Schlagwort: Kosmetik

  • Eine Marke handelt bereits nachhaltig

    Eine Marke handelt bereits nachhaltig

    Im Rahmen des 18. Inno-Meetings am 13. und 14. Februar 2020 in Osnabrück hat Heiko Hünemeyer, Geschäftsführer der Moras & Comp. GmbH & Co. KG einen Vortrag über die Nachhaltigkeitsstrategie der Firma Schaebens gehalten. Erfahren Sie in seinem Fachvortrag, wie die Firma Schaebens dieses Ziel erreicht hat:

    Schaebens ist als Familienunternehmen die Nr. 1 in der Gesichtspflege bzw. der Marktführer in Deutschland nach Menge. Es folgen mit Nivea, Garnier und bebe sehr große und bekannte Marken von den weltumspannenden Konzernen Beiersdorf, L‘ORÉAL und Johnson & Johnson. Nach Menge Marktführer zu sein, bedeutet aber auch gleichzeitig viele Verpackungen bzw. sehr viel Abfall. Dies ist für die Konsumenten umso auffälliger, als dass 5 der 10 meistverkauften Gesichtspflegeprodukte Deutschlands von Schaebens sind (gem. Marktforschungsinstitut Nielsen LEH + Drogeriemarkt in 2019).

    Maskensortiment der Firma Schaebens
    Maskensortiment der Firma Schaebens

    Als Nr. 1 in der Gesichtspflege hat Schaebens den Anspruch und die Verantwortung, auch in Sachen Nachhaltigkeit führend zu sein. Schaebens verfügt auch deshalb über eine Klimaschutzstrategie mit u. a. 22 ökologischen Zielen. Zur Erreichung dieser Ziele setzt Schaebens seit vielen Jahren sehr erfolgreich einen umfangreichen Maßnahmenkatalog um.

    Siegel 0% Mikroplastik der Firma Schaebens
    Siegel 0% Mikroplastik der Firma Schaebens

    Seit Oktober 2015 werden nur noch Schaebens Produkte ausgeliefert, deren Rezepturen frei von Mikroplastik sind.

    Siegel Klimaneutral von ClimatePartner
    Siegel Klimaneutral von ClimatePartner

    Seit August 2018 ist Schaebens über ClimatePartner klimaneutral. Gemäß ClimatePartner ist Schaebens der erste führende Konsumgüteranbieter Deutschlands, der sein gesamtes Sortiment klimaneutral umgestellt hat.

    Siegel Plastikneutral von PlasticBank
    Siegel Plastikneutral von PlasticBank

    Seit Juni 2019 ist Schaebens über PlasticBank zusätzlich auch noch plastikneutral.

    Die Inhaberfamilie von Schaebens ist die Familie Hünemeyer, die bereits über sehr viele Generationen nachhaltig ausgerichtet ist. Seit mindestens 9 Generationen ist die Familie Hünemeyer in der Land- und Forstwirtschaft engagiert.

    Wissenschaftliche Arbeiten der Familie Hünemeyer
    Wissenschaftliche Arbeiten der Familie Hünemeyer

    Darüber hinaus belegen diverse akademische Arbeiten der Familie Hünemeyer seit mehreren Jahrzehnten deren frühzeitiges und ungewöhnliches Nachhaltigkeitsengagement. Ich als geschäftsführender Gesellschafter von Schaebens habe so z. B. bereits 1983 im Rahmen meiner empirischen Diplomarbeit an der Universität zu Köln zu einem spezifischen Verpackungsthema sehr intensiv auf Umweltschutzaspekte hingewiesen. Als 1991 die Verpackungsverordnung in Kraft trat, habe ich federführend am ersten Leitfaden Deutschlands zur Umsetzung der Verpackungsverordnung, veröffentlicht im Wissenschafts- und Wirtschaftsdienst vom BAH, mitgewirkt. Von unseren 3 Söhnen hat Björn als mittlerer Sohn  2018 an der Hochschule Fresenius in Köln in seiner Masterarbeit die CO2-Kompensation und deren Implementierung in die Unternehmensstrategie von Schaebens herausragend gut dargestellt (Note 1,3). Diese akademischen Arbeiten erhöhen nicht nur die fachliche Kompetenz von Schaebens, sondern natürlich auch die Glaubhaftigkeit des Engagements des Familienunternehmens Schaebens.

    Es ist die erklärte Hoffnung von Schaebens, dass in wenigen Jahren nahezu alle führenden Konsumgüteranbieter ebenso wie Schaebens insbesondere ihre CO2-Emissionen und ihren Plastikeintrag durch geeignete Maßnahmen vollständig kompensieren. In Bezug auf die CO2-Emissionen gilt es, diese zunächst soweit wie möglich zu vermeiden und zu reduzieren und alle notwendigen Emissionen zu kompensieren. Schaebens liegt seit 2016 ein jährlicher Ergebnisbericht von ClimatePartner vor. Hierin werden für Schaebens der Carbon Foodprint für das gesamte Unternehmen und für die Schaebens Produkte auch die einzelnen Product Carbon Footprints erhoben, analysiert und dargestellt. Gemäß ClimatePartner liegt (auch) für Schaebens das größte Potential zur Reduzierung der CO2-Emissionen beim Vermeiden und Reduzieren von Verpackungen. Daher rückt Schaebens seinerseits die Verpackungen in den Mittelpunkt aller Optimierungen.

    Es ist aber bei dem Ziel dieser Verpackungsoptimierung vermeintlich nicht einfach, eine Kennziffer zu finden, anhand derer die optimale Verpackung einzig und allein bestimmt werden kann. Nach Überzeugung von Schaebens ist die optimale Verpackung diejenige, die nicht nur die klassischen Funktionen einer Verpackung so weit wie möglich erfüllt, sondern die auch unter Nachhaltigkeitsaspekten überdurchschnittlich gut ist. Unserer Überzeugung nach erfüllt eine Verpackung das Nachhaltigkeitsziel am besten, wenn die Verpackung alle wesentlichen Verpackungsfunktionen erfüllt und gleichzeitig im Vergleich zu den relevanten Wettbewerbsprodukten niedrigere CO2-Emissionen auf Basis des Cradle-to-Gate-Ansatzes aufweist. Zusätzlich können aber auch noch weitere Parameter, wie z. B. die Recyclingfähigkeit, die Recyclingquote oder auch die Rezyklatquote von Relevanz sein.

    Nach Überzeugung von Schaebens sollte die Entscheidung, was gut oder schlecht für die Nachhaltigkeit ist, nicht durch Meinungen, sondern durch Tatsachen bestimmt werden. Nur durch Tatsachen kann langfristig eine positive Veränderung im Sinne der Nachhaltigkeit erzielt werden. Alles andere ist blinder Aktionismus, der z. B. auch der nachhaltig ausgelegten Klimaschutzstrategie von Schaebens vom Grundsatz widersprechen würde.

    Da CO2-Emissionen messbar sind, stellen diese eine geradezu idealtypische Basis-Kennziffer zur Nachhaltigkeitsbewertung dar. Schaebens hat daher bereits 2018 damit begonnen, für alle Verpackungsformen, die für Schaebens Produkte eingesetzt werden, die CO2-Emissionen über ClimatePartner ermitteln zu lassen. Seit 2019 lässt Schaebens darüber hinaus auch für die alternativen Verpackungsformen aller relevanter Wettbewerbsprodukte die CO2-Emissionen durch ClimatePartner ermitteln. Dabei ermittelt ClimatePartner den Einfluss möglicher unterschiedlicher Packmittel bei gleicher Rezeptur auf die CO2-Emissionen. Hierzu zieht ClimatePartner Werte aus wissenschaftlichen Datenbanken heran. Demnach handelt es sich bei diesen Berechnungen nicht um verbindliche Werte für CO2-Emissionen, die die tatsächlichen Produktionsbedingungen widerspiegeln. Für die Nachhaltigkeitsbewertung von Schaebens sind aber diese Werte der CO2-Emissionen dennoch sehr gut geeignet und bilden die maßgebliche und entscheidende Kennziffer zur Nachhaltigkeitsbewertung.

    Unterdessen liegen hierzu Schaebens die CO2-Emissionen für zahlreiche Produkte über 10 Warengruppen in den Warenbereichen Kosmetik und Pharma für zahlreiche Verpackungsformen und Verpackungsgrößen vor. Dieses Wissen kann relativ einfach auf tausende Einzelprodukte aus dem FMCG-Bereich übertragen werden. Für Schaebens ist es daher relativ leicht möglich zu überprüfen, ob tatsächlich dem seit langem erklärten Ziel von Schaebens entsprechend über alle Schaebens Produkte die durchschnittlichen CO2-Emissionen im Vergleich zu andersartigen Verpackungen des direkten und relevanten Wettbewerbs deutlich niedriger sind oder nicht. Dies ist erwartungsgemäß nicht nur tatsächlich der Fall, sondern die Vergleichswerte sind tendenziell extrem positiv für Schaebens.

    Am Beispiel des für Schaebens wichtigsten und größten Sortimentsbereichs der klassischen Schaebens Masken im Beutel, als Creme-, Gel- und Peloidmasken, sei dies nachfolgend erläutert:

    Im Mass-Market werden in Deutschland Gesichtsmasken zu weit über 80 % in der Verpackungsform Beutel verkauft (gem. Marktforschungsinstitut Nielsen LEH + Drogeriemarkt in 2019). Daneben gibt es insbesondere noch die Verpackungsformen Tube und Tiegel.

    Beutel werden zurzeit fast ausschließlich in Folien aus einem Mehrlagenverbund mit einer Aluminiumschicht angeboten.

    Tiegel werden zurzeit fast ausschließlich in Glastiegeln mit Kunststoffdeckel und in der Faltschachtel angeboten, die bei einigen Produkten auch noch cellophaniert ist.

    Tuben werden ausschließlich in Kunststofftuben, teilweise in Faltschachteln verpackt, angeboten.

    Die Inhaltsmengen der Beutel sind relativ klein mit z. B. 6 ml (4 x 1,5 ml), 10/12 ml (2 x 5/6 ml) und 15 ml/16 ml (1 x 15 ml oder 2 x 7,5/8 ml).

    Die Inhaltsmengen der Tiegel sind mit z. B. 15 ml und 50 ml tendenziell größer als bei den Beuteln.

    Die Inhaltsmengen der Tuben sind mit z. B. 50 ml und 150 ml tendenziell größer als bei den Tiegeln.

    Das Nettogewicht der Verpackung ist bei den Beuteln, umgerechnet auf den ml-Inhalt, sehr gering und sehr ähnlich.

    Das Nettogewicht der Verpackung ist bei den Tiegeln, umgerechnet auf den ml-Inhalt, extrem groß und sehr unterschiedlich.

    Das Nettogewicht der Verpackung ist bei den Tuben, umgerechnet auf den ml-Inhalt, sehr gering, aber sehr viel unterschiedlicher als bei den Beuteln.

    Das Volumen der Verpackung ist bei den Beuteln, umgerechnet auf den ml-Inhalt, sehr gering und sehr ähnlich.

    Das Volumen der Verpackung ist bei den Tiegeln, umgerechnet auf den ml-Inhalt, extrem groß und sehr unterschiedlich.

    Das Volumen der Verpackung ist bei den Tuben, umgerechnet auf den ml-Inhalt, sehr gering, aber unterschiedlicher als bei den Beuteln.

    Vergleichsberechnungen der CO2-Emissionen verschiedener kosmetischer Verpackungsformen
    Vergleichsberechnungen der CO2-Emissionen verschiedener kosmetischer Verpackungsformen

    Diese Unterschiede lassen sich weitestgehend dadurch herleiten, dass die verschiedenen Primärpackmittel Beutel, Tiegel und Tube im Vergleich untereinander unterschiedlich große Gestaltungsflächen haben.

    Der Beutel hat im Vergleich zur relativ kleinen Inhaltsmenge auf dem Primärpackmittel die mit Abstand größte bedruckbare Gestaltungsfläche. Hierdurch können i. d. R. sogar bei kleinen Inhaltsmengen von 6 bis 15/16 ml sämtliche rechtlich notwendigen und marketingtechnisch gewünschten Angaben auf dem Beutel aufgebracht werden.

    Der Tiegel hat im Vergleich zum Beutel und der Tube auf dem Primärpackmittel die mit Abstand kleinste bedruckbare Gestaltungsfläche. Hierdurch können i. d. R. bei Inhaltsmengen von bis zu (mindestens) 50 ml die rechtlich notwendigen und marketingtechnisch gewünschten Angaben nicht auf dem Tiegel aufgebracht werden. Dies macht i. d. R. eine (übergroße) Faltschachtel, als weiteres Sekundärpackmittel, notwendig. Durch die Kombination von Tiegel und Faltschachtel entsteht ein Verhältnis von Inhaltsmenge zum Außenvolumen der Verpackung von einem 6- bis über dem 13-fachen, was natürlich um ein Vielfaches schlechter ist als bei den Beuteln und Tuben. Weshalb dann bei einigen Produkten die Faltschachtel zusätzlich noch cellophaniert wird, ist unbekannt.

    Die Tube hat im Vergleich zum Beutel auf dem Primärpackmittel die kleinere und zum Tiegel die größere bedruckbare Gestaltungsfläche. Hierdurch können i. d. R. bei Inhaltsmengen bis ca. 50 ml die rechtlich notwendigen und marketingtechnisch gewünschten Angaben nicht auf der Tube aufgebracht werden. Dies macht eine Faltschachtel als weiteres Sekundärpackmittel notwendig. Hierdurch können i. d. R. erst bei Inhaltsmengen ab 75 ml die rechtlich notwendigen und marketingtechnisch gewünschten Angaben allein auf der Tube aufgebracht werden.

    Wie die CO2-Emissionsberechnungen von ClimatePartner belegen, gibt es zwischen den CO2-Emissionen und dem Nettogewicht der Verpackung sowie dem Volumen der Verpackung nach der Entleerung eine eindeutige Korrelation.

    CO2-Emissionen verschiedener kosmetischer Verpackungen
    CO2-Emissionen verschiedener kosmetischer Verpackungen


    Als aktuelles Zwischenergebnis kann festgehalten werden, dass je ml:

    • bei Masken mit kleinen Inhaltsmengen Beutel die geringsten CO2-Emissionen haben,
    • bei Masken in Tiegeln unabhängig von deren Inhaltsmengen sehr hohe CO2-Emissionen vorliegen

    und

    • bei Masken mit größeren Inhaltsmengen Tuben ähnlich geringe CO2-Emissionen aufweisen wie Beutel.

    Dieses Zwischenergebnis kann nach Ansicht von Schaebens nicht nur auf eine Vielzahl an anderen kosmetischen Produkten nahezu identisch übertragen werden, sondern auch auf eine sehr große Produktanzahl aus völlig anderen Warenbereichen.

    Nach Überzeugung von Schaebens sollte die Suche nach weiteren Optimierungen bezüglich der Nachhaltigkeit fortwährend fortgesetzt werden. Als Beispiele für die fortwährende und sogar erfolgreiche Suche nach weiteren Nachhaltigkeitsoptimierungen möchte ich die 2 Schaebens Projekte „Folienwechsel“ und „100 % Rezyklat“ vorstellen:

    • Folienwechsel wird für alle hierzu geeigneten Rezepturen ab Sommer 2020 vollzogen. Hierdurch werden z. B. bei einer Schaebens Peel-Off Maske mit 15 ml Inhalt die CO2-Emissionen von 0,92 g CO2 je ml Maske auf 0,52 g gesenkt. Hiermit würde der bisher niedrigste CO2-Emissionswert je ml Maske von 0,49 g bei einer 100 ml-Tube ohne Faltschachtel fast erreicht werden. Im Vergleich zu einem direkten und relevanten Wettbewerber mit der alternativen Verpackungsform eines 15 ml-Tiegels in einer cellophanierten Faltschachtel, würden die CO2-Emissionen je ml Maske um ca. 94 % niedriger sein bzw. bei der alternativen Verpackungsform wären die CO2-Emissionen um mehr als das 15-fache höher.

    Folienwechsel im Markensegment von Schaebens
    Folienwechsel im Markensegment von Schaebens
    • Schaebens wird bei der Schaebens Aktivkohle Strong Peel-Off Maske sowie bei Schaebens Totes Meer Salz Salbe und Peeling jeweils von einer 75 ml-Ovaltube, auf eine sog. Kopfstehflasche, aus „100 % Rezyklat“ wechseln. Hierdurch werden z. B. die CO2-Emissionen je ml Maske um ca. 62 % gesenkt. Dieser Wechsel wird ab Herbst 2020 vollzogen. Dadurch werden bei dieser Schaebens Maske die CO2-Emissionen von 0,77 g auf 0,29 g CO2-Emissionen je ml Maske reduziert. Somit würde der bisher niedrigste CO2-Emissionswert von 0,49 g bei einer 100ml-Tube ohne Faltschachtel um ca. 59 % reduziert werden. Im o. g. Vergleich zu einem direkten relevanten Wettbewerber mit der alternativen Verpackungsform eines 15 ml-Tiegels in einer cellophanierten Faltschachtel, würden die CO2-Emissionen je ml Maske um ca. 96 % niedriger sein bzw. bei der alternativen Verpackungsform wären die CO2-Emissionen um mehr als das 27-fache höher.
    Umstellung der Primärpackmittel der Mehrfachanwendungen von Schaebens auf 100% Rezyklat
    Umstellung der Primärpackmittel der Mehrfachanwendungen von Schaebens auf 100% Rezyklat

    Alleine durch die Umsetzung der beiden Projekte „Folienwechsel“ und „100 %-Rezyklat“ werden in 2020 ganz erhebliche weitere Optimierungsmöglichkeiten realisiert.

    CO2-Emissionen verschiedener kosmetischer Verpackungen nach der Umstellung auf 100% Rezyklat und dem Folienwechsel im Markensegment von Schaebens
    CO2-Emissionen verschiedener kosmetischer Verpackungen nach der Umstellung auf 100% Rezyklat und dem Folienwechsel im Markensegment von Schaebens

    Die Suche nach weiteren Optimierungspotentialen wird aber selbstverständlich weiter fortgesetzt. Das dritte Projekt „Folie aus Rezyklaten“ läuft auch schon erfolgversprechend an.

    Die Suche nach weiteren Optimierungspotentialen hat aber natürlich auch seine Grenzen. So wäre ein Wechsel bei fast allen Schaebens Masken von einem Beutel auf z. B. eine Kopfstehflasche als Primärpackmittel, also ein Systemwechsel von einer abgeteilten Anwendung in einer Kammer auf eine Mehrfachanwendung, bis auf weiteres nicht sinnvoll möglich. Bedingt durch die Anwendungsform ist dieses insbesondere z. B. bei Hydrogel- und Vliesmasken nicht umsetzbar. Bei Creme-, Gel- und Peloidmasken wäre dies zwar von der Anwendung her i. d. R. möglich, aber wenig zielführend. Zum einen würden tendenziell die Herstellkosten erheblich ansteigen. Zum anderen hat der Beutel, in dem eine relativ kleine Inhaltsmenge für eine Anwendung abgetrennt in je einer Kammer vorliegt, für viele Schaebens Rezepturen erhebliche rezepturtechnische Vorteile. Hierdurch können z. B. bei diversen Schaebens Rezepturen verschiedene potentielle allergieauslösende Inhaltsstoffe, wie z. B. Konservierungsmittel, reduziert werden. Nur durch diese und einige wenige andere rezepturtechnischen Optimierungen können wir für unsere Schaebens Produkte schier unglaublich positive Hautverträglichkeitswerte generieren. So lagen z. B. bei den letzten 250 Mio. verkauften kosmetischen Produkten von Schaebens weniger als 200 Hautunverträglichkeiten, d. h. je 1 Million kosmetischer Produkte weniger als 1 Hautunverträglichkeit, vor.

    Bei der Schaebens Aktivkohle Strong Peel-Off Maske ist aber ein Wechsel des Packmittels möglich und sinnvoll. Die Herstellkosten und dementsprechend auch der Verkaufspreis sind zwar auch hier im Vergleich zu Beuteln deutlich höher, dies ist aber bei diesem Produkt für den Verbraucher nicht abträglich, da das Produkt keine so eindeutige Inhaltsmenge je Anwendung hat und dementsprechend ein hohes Maß der Flexibilität bei der Dosierung über die „Großpackung“ mit Verschluss sinnvoller und letztendlich auch günstiger ist. Des Weiteren enthält auch diese Peel-Off Maske als wesentliches Konservierungsmittel den für die Rezepturbasis sowieso zwingend notwendigen Alkohol, wodurch sich insbesondere die potentielle allergieauslösende Konservierungsproblematik nicht erhöht im Vergleich zu anderen alkoholhaltigen Peel-Off Masken.

    Neben der aus Sicht von Schaebens zwingenden Basis-Kennziffer der CO2-Emissionen zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Verpackungen können zusätzlich auch noch weitere Parameter, wie z. B. die Recyclingfähigkeit und die Recyclingquote, zur Bewertung herangezogen werden.

    Schaebens kann auch bezüglich der Recyclingfähigkeit der von Schaebens eingesetzten diversen Verpackungsformen auf zahlreiche vorliegende Informationen zurückgreifen.

    Der Grüne Punkt: Verpackungsanalysen
    Der Grüne Punkt: Verpackungsanalysen

    So wurde z. B. von der Unternehmensgruppe Schaebens & Moras bereits in 2013 bei Der Grüne Punkt bzw. Dualen System Deutschland GmbH (DSD) eine vollumfängliche Verpackungsanalyse für das gesamte Sortiment in Auftrag gegeben. Nach Aussage des ehemaligen Geschäftsführers vom DSD Herrn Timothy Glaz stellte eine Analyse in 2013 an sich bereits eine Seltenheit in Deutschland dar. Mit einer Analyse über das gesamte Sortiment war Schaebens damals auch diesbezüglich einzigartig in Deutschland.

    Was die Optimierungsmöglichkeiten bezüglich des Recyclings und der Recyclingquote betrifft, sei nochmals auf den bereits oben dargestellten „Folienwechsel“ verwiesen. Hierdurch werden nicht nur die CO2-Emissionen um ca. 45 % gesenkt, sondern auch das Recycling wird sich deutlich verbessern. Um wie viel Prozent sich hierbei die Recyclingquote tatsächlich verbessern wird, hat das Institut cyclus – HTP analysiert. In einem aufwendigen Vergleichstest zwischen der aktuellen Schaebens Anti-Falten Maske mit einem Mehrlagenverbund mit Aluminium und der zukünftigen Schaebens Anti-Falten Maske mit einem Einstoffverbund (Recycling Code 05 – PP) konnte dokumentiert werden, dass die Recyclingfähigkeit von 24 % auf 93 % ansteigt. Durch diesen Wechsel reduzieren sich also nicht nur die CO2-Emissionen um ca. 45 % auf einen vergleichsweise sehr niedrigen Wert, sondern die Recyclingfähigkeit entwickelt sich geradezu optimal.

    Zertifikat Recyclingfähigkeit und Prüfbericht
    Zertifikat Recyclingfähigkeit und Prüfbericht

    Bezüglich einer potentiellen Bemessung der Recyclingfähigkeit ist es sehr wichtig darauf zu achten, dass sich die Recyclingfähigkeit gem. der „Stiftung Zentrale Stelle VERPACKUNGSREGISTER“ auf die unbefüllte Verpackung als Ganzes, also inklusive aller zugehörigen Verpackungskomponenten wie Etiketten, Siegelfolien, Deckel und Verschlüsse, etc., bezieht. Eine Bemessung der Recyclingfähigkeit auf Basis einzelner Verpackungskomponenten infolge einer theoretischen Zerlegung der Verpackung ist unzulässig. Ein geradezu idealtypisches Beispiel für eine sehr positive Optimierung stellt der oben bereits dargestellte Wechsel der Primärpackmittel bei der Toten Meer Salz Serie dar. Bei diesem Wechsel erfolgt nämlich neben der Reduzierung der CO2-Emissionen zusätzlich noch durch eine Vereinheitlichung aller Primärpackmittel auf eine Materialqualität bei der Kopfstehflasche, dem Verschluss und dem Etikett eine positive Verbesserung der Recyclingfähigkeit.

    Biologisch abbaubare Tuchmasken aus 100% Naturfasern von Schaebens
    Biologisch abbaubare Tuchmasken aus 100% Naturfasern von Schaebens

    Zusätzlich können aber sogar noch weitere Parameter, wie z. B. die Rezyklatquote und der Wechsel auf biologisch abbaubare Verpackungsmaterialien, Rezepturen und Produktinhalte von Relevanz sein.

    Bezüglich der Rezyklatquote kann z. B. wieder auf das oben dargestellten Projekt „100 % Rezyklat“ verwiesen werden.

    Bezüglich der „biologischen Abbaubarkeit“ sei verwiesen auf die neuen Schaebens Tuch Masken, die ab März in den Markt eingeführt werden, bei denen ein biologisch abbaubares Vlies aus 100 % Naturfasern eingesetzt wird.

    Durch das Wissen um den von mir sog. Nachhaltigkeitsfaktor generieren wir für Schaebens erhebliche Vorteile. Diese Wissensvorteile werden wir insbesondere für unsere Schaebens Produkte und die Werbung als Wettbewerbsvorteile nutzen.

    Heiko Hünemeyer
    Heiko Hünemeyer

    Heiko Hünemeyer
    Geschäftsführender Gesellschafter von Haus Schaebens GmbH & Co. KG

    20.04.2020

  • André Salié über weniger Verpackungen als lukratives Ziel

    André Salié über weniger Verpackungen als lukratives Ziel

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Mich hat insbesondere der ursprüngliche Titel „Neustart – warum das denn?“ sehr angesprochen, denn er bringt sehr gut die Widersprüchlichkeit zum Ausdruck, in der wir uns als Verbraucher, aber auch als Mitarbeiter in Unternehmen für die Verpackungsindustrie bewegen. Ich habe mich daraufhin etwas intensiver mit Fragen der Nachhaltigkeit beschäftigt und überlegt, ob ein solcher Vortrag vielleicht ein wenig aufrütteln könnte. Wie immer, wenn man sich als Verbraucher, aber auch als Mitwirkender im Bereich Verpackung aus einer Komfortzone bewegen soll, ist das nicht leicht. Das ist ein bisschen wie der gute Vorsatz zu Neujahr….

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Dass die Menschheit als eine Spezies, die sich rasant vermehrt und Ressourcen beansprucht, eine besondere Verantwortung für den eigenen Lebensraum trägt, um nicht nur nachfolgenden Generationen, sondern auch anderen Arten auf diesem Planeten die Lebensgrundlage nicht zu zerstören.

    Ihr Thema lautet “Wie kann weniger Verpackung ein lukratives Ziel sein?” Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Wir leben in einer Wirtschaft, die auf permanentes Wachstum ausgerichtet ist. Hinsichtlich einer steigenden Weltbevölkerung ist das logisch, aber ist es auch angemessen? Mein Vortrag soll in erster Linie ein Bewusstsein dafür schaffen, dass alle Ressourcen endlich sind, auch die nachwachsenden, wenn sie mittlerweile schon innerhalb von 6 Monaten einmal komplett verbraucht wurden.

    Verpackungen haben eine wichtige Funktion, wenn es darum geht – vor allem im Lebensmittelbereich – diese Produkte zu schützen und haltbar zu machen, damit unnötige Vernichtung von Produkten, in die wertvolle Ressourcen eingebracht wurden, verringert oder sogar vermieden werden kann. Wie sollen diese Verpackungen beschaffen sein, damit sie am Ende ihres Lebenszyklus’ nicht zu einer zusätzlichen Belastung für uns werden? Daraus können sich durchaus auch neue Geschäftsfelder eröffnen.

    Sie reizen mit Ihrem Vortrag auch Ihre Kunden. Einerseits sprechen Sie von weniger Verpackungen als lukratives Ziel, andererseits von zwingend notwendigen.  Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Wie setzen Sie das in einen aktuellen Kontext zur Umweltdebatte?

    In der Umweltdebatte müssen wir genau hinschauen und -hören, wie und worüber diskutiert wird. Mikroplastik ist momentan für die Öffentlichkeit ein großes Thema. Aber Mikroplastik kommt nicht nur aus Verpackungen; es ist in vielen Kosmetik- und Reinigungsprodukten schon enthalten, es kommt aus dem Abrieb von Milliarden von Autoreifen, Straßenbelägen usw. Natürlich trägt auch der durch Kunststoffverpackungen verursachte Müll zu diesem Problem bei. Meiner Meinung nach ist es leichter, im Bereich Kosmetik andere Produkte einzusetzen und Mikroplastik zu vermeiden als Kunststoffverpackungen zu ersetzen, die sehr wichtige Funktionen in den Prozessketten rund um Nahrungsmittel erfüllen, wie bereits erwähnt. Die Frage ist, wie kann man dort die Materialien so gestalten, aber auch wieder in den Kreislauf zurückführen, dass Umweltbelastungen so gering wie möglich gehalten werden. Dieses Feld bietet sicher auch noch viel Spielraum für neue Produkte. Ein anderes Thema sind die Plastikstrudel in den Weltmeeren. Schaut man sich deren Ursprungsquelle an, wird schnell klar, dass jede Umweltdebatte auch stark in soziale und politische Kontexte eingebunden ist.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Grundsätzlich sind Verbote aus meiner Sicht immer das letzte Mittel, um eine Änderung herbeizuführen. Aber wie das Verbot bestimmter Kunststoffprodukte in der EU zeigt, kommt man offensichtlich mit freiwilligen Absprachen nicht immer und vor allem nicht zeitnah an ein Ziel. Wenn sich Veränderungen evolutionär entwickeln, ist die Chance größer, dass möglichst viele dabei mitgenommen werden, als ein Verbot, das in recht kurzer Zeit bestimmte Industrieleistungen einfach lahmlegt. Trotzdem bleibt für mich die Frage: Sind Selbstverpflichtungen häufig nur leere Versprechungen? Ich sehe auch eine Verantwortung bei den Verbrauchern, die durch ihr Verhalten die Produktlandschaft maßgeblich mitbestimmen können.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Verpackungen leisten einen großen Beitrag zur Minimierung von Lebensmittelabfällen, insbesondere die Kunststoffverpackungen. Es gibt Berechnungen darüber, dass der Carbon Footprint von Lebensmitteln, die neu produziert werden müssen, weil sie verdorbene Ware ersetzen, größer ist als derjenige einer dafür hergestellten Kunststoffverpackung. Die Kunststoffverpackung leistet also einen wichtigen Beitrag zur sicheren und nachhaltigen Versorgung der Bevölkerung. Doch dann muss es weitergehen: Was wird aus der Verpackung, wenn sie nicht mehr benötigt wird? Und was muss wirklich wie verpackt werden? Wie bekommen wir diese gigantischen Abfallmengen in den Griff, ohne unsere Lebensgrundlage zu zerstören? ACTEGA stellt selber keine Verpackungen her, sondern Produkte, die wiederum in die Verpackungsherstellung einfließen. Wir orientieren uns mit unserer Produktentwicklung an den Bedürfnissen unserer Kunden und können helfen, Verpackungen nachhaltiger zu gestalten. Das fängt bei Formulierungen an, die auf gefährliche, gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe verzichten (auch in der Herstellung) bis hin zur Prozessberatung, wie der Kunde ressourcenschonender produzieren kann. Entwicklungen zu Beschichtungen, die z. B. Barrierefolien teilweise ersetzen können, laufen, befinden sich aber noch in einem frühen Stadium.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Das Feld der Digitalisierung finde ich sehr spannend. Wir erleben gerade den größten Strukturwandel in der Druckindustrie seit der Erfindung des Druckens mit beweglichen Lettern. Darüber hinaus erleben wir, wie digitale Technologien einen nie gekannten Einfluss auf unser tägliches Leben haben, angefangen beim Smartphone bis hin zur künstlichen Intelligenz, die unsere Lebensqualität und -dauer steigert. Aber natürlich gibt es auch große Herausforderungen: Wie wird die Arbeitswelt in 20 Jahren aussehen? Wie können wir uns unsere Unabhängigkeit und kritische Distanz angesichts intelligenter Technik bewahren, die uns sagt, wie wir uns ernähren, bewegen und schlafen sollen? Ich glaube, es war Steve Jobs, der einmal sagte, der Computer sei ein Fahrrad für das Gehirn. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht das Treten und Lenken vor lauter intelligenter Technik vergessen, und zwar aus eigenem, freien Willen.

     

    Nach der Ausbildung zum Buch- und Offsetdrucker 1981 bildete sich André Salié berufsbegleitend zum Industriemeister Druck weiter.
    Es folgten unterschiedliche Tätigkeiten in der Zulieferindustrie für die Druckindustrie mit dem Schwerpunkt Farben und Lacke.
    Ab 2000 war er bei der Merck KGaA als Key Account Manager für Großkunden im Vertrieb für Effektpigmente für alle Druckverfahren in Deutschland und Skandinavien tätig. Es erfolgten berufsbegleitende Weiterbildungen in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre und Marketing.
    Seit 2013 ist André Salié bei der Actega Terra GmbH. Durch zunehmendes Interesse an digitalen Drucktechniken wechselte er 2016 innerhalb der Actega vom Leiter Produktmanagement und Anwendungstechnikin in die Gruppe Digital Technologies mit dem Aufgabenbereich New Business Development.