Schlagwort: Lebensmittelverpackungen

  • Porosität, Permeation und Partialdruck

    Porosität, Permeation und Partialdruck

    Einstieg in die Barrierefolien Teil 4

    Did you know: Porosität und Permeation gehören nicht in eine Schublade und basieren auf völlig unterschiedlichen Mechanismen. So spricht man von Porosität für das Durchdringen und/oder Durchströmen von z. B. Gasen durch poröse Schichten, wie Defekte in Aluminiumfolien (Poren) oder auch Fehlstellen in anorganischen Barriereschichten wie SiOx und AlOx.

    Bei Kunststoffen ohne Poren spricht man hingegen von Permeation, die als Diffusion in der Physik gut beschrieben ist. Diese Permeation, um die es hier gehen soll, hängt vor allem von diesen Faktoren ab:

    • Temperatur
    • Zeit
    • Feuchte => Konditionierungszustand
    • Material
      • Kristallinität
      • Dichte
      • Dicke
    • Permeand (Gas)
    • Partialdruck

    Der Partialdruck ist der Druck, der einem Gas in einer Gasmischung zufällt. Bei Meeresniveau und 1013 mbar Luftdruck und 21 % Sauerstoff in der Luft entspricht das einem Partialdruck, der quasi die Haupttriebfeder für die Permeation darstellt, von 213 mbar.

    Bei anderen Druckverhältnissen, Mischungen und mehr oder weniger Sauerstoff in der Verpackung steigt der Druck zum Gasaustausch oder er fällt. Wenn beispielsweise schon einiges an Sauerstoff in die Packung permeiert ist, verläuft die Permeation von außen nach innen immer langsamer.

    Schaut man sich an, welche Schritte bei der Permeation im und an dem Material ablaufen, so sind das im Wesentlichen diese drei:

    • Adsorption
    • Diffusion
    • Desorption

    So muss sich erst das Gas an der Oberfläche lösen, dann durchdringen (diffundieren) und dann wieder entmischen aus dem Material in die andere Atmosphäre auf der Innenseite.

    All das beschreibe ich mit einfachen Worten in dem aktuellen Did you Know Video – in der Reihe Flexpackwissen von Innoform.

    Mehr Flexpackwissen gibt es auch unter www.inno-talk.de

    Alle Did you Know Videos von Innoform findet ihr hier

  • Einstieg in die Barrierefolien Teil 2: Material

    Einstieg in die Barrierefolien Teil 2: Material

    Im zweiten Teil unserer Reihe #Folienwissen geht es dieses Mal um den Einfluss der Materialien auf Barrierewirkungen von Folien, insbesondere für Lebensmittelverpackungen. Der Laie denkt natürlich, dass nur das Material die Barriereeigenschaften bestimmt. Das ist aber nicht der Fall. Auch Verarbeitung und Kombination mit anderen Schichten bewirken Barriereveränderungen an Folienverpackungen. Das soll hier aber heute kein Thema sein.

    Dennoch kommt dem Material eine grundlegende Bedeutung zu, denn die chemische Struktur der Rohstoffe und die Anordnung der Moleküle – die Kunststoff-Gefüge – spielen eine dominierende Rolle bei fast allen Eigenschaften der Folienverpackungen.

    In dieser Grafik wird die allgemeine Bedeutung von unterschiedlichen Materialien beschrieben. Diese sehr grobe Einteilung nach Sauerstoffdurchlässigkeit (OTR = Oxygen Transmission Rate) und Wasserdampfdurchlässigkeit (WVTR = Water Vapour Transmission Rate) zeigt die grundlegenden Barrierewirkungen der Kunststoffe (organische Barrieren) und der Bedampfungen und Aluminium (anorganische Barriere). Diese sind hier unabhängig von Verarbeitung und Dicke sehr grob eingeteilt.

    Quelle: Fraunhofer Institut, Prof. Dr. Langowski

    Man kann erkennen, dass z. B. das PE kaum eine Barriere gegen Sauerstoff, aber durchaus eine nennenswerte gegen Wasserdampf aufweist. Daher wird es auch als Wasserdampfbarriere, z. B. in Papierverpackungen wie Zementsäcken, verwendet. Aluminiumfolie ist unangefochtener Spitzenreiter bei beiden Eigenschaften (OTR und WVTR). Dazwischen liegen die anorganischen Beschichtungen, auch Bedampfungen genannt – die Metallisierung (Met.), Aluminiumoxid (AlOx) und das Siliziumoxid (SiOx). Diese anorganischen Barrieren zeigen eine gute Sperrwirkung gegen beide Gase im Gegensatz zu den meisten Kunststoffen, den organischen Barrieren, die eher immer nur gegen eines der beiden Parameter – Sauerstoff oder Wasserdampf – gute Barrieren liefern.

    In dem kurzen Video erhalten Interessierte weitere Informationen zwischen den Zeilen und einen Einblick in unsere beliebten Webseminare.

    Innoform Youtube Kanal
  • Systemrelevanz in der Corona-Krise – welche Maßnahmen ergreifen andere EU-Länder?

    Systemrelevanz in der Corona-Krise – welche Maßnahmen ergreifen andere EU-Länder?

    Dass Lebensmittelverpackungen systemrelevant sein müssen, um die Lebensmittelversorgung während der Corona-Krise zu sichern, das sehen die einzelnen EU-Länder unterschiedlich. Die European Organization of Packaging and Environment hat eine Übersicht zusammengestellt, welche Maßnahmen für die Verpackungsindustrie bei unseren EU-Nachbarn ergriffen werden. Einzelheiten lesen Sie hier.

    Karen van Wuellen

  • Wir müssen handeln:  Nachbericht zum 18. Inno-Meeting

    Wir müssen handeln: Nachbericht zum 18. Inno-Meeting

    Das Raumschiff Erde ist vom Nachschub abgeschnitten. Die Menschheit verbraucht mehr Ressourcen, als ihr zur Verfügung stehen. Rohstoffknappheit, Entsorgungsströme, der Umgang mit Wertstoffen, Umweltschutz, der Verbrauch zu vieler Erden – diese Schlagwörter bestimmen die Berichterstattung in den öffentlichen Medien.

    Die Verpackungsbranche steht unter medialem Beschuss: die Konsumentenwahrnehmung wird fehlgeleitet, und Kunststoffverpackungen sind böse. „Aber wie kann eine in Hochhäusern gestapelte Menschheit ernährt werden, wenn es keine Verpackungen gäbe?”, fragte Karsten Schröder bei der Einführung in die beiden Tage.

    Handeln! Das war das Schlagwort des 18. Inno-Meetings am 13./14. Februar in Osnabrück. Was ist mit Handeln gemeint: Müssen wir handeln, wollen wir handeln, sind wir vom Handel abhängig oder müssen wir über den Handel und das Handeln von Waren reden?

    Die gesamte Wertschöpfungskette der Verpackungsindustrie war vertreten. Die Referenten schilderten die spezifischen Herausforderungen, Anstrengungen und Lösungen, um die gesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig die über viele Jahrzehnte gewonnenen Erfolge mit Verpackungen zu bewahren.

    Die Natur lässt nicht mit sich handeln! Nur durch einen Ausgleich und eine Verbesserung der CO2-Bilanz können Unternehmen nachhaltig(er) werden. Das Klimaziel für Deutschland ist bis 2025 verschoben. Ein erster Schritt ist die Verbesserung und der Ausgleich der CO2-Bilanz. Walter Pohl, Climate Partners, erläuterte in seinem Vortrag, wie die CO2-Bilanz eines Unternehmens berechnet wird und durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden kann. Neben dem Klimaschutz ist der positive Effekt die Kostenersparnis, denn je mehr vermieden und reduziert wird, desto weniger muss ausgeglichen werden. Lieferanten werden sensibilisiert, und der Effekt potenziert sich.

    Heiko Hünemeyer, A. Moras & Comp. GmbH & Co. KG, handelt bereits. Er versteht das Nachhaltigkeits-Engagement als eine generationsübergreifende Verpflichtung. Das Thema Nachhaltigkeit ist seit Jahren im Unternehmen verankert. Seit 2015 liefert Moras seine Produkte ohne Mikroplastik aus. In Kooperation mit Climate Partner produziert die Firma seit 2018 komplett klimaneutral und ist seit 2019 plastikfrei.

    Am Beispiel seiner Verpackungen schilderte er eindrucksvoll, wie er dieses Ziel erreicht hat. Die Firma Schaebens (A. Moras & Comp. GmbH & Co. KG) hat die CO2-Emissionen unterschiedlicher Verpackungsformen berechnen lassen und daraufhin die Rezeptur auf die Verpackungen ausgerichtet/zugeschnitten.

    Heiko Hünemeyer sieht in der Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur eine generationsübergreifende Verpflichtung, sondern berichtete auch von Wettbewerbsvorteilen beim Konsumenten und auf dem Arbeitsmarkt. Positiver Nebeneffekt ist die Kosteneinsparung beim Dualen System durch gesunkene Abgaben. Besonderes Augenmerkt legte er auf die Differenzierung bei der CO2-Bilanz. Je nach Produkt, Vertriebs- und Anwendungsstrategie, sind unterschiedliche Verpackungslösungen optimal. Hier kann nur der Experte vernünftige Abschätzungen errechnen. Es gibt nicht die Optimalverpackung für alles.

    Karsten Schröder, Moderator und Firmeninhaber der Innoform Coaching GbR, sieht in Verpackungen einen Baustein unseres Wohlstands. Einerseits stehen Verpackungen unter Druck und keiner will sie, andererseits kommen wir ohne sie nicht mehr aus: „Denn wie kann eine stetig wachsende Menschheit, die vorzugsweise in Städten wohnt, ernährt werden, wenn es keine Verpackungen gäbe?”

    Während es 1950 kaum Verpackungsabfälle gab, und das Hausschwein mit dem Biomüll gemästet wurde, ist das Entsorgungssystem durch den grünen Punkt legitimiert, und die Abfallquote steigt an.

    Wie kann die Verpackung uns nach dem Gebrauch noch nützen? Ganz einfach: Die Verpackung muss sich verändern. Karsten Schröder vergleicht die Verpackung mit einer Materialbank: Die Verpackung/das Material wird dem Konsumenten geliehen und geht nach Gebrauch zum Hersteller zurück. So bleibt der Wert des Materials erhalten, und dabei steigt Wachstum sogar an. Seiner Meinung nach müssen Verpackung und Produkt eine Einheit werden, die sich über die Ökologie, das Produkt und die Marke definiert. Auch er sieht in der Nachhaltigkeit eine neue Pflicht und Chance gleichermaßen: sozial, ökonomisch und ökologisch. Die Idealverpackung muss auch nach dem Gebrauch noch nützlich sein.

    Wissen generieren, Wissen teilen, Märkte verändern. Das ist die Mission der Edeka-Partnerschaft mit dem WWF. Im Rahmen ihrer gemeinsamen Nachhaltigkeitsstrategie arbeiten der WWF und Edeka seit zehn Jahren daran, den ökologischen Fußabdruck von Edeka auch im Verpackungsbereich zu optimieren. Welche Erwartungen der WWF an Unternehmen stellt, und wie eine gelungene Nachhaltigkeitsstrategie mit Eigenmarken gemeinsam umgesetzt werden kann, erläuterte Dr. Marina Beermann, WWF-Leiterin der Edeka-Partnerschaft. So hat der Verzicht von Verpackungen oberste Priorität. Nicht vermeidbare Verpackungen sind auf ein effizientes und effektives Ressourcenmanagement ausgelegt, und keine Verpackung fällt als Abfall an, sondern ihre Materialien werden als Ressource möglichst lange sowohl quantitativ als auch qualitativ in Stoffströmen geführt. Um Einfluss auf vorgelagerte Lieferketten nehmen zu können, müssen Nachhaltigkeitskriterien – z. B. nachwachsende Rohstoffe, die nicht in Konkurrenz zu Lebensmitteln stehen – in Form glaubhafter Zertifizierungssysteme geschaffen werden. Zum Vorantreiben des Recyclings wünscht sich der WWF eine Harmonisierung von Verpackungen und ihren Komponenten und Dialog und Aufklärung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

    Dr. Wolfgang Jeschke, GC Graphic Consult GmbH, berichtete über die Möglichkeiten der Smart Packaging für smarteren Handel. Aufgrund des demographischen Wandels hat sich das Einkaufsverhalten drastisch verändert. Zwar erschweren RFID-Chips die Kreislauffähigkeit, andererseits können aktive Verpackungen mit dem Füllgut in Wechselwirkung treten und der Lebensmittelvernichtung vorbeugen, indem sie z. B. die Kühlkette überwachen und – besonders wichtig bei Pharmaverpackungen – fälschungssicher sind. Auch das verlangt Handeln und Entwicklungskraft.

    Karlheinz Hausmann und Dr. Heiko Schenck, Dow, sehen auch die Rohstoffhersteller in der Pflicht: Dow will erneuerbare und rezyklierte Materialien in die Produktion aufnehmen und hat sich verpflichtet, bis 2025 100.000 t Kunststoffrezyklat in der EU anzubieten. So hat Dow neue Technologien entwickelt, um Polymere aus Recyclingströmen in den Markt zu bringen. Auch werden Materialien und Zusatzstoffe entwickelt, die das Recycling insgesamt begünstigen.

    Birte Surborg, Sealed Air, hob hervor, dass die Art des Handels und die Lieferkette sich verändert haben. Eine verkürzte Prozessdauer und der Zeitpunkt von der Bestellung bis zur Auslieferung bedeuten neue Herausforderungen für Unternehmen: Es müssen effizientere Pick-, Pack- und Versandoptionen geschaffen und zu hohe Verpackungs- und Logistikkosten reduziert werden.

    Sealed Air liefert u. a. Verpackungsmaschinen, die produktgrößenabhängig insbesondere für den Online-Handel in Kartons verpackt. Das bedeutet für den Endkunden ein frustfreies Auspackerlebnis durch weniger Verpackung, eine schnelle Entsorgung sowie ein optimiertes Verhältnis von Volumen und Gewicht.

    „Verpackungshersteller müssen den Rezyklierern das Leben einfacher machen. Nur Mono-Material-Laminate aus PE oder PP sind derzeit die einzige realistische Lösung für unsere Umweltprobleme mit flexiblen (Hochbarriere-)Verpackungen. Prof. Achim Grefenstein, Constantia, berichtete über recyclingfähige Hochbarriere-Verbunde für Lebensmittelverpackungen. Er klärte auf über die Nachteile von Papier-, bioabbaubaren und recyclingfähigen Verpackungen aus PE und PP, die der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Nur Recycling und geringere Materialvielfalt sind die Lösung. Constantia hat die weltweit erste Fabrik zur Herstellung rezyklierbarer Mono-PE-Verpackungen in Indien gebaut. Das neue Material ersetzt nicht rezyklierbare Mischkunststoffe, womit die Wertschöpfung beim Recycling erhöht wird.

    Prof. Markus Schmid, Hochschule Albstadt, stellte aus der anwendungsorientierten Forschung Handlungsansätze für nachhaltigere Lebensmittelverpackungskonzepte vor. Am Beispiel einer Schnittkäseverpackung veranschaulichte er, dass Produktverluste höhere CO2-Emissionen verursachen als durch Vermeidung überflüssiger Verpackungen eingespart werden kann. Die Verpackung muss das Produkt ausreichend schützen, aber nur durch optimierte Materialeigenschaften kann Material reduziert werden, und das Material darf nur ersetzt werden, wenn der Produktschutz gewährleistet ist. Eine Lösung sind auf Molkenprotein basierte Folien. So wird aus einem Abfallprodukt eine nachhaltige Verpackung mit guten Barriereeigenschaften, die zu 100 % recyclebar ist – so zumindest das Entwicklungsziel auf Basis der vielversprechenden Ansätze.

    Mangelndes Kunststoff-Recycling ist ein akutes, globales Problem. Weltweit werden weniger als 10 % der Kunststoff-Verpackungsabfälle recycelt. Der Rest wird verbrannt, endet auf Deponien oder gelangt unkontrolliert in die Umwelt. Somit steigt der politische und gesellschaftliche Druck nach einem nachhaltigeren Umgang mit Verpackungen, mit dem Ziel, eine geschlossene Kreislaufwirtschaft zu erreichen.

    Technologien für gemischte Abfälle müssen noch entwickelt werden, so dass Multi-Layer Verpackungen eine Herausforderung darstellen. Florian Riedl, APK, stellte ein innovatives Verfahren vor, mit dem PE- und PP-Rezyklate für Verpackungsanwendungen nur durch chemisches Recycling hergestellt werden können.

    Durch ein spezielles Löseverfahren können die einzelnen Polymertypen in Kunststoffverbunden (z. B. Mehrschichtfolien) und gemischten Kunststoffabfällen separiert werden. Das Ergebnis sind sortenreine, saubere Kunststoff-Granulate mit Neuwarencharakter, die für Non-Food-Verpackungen eingesetzt werden können.

    Colorcon stellt erstmals für Lebensmittelkontakt geeignete Druckfarben vor, die bei allen Druckverfahren eingesetzt werden können. Steve Walpuski, Colorcon, machte deutlich, dass in einigen Fällen auf mehrschichtige Folienverbunde und kompliziertes Recycling verzichtet werden kann, wenn Lebensmitteldirektkontaktfarben verwendet werden. Durch diese Funktionscoatings kann z. B. auch die Innenseite von Joghurtdeckeln als Werbefläche genutzt und so auf überflüssiges Verpackungsmaterial verzichtet werden.

    Auch die Maschinenbauer sehen sich in der Pflicht, die Kunden fordern Lösungen für neue Maschinen für die Herstellung innovativer Verpackungsmaterialien.  Andrea Glawe, Kroenert, berichtete über neue Systemlösungen, wie z. B. Beschichtungsanlagen im Reinraum oder die Möglichkeit einer doppelseitigen Silikonisierung von Papier in einem Arbeitsgang.

    Erwin Jochim, Morchem, warnte davor, keinen blinden Aktionismus zu starten. Wiederholtes Recyceln birgt auch Gefahren: Vor dem Hintergrund von NIAS (nicht absichtlich zugesetzter Substanzen) können unbekannte Fremdstoffe und Spurenelemente die Rezyklate verunreinigen und damit die Sicherheit gefährden. Er hinterfragte kritisch, ob es nicht besser sei, die Kunststoffe an zentraler Stelle zu sammeln und thermisch zu entsorgen. Warum sollen bewährte Prozesse zu Lasten der Sicherheit über Bord geworfen werden? Der Produktschutz hat immer im Vordergrund zu stehen. Außer beim PET sind bisher genau aus diesen Bedenken heraus Rezyklate für Lebensmittelverpackungen (noch) nicht zugelassen.

    Kurt Stark, Buergofol, betonte, dass das Verpackungsgesetz außer Kosten nichts gebracht hat und die Industrie weiterwächst. Warum werden Plastiktüten aus PE verboten, obwohl sie am besten zu recyceln sind, ideale Eigenschaften haben und nur die Entsorgung noch ungeregelt abläuft? Ob die angestrebten Recycling-Quoten erreicht werden, stellte er in Frage. Solange Abfall noch einen Wert hat, ist es kein Müll.

    Jede Medaille hat zwei Seiten: Trotz des Willens, Verpackungen zu vermeiden, steigt der Verbrauch stetig an. Da scheint ein Konstruktionsfehler im Anreizsystem vorzuliegen.

    Alle Teilnehmer konnten die Tagung mit ihrem Live-Feedback aktiv mitgestalten.

    Die große Bandbreite der Teilnehmer bot fachlich, inhaltlich und persönlich während der Pausen und des gemeinsamen Abends in der Hausbrauerei Rampendahl ideale Austauschmöglichkeiten. Sie lobten das hervorragende und abwechslungsreiche Vortragsprogramm. Auch (selbst-)kritische Ansätze kamen nicht zu kurz. Die Veranstaltung verschaffte einen sehr informativen und guten Überblick zu Trends und Aktivitäten der gesamten Wertschöpfungskette/supply chain hinsichtlich Circular Economy.

    Fazit

    Die Verpackungsbranche muss eine gemeinsame Lobby und Lösungswege entwickeln, und das braucht mehr Kooperation. Der katastrophalen Wahrnehmung von Kunststoffen in der breiten Öffentlichkeit kann nur durch gezielte Weiterentwicklung und sachliche Berichterstattung begegnet werden. Verpackungen müssen auf das Wesentliche reduziert werden. Rohstoffhersteller können nur aktiv werden, wenn sie von der Politik mitgetragen werden.

    Einige Forderungen aus den Vorträgen sind:

    • Dem Raumschiff Erde gehen Ressourcen und vor allem die Luft aus
    • Verpackungen müssen sich verändern und auf das Wesentliche reduziert werden
    • Die Gesamttonnage an Kunststoffen, die in die Umwelt gelangen, muss sinken.
    • Es müssen Nachhaltigkeitskriterien in Form glaubhafter Zertifizierungssysteme geschaffen werden
    • Nachhaltigkeit ist die neue Pflicht und birgt Chancen für neue Geschäftsideen: sozial, ökologisch und ökonomisch
    • Abfallvermeidungsziele müssen von der Politik klar definiert und kontrolliert werden
    • Rohstoffhersteller können aktiv werden, wenn sie von der Politik mitgetragen werden
    • Entwicklung neuer Technologien zur Entwicklung gemischter Abfallströme sind in Arbeit
    • Die Kunststoffbranche sollte wie die Papierindustrie mehr mit einer Stimme sprechen und nach tragfähigen Leitbildern handeln
    • Flexpack kann umweltschädlichere Verpackungslösungen nach wie vor im großen Umfang ersetzen. Wir sollten nun nicht wieder in die 1990er Jahre und einen Papierboom unreflektiert umschwenken
    • Recycling und geringere Materialvielfalt sind ein wesentlicher Teil der Lösung
    • Insgesamt muss es weniger (überflüssige) Verpackungen geben. Die Flexpackindustrie kann helfen, diesen Zielkonflikt zu lösen, da Flexpack oft die Minimalverpackung darstellt

    Save the date

    Mit einem Dank an die Teilnehmer und Referenten warf Karsten Schröder einen letzten Blick nach vorn: Mittwoch/Donnerstag, 3.und 4. Februar 2021, ist als nächster Termin für das 19. Inno-Meeting in Osnabrück fixiert. Für 2022 stimmten die Teilnehmer mit knapper Mehrheit wieder für Donnerstag/Freitag ab. 

  • Prof. Achim Grefenstein über recyclingfähige Hochbarriere-Verbunde für Lebensmittelverpackungen

    Prof. Achim Grefenstein über recyclingfähige Hochbarriere-Verbunde für Lebensmittelverpackungen

    Das Inno-Meeting gilt als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von Ihrem Beitrag?

    Es ist eine gute Gelegenheit, ein breiteres Fachpublikum darüber zu informieren, dass es mitterweile möglich ist, auch Hochbarriereverpackungen für die Kreislaufwirtschaft herzustellen. Polyethylen ist dafür das optimale Material.

    Der Themenschwerpunkt beim diesjährigen Inno-Meeting liegt auf „Handeln“. Anders ausgedrückt: Zeit zum Umdenken. Was fällt Ihnen spontan zu diesem Thema – bezogen auf Verpackungen und Verbraucheranforderungen – ein?

    Das Thema der Umweltbelastung, z. B. Marine Littering durch Verpackungen, beschäftigt zu Recht eine große Zahl an Konsumenten. Für die Verpackungshersteller ist dies eine große Verantwortung, durch aktives Handeln umweltfreundlichere Verpackungen zu entwickeln und in den Verkehr zu bringen.

    Wie bringt Ihr Unternehmen Handeln nach Ihrer Definition zum Ausdruck?

    Erstens durch unsere öffentlich kommunizierte Absicht, unser gesamtes Produktportfolio bis 2025 durch recyclingfähige Alternativen ersetzen zu können, was umfassende R&D-Aktivitäten in den nächsten Jahren erfordern wird. Zweitens dadurch, dass Constantia Flexibles kürzlich in Indien die weltweit erste Fabrik eröffnet hat, die ganz auf die Herstellung neuer recyclingfähiger Verpackungen ausgelegt ist.

    Ihr Thema lautet „Recyclingfähige Hochbarriere-Verbunde für Lebensmittelverpackungen“. Was wird Ihre Kernaussage sein, und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Es gibt keine Alternative zu einer Kreislaufwirtschaft auch im Bereich Verpackungen. Die anerkannt gute Ressourceneffizienz (Stichwort Klimawandel) von Kunststoffverpackungen steht mittlerweile nicht mehr im Widerspruch zu einem hochwertigen Recycling von mehrlagigen Barriereverpackungen. Kunststoffverpackungen sind damit auch in Zukunft ein wesentlicher Teil der Lösung aktueller Umweltprobleme im Bereich Verpackung.

    Warum hat Constantia Flexibles in Pirk ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum aufgebaut?

    Neben der traditionellen Stärke bei der Entwicklung von aluminiumhaltigen Verpackungen hat Constantia Flexibles durch die Bündelung und Verstärkung unserer R&D-Aktivitäten auch im Bereich Kunststoff eine bei Kunden und Lieferanten geschätzte umfassende Expertise aufgebaut.

    Was entwickeln Sie und Ihre Kollegen in Ihrem Forschungszentrum?

    Wir testen neue Rohstoffe und Verarbeitungskonzepte und entwickeln daraus nachhaltige Laminatstrukturen für unterschiedlichste Anwendungen in den Bereichen Consumer- und Pharma-Packaging in enger Zusammenarbeit mit Kunden, Lieferanten und sonstigen Technologiepartnern.

    Wie wollen Sie Barrierefolien recycelfähiger machen? Ist das nicht ein Widerspruch in sich, da man immer unterschiedliche Materialien brauchen wird, die schwer zu recyceln sind?

    Bei unserer neuen Produktlinie „EcoLam“ haben wir neben Polyethylen nur die minimal nötigen Barriereschichten eingesetzt, die zudem mit PE kompatibel sind. Die Recyclingfähigkeit unserer Einstoffverbunde wurde u. a. von unabhängigen Instituten im Rahmen der Recyclass-Initiative der europäischen Kunststoffrecycler nachgewiesen.

    Welche Anstrengungen muss die Verpackungsindustrie unternehmen, um dem Plastik-Bashing entgegen zu wirken?

    Wir haben uns im Rahmen von Wertschöpfungsketten übergreifenden Projekten wie CEFLEX (Circular Economy in Flexible Packaging) in Zusammenarbeit mit Herstellern von Verpackungen, Markenartikeln, Rohstoffen und Recyclingunternehmen auf Mindeststandards zur Recyclingfähigkeit geeinigt. Diese sind mittlerweile so oder sehr ähnlich auch in die nationalen Standards übernommen worden. Diesen Weg muss unsere Industrie weitergehen. Nur wenn wir trotz aller Einzelinteressen mit einer Stimme sprechen, welche auch die physikalischen und naturwissenschaftlichen Realitäten berücksichtigt, können wir letztlich auch den Konsumenten sinnvolle Lösungen vermitteln.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein?

    Entgegen der landläufigen Meinung vieler Konsumenten, sehe ich die Kunststoffverpackung als großen Teil der Lösung an, wenn wir konsequent auf Recycling setzen und uns nicht in Nischenanwendungen wie bioabbaubaren Polymeren verzetteln. Diese bauen nämlich meist nicht in der Umwelt oder gar im Meer ab und emittieren bei dem Abbau die Treibhausgase CO2 oder Methan.

    Papier hat von Hause aus keine guten Barriereeigenschaften, um Lebensmittel vor dem Verderb zu schützen. Zusätzliche Barriereschichten können schnell auch das klassische Papierrecycling stören. Die Papierindustrie hat bei der Definition des richtigen „Design for Recycling“ sicher noch einige Hausaufgaben zu machen. In der näheren Zukunft kann ich mir mit Papier bestenfalls mittlere Barrierewerte vorstellen. Zudem ist bei vielen Anwendungen die Dicke und damit auch der CO2-Ausstoß pro m² Verpackung höher als mit Kunststoff.

    Unsere Teilnehmer möchten die Referenten auch gern persönlich besser kennenlernen. Deshalb noch eine letzte Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?

    Ich gehe sehr gern mit meiner Familie in der Natur wandern oder treibe Sport, wie zum Beispiel Tennis.

    Professor Dr.-Ing. Achim Grefenstein, geboren 1965, studierte an der RWTH Aachen Maschinenbau Fachrichtung Kunststofftechnik. Von 1990 bis 1996 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und später Abteilungsleiter „Extrusion/Weiterverarbeitung“ am Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV), wo er 1994 promovierte und 1998 im Bereich Kunststoffaufbereitung habilitierte und bis heute die Vorlesung „Kunststoffaufbereitung und Recycling“ unterrichtet.

    Von 1996 bis 2004 war er bei der BASF AG, Ludwigshafen, zunächst in der Anwendungstechnik Thermoplaste, später in der Geschäftseinheit Styrolpolymere als Projekt- und Teamleiter tätig. Gemeinsam mit seinem konzernübergreifenden Team entwickelte er neue Folientechnologien für KFZ-Karosseriebauteile aus Kunststoff und führte diese, gemeinsam mit Partnern aus der Extrusions-, Spritzgieß- und Automobilindustrie, in den Markt ein.

    Von 2004 bis 2013 war er als Director Corporate R&D für die gesamten Entwicklungsaktivitäten, das Patentwesen und die Markteinführung neuer Produkte der RKW SE, Frankenthal verantwortlich. Als europäischer Marktführer im Bereich flexible Folien produziert RKW Folien, Compounds und Vliestoffe für diverse Märkte, wie Hygiene & Medical, Verpackung, Bau und Agrar. Ab Oktober 2011 war er zusätzlich als Produktmanager auch kommerziell für das Etikettenfoliengeschäft der RKW-Gruppe zuständig.

    Seit 2013 ist er als Senior Vice President Group R&D bei Constantia Flexibles GmbH, Wien für die weltweiten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der beiden Geschäftsbereiche Consumer und Pharma-Packaging (bis zum Verkauf in 2017 auch Labels) und das Patentwesen verantwortlich.  

    Für die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) e.V., Bad Homburg leitet er seit 2016 die Experten-Arbeitskreis zum Thema Bioplastics.


  • 500.000 Betriebskontrollen: Beanstandungsgrund Nr. 1 ist die Hygiene

    500.000 Betriebskontrollen: Beanstandungsgrund Nr. 1 ist die Hygiene

    Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat die Daten zur Lebensmittelüberwachung 2018 veröffentlicht.

    Insgesamt haben die Lebensmittelkontrolleure 504.730 Betriebe unangekündigt überprüft. Es wurden 366.986 Proben untersucht.

    8.647 Proben entfielen auf Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt. Dazu gehören unter anderem Küchenutensilien, Geschirr, Besteck und Lebensmittelverpackungen. 1.152 dieser Proben wurden beanstandet. Die Quote der Beanstandungen bei Gegenständen und Materialien mit Lebensmittelkontakt sank im Vergleich zum Vorjahr von 15,4 auf 13,3 %. Hauptursachen für Beanstandungen waren Verstöße bei der Kennzeichnung/Aufmachung mit 50,8 % (2017: 53,7 %).

    Den vollständigen Bericht finden Sie hier.

  • Vorhersage-Tool zur Bewertung MOSH/MOAH relevanter Beiträge

    Vorhersage-Tool zur Bewertung MOSH/MOAH relevanter Beiträge

    11.03.2019: Das Bemühen der Lebensmittelwirtschaft und ihrer Zulieferbranchen, geeignete Lebensmittelverpackungen einzusetzen, deren Beschaffenheit den potentiellen Übergang von Mineralölsubstanzen (MOSH und MOAH) oder Analogen auf die verpackten Lebensmittel nicht zulässt, war der Hintergrund für ein Projekt der Gemeinschaftsforschung auf der Plattform des Forschungskreises der Deutschen Ernährungsindustrie (FEI).

    In drei Jahren intensiver Mess-, Modellierungs- und Zusammenarbeit haben das Fraunhofer Institut für Verpackung und Verfahrenstechnik (IVV) Freising und das Institut für Systemverfahrenstechnik der TU München unter Federführung des BLL und des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) eine Technische Leitlinie zur Vermeidung von Mineralöeinträgen an relevanten Stellen entwickelt.

    Mit Hilfe des Tools lassen sic MOSH/MOAH-relevante Beiträge bezüglich ihrer Eignung bewerten und Maßnahmen zur Minimierung oder Vermeidung der Produktbelastung durch neue Verpackungslösungen (wie Barriereschichten, Innenbeutel, Adsorberlösungen, Frischfaserverpackungen) von bereits eingesetzten Lebensmittel-Verpackungslösungen beurteilen.

    In einer gestuften Vorgehensweise können Unternehmen ohne Messungen auf dem mathematischen „Modelling“ beruhende Annahmen zum MOAH-Übergang berechnen und Freigabeentscheidungen treffen. So können Mineralöleinträge an relevanten Stellen vermieden werden.

    Bei komplexeren Fragestellungen sind Migrationsmessungen nach den im Projekt angewandten Methoden bei IVV erforderlich . Die 52seitige Leitlinie steht Interessierten kostenfrei als Druckfassung oder als Download-Version zur Verfügung.

    Auch dieses Thema wird bei unserer Tagung rund um Lebensmittelrecht
    http://le.innoform.de diskutiert werden.

  • Was sagen die Experten denn dazu? Allianz der Konzerne gegen Plastikmüll

    Was sagen die Experten denn dazu? Allianz der Konzerne gegen Plastikmüll

    In dieser kleinen Reihe möchten wir tagesaktuelle Ereignisse zur Diskussion stellen. In unregelmäßigen Abständen werden wir Zitate oder Trends zitieren, kommentieren und zur Debatte stellen. Die eigentliche Debatte soll in XING stattfinden – mal sehen, wie das ankommt.

    Wir veröffentlichen die Texte hier in Langform und werden auch in XING und LinkedIN hierher verlinken. So hat jeder erst einmal einen unkommentierten Blick auf die Sache, hat die Chance zur Meinungsbildung und kann dann in den Netzen kommentieren.

    Allianz der Konzerne gegen Plastikmüll – so titelt der BKV https://www.bkv-gmbh.de/infothek/woechentliche-presseschau.html#panel-5774-0 heute in seinem Newsletter.

    Seine Zusammenfassung lautet:

    Über die Neugründung einer Allianz internationaler Konzerne aus den Bereichen Chemie, Kunststoff und Konsumgüter berichten die Printmedien breit. Unter anderem zählen die BASF, Covestro, DowChemical, LyondelBasell, Sabic und Total zu den Mitgliedern der „Alliance to End Plastic Waste“. Mit 1,5 Milliarden Euro soll in den nächsten fünf Jahren insbesondere der Kampf in Asien gegen die Verschmutzung der Umwelt mit Kunststoffabfällen unterstützt werden.

    Das ist doch eine tolle Nachricht, sollte man denken. Die Industrie tut etwas, bevor die Politik überhaupt Konzepte hat – Klasse!? Auch mein erster Reflex war genauso. Doch dann setzte das s. g. langsame Denken ein und ich versuchte, Logik vor Gefühl zu positionieren, was gerade in diesem Kontext eine Herausforderung ist. Seit Monaten sind wir im Meeresstrudel voller Müll durch Medien – ja und auch durch Fachmedien – gefangen und ersticken an Mikroplastik. Aber was hat sich denn eigentlich so drastisch verändert? Eine Seglerin findet Müllstrudel in den Ozeanen – ganz plötzlich und Ellen MacArthur https://www.ellenmacarthurfoundation.org/ vermutet Schlimmeres – zu Recht, wie sich herausstellen sollte. Sie schart reichlich Prominenz um sich, was zu einem Medien-Hype zu diesem Thema führt. Alle sind bestürzt und suchen nach Lösungen. Aber bitte nicht die Geschäftsmodelle tangieren – das ist ja klar.

    Doch der Druck scheint unerträglich zu werden. Kein Tag vergeht mehr ohne Nachricht über Plastik im Meer und Mikroplastik. Beides wird vermischt und danach mühsam wieder auseinander dividiert. Doch Kunststoffe sind ab nun Gift. Die Debatte mündet in der Frage: Umwelt oder Kunststoff.

    Doch diese Allianz betont, es ginge um Umwelt und Kunststoff.

    Das erscheint sinnvoll. Denn vorstellen können sich doch nur „Öko-Aktivisten“ eine Umwelt ohne Kunststoffe. Wir als Heilsbringende Plastikmacher, Verarbeiter, Verpacker und Entsorger haben doch alles im Griff – in Europa. Und da, wo das Volk nicht ordentlich Plastikverpackungsmüll sammelt, fehlt Bildung und Disziplin, machen uns Marktteilnehmer, Lobbyisten und Vertreter unsere Branche – natürlich wohliger verpackt – wissend.

    Aber was ist denn die Alternative zur Initiative von BASF, Procter & Shareholder-Value? Es ist sicher ein guter Schritt zu akzeptieren, dass wir alle auf derselben Erde leben und etwas tun müssen, damit Plastik überlebt. Die Europäische Flexpack-Industrie hat nun noch ganz andere Sorgen als das Entsorgen. Sie gerät mit in den Abwärtsstrudel des Plastik-Images. Doch unzählige Studien belegen – Folienverpackung schützt Leben(smittel). Folie ist die Minimalverpackung, und seit den 1990er Jahren sind die Wachstumsraten enorm und stetig.

    Deshalb geistert bei vielen Entscheidern, bei Flexpackern, ihren Auftraggebern und Auftragnehmern der Gedanke an Neustart mit Kreislaufwirtschaft durch den Kopf. Aber wie soll das gehen? Auch das 17. Inno-Meeting http://im.innoform.de beschäftigt sich mit diesem Thema – zu Recht?

    Was denken Sie? Wie kann – und ja – wie sollte es weitergehen mit Flexpack, Folienverpackungen und deren Kreislauf? Global gedacht und lokal gemacht? Sind wir verantwortlich für die Müllstrudel, und ist es richtig, uns damit hineinzuziehen? Oder haben wir hier doch alles im Griff und machen „Business as usual“? Ich freue mich auf spannende Kommentare auf XING.

    Ihr Karsten Schröder

  • Neue Herausforderungen und Chancen für SUP´s (Stand-up Pouches)

    Neue Herausforderungen und Chancen für SUP´s (Stand-up Pouches)

    Gemeinsam mit Henno Hensen organisieren wir die 6. Europäische Standbeutelkonferenz. Eines der Schwerpunktthemen in diesem Jahr wird die Kreislaufwirtschaft sein. Hier finden Sie ein interessantes Statement von Henno zu einem seiner Babys – dem Mono-Material SUP.

    Einer für alles – Beutellösung zu 100% aus Polypropylen 

    Eine der prioritären Forderungen an zukunftsfähige Verpackungskonzepte aus Kunststoff lautet: Die Lösung sollte aus einem sortenreinen Werkstoff bestehen. Spätestens mit dem Inkrafttreten des neuen Verpackungsgesetz (KrWG) am 01.01.2019 erhalten Faktoren wie Recyclingfähigkeit, Wiederverwertbarkeit und ein darauf bereits zuvor ausgelegtes Verpackungsdesign höchste Bedeutung. Neue, wiederverschließbare Beutelverpackungen aus 100 % PP erfüllen diese Kriterien ebenso wie sie die nicht minder gewichtigen Eigenschaften optimalen Produktschutzes, gesicherter Transporteigenschaften wie auch erforderlicher Informationswiedergabe für Verbraucher aufweisen.

    Hensen Consult hat mit versierten Partnern die gesamte Prozesskette für diese Monomaterialverpackung entwickelt und zur Marktreife geführt. Damit entsprechen die PP-Beutel, die dezidiert für den Einsatz als Lebensmittelverpackung, auch für flüssige Produkte, konzipiert sind, den Vorgaben des KrWG: Sie sind derart gestaltet, dass sie mit bestehender Sortier- und Recyclingtechnik der Wiederverwertung zugeführt werden können. Ein Zertifikat von Interseroh bezogen auf diese Beutel bestätigt die optimale Auslegung im Sinne der Recyclingfähigkeit. Folienmaterial, Verschluss und Beutelkonfektionierung sind nach langen Versuchsreihen nun zu einer funktionierenden Einheit zusammengefügt.

    Erste Muster dieser Entwicklung für einen 130 ml-Beutel zeigen wir auf der Standbeutelkonferenz in Berlin. In Kürze werden auch Beutel mit Inhalten bis 750 ml zur Verfügung stehen. Mit diesem Monomaterial-Beutel wird Markenartikelherstellern eine Verpackungslösung zur Verfügung gestellt, die Verpackungsabfall vermeidet und die Wiederverwendung im Sinn der Kreislaufwirtschaft  ermöglicht.

     

    Bremen im April 2018

    Henno Hensen

     

    HENSEN CONSULT

    Consultant for flexible packaging

    Buergermeister-Spitta-Alle-58F

    D-28329 Bremen 
Germany

    fon:  +49 421 23 33 90

    fax:   +49 421 23 33 53

    mobil: +49 171 1977 188

    e-mail: henno@hensen.de

     

  • Folienverpackungen in der Kreislaufwirtschaft

    Folienverpackungen in der Kreislaufwirtschaft

    Dieses Jahr drehte sich beim 16. Inno-Meeting in Osnabrück am 20./21. Februar 2018 alles um Folienverpackungen in der Kreislaufwirtschaft. Ein interessiertes Publikum diskutierte mit Kunststoff- und Recyclingexperten. Ulrich Martin, Teilnehmer und freiberuflicher Journalist, schildert hier seine Eindrücke.

     

     

    Das Thema Kunststoffrecycling hat derzeit Hochkonjunktur. Die Plastics Strategy der EU-Kommission, das Verpackungsgesetz in Deutschland mit bald deutlich höheren Quoten und das chinesische Importverbot für Kunststoffabfälle scheinen in ihrer Koinzidenz für den entsprechenden Druck zu sorgen. So lautete auch der Titel des diesjährigen Inno-Meetings am 20. und 21. Februar 2018 in Osnabrück „Kreisläufe schließen“ und bezog sich auf Verpackungen, die gemeinhin als wenig kreislauffähig gelten: Mehrschichtfolien, die oftmals kleinteilig sind und vielfach in einer energetischen Verwertung landen.

     

    In verblüffend offener Form kamen die aktuellen Probleme, mit denen Kunststoffabfälle in der öffentlichen Diskussion derzeit verbunden werden, zur Sprache. So stellte etwa der Chemiker Dr. Kurt Stark von Buergofol seine engagiert vorgetragene Präsentation unter den Titel „Gefährden Kunststoffe unsere Zukunft?“ und gibt selbst ein klares „Ja“ als Antwort auf die Frage.

    Dr. Hermann Onusseit führte dem interessierten Publikum vor Augen, wie dramatisch der Befund zum Zustand unserer Erde bereits sei und mahnt zur dringenden Umkehr. Mehr Nachhaltigkeit bei Kunststoffverpackungen ist bei beiden nur eine der erforderlichen Maßnahmen. Die Herausforderung ist klar: Wie können die von niemandem bestrittenen auch ökologischen Vorteile des Verpackens mit Kunststoff zum Schutz der Ware vor Verderb oder Beschädigung mit mehr Recyclingfähigkeit der Folienverpackungen kombiniert werden.

     

    Neben Vorträgen von Vertreterinnen dualer Systeme, Christine Schulze (DSD, s. Foto) und Valerie Bürstner (Interseroh), zur gängigen Praxis des Kunststoffrecyclings sowie von Martin Kardetzky von der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister zur Rechtssituation, fanden sich einige konkrete Hinweise und Perspektiven für Folienverpackungen, bei denen die zuhörenden Entscheider aus der Branche interessiert aufhorchten.

     

    So stellte Helmut Spaeter von Barriopak funktionelle Barrieren vor, die es erlauben würden, auch bei Lebensmittelverpackungen Recyclingmaterialien einzusetzen bzw. sich bei Folienverpackungen auf ein Material zu beschränken.

     

    Dr. Klaus Noller vom Fraunhofer IVV zeigte verschiedene Varianten des Recyclings von Folien auf, wie etwa das bekannte CreaSolv-Verfahren, das derzeit Unilever in einer Pilotanlage in Jakarta (Indonesien) zum Einsatz bringt. Unilever plant laut Noller bei erfolgreichem Einsatz des Piloten fünf weitere solcher Anlagen. Darüber hinaus stellte er auch eine Möglichkeit des Auftrennens von Verbunden in Aussicht, über die er nichts Näheres ausführte, weil die Idee derzeit zum Patent angemeldet sei. Es folgten noch weitere interessante Ansätze und Ideen, die in den Pausen engagiert weiter diskutiert wurden.

     

    Eines wurde sehr deutlich: Es muss etwas geschehen, damit auch mehr Folienverpackungen recycelt werden. Das betrifft die gesamte Wertschöpfungskette, von der Konstruktion der Verpackung über die Sammlung und vor allem Sortierung der Kunststoffabfälle bis hin zur Verwertung. Deutlich wurde  aber auch: Das Interesse, die Wissbegierde und vor allem die Bereitschaft, etwas zu ändern, ist derzeit auch bei den Entscheidern der Folien herstellenden Industrie spürbar.

     

    Ulrich Martin

    Mehr Information: www.innoform-coaching.de