Schlagwort: Recycling

  • Patrick Zimmermann über nachwachsende Polyolefine – ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft?!

    Patrick Zimmermann über nachwachsende Polyolefine – ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft?!

    Patrick Zimmermann studierte an der Fachhochschule Aachen Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Energie- und Umweltschutztechnik und mit Spezialisierung auf Abfallbehandlung und Abfallmanagement von gefährlichen und nuklearen Substanzen. Zudem absolvierte er ein postgraduales Studium an der Fernhochschule Hamburg zum Diplom-Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Risikomanagement.
    In den vergangenen 16 Jahren war Patrick Zimmermann maßgeblich an der globalen Marktentwicklung und der Vermarktung des kompostierbaren und biologisch abbaubaren Produktportfolios der FKuR beteiligt. Er ist außerdem verantwortlich für die Vermarktung des FKuR Distributionsportfolios, wie Green PE oder Bio PA. Im Rahmen der globalen Marketing Strategie der FKuR war er unter anderem für den Aufbau der US Niederlassung verantwortlich. Seit August 2015 ist er zudem Geschäftsführer der FKuR Polymers GmbH, eines Herstellers von kundenspezifischen Polyolefin- und TPE Compounds.

    Was hat Sie bewogen, der Einladung von Innoform zu folgen?
    Ich habe die Veranstaltungen der Innoform, ob als Vortragender oder Besucher, immer als sehr spannend erlebt. Die fachliche Ausrichtung auf Folien und die fachliche Diskussionstiefe auf den Veranstaltungen finde ich persönlich sehr ansprechend. Zudem sind Verpackungen für FKuR ein genereller Kernmarkt. Aus all den Gründen war es für mich logisch, der Einladung Folge zu leisten.

    Multilayer ist der Themenschwerpunkt, den das SKZ und Innoform gelegt haben. Was wird Ihre Kernaussage dazu im Rahmen der Tagung sein?
    Biokunststoffe werden bereits durchaus in Mehrschichtsystemen eingesetzt. In den zurückliegenden zwei Jahren sind immer mehr Anwendungen mit Biokunststoffen umgesetzt worden. Daher sind diese mittlerweile im Markt stärker sichtbar geworden. Zudem greift die Legislative das Thema „Kunststoffe“ immer stärker auf, und Biokunststoffe spielen in den Überlegungen eine Rolle. Weiterhin sind Verpackungen aus Biokunststoffen eine gute Möglichkeit, sich vom preisgetriebenen Wettbewerb abzuheben und z. B. eine Produktmarke anders zu positionieren.

    Sie referieren über “Nachwachsende Polyolefine – ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft?!” Multilayer-Folien verlangen zunehmend nach mehr Nachhaltigkeit. Wie kann ein Biopolymer dort einen Beitrag leisten?
    Seit einigen Jahren ist ein deutlicher Ruck im Markt zum Thema „Nachhaltigkeit“ zu verspüren. Unternehmen folgen entsprechenden Strategien, entwickeln Produkte, die nachwachsende oder ökologisch angebaute Rohstoffe enthalten und möchten passende Verpackungen dazu verwenden. Mehrschichtfolien haben allerdings die Besonderheit, dass sie aus unterschiedlichen Kunststoffen bestehen, und nicht alle Kunststoffe in einem Mehrschichtverbund können aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Wenn es aber genügt, einen Teil in solch einem Verbund aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen, dann muss z. B. der Hersteller oder der Markeninhaber diese Errungenschaft unbedingt bewerben. So hebt man sich vom Wettbewerb ab und zeigt Innovationsbereitschaft.

    Wo sehen Sie für Folienhersteller und -Verwender besonderes Innovationspotenzial?
    In Bezug auf Biokunststoffe steckt das Innovationspotential in der Auswahl der Rohstoffe für die Herstellung von Mehrschichtverbunden. Ferner bleibt die Frage, ob wir heute komplexe Mehrschichtfolien in dieser Form benötigen, oder ob wir nicht generell Verpackungen neu definieren müssen.

    Wie lassen sich Multilayer und Kreislaufwirtschaft für Ihren Einflussbereich miteinander vereinbaren?
    Da die Trennung von Mehrschichtverbunden recht aufwendig ist, steht meistens nur die thermische Verwertung als Entsorgungsweg zur Verfügung. Hier können Biokunststoffe helfen, den CO2 Eintrag zu reduzieren, da diese nur die Mengen an CO2 emittieren, die die Pflanzen während der Wachstumsphase aufgenommen haben.

    Innoform bietet technisch orientierte Tagungen an. Besucher sind in der Regel Fachleute aus der Branche, Hersteller und Verwerter. Was erwarten Sie persönlich von der Zuhörerschaft?
    Wie bei allen Tagungen, die ich bisher erlebt habe, hoffe ich auf kurzweilige Diskussionen und einen anspruchsvollen Austausch.

    Konferenzen zum Thema „Kunststoffe in der Verpackung“ erfreuen sich größerer Beliebtheit. Woher kommt Ihrer Meinung nach dieses große Interesse an Wissen und auch Kontakten trotz häufig negativer Berichterstattung in den öffentlichen Medien?
    Da wir alle täglich mit Verpackungen in Berührung kommen und von dem Thema „Verpackungsmüll“ betroffen sind, ist das Interesse an anderen Lösungen groß, egal wie „anders“ dabei definiert ist. Die Erwartungshaltung nach innovativen Lösungen erscheint mir recht hoch zu sein.

    Welchen Einfluss haben Ihrer Meinung nach der gesellschaftliche Druck sowie rechtliche Vorgaben und Kundenanforderungen auf die Innovation in der Herstellung von Multilayer-Folien?
    Siehe Punkt 7.

    Wie schätzen Sie auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (schlecht) die Zukunftschancen für Mehrschichtfolien im Vergleich zu anderen Folienarten ein und warum?
    Die Zukunftschancen sind eigentlich recht gut, aber da die Verwertung recht kontrovers diskutiert wird und andere Lösungen im Rahmen eines besseren Recyclings gefordert werden, liegen die Zukunftsaussichten aus meiner Sicht auf der Skala bei 3.

    Unsere Teilnehmer möchten Referenten auch gern persönlich besser kennenlernen. Deshalb eine persönliche Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?
    Ich habe schon vor längerem das Sportklettern für mich entdeckt. Hier finde ich einen perfekten Ausgleich und eine Ergänzung zu meinem Beruf. Sich auf ein bestimmtes „Problem in der Wand“ zu fokussieren und dieses zu lösen, ist schon mal eine anspruchsvolle Herausforderung. Die benötigte Mischung aus Kraft, Ausdauer sowie Konzentration und Vertrauen sind in diesem Sport wichtige Elemente. Diese Eigenschaften werden auch im Beruf benötigt.

  • Verpackung – NEIN DANKE?

    Verpackung – NEIN DANKE?

    Es beginnt immer im Kleinen. Zunächst werden Plastiktragetaschen mit einer kleinen Gebühr verkauft. Dann entdeckt der Handel, dass gerade Tragetaschen ein gutes Ventil für Recycling-Kunststoffe sind und gute Preise erzielt werden können – der Preis steigt. Und dann – wie aus dem Nichts – werden nicht nur die Hersteller von Tragetaschen, sondern auch die Vertreiber derselben von einem Shitstorm überrascht und stark geschädigt. Die kostenlosen Tragetaschen verschwinden über Nacht und es drohen europaweite Verbote. Dieses Ventil für Recyclingwerkstoffe schließt sich rasend schnell.

    Aber wie kann es dazu kommen und warum? Liegt da mehr in der Luft als nur der Wunsch des Verbrauchers, auf Tragetaschen gegen Entgelt zu verzichten?

    Nahezu alle Medien stürzen sich mittlerweile auf Plastik und das damit einhergehende Risiko, das in mannigfaltigen Kunstformen ausgedrückt wird. Einmal sind es die Schadstoffe im Kunststoff, manchmal die Schadstoffe, die durch den Kunststoff hindurchdringen und dann natürlich der Kunststoff selbst, der das Artensterben und – oder zumindest – die Vermüllung der Weltmeere bewirke.

    Aber sind es Kunstformen des Sensations-Journalismus, die auf der Jagd nach Auflage zwar nicht vollständig erdacht oder gar durchdacht, aber doch ausgeschmückt und dramatisiert werden? Und wenn es so wäre – warum stößt dieses Thema weltweit zur Zeit auf solchen Widerhall? Es scheint mehr dran zu sein an dem Thema Plastik als wir – die Plastikindustrie – sehen möchten oder sehen können. Wir haben investiert, unser Geschäftsmodell basiert auf ständigem Wachstum mit immer mehr Tonnage dieses nun plötzlich unheilvollen Materials – dem Kunststoff? Macht uns das blind vor der Veränderung, die vielleicht doch unausweichlich wird – das konsequente Kunststoffvermeiden?

    Ein Blick zur Automobilindustrie zeigt Parallelen auf. Was können wir daraus lernen?

    Nicht nur, dass alle etablierten Autobauer mehr oder weniger den Umstieg auf alternative Antriebe verschliefen, bis Tesla auftauchte; sie leugneten auch die Vorteile des Newcomer-Autos und zeigten erst dadurch, dass sie nicht nur den Elektro-Antrieb nicht verstanden hatten, sondern das gesamte Geschäfts- und Erfolgsmodell nicht annehmen wollten oder konnten. Es erschien nicht ausgereift genug.

    Es fehlt den Autobauern bis heute nicht an Gegenargumenten, warum die Zeit nicht reif und die Elektromobilität nicht der optimale Weg sei. Aber die Kunden verlangen danach und schweigen dabei. Sie sind begeistert von der Idee des Elon Musk als Person und seinem Engagement für die gute, neue Sache. Alle Medien unterstützen Tesla und nur wenige halten zu den alten Seilschaften. Tesla soll 50 Prozent der Presseartikel zum Autobau zeitweise liefern.

    „Der Tesla ist eigentlich ein Smartphone auf Rädern“, liest man gelegentlich und über Nacht bekommen Kunden plötzlich neue Software mit neuen Funktionen ihres Fahrzeuges. Diese betreffen viele Details in diesem kleinen, mobilen Wohnraum der Kunden. Da haben die Etablierten nichts dagegen zu setzen. Die Speicher von VW-, BMW- oder Mercedes-Fahrzeugen sind im Moment der Auslieferung nahezu vollständig belegt – ein Update nur in der Werkstatt vorgesehen. Bei Tesla ist reichlich Platz für Updates. So berauben sich deutsche Autobauer langfristig selbst der Chance zeitnaher Updates wie bei Tesla und lenken sich selber ins Hintertreffen. Das Geschäftsmodell scheint nicht zu überzeugen in Wolfsburg, München oder Stuttgart.

    Und wir Verpackungs-Fachleute? Sind wir bezogen auf unsere Branche viel weiter und weltoffener? Wir machen doch immer sofort alles möglich, was Handel und Markeninhaber von uns verlangen, oder? Aber was wäre, wenn plötzlich eine Alternative zur Verpackung, wie wir sie heute kennen, auf den Markt drängte? Ein Verpackungs-Tesla, der einfach rechts überholt, ohne zu blinken?

    Wie lauten unsere Antworten gemeinsam mit Handel und Marke auf Plastikverbote, wie sie für Mallorca diskutiert werden, wo nur noch abbaubare Materialien eingesetzt werden dürfen? Weit weg ist das nicht, denn Utopia titelte:

    Balearen wollen Einweg-Plastik und Kaffeekapseln verbieten

    https://utopia.de/balearen-mallorca-plastik-einweg-kaffeekapseln-77096/#.WmgqqDXIkDY

    Ist nicht die Kompostierung in Groß-Anlagen der Weg, sondern die sich selbst auflösende Verpackung oder vielleicht die oft von Konsumenten bevorzugte 100%ige Mehrweglösung?

    Und dann sind da noch die Unverpackt-Läden. Diese werden als kläglicher Versuch von fanatischen Weltverbesserern abgetan. Im Plastik schwimmende Fische werden dann auch gleich als Ausnahmen bezeichnet. Und das Recycling belächelt mancher hinter vorgehaltener Hand als Alibi für die Dualen Systeme – die Rechtfertigungsindustrie für immer mehr Plastik? So war das doch wohl nicht gemeint oder geplant in den 1990ern, oder?

    Doch nun macht auch die EU mobil gegen Plastik-Einwegverpackungen. Gerade wurde die EU Kunststoff-Strategie veröffentlicht. Ein Kernbaustein lautet:

    Bis zum Jahr 2030 sollen alle Kunststoffverpackungen recycelfähig oder mehrmals verwendbar sein.

    Wir bei Innoform möchten unaufgeregt das Thema beleuchten und z. B. auch mit dem 16. Inno-Meeting zu einem konstruktiven Dialog beitragen. Wir möchten Fakten liefern, um Entscheidungen noch etwas fundierter zu treffen.

    Mehr Informationen zum Inno-Meeting und zur Kreislaufwirtschaft mit Verpackungen finden Sie unter http://im.innoform.de

     

    Karsten Schröder, im Januar 2018

    PS: Aldi und Lidl suchen nach Plastik-Alternativen – auch wenn es nicht alles sinnvoll erscheint – das ist ein Trend. siehe auch: https://utopia.de/aldi-lidl-plastik-reduzieren-77692/?utm_medium=push&utm_source=notification&utm_campaign=Utopia%20Benachrichtigungen

  • EU veröffentlicht Kunststoff-Strategie

    EU veröffentlicht Kunststoff-Strategie

    Die Kunststoff-Strategie, mit der die EU-Kommission das Recycling und die Nachfrage nach Sekundärkunststoffen fördern und damit vor allem die Einträge von Kunststoffabfällen in die Weltmeere eindämmen will, ist brandaktuell und wird heiß diskutiert. Bis zum Jahr 2030 sollen alle Kunststoffverpackungen recycelfähig oder mehrmals verwendbar sein. Das ist eine der zentralen Forderungen der EU.

    Details zu diesem Themenkomplex gibt es beim 16. Inno-Meeting 2018 http://im.innoform.de

    und unter: http://ec.europa.eu/environment/waste/plastic_waste.htm

  • Prof. Hans-Josef Endres und Lösungen zur Marine Littering Problematik

    Prof. Hans-Josef Endres und Lösungen zur Marine Littering Problematik

    Prof. Dr.-Ing. H-J. Endres hat an der Ruhr-Universität Bochum Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Werkstofftechnik studiert.
    Nach seinem Studium war er zunächst ca. 10 Jahre in der Industrie im Bereich der Kunststoffentwicklung tätig. In dieser Zeit hat er auch berufsbegleitend im Bereich thermoplastischer Biopolymerwerkstoffe promoviert.
    Seit 1999 ist er Professor an der Hochschule Hannover. Dort leitet er das von ihm aufgebaute IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe. Seit 2012 leitet er zudem das neu aufgebaute Fraunhofer Anwendungszentrum HOFZET für Holzfaser- und Verbundwerkstoffforschung. Neben zahlreichen Veröffentlichungen im Bereich der Biopolymere hat er 2011 beim Carl Hanser Verlag das Fachbuch “Engineering Biopolymers” publiziert.
    Für seine langjährigen und richtungsweisenden Tätigkeiten im Bereich der Biowerkstoffe wurde er mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet.

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?
    – Treffen alter „Inno-Bekannter“
    – Teilnahme an einer „innotypischen“, lebendigen Veranstaltung
    – Beitrag zur Versachlichung der Diskussionen

    Ihr Vortragstitel lautet: “Biokunststoffe als Teillösung zur Marine Littering Problematik”
    Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    – Sinnvolle und weniger sinnvolle Lösungsansätze zur Marine Littering Problematik
    – Was bedeutet marine Abbaubarkeit, Untersuchungsmethoden, Zertifizierung
    – Marin abbaubare Kunststoffe können nicht das globale Problem des Marine Littering lösen, sie bieten jedoch in verschiedenen Anwendungen interessante        Optionen zu Teillösungen

    Welche Rolle steht den Biokunststoffen offen, um Verpackungen im Kreis zu führen und nachhaltiger zu gestalten?
    Auch Biokunststoffe sollten recycelt werden. Trotz manchmal sinnvoller Einzellösungen (z. B. Großevents) sollten sich Biokunststoffe in die bestehende Abfalllogistiksysteme integrieren (lassen).

    Wo sehen Sie die Ansätze für eine strikte Vermeidung von Verpackungsabfällen bezogen auf Folie?
    Design for Recycling, Abwägung zwischen optimalen Verarbeitungs- und Gebrauchseigenschaften auf der einen Seite und Entsorgungseigenschaften auf der anderen Seite.

    Welcher Bereich sollte dringend vom Gesetzgeber geregelt werden, um die Verpackungsindustrie stärker zu motivieren, Kreislaufwirtschaft zu betreiben?
    – Novellierung der Verpackungsverordnung und Anhebung der Recyclingquoten (schon mit dem neuen Verpackungsgesetz geschehen)
    – Förderpolitische Gleichbehandlung von stofflicher und energetischer Nutzung von petrochemischen und nachwachsenden Rohstoffen

    Achten Sie auf eine rezyclierbare Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Was raten Sie als Fachmann dem Konsumenten und Ihren direkten Kunden?
    Das Thema muss m. E. von Seiten der Kunststoffindustrie, Verwerter, Verpackungshersteller, Brand Owner und von Seiten des Handels (oder alternativ von gesetzlicher Seite) und nicht von Verbraucherseite getrieben werden.

    Alle Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette (Verpackungshersteller, Abfüller/Abpacker, Handel, Recycler) müssen Anstrengungen zur stofflichen Wiederverwertung möglichst aller Verpackungsrohstoffe unternehmen. Wo fängt da die Kommunikation an?
    Entlang  der gesamten technischen Wertschöpfungskette. Zusätzlich aber auch außerhalb der direkt Beteiligten, angefangen bei den Verbänden über die NGO’s bis hin zu den derzeitigen (Politik, Industrie) sowie den zukünftigen Entscheidungsträgern (Schüler, Studenten).

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf?
    Meine Hobbys und meine Familie.

  • Helmut Spaeter blickt voraus, aber auch zurück – ein Interview zur Kreislaufwirtschaft

    Helmut Spaeter blickt voraus, aber auch zurück – ein Interview zur Kreislaufwirtschaft

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Ich bin davon überzeugt, dass wir hier in Osnabrück den Branchentreff haben – doch inzwischen erweitert sich der Kreis der Teilnehmer auf viele Bereiche der Kunststoffverpackung = vom Zulieferanten über den Packmittelhersteller zum Brand-Owner/Abpacker und Handelspartner.

    Die inzwischen zur Packmittelentwicklung gehörenden Anforderungen – wie Circular Economy, das neue Verpackungsgesetz bis hin zu Cradle to Cradle – möchte ich gern mit voranbringen – bevor „die Politik“ sagt, was wir zu tun haben! (die Automobilindustrie ist hier kein gutes Beispiel)

    1. Ihr Vortragstitel lautet: “Funktionelle Barrieren für Recyclingwerkstoffe in Lebensmittelverpackungen”
      Was wird Ihre Kernaussage sein, und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Die Anforderungen aus dem Verpackungsgesetz – § 16 – (ab 1.1.2019) geben klare Aufgaben an die Kunststoffpackmittelhersteller: „Kunststoffe sind zu mind. 90 Massenprozent einer Verwertung zuzuführen.Dabei sind mind. 65% und ab 1.1.2022 – 70% dieser Verwertungsquote durch werkstoffliche Verwertung sicher zu stellen.“

    = Hier zeige ich Lösungen auf, um dieses Anforderungen zu erreichen.

    1. Sie haben eines der längsten und erfülltesten Berufsleben aller Referenten. Wie ordnen Sie das Thema Kreislaufwirtschaft im Kontext ähnlicher Trends – Conveneince, Verbundfolien und natürlich Barrierefolien – der letzten 40 Jahre in der Verpackungswelt ein?

    Die Weltbevölkerung nimmt von ca. 7 auf ca. 9 Mrd. in absehbarer Zeit zu. Ein immer größerer Anteil möchte „so leben wie wir…“.

    Die Ressourcen hat der Globus nicht, also müssen wir umdenken zu Circular Economy und weiter zu Cradle to Cradle!

    Somit sind alle Verpackungsentwicklungen diesen Zielen unterzuordnen! = Das bedeutet für viele Packmittelproduzenten und Brand-Owner/Abpacker :

    “Was heute noch gilt – ist wohl morgen nicht mehr akzeptiert“.

    1. Wo sehen Sie die Ansätze für eine strikte Vermeidung von Verpackungsabfällen bezogen auf Folie?

    Ich bin davon überzeugt, dass es ein „Zurück“ nicht gibt – doch ein „Umbau“ des Kunststoffverpackungsmarktes kommt und hoffentlich (!), bevor „man“ verordnet,  wie es zu gehen hat!

    1. Welcher Bereich sollte dringend vom Gesetzgeber geregelt werden, um die Verpackungsindustrie stärker zu motivieren, Kreislaufwirtschaft zu betreiben?

    Das Verpackungsgesetz vom 12. Juli 2017 – gültig ab 1.1.2019 –  ist der erste Schritt, und wir sollten die Wirkung begleiten, um dann Verbesserungen/Veränderungen einzufordern.

    Die “Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister” ist schon jetzt aktiv und wird schon in 2018 die Zahlen einfordern, um sie 2019 präsentieren zu können!

    Die Entsorger haben die Aufgabe: siehe Verp.Gesetz § 21:

    (1) Systeme sind verpflichtet, im Rahmen der Bemessung der Beteiligungsentgelte Anreize zu schaffen, um bei der Herstellung von systembeteiligungspflichtigen Verpackungen:

    1. die Verwendung von Materialien und Materialkombinationen zu fördern, die unter Berücksichtigung der Praxis der Sortierung und Verwertung zu einem möglichst hohen Prozentsatz recycelt werden können und
    2. die Verwendung von Recyclaten sowie von nachwachsenden Rohstoffen zu fördern.

    „Um zukünftig noch bessere Verwertungsergebnisse zu erzielen, ist aber auch schon bei der Produktion von Verpackungen auf ein möglichst recyclingfreudiges Design zu achten!”

    Jetzt keine weitere Gesetzgebung, sondern aktiv die vorgegebene Richtung mit gestalten!

    1. Achten Sie auf eine rezyclierbare Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Was raten Sie als Fachmann dem Konsumenten und Ihren direkten Kunden?

    Zur Zeit sind meines Wissens nach bisher „nur“ PET-Flaschen im Cradle to Cradle-Einsatz, und „sehen“ können wir das nicht.

    Im Bekannten- und Freundeskreis gebe ich schon „Empfehlungen“ – doch das ist weniger „als der Tropfen auf den heißen Stein“… Den Kunden und Bedarfsträgern gebe ich die Möglichkeit, recycelfähige Verpackungen zu gestalten und in Einsatz zu bringen.

    1. Alle Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette (Verpackungshersteller, Abfüller/Abpacker, Handel, Recycler) müssen Anstrengungen zur stofflichen Wiederverwertung möglichst aller Verpackungsrohstoffe unternehmen. Wo fängt da die Kommunikation an?

    = Vor dem Verpackungshersteller sind auch jeweils die Rohstofflieferanten: Granulat, Kaschierkleber, Druckfarben mit einzubinden!

    = Die Kommunikation ist im Verp.-Gesetz vorgegeben: “Die Systeme sind verpflichtet, die privaten Endverbraucher in angemessenem Umfang über Sinn und Zweck der getrennten Sammlung von Verpackungsabfällen, die hierzu eingerichteten Sammelsysteme und die erzielten Verwertungsergebnisse zu informieren.

    … es sind die kommunalen Abfallberatungen und Verbraucherschutzorganisationen zu beteiligen!

    = hier möchte ich den Handel bitten: 

    „Nehmen Sie Ihre Kunden an die Hand“ und etablieren mit Ihnen gemeinsam das Bewusstsein zu: Verpackung – Recycling – Wertstoff!

    1. Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf?

    „Beruf – Berufung = Hobby: Es ist ein Geschenk, nicht mehr arbeiten zu müssen, sondern zu dürfen – sich neuen Herausforderungen stellen!

    u n d 2 Enkelkinder  mit allen Problemen/Problemchen aufwachsen sehen, was man beim eigenen Sohn nicht so erlebt hat …

    Zum Autor:

    Helmut Spaeter (Dipl.-Ing.) studierte Schiffsbetriebstechnik in Hamburg.
    Über die Aluminiumverpackung (Alusingen GmbH), Aerosoldosen und Tuben 1979 zur flexiblen Verpackung bei Wolff – Walsrode AG (heute Wipak – Walsrode) – Leitung Verkaufsbüro: Süddeutschland, Österreich, Schweiz.

    Ab 1985 – selbstständiger Handelsvertreter, vorrangig für EK-Pack, Kempten. Aufbau 5-Schicht-Coextrusion mit EVOH und die Vermarktung im Bereich Barrierefolien/Laminate für Food- und Nonfood-Verpackungen. Von 1993 – 1996 Alleingeschäftsführer der Firma EK-Pack, Kempten.

    Seit 1996 tätig für Alusuisse – Lawson-Mardon-Neher AG/Alcan in CH (heute Amcor Flexibles).
    Auf- und Ausbau des Bereichs Ceramis® bei Alcan Packaging Kreuzlingen AG. Kreation und Realisierung von Ceramis®-Anwendungen mit namhaften Bedarfsträgern im Bereich flexible Filme für Abpacker und Converter.

    Gründungspartner der InnoNETpartners: http://www.innonet-partners.eu.

    Geschäftsführender Gesellschafter der Cavonic GmbH: 2010 bis 2015.

    In 2015 Gründung der BARRIOPAC®

  • Papier oder Kunststoff-Tragetasche?

    Papier oder Kunststoff-Tragetasche?

    Sind Sie mittlerweile selbst als Experte verunsichert, ob Plastik- oder Papiertragetasche oder vielleicht doch Baumwolle oder Jute die beste Alternative ist? Uns interessiert erst einmal die Meinung unserer Kundschaft und somit der Experten aus der Kunststoffindustrie. Machen Sie mit bei der 10 Sekunden-Umfrage: https://www.surveymonkey.de/r/PCWDQTB und profitieren Sie anschließend vom Ergebnis, das wir hier veröffentlichen werden.

  • Statische Aufladung und Barrierefolien – Referenteninterview mit Thomas Gradl

    Statische Aufladung und Barrierefolien – Referenteninterview mit Thomas Gradl

    Thomas Gradl (Dipl.-Ing. FH) studierte an der Fachhochschule Rosenheim Kunststofftechnik und arbeitete danach 15 Jahre im Vertrieb bei einem Maschinenbauer für Peripheriegeräte für Kunststofftechnik, Schwerpunkte Trocknen und Fördern von Kunststoffgranulaten. Seit fünf Jahren ist er im Vertrieb Bayern bei der Firma Eltex Elektrostatik tätig. Er berät Kunden im Bereich Erdung, Erdungssysteme für passive und aktive Überwachung und bei elektrostatischen Problemen oder Nutzanwendungen der Elektrostatik (Aufladung). Außerdem arbeitet er Lösungen zur Integration in vorhandene oder neu zu konzipierende Anlagen aus.

    Sie referieren über “Statische Aufladung verstehen und beherrschen, um Barriere zu garantieren”. Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?

    Ich möchte ein Gespür für das Problem der statischen Aufladung wecken; oft wird diese nicht erkannt und viel Zeit verschwendet, um andere angebliche Ursachen zu beseitigen.

    Welche großen Fehler werden Ihrer Meinung nach in puncto statischer Aufladung immer wieder begangen?

    Entweder wird sie nicht erkannt oder aber überall gesehen. Diese beiden Extreme führen zum Teil zu abenteuerlichen Auswüchsen. Da werden Folien von Hand gereinigt, wo man mit Entladung einen Großteil der Staubanziehung verhindern könnte. Andererseits gibt es Betriebe, in denen an allen Ecken und Enden entladen wird, wobei mindestens die Hälfte der Ionisatoren überflüssig ist. Statische Ladung soll man dort entfernen, wo sie stört, und dieses mit Maß und Ziel.

    Barriereverpackungen bieten einen Schutz vor unerwünschter Kontamination der verpackten Lebensmittel. Das ist ein Beitrag zum Wohlstand und ermöglicht flächendeckende Versorgung mit Lebensmitteln. Trotzdem stehen immer mehr Verbraucher Plastikverpackungen kritisch gegenüber und verpackungsfreie Supermärkte schießen wie Pilze aus dem Boden. Wie sehen Sie diesen Trend hinsichtlich Ihres Vortrages?

    „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“. Wir sind es gewohnt, verschiedenste Produkte immer und zu jeder Zeit frisch und über lange Zeit haltbar zu kaufen. Andere Produkte sollen möglichst lange gelagert werden und dabei ihre Eigenschaften nicht verlieren. Mag sein, dass sich der ein oder andere auf         verpackungsfreie Produkte besinnt, im Großen und Ganzen wird sich der Großteil der Menschen aber nicht freiwillig umstellen. Dieses wäre auch mit Kosten und damit steigenden Preisen verbunden, der schmerzhaftesten Stelle des Verbrauchers. Selbst wenn sie beim Dorfmetzger, der nicht alles selbst herstellen kann, um alle Kundenwünsche zu befriedigen, bestimmte Produkte kaufen, so kommen diese in einer Barrierefolie verpackt zu ihm geliefert und werden dann dort schön in die Auslage drapiert. Kritisch darf man schon sein, aber bitte konsequent zu Ende denken und auch Verzicht üben können.

    Wo sehen Sie für Packmittelhersteller – insbesondere solche, die hochwertige Barrierematerialien produzieren – besonderen Handlungsbedarf, damit Verpackungen beim Endverbraucher mehr Akzeptanz erfahren?

    Zur Steigerung der Akzeptanz muss die Verpackung wirklich hochwertig sein. Ich persönlich finde es ärgerlich, wenn sich beim Öffnen von Verpackungen die Oberfolie nicht an der Schweißnaht löst, sondern die Deckfolie irgendwie quer einreißt. Es hinterlässt zumindest bei mir einen faden Nachgeschmack, ein       minderwertiges Produkt gekauft zu haben.

    Ebenso ist die Fähigkeit zum Recycling sehr wichtig. Fragen Sie mal einige Leute, warum sie Kaffeekapseln aus Alu denen aus Kunststoff bevorzugen, obwohl diese teurer sind. Das ökologische Gewissen des Verbrauchers wird angesprochen, man hat den Eindruck Alu-Kapseln sind besser, weil diese zu einem höheren Prozentsatz recyclingfähig sind.

    Unterverpackungen können bis hin zu Rechtsstreitigkeiten führen, Überverpackungen verursachen unnötige Kosten und Ressourcenverschwendung. Welche Voraussetzungen muss der Packmittelhersteller erfüllen, um ein gesundes Mittelmaß zu finden?

    Kommunikation und enger Kontakt mit seinem Kunden muss da sein, damit auch wirklich die maßgeschneiderte Verpackung für das Produkt entstehen kann. Auch das Wissen um die Eigenschaften seiner Barrierefolien und die Verarbeitung und Produktion müssen qualifiziert sein, das höchstmögliche aus den Rohstoffen herauszu- holen. Dieses funktioniert nur mit engagierten und qualifizierten Mitarbeitern, die wissen, worauf es bei den Produkten auch beim Endverbraucher ankommt.

    Welchen Beitrag leisten aus Ihrer Sicht Hochbarriereverpackungen zur Nachhaltigkeit?

    Ganz einfach, die verpackten Produkte halten länger und können auch länger gelagert werden. Wenn dann die Verpackung auch noch recyclefähig ist, was will man mehr?

    Bei welchen Verpackungen wird es Ihrer Meinung nach mit der Barriere übertrieben und warum?

    Eine generell übertriebene Verpackung ist mir mal am Obststand im Supermarkt aufgefallen, da waren Bananen in Folie eingeschweißt ….

    Wo sehen Sie in naher Zukunft bahnbrechende Innovationen im Verpackungsbereich insgesamt und bezogen auf Barriere im Speziellen?

    Zum Beispiel Reifung von Fleischwaren in Vakuumverpackungen. Der Reifungsprozess passiert hier auf dem Weg zum Kunden. Wird in vielen Ländern bereits praktiziert und akzeptiert, die deutschen Verbraucher tun sich hier noch etwas schwer.

    Ebenso sehr interessant finde ich das Verfärben von Kunststoffmaterialien, wenn das Produkt nicht mehr in Ordnung ist oder die Schutzatmosphäre in der Verpackung nicht mehr gegeben ist. Der Verbraucher sieht dann optisch und nicht nur auf Grund eines Mindesthaltbarkeitsdatums, ob die Ware noch in            Ordnung ist.

    Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben?

    Für meine Bienen, für mein Motorrad und für meine Schreinerwerkstatt.

  • Christian Kirchnawy über die Rolle von in-vitro Bioassays bei der Risikobewertung von Lebensmittelkontaktmaterialien

    Christian Kirchnawy über die Rolle von in-vitro Bioassays bei der Risikobewertung von Lebensmittelkontaktmaterialien

    Dr. Christian Kirchnawy, geboren in Baden, studierte Lebensmittel- und Biotechnologie an der BOKU in Wien. Bereits im Zuge seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich mit dem Thema “Hormonaktive Substanzen in Kunststoffen”. Im Anschluss an sein Studium setzte er die Arbeit an diesem Thema in Form einer Dissertation am OFI fort, wo er seit Anfang 2010 im großen Forschungsprojekt „Xenohormone“ an der Entwicklung von biologischen und chemischen Methoden zur Untersuchung von Kunststoffen auf hormonaktive Substanzen arbeitet. Im Sommer 2011 übernahm Christian Kirchnawy die wissenschaftliche Leitung des Forschungsprojektes sowie die Leitung des Bereichs Mikrobiologie & Zellkultur am OFI. Der Fokus seiner Arbeit liegt heute auf der Bewertung der Sicherheit von Lebensmittelkontaktmaterialien und Medizinprodukten durch eine Kombination aus chemischer Spurenanalytik und in-vitro Bioassays.

    Wie sind Sie beruflich mit gesetzlichen Forderungen hinsichtlich Verpackungen befasst?

    Ich beschäftige mich beruflich mit neuen Methoden zur Evaluierung der Sicherheit von Verpackungen, insbesondere mit unbeabsichtigt eingebrachten Substanzen (NIAS) und der Rolle, die in-vitro Bioassays bei der Sicherheitsbewertung spielen können. Der Fokus liegt dabei zwar nach wie vor auf der wissenschaftlichen und analytischen Seite – der rechtliche Hintergrund spielt aber auch bei meiner Arbeit eine immer wichtigere Rolle.

    Welche Vorgaben halten Sie für besonders wertvoll und warum?

    Dass durch die EU-Verordnung 10/2011 für Kunststoffe zumindest alle Monomere, Additive und Ausgangsstoffe europaweit einheitlich geregelt sind, halte ich für sehr wertvoll. Ähnliche europaweit harmonisierte Vorgaben würden wir uns auch in anderen Bereichen, z. B. bei Farbpigmenten oder Druckfarben, wünschen.

    Welcher Bereich sollte dringend vom Gesetzgeber aus Ihrer Sicht geregelt werden?

    Bei der Bewertung der Sicherheit von NIAS gibt es derzeit eine große Kluft zwischen dem, was theoretisch vom Gesetzgeber gefordert wird, und dem, was sich in der Praxis mit vertretbaren finanziellen Mitteln analytisch durchführen lässt. Vor allem, wie bei der Bewertung mit nicht identifizierten Substanzen umgegangen werden soll, ist offen.

    Wo sehen Sie momentan für Packmittelhersteller besonderen Handlungsbedarf?

    Aus meiner eigenen beruflichen Perspektive in der Sicherheitsbewertung von NIAS, die – obwohl gesetzlich bereits gefordert von vielen Betrieben – noch fast gar nicht umgesetzt wurde.

    Ein ganz großes Thema werden in den nächsten Jahren aber sicher die steigenden Anforderungen an die Recycling-Quoten sein – das ist aber eher ein Thema für meine Kollegen.

    Wie schätzen Sie grundsätzlich die Bedeutung von Grenzwerten, z. B. für spezifische Migrationslimits (SML), ein?

    Grenzwerte sind für die Bewertung der Sicherheit von Verpackungen sehr hilfreich, da sie eindeutige, klar definierte Kriterien sind, an Hand derer die Konformität der Verpackung bewertet werden kann. Viel schwieriger wird es dort, wo es keine klaren Grenzwerte gibt: z. B. im Bereich NIAS.

    Sie referieren über “Kombination von in-vitro Assays und chemischer Spurenanalytik für die Risikobewertung von NIAS”. Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?

    Die Risikobewertung von NIAS  stellt Verpackungshersteller vor Herausforderungen, die mit derzeitigen analytischen Methoden oft nicht zufriedenstellend gelöst werden können. In der Regel können nicht alle NIAS verlässlich identifiziert werden. In-vitro Bioassays, die nicht spezifische chemische Substanzen, sondern eine biologische Wirkung (z. B. Schädigung der DNA) detektieren, können hier eine wertvolle Ergänzung zur chemischen Spurenanalytik darstellen. Bei der Bewertung von Medizinprodukten aus Kunststoffen setzen wir solche Methoden bereits seit langem ein – die immer weiter steigenden Anforderungen an die Sicherheitsbewertung von Verpackungen machen diese Methoden jetzt auch für Lebensmittelkontaktmaterialien interessant.

    Wofür begeistern Sie sich neben Ihrem beruflichen Aufgaben?

    Zeit mit meinen Kindern verbringen – für alle anderen Hobbies (Fußball, Volleyball, Schach, Reisen, …) ist leider immer weniger Zeit da …

     

  • Herr Dr. Karlheinz Hausmann zu umwelt- und umfeldgerechten Kunststoffverpackungen

    Herr Dr. Karlheinz Hausmann zu umwelt- und umfeldgerechten Kunststoffverpackungen

    Karlheinz Hausmann studierte Werkstoffwissenschaften an der Universtät Erlangen-Nürnberg und der ETH Lausanne. 1987 begann er seine Karriere bei DuPont de Nemours Intl SA in Genf, wo er auf verschiedenen Gebieten in der Polymerentwicklung tätig war und verschiedene Funktionen ausfüllte: Technischer Kundendienst, technische Marktentwicklung, Polymer- und Compoundentwicklung in den Bereichen der Ethylene, Copolymere, Fluoropolymere und technischen Polymere für die Anwendungsbereiche Verpackung, Autoinnenbereich und W&C.

    Besonders gut kennt er sich mit Anwendungen für flexible Lebensmittelverpackungen (Extrusionsbeschichtung, Blasfilm, Foliendesign) und mit erneuerbaren, nachhaltigen und kompostierbaren Materialien und Materiallösungen für die Verpackungsindustrie aus. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er auf der Tagung über “Nachhaltige Verpackungen – Lightweighting und Recyclierbarkeit” referiert.

    Seine Lieblingsthemen sind die Ionomere (Surlyn®), Polymermodifikation und Biopolymere.

    Die Tagungsüberschrift: “Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen” beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Das kommt drauf an, von welcher Seite Sie es betrachten- auf der einen Seite soll Verpackung schützen, auf der anderen Seite soll Verpackung gar nicht da sein, da sie als Störfaktor angesehen wird, der die Umwelt verschmutzt. Also arbeiten wir daran, die Verpackungsstoffe zu verringern, aber gleichzeitig den Produktschutz beizubehalten. Dies kann zu komplizierteren Strukturen führen, welche deswegen als schlecht recyclierbar eingeschätzt werden, aber in Wirklichkeit genauso gut recyclierbar sind wie ihre dickeren Vorgänger – sie müssen halt nur gesammelt und recycliert werden … dann stellt sich die Frage weniger.

    Der Punkt ist doch, den Verpackungsaufwand zu minimieren und den Produktschutz zu maximieren.

    Mit Ihrem Thema “Nachhaltige Verpackungen – Lightweighting und Recyclierbarkeit” leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Minimierung des Verpackungsaufwandes bei gleichzeitiger Maximierung des Produktschutzes. Recyclierbarkeit ist gegeben und kann durch Kompatibilisatoren optimiert werden, solange der Abfall gesammelt wird.

    An Beispielen wie dem Virtuous Circle in Südafrika kann das aufgezeigt werden. Auf diese Weise erhält der Recyclierprozess sowohl einen sozialen, wirtschaftlichen als auch umweltorientierten Gesichtspunkt. Mehrschichtfolienabfälle aus der Lebensmittelverpackung werden von Schulkindern gesammelt und kommen dann in Form von Schulbänken oder Häusern wieder in dieselben Communities zurück

    Ein weiterer Gesichtspunkt ist das Design zur Recyclierbarkeit. Man sollte bestimmte Komponenten in flexiblen Kunstoffverpackungen minimieren oder vermeiden, um eine gute Recyclierbarkeit zu erzielen, so z. B. Papier, Aluminium oder vernetzte Laminierungsklebstoffe.

    Sie als Rohstofflieferant setzen auf weniger Material. Wie passt das mit Ihren kommerziellen Absatzstrategien zusammen?

    Wir wollen mit Spezialprodukten die Wertschöpfung, zu welcher diese Produkte beitragen, betonen und zur Nachhaltigkeit der jeweiligen Verpackungskonzepte beisteuern, gemäss dem Motto „weniger ist mehr“.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Ohne Verpackungen könnte man Produkte nicht sicher von A nach B transportieren. Vielen Menschen würden sichere und auch hoch qualitative Lebensmittel vorenthalten. Wollte man alle Kunststoffverpackungen durch Metall, Papier etc. ersetzen, wären der Verpackungaufwand und die Umweltbelastung viel grösser. Nur die flexible Kunststoffverpackung erlaubt es, das Produkt mit einem minimalen Kunstoffmaterialverbrauch zu schützen. Deswegen wird sie auch wahrscheinlich nicht gern gesammelt. Und hier muss das Umdenken ansetzen. Wenn sie gesammelt wird, kann die Recyclierung kostengünstiger sein und neue Märkte erschlossen werden.

    Hinsichtlich Gesundheitsrisiken … das ist wohl mit allen Verpackungsarten verbunden, mit recyclierten Kartons wohl noch mehr als mit reinen Kunststoffen. Auch recyclierte Metalle können mit Verunreinigungen behaftet sein. Da hilft nur Kontrolle.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Alle Ökobilanzen, die ich gesehen habe, sind eigentlich vorteilhaft für Mehrschichtverpackungen, vor allem, wenn man den erzielten Nutzen, also die Vermeidung von Lebensmittelabfällen, mit einbezieht – aber das wird von vielen Leuten ignoriert. Man kann die Ökobilanzen von Verpackung und Lebensmitteln eigentlich nicht trennen – sie müssen als Ganzes gesehen werden. Der Co2 Footprint der Verpackung ist eigenlich klein gegenüber dem Co2 Footprint des Lebenmittels, das geschützt wird und dessen Verderb vermieden wird.

    Auch der Umstand, dass ich mit einer dünnen Folienverpackung 90% des Materials einer dickeren Verpackung ersetzen kann, ist wichtig zu verstehen. Es ist schon mal schwierig, eine Recyclierungsrate von 90 % zu erreichen … und 10 % ist eigentlich nur der Abfall der dünneren Verpackung, welche ich max. produziere … recycliere ich diese dann, erhalte ich eine sehr positive Ökobilanz.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Ja, bei Fleisch achte ich darauf, Vakuumverpackungen zu kaufen, da diese weniger Material verbrauchen und besser schützen. Auch erachte ich „Mogelverpackungen“ als weniger sinnvoll und versuche das Verhältnis Produktgewicht/Verpackungsgewicht zu maximieren.

    Ja, das Image eines Packmittels ist wichtig – ich versuche, Packungen aus Karton oder solche, die Papier zusammen mit dünnen Kunststoffolien enthalten, zu vermeiden (sehr schlechte Ökobilanz, Kontamination mit Mineralölen, Störung der Recyclierung, wenn mit Kunststoffen verbunden etc.)

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihres Berufes?

    Reisen und das Kennenlernen fremder Kulturen.

     

  • 3 Interviews zum Thema Optimalverpackung

    3 Interviews zum Thema Optimalverpackung

    Innoform führt im Rahmen seiner Tagungen immer wieder Fachgespräche mit Experten aus der Flexpackbranche. Beim diesjährigen 15. Inno-Meeting sprach Karsten Schröder mit:

    Prof. Bernd Wilke zum Video: https://youtu.be/m7OEHXTKHSI

    Astrid Pant zum Video:  https://youtu.be/pfQOe5x4aYc

    Tobias Kredel zum Video https://youtu.be/MkZ9gGNz3xI

    Schauen Sie mal rein.