Schlagwort: Recycling

  • Was sagen die Experten denn dazu? Allianz der Konzerne gegen Plastikmüll

    Was sagen die Experten denn dazu? Allianz der Konzerne gegen Plastikmüll

    In dieser kleinen Reihe möchten wir tagesaktuelle Ereignisse zur Diskussion stellen. In unregelmäßigen Abständen werden wir Zitate oder Trends zitieren, kommentieren und zur Debatte stellen. Die eigentliche Debatte soll in XING stattfinden – mal sehen, wie das ankommt.

    Wir veröffentlichen die Texte hier in Langform und werden auch in XING und LinkedIN hierher verlinken. So hat jeder erst einmal einen unkommentierten Blick auf die Sache, hat die Chance zur Meinungsbildung und kann dann in den Netzen kommentieren.

    Allianz der Konzerne gegen Plastikmüll – so titelt der BKV https://www.bkv-gmbh.de/infothek/woechentliche-presseschau.html#panel-5774-0 heute in seinem Newsletter.

    Seine Zusammenfassung lautet:

    Über die Neugründung einer Allianz internationaler Konzerne aus den Bereichen Chemie, Kunststoff und Konsumgüter berichten die Printmedien breit. Unter anderem zählen die BASF, Covestro, DowChemical, LyondelBasell, Sabic und Total zu den Mitgliedern der „Alliance to End Plastic Waste“. Mit 1,5 Milliarden Euro soll in den nächsten fünf Jahren insbesondere der Kampf in Asien gegen die Verschmutzung der Umwelt mit Kunststoffabfällen unterstützt werden.

    Das ist doch eine tolle Nachricht, sollte man denken. Die Industrie tut etwas, bevor die Politik überhaupt Konzepte hat – Klasse!? Auch mein erster Reflex war genauso. Doch dann setzte das s. g. langsame Denken ein und ich versuchte, Logik vor Gefühl zu positionieren, was gerade in diesem Kontext eine Herausforderung ist. Seit Monaten sind wir im Meeresstrudel voller Müll durch Medien – ja und auch durch Fachmedien – gefangen und ersticken an Mikroplastik. Aber was hat sich denn eigentlich so drastisch verändert? Eine Seglerin findet Müllstrudel in den Ozeanen – ganz plötzlich und Ellen MacArthur https://www.ellenmacarthurfoundation.org/ vermutet Schlimmeres – zu Recht, wie sich herausstellen sollte. Sie schart reichlich Prominenz um sich, was zu einem Medien-Hype zu diesem Thema führt. Alle sind bestürzt und suchen nach Lösungen. Aber bitte nicht die Geschäftsmodelle tangieren – das ist ja klar.

    Doch der Druck scheint unerträglich zu werden. Kein Tag vergeht mehr ohne Nachricht über Plastik im Meer und Mikroplastik. Beides wird vermischt und danach mühsam wieder auseinander dividiert. Doch Kunststoffe sind ab nun Gift. Die Debatte mündet in der Frage: Umwelt oder Kunststoff.

    Doch diese Allianz betont, es ginge um Umwelt und Kunststoff.

    Das erscheint sinnvoll. Denn vorstellen können sich doch nur „Öko-Aktivisten“ eine Umwelt ohne Kunststoffe. Wir als Heilsbringende Plastikmacher, Verarbeiter, Verpacker und Entsorger haben doch alles im Griff – in Europa. Und da, wo das Volk nicht ordentlich Plastikverpackungsmüll sammelt, fehlt Bildung und Disziplin, machen uns Marktteilnehmer, Lobbyisten und Vertreter unsere Branche – natürlich wohliger verpackt – wissend.

    Aber was ist denn die Alternative zur Initiative von BASF, Procter & Shareholder-Value? Es ist sicher ein guter Schritt zu akzeptieren, dass wir alle auf derselben Erde leben und etwas tun müssen, damit Plastik überlebt. Die Europäische Flexpack-Industrie hat nun noch ganz andere Sorgen als das Entsorgen. Sie gerät mit in den Abwärtsstrudel des Plastik-Images. Doch unzählige Studien belegen – Folienverpackung schützt Leben(smittel). Folie ist die Minimalverpackung, und seit den 1990er Jahren sind die Wachstumsraten enorm und stetig.

    Deshalb geistert bei vielen Entscheidern, bei Flexpackern, ihren Auftraggebern und Auftragnehmern der Gedanke an Neustart mit Kreislaufwirtschaft durch den Kopf. Aber wie soll das gehen? Auch das 17. Inno-Meeting http://im.innoform.de beschäftigt sich mit diesem Thema – zu Recht?

    Was denken Sie? Wie kann – und ja – wie sollte es weitergehen mit Flexpack, Folienverpackungen und deren Kreislauf? Global gedacht und lokal gemacht? Sind wir verantwortlich für die Müllstrudel, und ist es richtig, uns damit hineinzuziehen? Oder haben wir hier doch alles im Griff und machen „Business as usual“? Ich freue mich auf spannende Kommentare auf XING.

    Ihr Karsten Schröder

  • Holger Eschenburg über die Problematik und den Neustart von Monomaterial und BOPP?!

    Holger Eschenburg über die Problematik und den Neustart von Monomaterial und BOPP?!

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Nach meiner 27-jährigen Tätigkeit in der flexiblen Verpackungsindustrie bin ich sicherlich sehr gut vernetzt. Dennoch bin ich auf den Austausch und das Networking beim Inno-Meeting sehr gespannt. Speziell zu den aktuellen Themen „Recycling & Reduzierung von Plastik“ freue ich mich auf interessante Gespräche und den Erfahrungsaustausch.

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Neustart heißt für mich heute „Umdenken” in der flexiblen Verpackungsindustrie: Nicht nur auf alt bewährte Verpackungen/Barrieren vertrauen, sondern über den Tellerrand hinausschauen und versuchen, mit den neuen, aktuellen Möglichkeiten den Anforderungen Recycling & Plastik-Reduzierung gerecht zu werden.

    Ihr Thema lautet “Neustart für Monomaterial und BOPP?!” Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Typische Standard-Verbunde bestehen heute aus Mischmaterialien, z. B. PET/OPP/PE, sowie met. Folien und Aluminiumfolien. Diese sind nach dem aktuellen Stand der Recycler problematisch bei der werkstofflichen Aufbereitung von Kunststoffen. Hier möchte ich die Zuhörer auf den aktuellen Stand der Technik bringen, wie Barrieren, Siegeleigenschaften etc. aus  OPP erreicht werden können. Ansätze für die eigene Umstellung, insbesondere zum Thema Recycling, können dann erfolgreich genutzt werden.

    Das Thema, Verpackungsfolien recyclingfähig zu bekommen, beschäftigt Sie sehr. Warum sprechen Sie von Neustart? Ist die Akzeptanz von Monomaterial und BOPP bei Verpackungsverwendern in den letzten Jahren aufgrund der neuen Verpackungsordnung größer geworden oder gibt es noch andere Gründe?

    In der Vergangenheit habe ich häufig in Kunden-Meetings neue Folien präsentiert. Oft bekam ich Antworten wie: „Nein, wir bleiben beim Altbewährten. Hier wissen wir, dass unser Produkt ausreichend Barriere und am Ende des Shelf Lifes unsere geforderte Qualität erreicht.“ Oft hat man die maximal möglichen Barrieren der am Markt erhältlichen Verpackungsmaterialien ausgenutzt. Leider waren Nachhaltigkeit, Recycling und Vermeidung von Plastikabfall meist kein Thema – sicherlich aus Kostengründen.

    2018 war ich hauptsächlich zum Thema Recycling unterwegs. Ich durfte feststellen, dass ein Umdenken stattgefunden hat. Kunden sind heute bereit zu testen und sind offen für neue Ideen. Hier möchte ich aus meinem Erfahrungschatz der letzten Monate berichten und Möglichkeiten aufzeigen, aktuelle Standard-Verbunde „Ready for recycling“ auszurüsten.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Der Konsument erwartet heute gewisse Haltbarkeiten von Produkten, z. B. Tee 3 Jahre, Müsli 12 Monate, Schokoladenkekse 12 Monate etc. Logistik, wie Transporte nach Übersee, machen hohe Wasserdampfbarrieren nötig. Die große Frage, die sich stellt: Muss innerhalb Europas immer eine maximale Haltbarkeit erreicht werden oder können wir diese reduzieren und damit die Türen für neue nachhaltige Verpackungen öffnen?

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Als Angestellter eines Polypropylen-Herstellers muss ich sagen, dass ich der aktuellen Entwicklung ganz gelassen entgegen sehe. Aus meiner Sicht ist das Thema der Zukunft “Recycling und die Wiederverwertung von Verpackungsmaterialien”. Polyproplyen-Folien bieten hier mit den neuen Technologien hervorragende Möglichkeiten. Und: Das Wichtigste ist, dass der Kreislauf wirklich geschlossen werden kann. In den nächsten Jahren werden wir sicherlich Post consumer recyceltes Polypropylen wieder zu einer Folie mit direktem Lebensmittelkontakt verwerten können.

    Bei Folien auf Basis nachwachsender Rohstoffe, biologisch abbaubar etc. sehe ich sicherlich die Tatsache, dass die Folien auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt werden, aber am Ende in der thermischen Verwertung landen. Denn: Nicht jeder hat einen Kompost zu Hause bzw. nicht immer wird die Folie den richtigen Weg in die braune Tonne finden.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Ich bin begeisterter Wassersportler. Neben Windsurfen und Segeln verbringe ich viele Stunden auf dem MTB und mache die Berge rund um Köln unsicher.

    Holger Eschenburg (Betriebswirt), Außenwirtschaft an der Aufa in Köln. Seit 1992 arbeitet er in verschiedenen Positionen bei der Firma UCB/Innovia Films im Vertrieb. Er kennt sich besonders gut aus mit der Folienextrusion von Gieß- und Blasfolie sowie mit Barrierefolien (top coationgs EVOH/Alox) und dem Recycling von Folien auf Basis nachwachsender Rohlstoffe.

    Aktuell ist er für den Vertrieb Zentral & Nord Europa zuständig.

     

  • Carolina Schweig begreift Design für Recycling als Geschäftsidee

    Carolina Schweig begreift Design für Recycling als Geschäftsidee

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Ich verstehe mich/uns als Inputgeber. Wir arbeiten für Markenartikler und den Handel und stellen immer wieder fest, dass viele Themen im Bereich Verpackung und Nachhaltigkeit weiße Flächen auf der Landkarte sind.

    Das ist schade, denn wir bräuchten viel mehr Lösungen und Vorarbeit, um die Bedürfnisse/Anforderungen unserer Kunden zu erfüllen.

    Ich erhoffe mir, dass die Anregungen aufgenommen und in Projekte umgesetzt werden, damit wir einfach neue innovative Lösungen für Verpackungen zur Auswahl und zum Einsatz haben werden.

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Als wir das Thema hörten und bezüglich eines Vortrages angesprochen wurden, dachten wir an Paradigmenwechsel, neue Denkansätze, neue Produktlösungen – so haben wir dann auch unseren Vortrag konzipiert.

    Ihr Thema lautet “Design für Recycling als Geschäftsidee begreifen”. Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Wir werden aus unserem Standpunkt heraus aufzeigen, wo es überall in den Wertstoffzyklen Themen gibt, die analysiert, bearbeitet und gelöst werden müssen. Wir wollen unseren Zuhörern gern Anregungen geben, um eigene Lösungen dazu zu erarbeiten, zu investieren und die Lösungen marktfähig zu machen.

    Nachhaltiges Verpackungsdesign stellt maximalen Erfolg bei der Verwertung sicher. Welche Parameter sollten grundsätzlich bei einem nachhaltigen Verpackungsdesign diesbezüglich beachtet werden und warum?

    Maximaler Erfolg, schön wäre es. Ich denke, wir können aktuell froh sein, wenn wir die von der EU vorgegebenen Recyclingquoten erreichen. Und wenn wir es dann noch schaffen, die meisten „Baustellen“ zu identifizieren, an denen noch gearbeitet werden muss (siehe mein Vortrag), können wir uns auf die Schulter klopfen. Über maximalen Erfolg können wir in ein paar Jahren philosophieren.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Aktuell stehen wir durch das allgemeine Verständnis eines Design for Recyclings vor der Situation, dass wir Verpackungskonzepte mit geringerem Umweltimpakt teilweise durch Verpackungen mit höherem Umweltimpakt ersetzen, um die aktuelle Recyclingfähigkeit zu erreichen.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Wie definieren Sie Kunststoffverpackungen? Gehören Bio-Kunststoffe zu Kunststoffen oder nicht? Wir arbeiten an sehr unterschiedlichen Systemen und Konzepten mit unterschiedlichen Rohstoffen. Es macht keinen Sinn, Materialien auszugrenzen; zielführender ist es, Materialien optimal zu nutzen und all seine Funktionalitäten zu aktivieren – passgenau.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Ich mache gern Outdoor-Sport, habe einen großen Freundeskreis, den ich intensiv genieße, und ich lese gern. Eines meiner Herzensprojekte ist die „Mädchenarbeit“: Mädchen und junge Frauen für Physik und Chemie (= Naturwissenschaften) zu begeistern – an Schulen, im Umfeld …

    Carolina Schweig entdeckte bereits während ihres Studiums der Papier- und Kunststoffverarbeitung in München den Facettenreichtum der Verpackungstechnik für sich. Der Background von Frau Schweig umfasst mittlerweile gut 25 Jahre Verpackung in Deutschland, Europa und Übersee.

    Praktische Erfahrung konnte sie durch ihre Tätigkeiten im Verpackungsmanagement und der Supply Chain bei Beiersdorf AG, Colgate Palmolive, Van Houten (Jacobs Holding) und Alegro = Pepsico Food sammeln.

    Anfang 1997 gründete sie die Verpackungsberatung C.E. Schweig in Mexico. Ursprünglich ins Leben gerufen, um Unilever México lieferantenunabhängig und neutral in der Verpackungsentwicklung und -optimierung zu unterstützen, weitete sich das Tätigkeitsfeld schnell aus. Nach Aufträgen und Arbeiten in Mexiko, Mittelamerika und den USA hat sich Frau Schweig mit ihrer Firma im Herbst 2000 vor den Toren Hamburgs niedergelassen, um von dort aus Kunden im gesamten Bundesgebiet und der Schweiz und Österreich kompetent in allen Verpackungsfragen zu beraten.

     

  • These der Woche 4: Verpackungen emittieren Mikroplastik

    These der Woche 4: Verpackungen emittieren Mikroplastik

    Mikroplastik ist nicht nur in aller Munde, sondern auch in jeder Kunststoffverpackung zu finden. So oder so ähnlich lauten viele aktuelle Schlagzeilen rund um das Thema Vermüllung (Littering) der Meere, Wälder und auch der Lebensmittel.

    Hinzu kommen Bemühungen verschiedener NGO’s, Umweltorganisationen, Medien und auch der Politik, das Thema Mikroplastik für das Verdrängen von Plastik insgesamt aus unserem Leben zu instrumentalisieren.

    Was ist Mikroplastik eigentlich?

    Aber was ist denn nun eigentlich Mikroplastik, wie gefährlich ist es und wo kommt es her? Leider werden hier oft viele Sachverhalte in einen Topf geworfen und durcheinander gebracht. So hat die schwimmende Rewe-Tüte im Rhein erst einmal keinen Einfluss auf Mikroplastik. Dafür muss diese erst einmal über einen langen Zeitraum durch Sonne und Bewegung zu solchen kleinen Teilchen von 1 – 500 µm Durchmesser zermahlen werden. Zum Vergleich: Die Dicke eines menschlichen Haars  wird im Durchschnitt mit rund 80 µm beschrieben. Mikroplastik ist also mikroskopisch klein, aber gut nachweisbar. Die Schwierigkeit bei der Analyse besteht eher darin, den s. g. Blindwert – also einen Messwert für “Null”- für den Gehalt von Mikroplastik in einer Probe sicher zu bestimmen, da praktisch überall in der Luft, im Wasser und im Boden Mikroplastik allgegenwärtig zu finden ist.

    Man unterscheidet somit zwei Arten von Mikroplastik: Typ A, welcher als Mikroplastik benutzt wird (z. B. in Cremes) und Typ B, der bei Gebrauch, Verbrauch und Entsorgung von Plastik entsteht.

    Bei Typ B wird dann noch in 2 Untergruppen unterschieden: primär (durch Abrieb oder beim Gebrauch anfallend) und sekundär (zermahlen und Zerfall durch chemische und physikalische Zerfallsprozesse, u. a. durch UV-Licht).

    Wo kommt Mikroplastik her?

    Heute kennen wir viele Quellen von Mikroplastik. Eine Liste der häufigsten Quellen findet sich hier.

    Unter den Topp 5 Quellen tauchen Verpackungen bisher gar nicht auf. Die Liste wird angeführt von:

    • Reifenabrieb
    • Emissionen bei der Abfallentsorgung
    • Abrieb von Polymeren und Bitumen in Asphalt

    Das Fraunhofer Umsicht Institut kommt somit zu dem Schluss:

    Primäres Mikroplastik vom Typ B (beim Gebrauch entstehendes Mikroplastik) ist in Bezug auf die emittierte Menge relevanter als Typ A; Elastomere machen den größten Teil des Mikroplastiks aus;
    Verkehr, Infrastruktur und Gebäude emittieren die größten Mengen.

    Wo kommt Mikroplastik vor und wie gefährlich ist es?

    Grundsätzlich findet sich nahezu überall Mikroplastik. Egal, ob man Wasser, Luft, Fische, Muscheln oder einen Ackerboden analysiert, Mikroplastik lässt sich fast immer nachweisen. Auch hier gilt, je kleiner ein Partikel ist, desto eher kann er vom menschlichen Organsimus aufgenommen werden. Dieses gilt insbesondere für Partikel kleiner als 50 µm. Da die Forschung hier noch am Anfang ist, lässt sich überhaupt noch keine toxikologische Bewertung durchführen. Hier liegt viel Arbeit bei den zuständigen Labors. Der Volksmund würde sagen – “Gut ist das wohl eher nicht…”

    Welchen Einfluss haben Verpackungen auf Mikroplastik im Lebensmittel?

    Man weiß heute, das z. B. Muscheln mit Mikroplastik angereichert sind. Ob dadurch eine Gefahr ausgeht, ist unklar. Klar hingegen ist: der Plastikpartikelgehalt aus den Muscheln ist verschwindend gering (123 Partikel/Jahr), im Vergleich zu dem, was durch die Luft auf jede Mahlzeit gelangt (bis zu 114 Mikroplastikpartikel pro Mahlzeit).

    In einer Studie des Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe wurden verschiedene verpackte Mineralwasser untersucht.

    Es wurde Mineralwasser aus 22 verschiedenen Mehrwegflaschen und Einwegflaschen aus PET untersucht, aus 3 Getränkekartons und 9 verschiedenen Glasflaschen. Dabei wurde in allen Verpackungsarten Mikroplastik im kleinen (50 – 500 µm) und sehr kleinen (1 – 50 µm) Größenbereich gefunden. Ca. 80 % aller identifizierten Partikel gehörten dem kleinsten untersuchten Größenbereich von 5-20 µm an.

    • In PET-Mehrwegflaschen fand man  118 ± 88 Mikroplastikpartikel/L (MPP/L).
    • In PET-Einwegflaschen wurden lediglich 14 ± 14 MPP/L gefunden.
    • Und in Getränkekartons wurden sogar nur 11 ± 8 MPP/L gefunden.

    Hier scheinen also die Einwegflasche und der Getränkekarton deutlich vorteilhafter zu sein.

    Erkenntnislage heute

    Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die menschliche oder tierische Gesundheit durch Mikroplastik gefährdet wird. Mikroplastik kann Giftstoffe absorbieren und im Körper abgeben, auch wenn es selber wieder ausgeschieden wird. Mikroplastik in Lebensmitteln ist im Vergleich zur Kontamination beim Essen selbst durch die Luft deutlich kleiner. Einweg-PET-Flaschen sind weniger mit Mikroplastik verunreinigt als Mehrwegflaschen. Kunststoffverpackungen bringen auch immer Mikroplastik in die Umwelt und ins Lebensmittel ein. Plastik in der Umwelt summiert sich Jahr für Jahr auf und kann dadurch zur Zeitbombe werden. Die Kontamination der Luft durch Verkehr und bei der Abfallentsorgung muss vorrangig bei der Bekämpfung von Mikroplastik in den Fokus rücken.

    Quellen:

    https://www.cvua-mel.de/index.php/aktuell/138-untersuchung-von-mikroplastik-in-lebensmitteln-und-kosmetika

    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0043135417309272

    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0043135417309272

    https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/publikationen/2018/kunststoffe-id-umwelt-konsortialstudie-mikroplastik.pdf

    von Karsten Schröder

  • These der Woche 3: Trotz Gesetzgebung, Verpackungen zu vermeiden, bevor man wiederverwendet oder recycelt, werden seit Jahrzehnten immer mehr Verpackungen produziert

    These der Woche 3: Trotz Gesetzgebung, Verpackungen zu vermeiden, bevor man wiederverwendet oder recycelt, werden seit Jahrzehnten immer mehr Verpackungen produziert

    Warum ist es eigentlich so, dass zumindest in Deutschland seit den 1990er Jahren immer mehr Verpackungen produziert und verwendet werden? Hierzu zunächst einige Fakten in Form einer Grafik. Zunächst schauen wir uns einmal das Abfallaufkommen in Deutschland an:

    Hier wird schnell deutlich, dass Post-Consumer – auch Verpackungen stetig gestiegen sind. Hingegen hat das produzierende Gewerbe seine Abfälle nahezu konstant halten können – trotz steigernder Produktionsmengen.

    Sieht man sich nun den Verpackungsverbrauch in Deutschland dazu an, sieht man auch, woher der Zuwachs stammt.

    Das bestätigt auch diese Grafik – auch von: https://www.umweltbundesamt.de/

    Das zeigt doch eindeutig, dass die gesetzlich vorgegebene Vermeidungsstrategie bei annähernd stagnierenden Bevölkerungszahlen nicht gegriffen hat. Was läuft da falsch? Es gab bisher keinerlei kommerziellen Druck, Kunststoffverpackungen zu vermeiden – im Gegenteil. Viele Kunststoffverpackungen haben weniger nachhaltige Systeme wie Mehrweg-Glasverpackungen, Dosen etc. verdrängt. Aus gutem Grund natürlich. Aber damit lässt sich das massive Wachstum allein nicht begründen. Auch werden immer wieder der demografische Wandel und die damit einhergehenden geringeren Verpackungsgrößen ins Feld geführt. Aber verschweigen wollen wir auch nicht, dass alle mehr an kleineren Verpackungen verdienen als an größeren.

    Insbesondere sind das:

    • Die Produzenten der zu verpackenden Güter – insbesondere Lebensmittel
    • Der Handel durch größere Margen
    • Der Packmittelhersteller durch mehr Verpackungen
    • Der Rohstoffhersteller durch mehr Masse, da kleinere Verpackungen ein ungünstigeres Verhältnis von verpacktem Volumen zu umhüllender Verpackungen und somit mehr Menge bedeuten
    • Der Entsorger, der ebenfalls mehr entsorgen kann und Entgelte sich auch danach richten
    • Der Recycler, der mehr zu recyceln hat etc.

    Sinnvoll erscheint bei dieser Aufreihung, wenn man denn wirklich weniger Kunststoff produzieren wollte, höherwertige Verpackungen zu entwickeln, die entweder Produkte noch länger schützen, um dadurch den Materialeinsatz zu rechtfertigen. Oder man muss rigoros umdenken in lokale Vertriebsstrukturen, manuelle Mehrwegsysteme des Konsumenten (die er selber reinigt, handhabt und wieder befüllt). Da stellt sich aber schnell die Frage des volkswirtschaftlichen und ökologischen Nutzens. Da diese Gegensätze sich nur schwer wissenschaftlich in allgemeine Leitsätze fassen lassen, werden Industrie und Handel erst einmal so weiter machen wie bisher und Bemühungen verstärken, den Wertstoff Plastik in ihre eigenen Kreisläufen zu führen. Aber ohne öffentlichen Druck und rechtliche Vorgaben wird es noch lange dauern, bis völlig neue Strukturen etabliert sind. Erste Initiativen wie das Engagement beim Recycling von Rohstoffherstellern wie Borealis oder dem Kauf des Entsorgers Tönsmeier bestätigen diese Einschätzung.

    Und wer da sagt – alles egal – warum verbrennen wir nicht fleißig unsere Abfälle, dem sei dieses Video von Spiegel online empfohlen. Auch in dem Video wird deutlich, wie komplex die Fragestellung mit Kunststoffen und unserem “way of life” wirklich ist.

  • These der Woche 2: Es gelangen zu viele Kunststoffe in die Umwelt

    These der Woche 2: Es gelangen zu viele Kunststoffe in die Umwelt

    Marine Littering (Vermüllung der Meere) und Müllexporte nach Asien prägen die Berichterstattung seit Monaten. Wie kommt es zu dem Phänomen? Es begann mit Emotionen. Eine Weltumseglerin sah Müll im Meer in ungeahntem Ausmaß und startete die Elan Mc Arthur Stiftung. Mit herzzerreißenden Erzählungen und Bildern überzeugte sie Industrielle, NGO´s und einige Politiker, dass der Müll im Meer ein signifikantes Problem sei. Damals noch ohne fundierte Fakten, entstand daraus eine nicht enden wollende Müll-Debatte.

    Heute heißt es auf der Home-Page der Foundation:

    OUR MISSION IS TO ACCELERATE THE TRANSITION TO A CIRCULAR ECONOMY

    Das passt in die Welt mit knappen Ressourcen, steigenden Energiekosten und zunehmender Umweltverschmutzung und damit einhergehendem Fisch- und irgendwann auch Menschensterben. Auf vielen Fotos sieht man dann anstelle der wirklichen Bedrohungen Plastiktüten aus Polyethylen, Getränkeflaschen aus PET, die noch nicht untergegangen sind, da ein Verschluss sie vorm Volllaufen schützt oder PP-Trays, die auch wie PE aufgrund ihrer geringen Dichte schwimmen. Was man nicht sieht, sind Mikropartikel aus Shampoos, Cremes und Textilien. Diese zeigen sich zunehmend als große Bedrohung für Mensch und Tier, da sie sogar ins Blut gelangen können und dort Unheil verbreiten.

    Aber wussten Sie, dass PET-Flaschen aufgrund der Bepfandung zu 97,9 % und Getränke-Blechdosen zu 99% in Deutschland recycelt werden? Da bleibt nicht viel übrig, was in die Umwelt gelangen kann. Und doch schockieren uns die Meere in Asien voller Müll. Aber schockiert es auch die Hersteller dieses Mülls, diejenigen, die Flüsse als Müllabfuhr missbrauchen und diejenigen, die diesen Regionen diesen s. g. Wohlstand in Form von Wegwerfartikeln bringen?

    Wie immer muss die Diskussion auf Fakten fußen. Wir haben in Europa ein Überangebot an Plastik – auch bei Verpackungen, das so nicht mehr akzeptiert wird. Zumindest die Bildungselite und Umweltschützer haben sich davon überzeugt. Es scheint jedoch klar zu sein, dass wir in Europa völlig andere Probleme zu lösen haben wie in Asien, USA oder Afrika. Versuchen wir hier immer weniger zu verbrennen, Kapazitäten zu optimieren und eine Kreislaufwirtschaft zu erschaffen, die des Namens würdig ist, kämpfen andere Regionen um ihr frisches Wasser, Fische zum Essen und ihren Lebensraum. So ist vielleicht eine Lebensmittelverpackung in Zentralafrika aus Folie ein Segen für die Ernährung der Ärmsten, auch wenn sie danach zum Heizen in der Hütte verwendet wird und Schadstoffe produziert. Liegt aber eine leere Verpackung an unserem Badestrand in Frankreich, empört sich die Gesellschaft und ächtet den Verursacher – ja – wen eigentlich?

     

    Doch was bewirkt der Kunststoff unserer Verpackungen denn genau im Meer?

    Dieser Frage ging die NZZ nach, und beim BKV fand ich diese wunderbare Zusammenfassung:

    Einen Gastkommentar in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) von letzter Woche wollen wir an dieser Stelle nachreichen, weil er einen interessanten Blick auf die Thematik des Marine Litters wirft. Darin weist der Meeresbiologe, Verleger und Gründer des mare-Verlags, Nikolaus Gelpke, auf die mediale Fokussierung auf das emotionalisierbare Thema hin, wodurch seiner Ansicht nach die wahren Gefährdungen der Ozeane aus dem Blick geraten.

    Beim Plastikmüll im Meer erkenne er ähnliche Muster wie seinerzeit bei den Berichten über abgeschlachtete Robbenbabies, deren Bilder zu deutlich mehr Spenden für Greenpeace führten als etwa die von Atomwaffentests im Pazifik, über die Greenpeace gleichzeitig kommunizierte. Doch sollten Wissenschaftler, Journalisten und Politiker Emotionen bei der Beschäftigung mit Bedrohungen der Ozeane außen vor lassen und mit Prognosen aufgrund der extrem komplexen Zusammenhänge vorsichtig sein. Der Autor macht die Umweltbelastungen in seinem Beitrag keineswegs klein, sie seien nahezu katastrophal. Er gibt nur zu bedenken, dass bislang die toxischen Folgen ungenügend erforscht seien und die Zahlen des effektiven Kunststoffeintrags ausschließlich auf Hochrechnungen basierten. Statt seriöse wissenschaftliche Erkenntnisse abzuwarten, neigten die Medien zu Alarmismus. Wissenschaftlich belegt seien dagegen weit größere Gefahren, denen die Meere ausgesetzt seien: Versauerung, Erwärmung und Meeresspiegelanstieg als Folgen des Klimawandels. Auch Sauerstoffzehrung und Überfischung zählten dazu, was alles viel bedrohlicher sei als es Plastik je sein könne. Im Anschluss beschreibt der Autor die Folgen komplexer pH-Wert-Veränderungen oder Kohlenstoffkreisläufe. Doch das sei für die Medien nun mal nicht so leicht zu vermitteln wie der bildhaft darstellbare Müll. Was er dabei befürchtet, ist der daraus entstehende Druck auf die Politik, welche dadurch Gelder freigebe, die an anderer Stelle für eine tiefgreifend wissenschaftliche und profunde Betrachtung über das gefährdete Ökosystem der Meere fehlten. Quelle: Plastik im Meer – nicht sein größtes Problem

     

     

     

  • These der Woche 1: Das Image von Kunststoffverpackungen ist stark beschädigt

    These der Woche 1: Das Image von Kunststoffverpackungen ist stark beschädigt

    Stimmen Sie dieser These uneingeschränkt zu? Für welche Regionen, Bevölkerungsschichten und Altersgruppen trifft das zu? Kann man hier schon von einem „shit storm“ sprechen oder ist die Faktenlage doch erdrückend genug, um Plastik zu verbannen? Ja, sogar eine Plastiksteuer sollte kommen. Im März 2018 titelt aber n-tv online noch:

    Umweltministerin lehnt Plastik-Steuer ab 

    Zitat: “… Aus Umweltsicht brauchen wir keine neue Steuer, sondern eine intelligentere Steuerung, die zu weniger Abfall und mehr Recycling führt.”…

    Für die Ministerin scheint Recycling das Thema zu sein, um Umwelt und Wirtschaft zu schonen. Aber die EU fordert davor ja noch vermeiden und wiederverwenden. Aber warum ist das Image denn so schlecht? Oder täuschen wir uns bzw. die Medien uns etwas vor?

    2013 schrieb Kunststoff web noch:

    Kunststoff-Image: Deutsche finden Plastik gut 

    Zitat: …”Kunststoff ist heute fast allgegenwärtig, er ist Problemlöser, der Werkstoff verwirklicht Ideen, er sorgt für mehr Nachhaltigkeit – und Kunststoff ist beliebt. In einer aktuellen Repräsentativumfrage für PlasticsEurope Deutschland (D-60329 Frankfurt) beurteilen 71 Prozent der Befragten den Werkstoff Kunststoff positiv.”…

    Die Wahrnehmung heute dürfte allen klar sein – Plastik muss weg aus den Meeren, Wäldern und Regalen der Supermärkte, fordern viele. Utopia schrieb im September 2017:

    Eigener Behälter statt Plastikverpackung – Rewe testet Mehrwegkonzept an Frischetheken

    Zitat: …”Einige Rewe-Filialen testen derzeit ein Konzept, das sich hoffentlich bald in allen Supermärkten durchsetzt: Kunden können ihre eigenen Mehrweg-Behälter mitnehmen und sich so bestimmte Produkte statt in Einweg-Verpackungen in ihre eigenen Boxen füllen lassen.”…

    Bemerkenswert hier ist das hoffentlich. Es suggeriert den dringenden Wunsch nach Verzicht auf Einweg-Verpackungssysteme. Seitdem es Einwegverpackungen gibt, streiten sich Packmittelexperten, was nun „nachhaltiger“ sei – Einweg oder Mehrweg?

    Wer richtig liegt, werden die Märkte zeigen. Im Moment machen viele Handelsunternehmen Experimente, stellen auf alternative Materialien um und verschlimmbessern manchmal die Situation, nur um vom Plastik wegzukommen. Und was sind die Antworten der Packmittelindustrie? Hier bilden sich Ausschüsse, Arbeitskreise und Lobby-Gruppen, die alle eines wollen – mehr Umsatz und Gewinn. Das ist legitim. Aber wie geht das, wenn man weniger Packmittel aus Kunststoff in die Welt emittieren muss?

    Lidl geht mit Green Cycle einen zusätzlichen Weg. Das Handelsunternehmen nimmt das Verwerten/Recycling in die eigenen Hände. Das unterstreicht auch der Kauf von Tönsmeier, der größte deutsche Entsorger im Juli 2018. Die Frage ist: Warum tun die das? Kann man damit Geld verdienen? Zum Wohle des pazifischen Ozeanes allein wird diese Entscheidung wohl nicht gefallen sein.

    Fortsetzung folgt in der nächsten Woche mit der These: Es gelangen zu viele Kunststoffe in die Umwelt

  • Referenteninterview mit Julian Thielen über den Standbeutel als Rohstoff

    Referenteninterview mit Julian Thielen über den Standbeutel als Rohstoff

    Der gebürtige Dürener Julian Thielen lebt und arbeitet in Köln. Nach dem Studium der Verfahrenstechnik Papier und Verpackung (B. Eng) in München und der Verpackungstechnik (M. Eng) an der Beuth Hochschule in Berlin arbeitete er als Business Development Engineer in den USA und anschließend in der Anwendungstechnik bei Bischof + Klein in Lengerich. Anfang 2018 wechselte er dann zur Interseroh nach Köln, um sich der neuen Herausforderungen des Verpackungsgesetzes anzunehmen und Verpackungsdesign „Made For Recycling“ voranzutreiben. Bereits vor und während des Studiums sammelte er Erfahrung in der Verpackungsentwicklung (Markenartikler und Eigenmarkenhersteller), Wellpappherstellung und Folienproduktion und hat so einen umfassenden Blick auf das Thema Verpackung. Am liebsten beschäftigt er sich mit Technologien für recyclingfähige Verbunde und mit dem Thema, wie sich recyclinggerechte Verpackungstechnik mit Innovationskraft verträgt.

    Sie tragen auf der 6. Standbeutelkonferenz von Innoform vor. Was ist die Kernaussage Ihres Beitrages?

    Verpackungen müssen recycelbarer werden und hier stehen gerade flexible Verpackungen an einem Scheidepunkt. Komplexe Verbundaufbauten müssen durch Folien- und Beschichtungs-Know-how vereinfacht werden, damit weniger „für die Tonne“, also nicht für ein mögliches Recycling, sondern die reine Müllverbrennung produziert wird.

    Welche Zuhörerschaft wünschen Sie sich und warum?

    Dieses Thema betrifft die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoffhersteller bis zum Abverkauf und POS. Hier ist jeder für seinen Teil in der Verantwortung, den nachfolgenden Partner zu unterstützen. Auf Verpackungsdesigner kommt auch eine verantwortungsvolle Aufgabe der richtigen Kommunikation zu, um hier ein „Grey Washing“ zu vermeiden.

    Wie schätzen Sie insgesamt die Entwicklung des Standbodenbeutels (SUP) bezogen auf Ihr Tätigkeitsgebiet ein?

    Da hat sich mein Tätigkeitsfeld viel mehr um den Standbeutel entwickelt als andersrum. Seit 2015 war ich im internationalen Maschinenvertrieb, in der Beutelherstellung und nun im Recyclingtätig. Dabei war Recyclingfähigkeit stets ein Thema und ist nun Hauptbestandteil meiner (Aufklärungs-)Arbeit.

    Wie schätzen Sie die realen Chancen einer Wiederverwertung in Europa von nennenswerten Standbeuteln ein? Ist der nicht viel zu klein für heutige Sortiertechnik?

    Vermeidung steht immer über dem Recycling. Standbodenbeutel bieten hier aufgrund des minimalen Materialeinsatzes ein sehr gutes Grundgerüst. Wenn man sich die Titel der zurückliegenden Standbeutelkonferenzen einmal ansieht, ist daran eine rasante Entwicklung abzulesen. „Von der Nische zum Mainstream“ war es schon 2014. Wenn die ganzen installierten Anlagen zur Herstellung und Befüllung von Standbodenbeutel zukünftig mit Recyclingmaterial versorgt werden, ist das Potenzial enorm.

    Worin sehen Sie die Gründe für das stetige Wachstum des Standbeutelmarktes?

    Ein wesentlicher Aspekt war im Grunde die Nachhaltigkeit. Durch den Einsatz dünner Verbundschichten schont man den Einsatz fossiler Rohstoffe – konträr zur Recyclingfähigkeit. Convenience und On-The-Go-Verköstigung sind weitere Aspekte, die zur steigenden Akzeptanz führten.

    Wie ordnen Sie den Standbeutel bezogen auf die Forderung nach Kreislaufwirtschaft ein?

    Ich sehe vor allem ein sehr großes Imageproblem kommen. Bereits heute haben Folienverpackungen ein schlechteres Image in der Bevölkerung als die Verpackung selbst. Wenn hier nicht schnell auf recyclingfähige Alternativverbunde umgestellt wird, werden Beutel das Image „nicht recycelbar“ nie mehr abschütteln können.

    Welches Standbeutelkonzept hat Sie ganz besonders beeindruckt?

    Der Einzug der Ultraschalltechnologie ist hier sicher wesentlich. Denn sie hat die Herstellung von Mono-Beuteln prozesstechnisch wirklich vereinfacht. Hinzu kommen die Folienexperten, welche das notwendige Temperaturdelta zur thermischen Herstellung von Mono-Standbeuteln auf ein nie da gewesenes Maximum getrieben haben. Know-how auf allen Ebenen.

    Was empfehlen Sie einem Markeninhaber, der mit Pouches starten möchte?

    Holen Sie sich maximales Wissen über Folientechnologien ins Haus (z.B. Innoform), um mitreden zu können. Ein direkter Draht zu Recyclingspezialisten hilft dabei, das AfterLife der Verpackung zu bewerten und zu verbessern und so ein ganzheitliches nachhaltiges Bild zu bekommen.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit?

    Musik – in Theorie und Praxis.

     

  • Neue Herausforderungen und Chancen für SUP´s (Stand-up Pouches)

    Neue Herausforderungen und Chancen für SUP´s (Stand-up Pouches)

    Gemeinsam mit Henno Hensen organisieren wir die 6. Europäische Standbeutelkonferenz. Eines der Schwerpunktthemen in diesem Jahr wird die Kreislaufwirtschaft sein. Hier finden Sie ein interessantes Statement von Henno zu einem seiner Babys – dem Mono-Material SUP.

    Einer für alles – Beutellösung zu 100% aus Polypropylen 

    Eine der prioritären Forderungen an zukunftsfähige Verpackungskonzepte aus Kunststoff lautet: Die Lösung sollte aus einem sortenreinen Werkstoff bestehen. Spätestens mit dem Inkrafttreten des neuen Verpackungsgesetz (KrWG) am 01.01.2019 erhalten Faktoren wie Recyclingfähigkeit, Wiederverwertbarkeit und ein darauf bereits zuvor ausgelegtes Verpackungsdesign höchste Bedeutung. Neue, wiederverschließbare Beutelverpackungen aus 100 % PP erfüllen diese Kriterien ebenso wie sie die nicht minder gewichtigen Eigenschaften optimalen Produktschutzes, gesicherter Transporteigenschaften wie auch erforderlicher Informationswiedergabe für Verbraucher aufweisen.

    Hensen Consult hat mit versierten Partnern die gesamte Prozesskette für diese Monomaterialverpackung entwickelt und zur Marktreife geführt. Damit entsprechen die PP-Beutel, die dezidiert für den Einsatz als Lebensmittelverpackung, auch für flüssige Produkte, konzipiert sind, den Vorgaben des KrWG: Sie sind derart gestaltet, dass sie mit bestehender Sortier- und Recyclingtechnik der Wiederverwertung zugeführt werden können. Ein Zertifikat von Interseroh bezogen auf diese Beutel bestätigt die optimale Auslegung im Sinne der Recyclingfähigkeit. Folienmaterial, Verschluss und Beutelkonfektionierung sind nach langen Versuchsreihen nun zu einer funktionierenden Einheit zusammengefügt.

    Erste Muster dieser Entwicklung für einen 130 ml-Beutel zeigen wir auf der Standbeutelkonferenz in Berlin. In Kürze werden auch Beutel mit Inhalten bis 750 ml zur Verfügung stehen. Mit diesem Monomaterial-Beutel wird Markenartikelherstellern eine Verpackungslösung zur Verfügung gestellt, die Verpackungsabfall vermeidet und die Wiederverwendung im Sinn der Kreislaufwirtschaft  ermöglicht.

     

    Bremen im April 2018

    Henno Hensen

     

    HENSEN CONSULT

    Consultant for flexible packaging

    Buergermeister-Spitta-Alle-58F

    D-28329 Bremen 
Germany

    fon:  +49 421 23 33 90

    fax:   +49 421 23 33 53

    mobil: +49 171 1977 188

    e-mail: henno@hensen.de

     

  • SilverPack Award 2018: Die Preisträger stehen fest!

    SilverPack Award 2018: Die Preisträger stehen fest!

    Alljährlich würdigt der SilverPack Award „Höfliche Verpackung“ Verpackungen, die in umfassender Weise als höflich bezeichnet werden können. Sei es, dass sie dem Verbraucher den Umgang mit der Verpackung wesentlich erleichtern, weil sie leicht zu öffnen, zu verschließen, komfortabel zu tragen etc. sind; oder sei es, weil sie leicht zu recyceln und zu entsorgen sind und bei ihrer Herstellung nachwachsende Rohstoffe verwendet werden; nicht zuletzt, weil höfliche Verpackungen ihren Inhalt respektieren, der aus wertvollen Rohstoffen besteht, und sie das Füllgut – und ganz besonders Lebensmittel – bei Transport und Lagerung perfekt schützen; und nicht zu vergessen, weil der Inhalt einfach und vollständig zu entnehmen ist.

    Die Preisverleihung fand dieses Jahr am 27. Februar 2018 im Rahmen des 9. FFI FORUM „RICHTIG VERPACKT!“ in Berlin statt. Ausgezeichnet wurden Henry Buschle, (LIEBE DEINE WELT Marketing GmbH),  Dr. Michael Pankow (ratsch! GmbH), Josef Ferber (Hochland Deutschland GmbH) sowie Matthias Bauer & Rolf Schneeweiss (Druckerei Bauer GmbH).

    Zwei neuartige Verpackungen dürfen das Label “Höfliche Verpackung” in Gold tragen:

    ONE UP der rlc packaging ist eine Verpackung – z. B. für Tabletten, Bonbons, Kaugummis – deren Inhalt durch einfaches Auf- und Abschieben eines Innenteils einzeln entnommen werden kann. Mit minimalem Kraftaufwand und geringer Fingerfertigkeit und mit Spaß, weil der Inhalt wie von Zauberhand erscheint. ONE UP ist eine Verpackungslösung, die höflich zum Inhalt, zur Umwelt und zum Verbraucher ist. Und zusätzlich ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. Auch das ist höflich. ONE UP wird deshalb mit dem SilverPack 2018 in Gold ausgezeichnet. Alle Produkte und Marken, die diese Verpackung nutzen, dürfen das Label „Höfliche Verpackung“ bzw. „Polite Packaging“ verwenden.

    Die Druckerei Bauer wurde für eine Faltschachtel für Arzneimittel ausgezeichnet, die durch eine Fülle von nutzerfreundlichen Details besticht. Bei der Entwicklung hat man insbesondere an ältere Verbraucher gedacht. Die in den Deckel integrierte Lupe kann direkt helfen, um Verpackungsaufschrift und Beipackzettel zu lesen. Als Zweitnutzen kann man sie auch von der Verpackung abtrennen und anderweitig nutzen. Diese Trennung ist auch sinnvoll für das korrekte Recycling der Kunststofflupe.

    Und hier sind die Silber-Preisträger:

    Die Frischhaltefolie ratsch! bietet ein höfliches Konzept zur Verpackung von Frischhaltefolien, das den Anwender in den Mittelpunkt stellt und darüber hinaus auch noch Ressourcen schont. Mittels eines Folienschneiders, der auf die Kante des Kartons gesetzt wird, kann man die Folie blitzschnell, sauber und ohne Verletzungsgefahr schneiden. Verklebte oder zerknüllte Folie, die man schon vor dem Gebrauch wegwerfen muss, gibt es bei diesem Verpackungskonzept nicht. Der eingesetzte Rohstoff wird in vollem Masse genutzt, der Verbraucher muss keinen Ausschuss bezahlen. ratsch! ist damit die erste Frischhaltefolie in einer „Höflichen Verpackung“.

    Die Schmelzkäsescheiben in der Faltschachtel, entwickelt von der Hochland Deutschland GmbH in Lindenberg, wurden mit Silber ausgezeichnet, da der Öffnungsmechanismus gut zu erkennen und selbsterklärend ist. Die Folie zeichnet sich durch eine angenehme Haptik aus, die Käsescheiben sind in der wiederverschließbaren Faltschachtel gut geschützt und können sich nicht verformen. Die umweltfreundliche Faltschachtel ersetzt die bei Schmelzkäse gewohnte Schlauchverpackung aus Kunststoff. Außerdem kann auf eine Schutzbegasung verzichtet werden, da die Siegelqualität der Einzelscheiben verbessert wurde und die Faltschachtel den Käse vor Licht schützt. Bei den bisherigen Verpackungsvarianten werden je Packung 0,1 Liter Schutzgas benötigt, das ist ein Gemisch aus 80% CO2 (Kohlendioxid) und 20% N2 (Stickstoff).

    Die französische Brauerei Kronenbourg wurde mit Silber ausgezeichnet, da der für ihr Trendgetränk “Tourtel Twist” verwendete Verschluss Maxi Crown des schwedischen Herstellers Maxi Crown Sealing Machines AB dem Verbraucher hohe Convenience beim Öffnen bietet und eine hohe Produktsicherheit garantiert: Der Verschluss ersetzt den üblichen Kronkorken und lässt sich ohne Flaschenöffner mittels eines speziellen Hebelmechanismus mit geringem Kraftaufwand öffnen. Darüber hinaus ist er absolut verletzungssicher, weil er auf scharfkantige Teile verzichtet. Außerdem garantiert der Verschluss die Unversehrtheit des Flascheninhalts, da er nicht wieder auf die Flasche aufgesetzt werden kann, wenn er einmal geöffnet wurde.

     

    Bewerbungen für den Silverpack Award 2019 können jetzt schon eingereicht werden. Einsendeschluss ist Freitag, der 7. Dezember 2018 (Poststempel).