/co_neu/de/referenten/stefan-munz in seinem Interview zur anstehenden Tagung http://um.innoform.de in Würzburg lautet:

    …“ In zwanzig Jahren werden wir nicht mehr über Multi- oder Omni-Channel reden. Zukunftsforscher sagen voraus: Im No-Line-Commerce werden Online- und Offline-Welten zu einem grenzenlosen Shoppingerlebnis verschmelzen. Jeder kann zu jeder Zeit alles kaufen. Produkt-Informationen werden überall verfügbar sein. Verbesserte Mobilfunkstandards und Endgeräte sowie moderne Logistikkonzepte werden das ermöglichen. Der Convenience-Bereich wird weiter wachsen, die personalintensive Frische-Theke wird zur Rarität.

    Die Entsorgung wird dann Multi-Channel sein. Ausgediente Waren, die keinen Nutzwert mehr haben, aber noch einen Rohstoffwert besitzen, werden online gehandelt und nicht mehr nur an der Straße entsorgt. Der Recy-Commerce wird sich als Geschäftsmodell des Urban Mining etabliert haben.

    In fünfzig Jahren werden Verpackungen dann endlich der Natur nachempfunden sein. Sie sind dann so intelligent und kreislauffähig wie die Bananenschale es heute bereits ist.“… Quelle: https://www.innoform-coaching.de/blog/2019/03/21/stefan-munz-ueber-orientierungshilfen-zur-bemessung-der-recyclingfaehigkeit/


    http://um.innoform.de

    So ist das, was wir im Moment mit dem Online-Handel entwickeln und erproben, ein Beispiel für die Entsorgung von übermorgen. Noch weiß niemand, wie es sich wirklich entwickelt. Aber unserer Branche muss es nicht an Zuversicht mangeln. Doch brauchen wir Innovationen, die ihren Namen verdienen und visionäre Ansätze wie den eben zitierten. Und eines sollte schnell passieren – Kommunikation mit dem Kommunikationsmedium Nr. 1 verbessern – der Verpackung und zwar zu dem, der alles bezahlt – dem Verbraucher.

    • Warum berechnen wir nicht für die wichtigsten Lebensmittelverpackungen die optimale Kombination aus Form und Material? Nur damit wir es erst einmal wüssten …
    • Warum kommunizieren wir nicht die Gründe für unsere Verpackungswahl? Nur damit der Verbraucher uns mehr (zu)traut …
    • Warum benennen wir so selten echte Verpackungsmängel bei den Entscheidern – z. B. den Marketiers? Nur damit wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit da leisten, wo er wirkt …

    Es sind andere Interessen, die uns an all dem scheinbar hindern. Doch langfristig erfolgreich werden die sein, die zunächst sich und dann den Interessierten diese und viele weitere, grundlegende Verpackungsfragen beantworten.

    Wir möchten bei unserer Tagung in Würzburg einen Teil dazu beitragen und laden alle ein mitzuhelfen, die richtigen Verpackungen zu entwickeln und zu verbreiten.

    Karsten Schröder, März 2019

  • Anpassung zur Verordnung (EU) Nr. 10/2011

    Anpassung zur Verordnung (EU) Nr. 10/2011

    Die 12. Anpassung zur Verordnung (EU) Nr. 10/2011 durch Verordnung (EU) 2019/37 wurde veröffentlicht. Hier finden Sie die Originalfassung.: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:32019R0037

    Doch was ändert sich für die Flexpacker?

    Die Anhänge I und III werden geändert:

    • Anpassungen der Stofflisten
      • Crotonsäure, CAS 3724-65-0: Aufnahme SML (T)
      • 3-Hydroxybuttersäure-3-Hydroxyvaleriansäure-Copolymer, CAS 080181-31-3: Aufnahme SML (T)
      • 1,2,3,4-Tetrahydronaphthalin-2,6-dicarbonsäuredimethylester, CAS 23985-75-3: Bezeichnung in englischer Fassung korrigiert
      • [3-(2,3-Epoxypropoxy)propyl]trimethoxysilan, CAS 2530-83-8: Verwendung als Zusatzstoff oder als Hilfsstoff bei der Herstellung von Kunststoffen bzw. Verwendung als Monomer oder als anderer Ausgangsstoff oder als durch mikrobielle Fermentation gewonnenes Makromolekül korrigiert
    • Aufnahme von 3 neuen Stoffen:
      • (Poly((R)-3-hydroxybutyrat-co-(R)-3-hydroxyhexanoat), CAS 147398-31-0
      • Dimethylcarbonat, CAS 616-38-6
      • Isobutan, CAS 75-28-5
    • Klarstellung, dass Milcherzeugnisse mit pH <= 4,5 mit Simulanz D1 und B und > 4,5 nur mit D1 zu prüfen sind

  • Was sagen die Experten denn dazu? Allianz der Konzerne gegen Plastikmüll

    Was sagen die Experten denn dazu? Allianz der Konzerne gegen Plastikmüll

    In dieser kleinen Reihe möchten wir tagesaktuelle Ereignisse zur Diskussion stellen. In unregelmäßigen Abständen werden wir Zitate oder Trends zitieren, kommentieren und zur Debatte stellen. Die eigentliche Debatte soll in XING stattfinden – mal sehen, wie das ankommt.

    Wir veröffentlichen die Texte hier in Langform und werden auch in XING und LinkedIN hierher verlinken. So hat jeder erst einmal einen unkommentierten Blick auf die Sache, hat die Chance zur Meinungsbildung und kann dann in den Netzen kommentieren.

    Allianz der Konzerne gegen Plastikmüll – so titelt der BKV https://www.bkv-gmbh.de/infothek/woechentliche-presseschau.html#panel-5774-0 heute in seinem Newsletter.

    Seine Zusammenfassung lautet:

    Über die Neugründung einer Allianz internationaler Konzerne aus den Bereichen Chemie, Kunststoff und Konsumgüter berichten die Printmedien breit. Unter anderem zählen die BASF, Covestro, DowChemical, LyondelBasell, Sabic und Total zu den Mitgliedern der „Alliance to End Plastic Waste“. Mit 1,5 Milliarden Euro soll in den nächsten fünf Jahren insbesondere der Kampf in Asien gegen die Verschmutzung der Umwelt mit Kunststoffabfällen unterstützt werden.

    Das ist doch eine tolle Nachricht, sollte man denken. Die Industrie tut etwas, bevor die Politik überhaupt Konzepte hat – Klasse!? Auch mein erster Reflex war genauso. Doch dann setzte das s. g. langsame Denken ein und ich versuchte, Logik vor Gefühl zu positionieren, was gerade in diesem Kontext eine Herausforderung ist. Seit Monaten sind wir im Meeresstrudel voller Müll durch Medien – ja und auch durch Fachmedien – gefangen und ersticken an Mikroplastik. Aber was hat sich denn eigentlich so drastisch verändert? Eine Seglerin findet Müllstrudel in den Ozeanen – ganz plötzlich und Ellen MacArthur https://www.ellenmacarthurfoundation.org/ vermutet Schlimmeres – zu Recht, wie sich herausstellen sollte. Sie schart reichlich Prominenz um sich, was zu einem Medien-Hype zu diesem Thema führt. Alle sind bestürzt und suchen nach Lösungen. Aber bitte nicht die Geschäftsmodelle tangieren – das ist ja klar.

    Doch der Druck scheint unerträglich zu werden. Kein Tag vergeht mehr ohne Nachricht über Plastik im Meer und Mikroplastik. Beides wird vermischt und danach mühsam wieder auseinander dividiert. Doch Kunststoffe sind ab nun Gift. Die Debatte mündet in der Frage: Umwelt oder Kunststoff.

    Doch diese Allianz betont, es ginge um Umwelt und Kunststoff.

    Das erscheint sinnvoll. Denn vorstellen können sich doch nur „Öko-Aktivisten“ eine Umwelt ohne Kunststoffe. Wir als Heilsbringende Plastikmacher, Verarbeiter, Verpacker und Entsorger haben doch alles im Griff – in Europa. Und da, wo das Volk nicht ordentlich Plastikverpackungsmüll sammelt, fehlt Bildung und Disziplin, machen uns Marktteilnehmer, Lobbyisten und Vertreter unsere Branche – natürlich wohliger verpackt – wissend.

    Aber was ist denn die Alternative zur Initiative von BASF, Procter & Shareholder-Value? Es ist sicher ein guter Schritt zu akzeptieren, dass wir alle auf derselben Erde leben und etwas tun müssen, damit Plastik überlebt. Die Europäische Flexpack-Industrie hat nun noch ganz andere Sorgen als das Entsorgen. Sie gerät mit in den Abwärtsstrudel des Plastik-Images. Doch unzählige Studien belegen – Folienverpackung schützt Leben(smittel). Folie ist die Minimalverpackung, und seit den 1990er Jahren sind die Wachstumsraten enorm und stetig.

    Deshalb geistert bei vielen Entscheidern, bei Flexpackern, ihren Auftraggebern und Auftragnehmern der Gedanke an Neustart mit Kreislaufwirtschaft durch den Kopf. Aber wie soll das gehen? Auch das 17. Inno-Meeting http://im.innoform.de beschäftigt sich mit diesem Thema – zu Recht?

    Was denken Sie? Wie kann – und ja – wie sollte es weitergehen mit Flexpack, Folienverpackungen und deren Kreislauf? Global gedacht und lokal gemacht? Sind wir verantwortlich für die Müllstrudel, und ist es richtig, uns damit hineinzuziehen? Oder haben wir hier doch alles im Griff und machen „Business as usual“? Ich freue mich auf spannende Kommentare auf XING.

    Ihr Karsten Schröder

  • These der Woche 4: Verpackungen emittieren Mikroplastik

    These der Woche 4: Verpackungen emittieren Mikroplastik

    Mikroplastik ist nicht nur in aller Munde, sondern auch in jeder Kunststoffverpackung zu finden. So oder so ähnlich lauten viele aktuelle Schlagzeilen rund um das Thema Vermüllung (Littering) der Meere, Wälder und auch der Lebensmittel.

    Hinzu kommen Bemühungen verschiedener NGO’s, Umweltorganisationen, Medien und auch der Politik, das Thema Mikroplastik für das Verdrängen von Plastik insgesamt aus unserem Leben zu instrumentalisieren.

    Was ist Mikroplastik eigentlich?

    Aber was ist denn nun eigentlich Mikroplastik, wie gefährlich ist es und wo kommt es her? Leider werden hier oft viele Sachverhalte in einen Topf geworfen und durcheinander gebracht. So hat die schwimmende Rewe-Tüte im Rhein erst einmal keinen Einfluss auf Mikroplastik. Dafür muss diese erst einmal über einen langen Zeitraum durch Sonne und Bewegung zu solchen kleinen Teilchen von 1 – 500 µm Durchmesser zermahlen werden. Zum Vergleich: Die Dicke eines menschlichen Haars  wird im Durchschnitt mit rund 80 µm beschrieben. Mikroplastik ist also mikroskopisch klein, aber gut nachweisbar. Die Schwierigkeit bei der Analyse besteht eher darin, den s. g. Blindwert – also einen Messwert für “Null”- für den Gehalt von Mikroplastik in einer Probe sicher zu bestimmen, da praktisch überall in der Luft, im Wasser und im Boden Mikroplastik allgegenwärtig zu finden ist.

    Man unterscheidet somit zwei Arten von Mikroplastik: Typ A, welcher als Mikroplastik benutzt wird (z. B. in Cremes) und Typ B, der bei Gebrauch, Verbrauch und Entsorgung von Plastik entsteht.

    Bei Typ B wird dann noch in 2 Untergruppen unterschieden: primär (durch Abrieb oder beim Gebrauch anfallend) und sekundär (zermahlen und Zerfall durch chemische und physikalische Zerfallsprozesse, u. a. durch UV-Licht).

    Wo kommt Mikroplastik her?

    Heute kennen wir viele Quellen von Mikroplastik. Eine Liste der häufigsten Quellen findet sich hier.

    Unter den Topp 5 Quellen tauchen Verpackungen bisher gar nicht auf. Die Liste wird angeführt von:

    • Reifenabrieb
    • Emissionen bei der Abfallentsorgung
    • Abrieb von Polymeren und Bitumen in Asphalt

    Das Fraunhofer Umsicht Institut kommt somit zu dem Schluss:

    Primäres Mikroplastik vom Typ B (beim Gebrauch entstehendes Mikroplastik) ist in Bezug auf die emittierte Menge relevanter als Typ A; Elastomere machen den größten Teil des Mikroplastiks aus;
    Verkehr, Infrastruktur und Gebäude emittieren die größten Mengen.

    Wo kommt Mikroplastik vor und wie gefährlich ist es?

    Grundsätzlich findet sich nahezu überall Mikroplastik. Egal, ob man Wasser, Luft, Fische, Muscheln oder einen Ackerboden analysiert, Mikroplastik lässt sich fast immer nachweisen. Auch hier gilt, je kleiner ein Partikel ist, desto eher kann er vom menschlichen Organsimus aufgenommen werden. Dieses gilt insbesondere für Partikel kleiner als 50 µm. Da die Forschung hier noch am Anfang ist, lässt sich überhaupt noch keine toxikologische Bewertung durchführen. Hier liegt viel Arbeit bei den zuständigen Labors. Der Volksmund würde sagen – “Gut ist das wohl eher nicht…”

    Welchen Einfluss haben Verpackungen auf Mikroplastik im Lebensmittel?

    Man weiß heute, das z. B. Muscheln mit Mikroplastik angereichert sind. Ob dadurch eine Gefahr ausgeht, ist unklar. Klar hingegen ist: der Plastikpartikelgehalt aus den Muscheln ist verschwindend gering (123 Partikel/Jahr), im Vergleich zu dem, was durch die Luft auf jede Mahlzeit gelangt (bis zu 114 Mikroplastikpartikel pro Mahlzeit).

    In einer Studie des Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe wurden verschiedene verpackte Mineralwasser untersucht.

    Es wurde Mineralwasser aus 22 verschiedenen Mehrwegflaschen und Einwegflaschen aus PET untersucht, aus 3 Getränkekartons und 9 verschiedenen Glasflaschen. Dabei wurde in allen Verpackungsarten Mikroplastik im kleinen (50 – 500 µm) und sehr kleinen (1 – 50 µm) Größenbereich gefunden. Ca. 80 % aller identifizierten Partikel gehörten dem kleinsten untersuchten Größenbereich von 5-20 µm an.

    • In PET-Mehrwegflaschen fand man  118 ± 88 Mikroplastikpartikel/L (MPP/L).
    • In PET-Einwegflaschen wurden lediglich 14 ± 14 MPP/L gefunden.
    • Und in Getränkekartons wurden sogar nur 11 ± 8 MPP/L gefunden.

    Hier scheinen also die Einwegflasche und der Getränkekarton deutlich vorteilhafter zu sein.

    Erkenntnislage heute

    Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die menschliche oder tierische Gesundheit durch Mikroplastik gefährdet wird. Mikroplastik kann Giftstoffe absorbieren und im Körper abgeben, auch wenn es selber wieder ausgeschieden wird. Mikroplastik in Lebensmitteln ist im Vergleich zur Kontamination beim Essen selbst durch die Luft deutlich kleiner. Einweg-PET-Flaschen sind weniger mit Mikroplastik verunreinigt als Mehrwegflaschen. Kunststoffverpackungen bringen auch immer Mikroplastik in die Umwelt und ins Lebensmittel ein. Plastik in der Umwelt summiert sich Jahr für Jahr auf und kann dadurch zur Zeitbombe werden. Die Kontamination der Luft durch Verkehr und bei der Abfallentsorgung muss vorrangig bei der Bekämpfung von Mikroplastik in den Fokus rücken.

    Quellen:

    https://www.cvua-mel.de/index.php/aktuell/138-untersuchung-von-mikroplastik-in-lebensmitteln-und-kosmetika

    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0043135417309272

    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0043135417309272

    https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/publikationen/2018/kunststoffe-id-umwelt-konsortialstudie-mikroplastik.pdf

    von Karsten Schröder