Schlagwort: Nachhaltigkeit

  • André Salié über weniger Verpackungen als lukratives Ziel

    André Salié über weniger Verpackungen als lukratives Ziel

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Mich hat insbesondere der ursprüngliche Titel „Neustart – warum das denn?“ sehr angesprochen, denn er bringt sehr gut die Widersprüchlichkeit zum Ausdruck, in der wir uns als Verbraucher, aber auch als Mitarbeiter in Unternehmen für die Verpackungsindustrie bewegen. Ich habe mich daraufhin etwas intensiver mit Fragen der Nachhaltigkeit beschäftigt und überlegt, ob ein solcher Vortrag vielleicht ein wenig aufrütteln könnte. Wie immer, wenn man sich als Verbraucher, aber auch als Mitwirkender im Bereich Verpackung aus einer Komfortzone bewegen soll, ist das nicht leicht. Das ist ein bisschen wie der gute Vorsatz zu Neujahr….

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Dass die Menschheit als eine Spezies, die sich rasant vermehrt und Ressourcen beansprucht, eine besondere Verantwortung für den eigenen Lebensraum trägt, um nicht nur nachfolgenden Generationen, sondern auch anderen Arten auf diesem Planeten die Lebensgrundlage nicht zu zerstören.

    Ihr Thema lautet “Wie kann weniger Verpackung ein lukratives Ziel sein?” Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Wir leben in einer Wirtschaft, die auf permanentes Wachstum ausgerichtet ist. Hinsichtlich einer steigenden Weltbevölkerung ist das logisch, aber ist es auch angemessen? Mein Vortrag soll in erster Linie ein Bewusstsein dafür schaffen, dass alle Ressourcen endlich sind, auch die nachwachsenden, wenn sie mittlerweile schon innerhalb von 6 Monaten einmal komplett verbraucht wurden.

    Verpackungen haben eine wichtige Funktion, wenn es darum geht – vor allem im Lebensmittelbereich – diese Produkte zu schützen und haltbar zu machen, damit unnötige Vernichtung von Produkten, in die wertvolle Ressourcen eingebracht wurden, verringert oder sogar vermieden werden kann. Wie sollen diese Verpackungen beschaffen sein, damit sie am Ende ihres Lebenszyklus’ nicht zu einer zusätzlichen Belastung für uns werden? Daraus können sich durchaus auch neue Geschäftsfelder eröffnen.

    Sie reizen mit Ihrem Vortrag auch Ihre Kunden. Einerseits sprechen Sie von weniger Verpackungen als lukratives Ziel, andererseits von zwingend notwendigen.  Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Wie setzen Sie das in einen aktuellen Kontext zur Umweltdebatte?

    In der Umweltdebatte müssen wir genau hinschauen und -hören, wie und worüber diskutiert wird. Mikroplastik ist momentan für die Öffentlichkeit ein großes Thema. Aber Mikroplastik kommt nicht nur aus Verpackungen; es ist in vielen Kosmetik- und Reinigungsprodukten schon enthalten, es kommt aus dem Abrieb von Milliarden von Autoreifen, Straßenbelägen usw. Natürlich trägt auch der durch Kunststoffverpackungen verursachte Müll zu diesem Problem bei. Meiner Meinung nach ist es leichter, im Bereich Kosmetik andere Produkte einzusetzen und Mikroplastik zu vermeiden als Kunststoffverpackungen zu ersetzen, die sehr wichtige Funktionen in den Prozessketten rund um Nahrungsmittel erfüllen, wie bereits erwähnt. Die Frage ist, wie kann man dort die Materialien so gestalten, aber auch wieder in den Kreislauf zurückführen, dass Umweltbelastungen so gering wie möglich gehalten werden. Dieses Feld bietet sicher auch noch viel Spielraum für neue Produkte. Ein anderes Thema sind die Plastikstrudel in den Weltmeeren. Schaut man sich deren Ursprungsquelle an, wird schnell klar, dass jede Umweltdebatte auch stark in soziale und politische Kontexte eingebunden ist.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Grundsätzlich sind Verbote aus meiner Sicht immer das letzte Mittel, um eine Änderung herbeizuführen. Aber wie das Verbot bestimmter Kunststoffprodukte in der EU zeigt, kommt man offensichtlich mit freiwilligen Absprachen nicht immer und vor allem nicht zeitnah an ein Ziel. Wenn sich Veränderungen evolutionär entwickeln, ist die Chance größer, dass möglichst viele dabei mitgenommen werden, als ein Verbot, das in recht kurzer Zeit bestimmte Industrieleistungen einfach lahmlegt. Trotzdem bleibt für mich die Frage: Sind Selbstverpflichtungen häufig nur leere Versprechungen? Ich sehe auch eine Verantwortung bei den Verbrauchern, die durch ihr Verhalten die Produktlandschaft maßgeblich mitbestimmen können.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Verpackungen leisten einen großen Beitrag zur Minimierung von Lebensmittelabfällen, insbesondere die Kunststoffverpackungen. Es gibt Berechnungen darüber, dass der Carbon Footprint von Lebensmitteln, die neu produziert werden müssen, weil sie verdorbene Ware ersetzen, größer ist als derjenige einer dafür hergestellten Kunststoffverpackung. Die Kunststoffverpackung leistet also einen wichtigen Beitrag zur sicheren und nachhaltigen Versorgung der Bevölkerung. Doch dann muss es weitergehen: Was wird aus der Verpackung, wenn sie nicht mehr benötigt wird? Und was muss wirklich wie verpackt werden? Wie bekommen wir diese gigantischen Abfallmengen in den Griff, ohne unsere Lebensgrundlage zu zerstören? ACTEGA stellt selber keine Verpackungen her, sondern Produkte, die wiederum in die Verpackungsherstellung einfließen. Wir orientieren uns mit unserer Produktentwicklung an den Bedürfnissen unserer Kunden und können helfen, Verpackungen nachhaltiger zu gestalten. Das fängt bei Formulierungen an, die auf gefährliche, gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe verzichten (auch in der Herstellung) bis hin zur Prozessberatung, wie der Kunde ressourcenschonender produzieren kann. Entwicklungen zu Beschichtungen, die z. B. Barrierefolien teilweise ersetzen können, laufen, befinden sich aber noch in einem frühen Stadium.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Das Feld der Digitalisierung finde ich sehr spannend. Wir erleben gerade den größten Strukturwandel in der Druckindustrie seit der Erfindung des Druckens mit beweglichen Lettern. Darüber hinaus erleben wir, wie digitale Technologien einen nie gekannten Einfluss auf unser tägliches Leben haben, angefangen beim Smartphone bis hin zur künstlichen Intelligenz, die unsere Lebensqualität und -dauer steigert. Aber natürlich gibt es auch große Herausforderungen: Wie wird die Arbeitswelt in 20 Jahren aussehen? Wie können wir uns unsere Unabhängigkeit und kritische Distanz angesichts intelligenter Technik bewahren, die uns sagt, wie wir uns ernähren, bewegen und schlafen sollen? Ich glaube, es war Steve Jobs, der einmal sagte, der Computer sei ein Fahrrad für das Gehirn. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht das Treten und Lenken vor lauter intelligenter Technik vergessen, und zwar aus eigenem, freien Willen.

     

    Nach der Ausbildung zum Buch- und Offsetdrucker 1981 bildete sich André Salié berufsbegleitend zum Industriemeister Druck weiter.
    Es folgten unterschiedliche Tätigkeiten in der Zulieferindustrie für die Druckindustrie mit dem Schwerpunkt Farben und Lacke.
    Ab 2000 war er bei der Merck KGaA als Key Account Manager für Großkunden im Vertrieb für Effektpigmente für alle Druckverfahren in Deutschland und Skandinavien tätig. Es erfolgten berufsbegleitende Weiterbildungen in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre und Marketing.
    Seit 2013 ist André Salié bei der Actega Terra GmbH. Durch zunehmendes Interesse an digitalen Drucktechniken wechselte er 2016 innerhalb der Actega vom Leiter Produktmanagement und Anwendungstechnikin in die Gruppe Digital Technologies mit dem Aufgabenbereich New Business Development.

     

     

  • Referenteninterview mit Dominik Haug

    Referenteninterview mit Dominik Haug

    Dominik Haug studierte Betriebswirtschaftslehre mit Fokus auf Marketing, Logistik und Controlling. Darüber hinaus absolvierte er ein Executive Master of Business Administration an der Business School der RWTH Aachen. Er arbeitete u. a. im Handel bei Lidl, in der Lebensmittelindustrie bei Lactalis und Hochland sowie in der Verpackungsindustrie bei SIG Combibloc. Als Product-, Project- und Brand-Manager sammelte er dabei im Life Cycle Management und Product Development wertvolle Erfahrungen, die er heute als Geschäftsführer und Gründer des Startups yummypack gewinnbringend einbringen kann.
    Mit der Gründung und Markteinführung von yummypack setzt die Unternehmung yummypack neue Maßstäbe in der Verpackungsindustrie mit dem Angebot von individualisierbaren und nachhaltigen Verpackung für B2B und auch B2C Kunden.

    Sie tragen auf der 6. Standbeutelkonferenz von Innoform vor. Was ist die Kernaussage Ihres Beitrages?
    Die zunehmend globale Vernetzung und radikale Digitalisierung unserer Gesellschaft prägt maßgeblich den Wandel unseres Konsumverhaltens. Ein gegenläufiger Megatrend im Rahmen dieser Entwicklung ist der wachsende Wunsch nach Individualisierung und Personalisierung. Überwiegend zeichnen sich erfolgreiche Produkte dadurch aus, dass Kunden frühzeitig in den Produktentstehungsprozess mit einbezogen werden und so Produkteigenschaften, -funktionen und Serviceleistungen mit Kundenbedürfnissen verknüpft werden. Mass Customization wird, verstärkt durch die stetig wachsenden, technologischen Möglichkeiten, immer mehr zum Erfolgsmodell.

    Viele Beispiele bekannter Marken der Konsumgüterindustrie, wie z. B. mymüsli, Nespresso, Nutella, Coca-Cola und Nivea zeigen auf, dass der Wunsch nach personalisierten Produkten auch in etablierten Konsumgütersparten Eingang findet. Das geschieht in Form neuer Produkte, Services oder auch Geschäftsmodellinnovationen, die die jeweilige Sparte ergänzen oder sogar grundlegend verändern können. Alle Unternehmen aus dem Bereich FMCG’s (Fast-Moving-Consumer-Goods), aber auch deren Zulieferer sowie die Verpackungsindustrie, sind gezwungen, sich mit dem Spannungsfeld zwischen Mass Production einerseits und Mass Customization andererseits auseinanderzusetzen.

    yummypack zeigt mit einem neuen Plattform-Konzept, kombiniert mit nachhaltigen Standbeuteln – unseren yummypacks – wie durch neue technische Möglichkeiten ein neuer und alter Markt neu definiert und bedient werden kann.

    Welche Zuhörerschaft wünschen Sie sich und warum?
    Das Geschäftsmodell von yummypack steht im Grunde nicht in Konkurrenz zu bestehenden Marktteilnehmern. Es bietet vielmehr die Gelegenheit, durch Partnerschaft gemeinsam Bestands- und Neukunden, die z. B. losgrößenbedingt uninteressant sind oder kurzfristige Lieferungen bedürfen, bedarfsorientiert zu bedienen. Mit wachsendem Absatz bzw. Expansion suchen wir darüber hinaus Partner, die wir in unsere Prozesskette integrieren können. Auch wollen wir unsere Umweltperformance weiter steigern und suchen hierfür weitere Partner und Lieferanten.

    Wie schätzen Sie insgesamt die Entwicklung des Standbodenbeutels (SUP) bezogen auf Ihr Tätigkeitsgebiet ein?
    Der Standbodenbeutel ist ein ausgewogenes Multitalent: Er ist vergleichsweise preislich attraktiv, bietet Vorteile im Bereich Umwelt, Sicherheit und Gesundheit
    und darüber hinaus besitzt er ein hohes Maß an Flexibilität und Verbraucherfreundlichkeit. Zusätzlich ist der Standbodenbeutel sowohl für den B2B als auch für den B2C Markt geeignet. Das sind beste Voraussetzungen, damit wir in unserem Markt wachsen können.

    Warum haben Sie sich bei Ihrer Plattform für standardisierte Standbeutel entschieden und was kommt als nächstes?
    Standbodenbeutel sind die absoluten Leichtgewichte unter den Verpackungen. Sie bieten hervorragende Eigenschaften insbesondere in Bezug auf Barriere, Convenience und Nachhaltigkeit. Mit dem verwendeten Papierverbund gehören yummypacks zu den umweltfreundlichsten Verpackungen ihrer Art. Sie kann man wie ein Fotobuch nach Belieben online auf unserer Plattform selbst und individuell gestalten und zu Hause selbst oder im mittelständischen Betrieb mit Maschinen befüllen. Die Erfolgsfaktoren sind:  Yummy-Qualität in kundenindividuellen Yummypacks.

    Neue technologische Möglichkeiten und Materialien wollen wir für noch mehr Nachhaltigkeit und noch individuellere Verpackungsformen einsetzen. So arbeiten wir beispielsweise bereits an einer Verpackung, die bis zu 100% aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.

    Worin sehen Sie die Gründe für das stetige Wachstum des Standbeutelmarktes?
    Convenience, Sichtbarkeit im Regal,  flexibler Einsatz, Preis und Umweltperformance sind nach unseren eigenen Marktforschungen die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Markt. Darüber hinaus trägt aber auch die relativ einfache Herstellung und Weiterverarbeitung zum Erfolg dieser Verpackungsform bei. Flexibilität in Form und Verbund sowie in neuen technischen Möglichkeiten, wie zum Beispiel dem Digitaldruck, begünstigen darüber hinaus ein stetiges Wachstum des Standbodenbeutelmarktes.

    Wie ordnen Sie den Standbeutel bezogen auf die Forderung nach Kreislaufwirtschaft ein?
    Wir verfolgen mit unseren yummypacks eine besondere Form der Nachhaltigkeit und einen zweigleisigen Ansatz der Kreislaufwirtschaft.

    Heute schon bestehen unsere yummypacks aus bis zu 80% nachwachsenden Rohstoffen. Derzeit setzen wir noch PET im Verbund ein, welchen wir aber bald durch alternative Lagen ersetzten werden, um auf bis zu 100% nachwachsende Rohstoffe zu kommen. Ein wichtiger Bestandteil – auch heute schon – ist dabei Papier. Dieses Papier ist FSC® zertifiziert – also aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

    Unser aluminiumfreier Papierverbund ist recyclebar und ähnelt einem Getränkekartonverbund, welcher – obwohl eine Aluminiumlage enthalten – als ökologisch vorteilhaft gilt. Die führenden Unternehmen der Kartonverbundindustrie setzten auch hier alles daran, die Recyclingquote stetig zu erhöhen und den ökologischen Fußabdruck auch durch Verbundoptimierung weiter zu senken. Diesen Pfad wollen wir ebenso mitgehen.
    Doch auch der nicht recycelte Anteil eines Papierverbundes, welcher aus 100% nachwachsenden Rohstoffen besteht, sollte in ein positives Licht gerückt werden: Ähnlich einem Eigenheim mit einer Palletheizung wird eine traditionelle Müllverbrennungsanlage (die auch noch Schadstofffilter verwendet) plötzlich zu einem ökologisch ausgeglichenen, sinnvollen Energieerzeuger, oder nicht?

    Welches Standbeutelkonzept hat Sie ganz besonders beeindruckt?
    Im vergangenen Jahr haben viele Anbieter fast zeitgleich verschiedene Papierverbunde u. a. ohne Aluminium im Bereich Standbeutel für flüssige und haltbare Produkte auf den Markt gebracht. Überzeugt von der Nachhaltigkeit des Kartonverbund ist, haben wir einen zuverlässigen, d. h. bereits markterprobten, Papierverbund als nachhaltige Grundlage einer onlinebasierten Plattform in Kombination mit Digitaldruck gesehen. Nachhaltigkeit und Individualisierbarkeit sind dabei die wesentlichen Merkmale unseres Geschäftsmodells. So laufen bereits mit vielen Kunden spannende Konzepte und erste Tests, die diese Vorteile  für sich nutzen.

    Was empfehlen Sie einem Markeninhaber, der mit Pouches starten möchte?
    Frei nach den neusten Methoden des Innovationsmanagements – einfach, aber systematisch testen. So erstellen wir losgrößenunabhängig für unsere Kunden yummypacks mit verschiedenen Verpackungsdesigns, um z. B. Testmärkte günstig und agil durchführen zu können. Co-Packer können darüber hinaus helfen, Investitionen in eigenes Abfüllequipment zeitlich zu verschieben – oder ganz zu vermeiden.
    Darüber hinaus sollten neue technische Möglichkeiten genutzt werden, damit idealtypische Produktlösungen dem Kundenbedürfnis entspricht. So haben z. B. alle yummypacks individuelle QR Codes, mit denen nicht nur der Logistikprozess kontrolliert werden kann, sondern auch innovative Produktkonzepte mit ebenso innovativen Marketing- und Saleskonzepten, ähnlich wie z. B. dem Erfolgsrezept von mymüsli, kombiniert werden können.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit?
    Meine Familie.

     

  • Referenteninterview mit Julian Thielen über den Standbeutel als Rohstoff

    Referenteninterview mit Julian Thielen über den Standbeutel als Rohstoff

    Der gebürtige Dürener Julian Thielen lebt und arbeitet in Köln. Nach dem Studium der Verfahrenstechnik Papier und Verpackung (B. Eng) in München und der Verpackungstechnik (M. Eng) an der Beuth Hochschule in Berlin arbeitete er als Business Development Engineer in den USA und anschließend in der Anwendungstechnik bei Bischof + Klein in Lengerich. Anfang 2018 wechselte er dann zur Interseroh nach Köln, um sich der neuen Herausforderungen des Verpackungsgesetzes anzunehmen und Verpackungsdesign „Made For Recycling“ voranzutreiben. Bereits vor und während des Studiums sammelte er Erfahrung in der Verpackungsentwicklung (Markenartikler und Eigenmarkenhersteller), Wellpappherstellung und Folienproduktion und hat so einen umfassenden Blick auf das Thema Verpackung. Am liebsten beschäftigt er sich mit Technologien für recyclingfähige Verbunde und mit dem Thema, wie sich recyclinggerechte Verpackungstechnik mit Innovationskraft verträgt.

    Sie tragen auf der 6. Standbeutelkonferenz von Innoform vor. Was ist die Kernaussage Ihres Beitrages?

    Verpackungen müssen recycelbarer werden und hier stehen gerade flexible Verpackungen an einem Scheidepunkt. Komplexe Verbundaufbauten müssen durch Folien- und Beschichtungs-Know-how vereinfacht werden, damit weniger „für die Tonne“, also nicht für ein mögliches Recycling, sondern die reine Müllverbrennung produziert wird.

    Welche Zuhörerschaft wünschen Sie sich und warum?

    Dieses Thema betrifft die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoffhersteller bis zum Abverkauf und POS. Hier ist jeder für seinen Teil in der Verantwortung, den nachfolgenden Partner zu unterstützen. Auf Verpackungsdesigner kommt auch eine verantwortungsvolle Aufgabe der richtigen Kommunikation zu, um hier ein „Grey Washing“ zu vermeiden.

    Wie schätzen Sie insgesamt die Entwicklung des Standbodenbeutels (SUP) bezogen auf Ihr Tätigkeitsgebiet ein?

    Da hat sich mein Tätigkeitsfeld viel mehr um den Standbeutel entwickelt als andersrum. Seit 2015 war ich im internationalen Maschinenvertrieb, in der Beutelherstellung und nun im Recyclingtätig. Dabei war Recyclingfähigkeit stets ein Thema und ist nun Hauptbestandteil meiner (Aufklärungs-)Arbeit.

    Wie schätzen Sie die realen Chancen einer Wiederverwertung in Europa von nennenswerten Standbeuteln ein? Ist der nicht viel zu klein für heutige Sortiertechnik?

    Vermeidung steht immer über dem Recycling. Standbodenbeutel bieten hier aufgrund des minimalen Materialeinsatzes ein sehr gutes Grundgerüst. Wenn man sich die Titel der zurückliegenden Standbeutelkonferenzen einmal ansieht, ist daran eine rasante Entwicklung abzulesen. „Von der Nische zum Mainstream“ war es schon 2014. Wenn die ganzen installierten Anlagen zur Herstellung und Befüllung von Standbodenbeutel zukünftig mit Recyclingmaterial versorgt werden, ist das Potenzial enorm.

    Worin sehen Sie die Gründe für das stetige Wachstum des Standbeutelmarktes?

    Ein wesentlicher Aspekt war im Grunde die Nachhaltigkeit. Durch den Einsatz dünner Verbundschichten schont man den Einsatz fossiler Rohstoffe – konträr zur Recyclingfähigkeit. Convenience und On-The-Go-Verköstigung sind weitere Aspekte, die zur steigenden Akzeptanz führten.

    Wie ordnen Sie den Standbeutel bezogen auf die Forderung nach Kreislaufwirtschaft ein?

    Ich sehe vor allem ein sehr großes Imageproblem kommen. Bereits heute haben Folienverpackungen ein schlechteres Image in der Bevölkerung als die Verpackung selbst. Wenn hier nicht schnell auf recyclingfähige Alternativverbunde umgestellt wird, werden Beutel das Image „nicht recycelbar“ nie mehr abschütteln können.

    Welches Standbeutelkonzept hat Sie ganz besonders beeindruckt?

    Der Einzug der Ultraschalltechnologie ist hier sicher wesentlich. Denn sie hat die Herstellung von Mono-Beuteln prozesstechnisch wirklich vereinfacht. Hinzu kommen die Folienexperten, welche das notwendige Temperaturdelta zur thermischen Herstellung von Mono-Standbeuteln auf ein nie da gewesenes Maximum getrieben haben. Know-how auf allen Ebenen.

    Was empfehlen Sie einem Markeninhaber, der mit Pouches starten möchte?

    Holen Sie sich maximales Wissen über Folientechnologien ins Haus (z.B. Innoform), um mitreden zu können. Ein direkter Draht zu Recyclingspezialisten hilft dabei, das AfterLife der Verpackung zu bewerten und zu verbessern und so ein ganzheitliches nachhaltiges Bild zu bekommen.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit?

    Musik – in Theorie und Praxis.

     

  • Neue Herausforderungen und Chancen für SUP´s (Stand-up Pouches)

    Neue Herausforderungen und Chancen für SUP´s (Stand-up Pouches)

    Gemeinsam mit Henno Hensen organisieren wir die 6. Europäische Standbeutelkonferenz. Eines der Schwerpunktthemen in diesem Jahr wird die Kreislaufwirtschaft sein. Hier finden Sie ein interessantes Statement von Henno zu einem seiner Babys – dem Mono-Material SUP.

    Einer für alles – Beutellösung zu 100% aus Polypropylen 

    Eine der prioritären Forderungen an zukunftsfähige Verpackungskonzepte aus Kunststoff lautet: Die Lösung sollte aus einem sortenreinen Werkstoff bestehen. Spätestens mit dem Inkrafttreten des neuen Verpackungsgesetz (KrWG) am 01.01.2019 erhalten Faktoren wie Recyclingfähigkeit, Wiederverwertbarkeit und ein darauf bereits zuvor ausgelegtes Verpackungsdesign höchste Bedeutung. Neue, wiederverschließbare Beutelverpackungen aus 100 % PP erfüllen diese Kriterien ebenso wie sie die nicht minder gewichtigen Eigenschaften optimalen Produktschutzes, gesicherter Transporteigenschaften wie auch erforderlicher Informationswiedergabe für Verbraucher aufweisen.

    Hensen Consult hat mit versierten Partnern die gesamte Prozesskette für diese Monomaterialverpackung entwickelt und zur Marktreife geführt. Damit entsprechen die PP-Beutel, die dezidiert für den Einsatz als Lebensmittelverpackung, auch für flüssige Produkte, konzipiert sind, den Vorgaben des KrWG: Sie sind derart gestaltet, dass sie mit bestehender Sortier- und Recyclingtechnik der Wiederverwertung zugeführt werden können. Ein Zertifikat von Interseroh bezogen auf diese Beutel bestätigt die optimale Auslegung im Sinne der Recyclingfähigkeit. Folienmaterial, Verschluss und Beutelkonfektionierung sind nach langen Versuchsreihen nun zu einer funktionierenden Einheit zusammengefügt.

    Erste Muster dieser Entwicklung für einen 130 ml-Beutel zeigen wir auf der Standbeutelkonferenz in Berlin. In Kürze werden auch Beutel mit Inhalten bis 750 ml zur Verfügung stehen. Mit diesem Monomaterial-Beutel wird Markenartikelherstellern eine Verpackungslösung zur Verfügung gestellt, die Verpackungsabfall vermeidet und die Wiederverwendung im Sinn der Kreislaufwirtschaft  ermöglicht.

     

    Bremen im April 2018

    Henno Hensen

     

    HENSEN CONSULT

    Consultant for flexible packaging

    Buergermeister-Spitta-Alle-58F

    D-28329 Bremen 
Germany

    fon:  +49 421 23 33 90

    fax:   +49 421 23 33 53

    mobil: +49 171 1977 188

    e-mail: henno@hensen.de

     

  • Patrick Zimmermann über nachwachsende Polyolefine – ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft?!

    Patrick Zimmermann über nachwachsende Polyolefine – ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft?!

    Patrick Zimmermann studierte an der Fachhochschule Aachen Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Energie- und Umweltschutztechnik und mit Spezialisierung auf Abfallbehandlung und Abfallmanagement von gefährlichen und nuklearen Substanzen. Zudem absolvierte er ein postgraduales Studium an der Fernhochschule Hamburg zum Diplom-Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Risikomanagement.
    In den vergangenen 16 Jahren war Patrick Zimmermann maßgeblich an der globalen Marktentwicklung und der Vermarktung des kompostierbaren und biologisch abbaubaren Produktportfolios der FKuR beteiligt. Er ist außerdem verantwortlich für die Vermarktung des FKuR Distributionsportfolios, wie Green PE oder Bio PA. Im Rahmen der globalen Marketing Strategie der FKuR war er unter anderem für den Aufbau der US Niederlassung verantwortlich. Seit August 2015 ist er zudem Geschäftsführer der FKuR Polymers GmbH, eines Herstellers von kundenspezifischen Polyolefin- und TPE Compounds.

    Was hat Sie bewogen, der Einladung von Innoform zu folgen?
    Ich habe die Veranstaltungen der Innoform, ob als Vortragender oder Besucher, immer als sehr spannend erlebt. Die fachliche Ausrichtung auf Folien und die fachliche Diskussionstiefe auf den Veranstaltungen finde ich persönlich sehr ansprechend. Zudem sind Verpackungen für FKuR ein genereller Kernmarkt. Aus all den Gründen war es für mich logisch, der Einladung Folge zu leisten.

    Multilayer ist der Themenschwerpunkt, den das SKZ und Innoform gelegt haben. Was wird Ihre Kernaussage dazu im Rahmen der Tagung sein?
    Biokunststoffe werden bereits durchaus in Mehrschichtsystemen eingesetzt. In den zurückliegenden zwei Jahren sind immer mehr Anwendungen mit Biokunststoffen umgesetzt worden. Daher sind diese mittlerweile im Markt stärker sichtbar geworden. Zudem greift die Legislative das Thema „Kunststoffe“ immer stärker auf, und Biokunststoffe spielen in den Überlegungen eine Rolle. Weiterhin sind Verpackungen aus Biokunststoffen eine gute Möglichkeit, sich vom preisgetriebenen Wettbewerb abzuheben und z. B. eine Produktmarke anders zu positionieren.

    Sie referieren über “Nachwachsende Polyolefine – ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft?!” Multilayer-Folien verlangen zunehmend nach mehr Nachhaltigkeit. Wie kann ein Biopolymer dort einen Beitrag leisten?
    Seit einigen Jahren ist ein deutlicher Ruck im Markt zum Thema „Nachhaltigkeit“ zu verspüren. Unternehmen folgen entsprechenden Strategien, entwickeln Produkte, die nachwachsende oder ökologisch angebaute Rohstoffe enthalten und möchten passende Verpackungen dazu verwenden. Mehrschichtfolien haben allerdings die Besonderheit, dass sie aus unterschiedlichen Kunststoffen bestehen, und nicht alle Kunststoffe in einem Mehrschichtverbund können aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Wenn es aber genügt, einen Teil in solch einem Verbund aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen, dann muss z. B. der Hersteller oder der Markeninhaber diese Errungenschaft unbedingt bewerben. So hebt man sich vom Wettbewerb ab und zeigt Innovationsbereitschaft.

    Wo sehen Sie für Folienhersteller und -Verwender besonderes Innovationspotenzial?
    In Bezug auf Biokunststoffe steckt das Innovationspotential in der Auswahl der Rohstoffe für die Herstellung von Mehrschichtverbunden. Ferner bleibt die Frage, ob wir heute komplexe Mehrschichtfolien in dieser Form benötigen, oder ob wir nicht generell Verpackungen neu definieren müssen.

    Wie lassen sich Multilayer und Kreislaufwirtschaft für Ihren Einflussbereich miteinander vereinbaren?
    Da die Trennung von Mehrschichtverbunden recht aufwendig ist, steht meistens nur die thermische Verwertung als Entsorgungsweg zur Verfügung. Hier können Biokunststoffe helfen, den CO2 Eintrag zu reduzieren, da diese nur die Mengen an CO2 emittieren, die die Pflanzen während der Wachstumsphase aufgenommen haben.

    Innoform bietet technisch orientierte Tagungen an. Besucher sind in der Regel Fachleute aus der Branche, Hersteller und Verwerter. Was erwarten Sie persönlich von der Zuhörerschaft?
    Wie bei allen Tagungen, die ich bisher erlebt habe, hoffe ich auf kurzweilige Diskussionen und einen anspruchsvollen Austausch.

    Konferenzen zum Thema „Kunststoffe in der Verpackung“ erfreuen sich größerer Beliebtheit. Woher kommt Ihrer Meinung nach dieses große Interesse an Wissen und auch Kontakten trotz häufig negativer Berichterstattung in den öffentlichen Medien?
    Da wir alle täglich mit Verpackungen in Berührung kommen und von dem Thema „Verpackungsmüll“ betroffen sind, ist das Interesse an anderen Lösungen groß, egal wie „anders“ dabei definiert ist. Die Erwartungshaltung nach innovativen Lösungen erscheint mir recht hoch zu sein.

    Welchen Einfluss haben Ihrer Meinung nach der gesellschaftliche Druck sowie rechtliche Vorgaben und Kundenanforderungen auf die Innovation in der Herstellung von Multilayer-Folien?
    Siehe Punkt 7.

    Wie schätzen Sie auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (schlecht) die Zukunftschancen für Mehrschichtfolien im Vergleich zu anderen Folienarten ein und warum?
    Die Zukunftschancen sind eigentlich recht gut, aber da die Verwertung recht kontrovers diskutiert wird und andere Lösungen im Rahmen eines besseren Recyclings gefordert werden, liegen die Zukunftsaussichten aus meiner Sicht auf der Skala bei 3.

    Unsere Teilnehmer möchten Referenten auch gern persönlich besser kennenlernen. Deshalb eine persönliche Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?
    Ich habe schon vor längerem das Sportklettern für mich entdeckt. Hier finde ich einen perfekten Ausgleich und eine Ergänzung zu meinem Beruf. Sich auf ein bestimmtes „Problem in der Wand“ zu fokussieren und dieses zu lösen, ist schon mal eine anspruchsvolle Herausforderung. Die benötigte Mischung aus Kraft, Ausdauer sowie Konzentration und Vertrauen sind in diesem Sport wichtige Elemente. Diese Eigenschaften werden auch im Beruf benötigt.

  • Hermann Onusseit über nachhaltige Verpackungen

    Hermann Onusseit über nachhaltige Verpackungen

    Hermann Onusseit wurde 1951 in Paderborn geboren. Er studierte Maschinenbau mit der Fachrichtung Kunststoffverarbeitung. Nach dem sich anschließenden Chemiestudium promovierte er im Bereich der physikalischen Chemie (beides an der Universität Paderborn). Von 1984 bis 2012 war er bei der Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf auf dem Gebiet der Papier- und Verpackungsklebstoffe tätig. Er war ab 1989 Leiter der Produktentwicklung und des technischen Service für Papier- und Verpackungsklebstoffe und ab 1999 auch im Bereich “Technologie Entwicklung” für Industrieklebstoffe tätig. Von 2003 bis 2012 war er im Unternehmensbereich “Adhesive Technologies” in der Forschung u. a. für die Umsetzung der REACH Gesetzgebung zuständig. 25 Jahre war er Mitglied bzw. Vorsitzender der “Technischen Kommission für Papier- und Verpackungsklebstoffe” des Industrieverbandes Klebstoffe sowie Mitglied und Vorsitzender des “Technisches Ausschusses”, des European Technical Boards des Europäischen Klebstoffverbandes (FEICA) und Mitglied der FEICA Arbeitsgruppe “Paper and Packaging Adhesives”. Außerdem war er Obmann der IVLV-Arbeitsgruppe “Qualität & Sicherheit verpackter Lebensmittel”. Seit 2012 ist er als selbstständiger Berater tätig.

    Besonders gern beschäftigt er sich mit wissenschaftlichen und anwendungstechnischen Fragestellungen der Klebtechnik und Klebstoffe in Lebensmittel-Bedarfsgegenständen und Recyclingprozessen, Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit sowie dem Einfluss der Europäischen Chemikalienverordnung auf die Klebstoffindustrie und deren Kunden.

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?
    Mehr Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit.

    Ihr Vortragstitel lautet: “Was bedeutet nachhaltige Verpackung eigentlich?”
    Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?
    Verpackungen verbessern im Prinzip die Nachhaltigkeit von Konsum, solange sie sich auf die primäre Aufgabe von Verpackungen beschränken: Dem Schutz der Füllgüter. Alles Weitere ist im Licht der Nachhaltigkeit ungünstig. Hier gibt es viel zu tun!

    Nachhaltigkeit ist eines Ihrer Lieblingsthemen. Wie leben Sie Nachhaltigkeit privat?  Was raten Sie den Firmenlenkern der Flexpack-Industrie?
    Ich versuche, bewusst zu konsumieren. Dabei ist mir natürlich klar, dass unser Lebensstil einen für die Welt nachhaltigen Konsum nicht möglich macht.  Dass Nachhaltigkeit der gleiche Stellenwert wie dem wirtschaftlichen Erfolg eingeräumt wird!

    Wo sehen Sie die Ansätze für eine strikte Vermeidung von Verpackungsabfällen bezogen auf Folie?
    Dort, wo Folien nicht mehr dem Schutz, sondern anderen Aufgaben dienen.

    Welcher Bereich sollte dringend vom Gesetzgeber geregelt werden, um die Verpackungsindustrie stärker zu motivieren, Kreislaufwirtschaft zu betreiben?
    Design for Recycling, zum Beispiel durch eine entsprechende Öko-Direktive!

    Achten Sie auf eine rezyclierbare Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Was raten Sie als Fachmann den Konsumenten und ihren direkten Kunden?
    Soweit es geht, ja! Verpackungen nach ihrem Sinn, und nicht nach ihrer Schönheit zu kaufen.

    Alle Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette (Verpackungshersteller, Abfüller/Abpacker, Handel, Recycler) müssen Anstrengungen zur stofflichen Wiederverwertung möglichst aller Verpackungsrohstoffe unternehmen. Wo fängt da die Kommunikation an?
    Die gesamte Kette muss interagieren. Die in den Verkehrbringer von Waren müssen jedoch die Ziele vorgeben, da sie die Waren in den Markt bringen.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf?
    Familie, Naturwissenschaft, Musik, Sport.

  • Martin Kardetzky über Aufgaben und Chancen des Verpackungsregisters

    Martin Kardetzky über Aufgaben und Chancen des Verpackungsregisters

    Syndikusrechtsanwalt Martin Kardetzky studierte Jura an der Universität Bielefeld, Schwerpunkt Öffentliche Verwaltung. Anschließend arbeitete er bei der Stadt Brandenburg als Städtischer Rechtsrat und bei DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs und -bau GmbH) als Abteilungsleiter im Rechtsbereich, bevor er 1997 seine Karriere bei der Deutschen Bahn AG fortsetzte.
    Seit Mai 2017 arbeitet er als Leiter der Abteilung Recht/Entsorgung bei der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister in Osnabrück.

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?
    Zunächst einmal freue ich mich darauf, die Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister vor Verpackungsexperten in Osnabrück vorzustellen. Unsere Aufgabenstellung ist ehrgeizig, wir sind mitten im Aufbau begriffen und sehr daran interessiert, die Erwartungen an die Zentrale Stelle aufzunehmen und zu diskutieren. Vielleicht kann ich einige Erwartungen bestätigen und muss dafür die ein oder andere Hoffnung dämpfen – jedenfalls ist die Vermittlung eines sachlich-realistischen Bildes der Zentralen Stelle mein Ziel.

    Ihr Vortragstitel lautet: “Aufgaben und Chancen des Zentralen Verpackungsregisters”
    Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?
    Das System der Verpackungsentsorgung ist in den vergangenen zwanzig Jahren immer mal wieder in die Schieflage geraten, weil es beispielsweise Missverständnisse über die Frage gab, was eine lizenzpflichtige Verpackung ist und was nicht. Diese Unschärfen bei den Definitionen und Pflichten soll und wird die Zentrale Stelle ausräumen. Das schafft Klarheit, gerade auch in dem rasant wachsenden Bereich des Online-Handels.

    Unsere Kernaufgabe ist die Zusammenführung und der Abgleich aller Marktdaten zu Herstellung und Entsorgung in einem Register. Ab dem 1. Januar 2019 laufen alle Daten bei uns in diesem Register zusammen, Unregelmäßigkeiten fallen deshalb sofort auf.  Wichtig ist, dass wir auch rückwirkend prüfen werden: Es geht also schon 2018 darum, sich rechtskonform zu registrieren und lizenzieren zu lassen.  Hinweise dafür finden Sie auf unserer Website www.verpackungsregister.org.

    Mit welchen Schwierigkeiten und Vorgaben hat die Zentrale Stelle Verpackungsregister vor allem zu kämpfen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden? Wo sehen Sie die Ansätze für eine strikte Vermeidung von Verpackungsabfällen bezogen auf Folie?
    Gemeinsam mit dem Umweltbundesamt, das die Rechts- und Fachaufsicht über die Zentrale Stelle übernehmen wird, entwickeln wir bis Mitte nächsten Jahres Mindestanforderungen für recyclinggerechtes Design. Das ist unsere Aufgabe. Die Unternehmen der Branche müssen dann selbst entscheiden, wie sie den Kreislaufanspruch an Verpackungen wahrnehmen wollen und können. Die konkrete Umsetzung entscheiden nicht wir, dies ist durch die zunehmenden Anforderungen des Marktes an die Verpackung determiniert. Mit Freude sehen wir die vielfältigen Anstrengungen der Branche, schon jetzt die Verpackungen recyclinggerechter zu gestalten.

    Welcher Bereich sollte dringend vom Gesetzgeber geregelt werden, um die Verpackungsindustrie stärker zu motivieren, Kreislaufwirtschaft zu betreiben?
    Zunächst einmal setzen wir alles daran, dass die Zentrale Stelle mehr Transparenz und damit auch mehr Gerechtigkeit in das System bringt. Wir helfen mit, die ehrgeizigen Quoten des neuen Gesetzes erfüllbar zu machen! Allen Marktteilnehmern ist daran gelegen, dass die Verbraucher, die allgemeine Öffentlichkeit und nicht zuletzt die Politiker in den Kommunen, im Land und im Bund darauf vertrauen, dass die Entsorgung funktioniert und nachvollziehbar ist. Bei Glas, Papier und Einweggetränken ist die Sammelleidenschaft der Deutschen ungebrochen. Aber für den gelben Sack oder die gelbe Tonne können sowohl Hersteller, als auch Verbraucher noch mehr tun, um die Wertstoffe in einen besseren Kreislauf zu bringen.

    Achten Sie auf eine rezyclierbare Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Was raten Sie als Fachmann dem Konsumenten und Ihren direkten Kunden?
    Sicher kann ich privat nicht mehr einkaufen, ohne auf die Verpackungen zu achten. Verbraucher sollten vor allem dabei helfen, Verpackungen zu wählen, die gut zu recyceln sind und sie einer entsprechenden Sammlung zuführen.

    Alle Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette (Verpackungshersteller, Abfüller/Abpacker, Handel, Recycler) müssen Anstrengungen zur stofflichen Wiederverwertung möglichst aller Verpackungsrohstoffe unternehmen. Wo fängt da die Kommunikation an?
    Aus meiner Sicht sollten für die Kommunikation alle verfügbaren Kanäle genutzt werden: die Verpackungen selbst, das Internet, die Medien und natürlich das persönliche Gespräch. Und das ist gar nicht so schwer: Jüngere Generationen interessieren sich sehr für alle Fragen der Nachhaltigkeit; sie wollen beispielsweise sichergestellt wissen, dass sie mit ihrem Einkauf keinen weiteren Plastikmüll im Meer verursachen. Das ist in Deutschland mit dem dualen System längst umgesetzt. Dennoch kann dieses lebendige Interesse noch mehr für intelligente, zukunftsfähige Lösungen genutzt werden.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf?
    Eiskunstlaufen und ins Kino gehen.

     

     

  • Helmut Spaeter blickt voraus, aber auch zurück – ein Interview zur Kreislaufwirtschaft

    Helmut Spaeter blickt voraus, aber auch zurück – ein Interview zur Kreislaufwirtschaft

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Ich bin davon überzeugt, dass wir hier in Osnabrück den Branchentreff haben – doch inzwischen erweitert sich der Kreis der Teilnehmer auf viele Bereiche der Kunststoffverpackung = vom Zulieferanten über den Packmittelhersteller zum Brand-Owner/Abpacker und Handelspartner.

    Die inzwischen zur Packmittelentwicklung gehörenden Anforderungen – wie Circular Economy, das neue Verpackungsgesetz bis hin zu Cradle to Cradle – möchte ich gern mit voranbringen – bevor „die Politik“ sagt, was wir zu tun haben! (die Automobilindustrie ist hier kein gutes Beispiel)

    1. Ihr Vortragstitel lautet: “Funktionelle Barrieren für Recyclingwerkstoffe in Lebensmittelverpackungen”
      Was wird Ihre Kernaussage sein, und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Die Anforderungen aus dem Verpackungsgesetz – § 16 – (ab 1.1.2019) geben klare Aufgaben an die Kunststoffpackmittelhersteller: „Kunststoffe sind zu mind. 90 Massenprozent einer Verwertung zuzuführen.Dabei sind mind. 65% und ab 1.1.2022 – 70% dieser Verwertungsquote durch werkstoffliche Verwertung sicher zu stellen.“

    = Hier zeige ich Lösungen auf, um dieses Anforderungen zu erreichen.

    1. Sie haben eines der längsten und erfülltesten Berufsleben aller Referenten. Wie ordnen Sie das Thema Kreislaufwirtschaft im Kontext ähnlicher Trends – Conveneince, Verbundfolien und natürlich Barrierefolien – der letzten 40 Jahre in der Verpackungswelt ein?

    Die Weltbevölkerung nimmt von ca. 7 auf ca. 9 Mrd. in absehbarer Zeit zu. Ein immer größerer Anteil möchte „so leben wie wir…“.

    Die Ressourcen hat der Globus nicht, also müssen wir umdenken zu Circular Economy und weiter zu Cradle to Cradle!

    Somit sind alle Verpackungsentwicklungen diesen Zielen unterzuordnen! = Das bedeutet für viele Packmittelproduzenten und Brand-Owner/Abpacker :

    “Was heute noch gilt – ist wohl morgen nicht mehr akzeptiert“.

    1. Wo sehen Sie die Ansätze für eine strikte Vermeidung von Verpackungsabfällen bezogen auf Folie?

    Ich bin davon überzeugt, dass es ein „Zurück“ nicht gibt – doch ein „Umbau“ des Kunststoffverpackungsmarktes kommt und hoffentlich (!), bevor „man“ verordnet,  wie es zu gehen hat!

    1. Welcher Bereich sollte dringend vom Gesetzgeber geregelt werden, um die Verpackungsindustrie stärker zu motivieren, Kreislaufwirtschaft zu betreiben?

    Das Verpackungsgesetz vom 12. Juli 2017 – gültig ab 1.1.2019 –  ist der erste Schritt, und wir sollten die Wirkung begleiten, um dann Verbesserungen/Veränderungen einzufordern.

    Die “Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister” ist schon jetzt aktiv und wird schon in 2018 die Zahlen einfordern, um sie 2019 präsentieren zu können!

    Die Entsorger haben die Aufgabe: siehe Verp.Gesetz § 21:

    (1) Systeme sind verpflichtet, im Rahmen der Bemessung der Beteiligungsentgelte Anreize zu schaffen, um bei der Herstellung von systembeteiligungspflichtigen Verpackungen:

    1. die Verwendung von Materialien und Materialkombinationen zu fördern, die unter Berücksichtigung der Praxis der Sortierung und Verwertung zu einem möglichst hohen Prozentsatz recycelt werden können und
    2. die Verwendung von Recyclaten sowie von nachwachsenden Rohstoffen zu fördern.

    „Um zukünftig noch bessere Verwertungsergebnisse zu erzielen, ist aber auch schon bei der Produktion von Verpackungen auf ein möglichst recyclingfreudiges Design zu achten!”

    Jetzt keine weitere Gesetzgebung, sondern aktiv die vorgegebene Richtung mit gestalten!

    1. Achten Sie auf eine rezyclierbare Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Was raten Sie als Fachmann dem Konsumenten und Ihren direkten Kunden?

    Zur Zeit sind meines Wissens nach bisher „nur“ PET-Flaschen im Cradle to Cradle-Einsatz, und „sehen“ können wir das nicht.

    Im Bekannten- und Freundeskreis gebe ich schon „Empfehlungen“ – doch das ist weniger „als der Tropfen auf den heißen Stein“… Den Kunden und Bedarfsträgern gebe ich die Möglichkeit, recycelfähige Verpackungen zu gestalten und in Einsatz zu bringen.

    1. Alle Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette (Verpackungshersteller, Abfüller/Abpacker, Handel, Recycler) müssen Anstrengungen zur stofflichen Wiederverwertung möglichst aller Verpackungsrohstoffe unternehmen. Wo fängt da die Kommunikation an?

    = Vor dem Verpackungshersteller sind auch jeweils die Rohstofflieferanten: Granulat, Kaschierkleber, Druckfarben mit einzubinden!

    = Die Kommunikation ist im Verp.-Gesetz vorgegeben: “Die Systeme sind verpflichtet, die privaten Endverbraucher in angemessenem Umfang über Sinn und Zweck der getrennten Sammlung von Verpackungsabfällen, die hierzu eingerichteten Sammelsysteme und die erzielten Verwertungsergebnisse zu informieren.

    … es sind die kommunalen Abfallberatungen und Verbraucherschutzorganisationen zu beteiligen!

    = hier möchte ich den Handel bitten: 

    „Nehmen Sie Ihre Kunden an die Hand“ und etablieren mit Ihnen gemeinsam das Bewusstsein zu: Verpackung – Recycling – Wertstoff!

    1. Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf?

    „Beruf – Berufung = Hobby: Es ist ein Geschenk, nicht mehr arbeiten zu müssen, sondern zu dürfen – sich neuen Herausforderungen stellen!

    u n d 2 Enkelkinder  mit allen Problemen/Problemchen aufwachsen sehen, was man beim eigenen Sohn nicht so erlebt hat …

    Zum Autor:

    Helmut Spaeter (Dipl.-Ing.) studierte Schiffsbetriebstechnik in Hamburg.
    Über die Aluminiumverpackung (Alusingen GmbH), Aerosoldosen und Tuben 1979 zur flexiblen Verpackung bei Wolff – Walsrode AG (heute Wipak – Walsrode) – Leitung Verkaufsbüro: Süddeutschland, Österreich, Schweiz.

    Ab 1985 – selbstständiger Handelsvertreter, vorrangig für EK-Pack, Kempten. Aufbau 5-Schicht-Coextrusion mit EVOH und die Vermarktung im Bereich Barrierefolien/Laminate für Food- und Nonfood-Verpackungen. Von 1993 – 1996 Alleingeschäftsführer der Firma EK-Pack, Kempten.

    Seit 1996 tätig für Alusuisse – Lawson-Mardon-Neher AG/Alcan in CH (heute Amcor Flexibles).
    Auf- und Ausbau des Bereichs Ceramis® bei Alcan Packaging Kreuzlingen AG. Kreation und Realisierung von Ceramis®-Anwendungen mit namhaften Bedarfsträgern im Bereich flexible Filme für Abpacker und Converter.

    Gründungspartner der InnoNETpartners: http://www.innonet-partners.eu.

    Geschäftsführender Gesellschafter der Cavonic GmbH: 2010 bis 2015.

    In 2015 Gründung der BARRIOPAC®

  • Papier oder Kunststoff-Tragetasche?

    Papier oder Kunststoff-Tragetasche?

    Sind Sie mittlerweile selbst als Experte verunsichert, ob Plastik- oder Papiertragetasche oder vielleicht doch Baumwolle oder Jute die beste Alternative ist? Uns interessiert erst einmal die Meinung unserer Kundschaft und somit der Experten aus der Kunststoffindustrie. Machen Sie mit bei der 10 Sekunden-Umfrage: https://www.surveymonkey.de/r/PCWDQTB und profitieren Sie anschließend vom Ergebnis, das wir hier veröffentlichen werden.

  • Barrierefolien und moderne Anlagentechnik – Referenteninterview mit Andreas Kollenda

    Barrierefolien und moderne Anlagentechnik – Referenteninterview mit Andreas Kollenda

    Andreas Kollenda (Dipl.- Ing. FH) studierte Maschinenbau und Kunststofftechnik an der FH Bielefeld. Seit 1985 ist er bei namhaften Unternehmen des Kunststoff-Maschinenbaus (u. a. Barmag AG, KKA, Brückner Maschinenbau, Engel) in den Bereichen Vertrieb und Marketing tätig, davon insgesamt 14 Jahre in Asien.
    In den mehr als 30 Jahren Tätigkeit in der Kunststoffwelt sammelte er Erfahrungen in den Bereichen:
    . Folienextrusion (Blas-, Flachfolie, biaxial verstreckte Folien, Folienbändchen)
    . Folienveredelung (Beschichten, Drucken, Prägen, Kaschieren)
    . Chemiefaserextrusion und Texturierung
    . Spritzgießen
    . Marketing, Marketing Services
    . Aufbau von Vertriebsorganisationen, Beteiligungscontrolling, JV Gründung

    Seit Mitte 2015 ist er als Vertriebsleiter bei Kuhne Anlagenbau tätig. Kuhne Anlagenbau ist einer der führenden Anbieter von Hochleistungsblasfolienanlagen: konventionelle Anlagen, wassergekühlte Anlagen sowie Triple Bubble Anlagen zur Herstellung von biaxial verstreckten Barrierefolien.

    Sie referieren über “Moderne Anlagentechnik zur Herstellung von dünnen Multilayer-Barrierefolien”. Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?

    Die Möglichkeit, mit Hilfe der Triple Bubble Technologie, einer simultanen, biaxialen Verstrecktechnologie, die unterschiedlichsten Materialien (Polyolefine, PA, PET, EVOH, Haftvermittler) zu coextrudieren und zu verstrecken, um damit maßgeschneiderte Hochbarrierefolien herzustellen. Eine komplexe, herausfordernde Technologie mit einem großen Zukunftspotential.

    Sie beschreiben eine neue Anlagentechnik in Ihrem Vortrag. Welche besonderen Eigenschaften erzielen Sie damit in den Folienverpackungen?

    Durch die simultane, biaxiale Verstreckung lassen sich die mechanischen, Barriere- und optischen Eigenschaften deutlich verbessern. Dieses erlaubt ein Downgauging der Foliendicke, was wiederum Materialeinsparungen bis zu 70% und entsprechende Kostenvorteile erbringt.

    Barriereverpackungen bieten einen Schutz vor unerwünschter Kontamination der verpackten Lebensmittel. Das ist ein Beitrag zum Wohlstand und ermöglicht flächendeckende Versorgung mit Lebensmitteln. Trotzdem stehen immer mehr Verbraucher Plastikverpackungen kritisch gegenüber und verpackungsfreie Supermärkte schießen wie Pilze aus dem Boden. Wie sehen Sie diesen Trend hinsichtlich Ihres Vortrages?

    Es fehlt an einer objektiven Informationspolitik, die das Thema Lebensmittelverpackung ganzheitlich betrachtet und nicht nur das Ende der Verpackungskette (sprich den Verpackungsmüll). Wüsste der Verbraucher, warum ein Produkt in einer bestimmten Art und Weise verpackt wird und was die Konsequenz einer „schlechteren“ Verpackung wäre, ergäbe sich eine deutlich höhere Akzeptanz von Kunststoffverpackungen. Natürlich muss die Lebensmittelindustrie sich fragen, ob eine doppelte oder dreifache Umverpackung nötig ist.

    Für den Weg eines schnell verderblichen Produkts vom Erzeuger bis zum Point of Sale gibt es keine Alternative zu einer modernen Barrierverpackung.  Trotzdem verderben selbst in der hochentwickelten EU jährlich noch ca. 12 Mio. Tonnen an Fleischwaren im Wert von 33 Mrd. €  auf dem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher aufgrund inadäquater Verpackung (Quelle: Rabobank).

    Der verpackungsfreie Supermarkt ist zwar hip, aber keine Alternative für die Versorgung in der Breite. Online shopping im Lebensmittelbereich ist ein Megatrend – und dort braucht es optimale und mehr Verpackung, aufgrund der demographischen Entwicklung hin zu mehr Kleinhaushalten.

    Wo sehen Sie für Packmittelhersteller – insbesondere solche, die hochwertige Barrierematerialien produzieren – besonderen Handlungsbedarf, damit Verpackungen beim Endverbraucher mehr Akzeptanz erfahren?

    Hier bedarf es Aufklärung und einer umfassenden Informationspolitik. Allen voran die Produkthersteller/Brand owner, dann die Packmittelhersteller sowie die Verbände und Medien sollten ggf. durch Kampagnen die Verbraucher über Barrierefolien und ihre Vorteile informieren. Erst wenn der Verbraucher weiß, warum seine Wurst und sein Käse wochenlang haltbar sind, wird die Diskussion über das „schlechte Plastik“ versachlicht.

    Unterverpackungen können bis hin zu Rechtsstreitigkeiten führen, Überverpackungen verursachen unnötige Kosten und Ressourcenverschwendung. Welche Voraussetzungen muss der Packmittelhersteller erfüllen, um ein gesundes Mittelmaß zu finden?

    Der Lebensmittelproduzent/Verpacker sollte für sein Produkt eine optimierte Verpackung hinsichtlich Schutz, Haltbarkeit, Materialeinsatz und Kosten zusammen mit dem Packmittelhersteller designen unter Berücksichtigung modernster Technologien, wie z. B. der Triple Bubble Technologie.  Danach stellt sich die Frage, ob eine doppelte oder dreifache Umverpackung nötig ist. Die Kreativität der Verpackungsdesigner und Marketingstrategen ist hier gleichermaßen gefragt.

    Welchen Beitrag leisten aus Ihrer Sicht Hochbarriereverpackungen zur Nachhaltigkeit?

    Die Barriere verlängert die Haltbarkeit des Produkts signifikant und verringert somit Verluste durch frühzeitiges Verderben. Das Verstrecken ermöglicht die Herstellung dünnerer Folien mit höherer Barrierewirkung. Dadurch lassen sich Rohmaterialien einsparen und Kosten erheblich reduzieren – Nachhaltigkeit durch längere Haltbarkeit, dünnere Folien und Reduzierung des Ressourcenverbrauchs.

    Bei welchen Verpackungen wird es Ihrer Meinung nach mit der Barriere übertrieben und warum?

    Das Fraunhofer Institut hat in ihren Studien die Barriereanforderungen unterschiedlicher Produkte analysiert und aufgezeigt, was wirklich erforderlich ist.

    Bei einigen Anwendungen übererfüllen Aluminium laminierte Barrierefolien die Anforderungen.

    Auch ist zu beobachten, dass es in verschiedenen Ländern an einer wissenschaftlichen, analytischen Herangehensweise fehlt, die Verpackung an die echten Anforderungen des Produkts anzupassen; man findet viele überdimensionierte, laminierte Folienstrukturen.

    Wo sehen Sie in naher Zukunft bahnbrechende Innovationen im Verpackungsbereich insgesamt und bezogen auf Barriere im Speziellen?

    Im Bereich der laminierten Barrierefolienverbunde lässt sich ein Trend hin zu co-extrudierten, verstreckten Folien erkennen.

    Dieses Produktsegment bietet große Zukunftschancen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Herstellung der Folie in einem Arbeitsschritt, gleiche oder bessere Eigenschaften bei signifikant geringeren Foliendicken und Kosten.

    Auch hier: Nachhaltigkeit durch dünnere Folien und geringeren Ressourcenverbrauch.

    Auch die Maschinentechnologie aus dem Hause Kuhne trägt diesem Trend Rechnung in der Entwicklung breiterer, leistungsfähigerer Anlagen.

    Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben?

    Auch privat sind es eher technische Themen, die mich begeistern, wie z. B. ein englischer Oldtimer und ein Altherren-Motorrad amerikanischer Bauart.