Schlagwort: Siegeleigenschaften

  • Dr. Gottfried Weyhe über PE-Siegelschichten im Aufbruch – Neustart des Bewährten

    Dr. Gottfried Weyhe über PE-Siegelschichten im Aufbruch – Neustart des Bewährten

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Tatsächlich ist das Inno-Meeting seit vielen Jahren Quelle für Anregungen und natürlich auch für die Pflege alter sowie Gewinnung neuer Kontakte. Hier einen aktiven Beitrag zu leisten, ist für mich schon eine besondere Herausforderung und zugleich Türöffner für weitere interessante Gespräche und Kontakte.

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Das sind neues unkonventionelles Denken und neue Ansätze auf Basis alter Erfahrungen. Für die Themen der Zukunft sind neue Ideen und Allianzen jenseits gewohnter Lieferketten gefragt. Das ist unheimlich spannend.

    Ihr Thema lautet “Neustart des Bewährten – PE-Siegelschichten im Aufbruch”. Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    PE-Siegelschichten sind altbewährt und aus der flexiblen Verpackung nicht wegzudenken. In der Vergangenheit sind die Anforderungen an solche Folien immer weiter gestiegen (z. B. Maschinengeschwindigkeit). Anscheinend gab es aber seit vielen Jahren nicht wirklich Neuigkeiten. Das ist aber nicht richtig, denn es gab hier Entwicklungen, die es nun auch ermöglichen, den neuen Anforderungen zu entsprechen. Im Vortrag möchte ich anhand einiger Beispiele versuchen, den weiten Bogen von den Trends und Herausforderungen zu diesen Möglichkeiten zu spannen.

    Polyethylen-Siegelschichten kommen dem Flexpacker erst einmal als alter Hut daher, ja wenn nicht sogar als Voraussetzung für flexible Verpackungen. Sehen Sie hier konkreten Handlungsbedarf, weil bewährte Systeme eben auch in die Jahre kommen, oder wie begründen Sie den Aufruf zum Neustart des Bewährten?

    Es sind in den letzten Jahren neue PE-Materialien entwickelt worden, die den gestiegenen Anforderungen an Siegelschichten besser gerecht werden können. Auch die analytischen Methoden haben sich rasant entwickelt, so dass man z. B. Siegelprozesse besser verstehen und optimieren kann. PE ist sehr gut recyclebar. Neue Rohstoffe,  Technologien und Analysen ermöglichen es sicherlich, neue Verpackungsmaterialien zu entwickeln, in denen diese Karte zusätzlich zu den Siegeleigenschaften ausgespielt werden kann.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Wir müssen auf jeden Fall umdenken. Ich sehe das als Chance und Entwicklungstreiber. Es ist allerdings noch nicht ganz klar, in welche Richtung(en) die Reise geht. Aber genau das ist spannend. Natürlich gibt es dabei wirtschaftliche Risiken, die sicher noch nicht abschätzbar sind. Ein schönes Bespiel für solche Entwicklungen ist für mich das Verbot der Glühlampe: Halogenbeleuchtung war eine Sackgasse, Energiesparlampen hatten viele Fragezeichen und heute haben wir eine LED-Technik mit vor einigen Jahren noch undenkbaren Möglichkeiten, an die damals kaum jemand gedacht hat.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Das Rad zurückdrehen ist keine Lösung. Die Kunststoffverpackung wird weiter eine Zukunft haben, aber eben mit intelligenteren, nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Lösungen.
    Das Rad muss dabei insoweit teilweise zurückgedreht werden, dass man sich von liebgewordenen, aber für die Funktionalität nicht essentiellen Eigenschaften von Verpackungen trennen muss. Vielleicht ist ja z. B. ein Hochglanzkonterdruck nicht für jede Verpackung zwingend notwendig.
    Wir sind auf die Herstellung hochwertiger Polyolefin-Folien spezialisiert. Wir arbeiten primär daran, die Stärken dieses Materials in intelligentere Verpackungen einzubringen.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Mich begeistert Kultur und Geschichte im weitesten Sinne. Im Raum Halle-Leipzig, wo ich wohne,  gibt es davon reichlich, was ich mit meiner Familie dankbar nutze. Dass ich von meiner kleinen Enkeltochter begeistert bin,  muss ich sicher nicht extra erwähnen.

    Dr. rer. nat. Gottfried Weyhe studierte von 1980 – 1985 Physik an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale. Nach dem Berufseinstieg bei Carl Zeiss Jena sammelte er 1987 – 1992 in den Leuna-Werken erste Erfahrungen in den Bereichen Polymerphysik und -analytik. 1992 – 1998 begann er in der schwierigen Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung  seine Tätigkeit als Anwendungstechniker in der Gesellschaft für Analytik und Atomspektroskopische Messtechnik mbH. Schwerpunkte waren hier Verfahrensentwicklung, Analysengerätebau und Umweltanalytik. Durch die nebenberufliche Fortführung der Arbeiten an der Dissertation zu Struktur-Eigenschafts-Beziehungen von PA-6 riss der Kontakt zur Polymerphysik und Kunststofftechnik auch während dieser Phase nie ganz ab. Die Promotion erfolgte 1995 an der Universität Rostock.

    Seit 1998 ist er in der POLIFILM EXTRUSION GmbH (früher: ORBITA-FILM GmbH) tätig, zunächst als Mitarbeiter im Bereich Entwicklung/Anwendungstechnik mit Schwerpunkt PE-Kaschierfolien als Siegelschicht für flexible Verpackungen, zuletzt als Teamleiter Anwendungstechnik im Geschäftsbereich Technische Folien.

    Am liebsten beschäftigt er sich mit Kaschierfolien für flexible Verpackungen und der anwendungstechnischen Kundenbetreuung sowie der Problemlösung und Fehlersuche.

  • Holger Eschenburg über die Problematik und den Neustart von Monomaterial und BOPP?!

    Holger Eschenburg über die Problematik und den Neustart von Monomaterial und BOPP?!

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Nach meiner 27-jährigen Tätigkeit in der flexiblen Verpackungsindustrie bin ich sicherlich sehr gut vernetzt. Dennoch bin ich auf den Austausch und das Networking beim Inno-Meeting sehr gespannt. Speziell zu den aktuellen Themen „Recycling & Reduzierung von Plastik“ freue ich mich auf interessante Gespräche und den Erfahrungsaustausch.

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Neustart heißt für mich heute „Umdenken” in der flexiblen Verpackungsindustrie: Nicht nur auf alt bewährte Verpackungen/Barrieren vertrauen, sondern über den Tellerrand hinausschauen und versuchen, mit den neuen, aktuellen Möglichkeiten den Anforderungen Recycling & Plastik-Reduzierung gerecht zu werden.

    Ihr Thema lautet “Neustart für Monomaterial und BOPP?!” Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Typische Standard-Verbunde bestehen heute aus Mischmaterialien, z. B. PET/OPP/PE, sowie met. Folien und Aluminiumfolien. Diese sind nach dem aktuellen Stand der Recycler problematisch bei der werkstofflichen Aufbereitung von Kunststoffen. Hier möchte ich die Zuhörer auf den aktuellen Stand der Technik bringen, wie Barrieren, Siegeleigenschaften etc. aus  OPP erreicht werden können. Ansätze für die eigene Umstellung, insbesondere zum Thema Recycling, können dann erfolgreich genutzt werden.

    Das Thema, Verpackungsfolien recyclingfähig zu bekommen, beschäftigt Sie sehr. Warum sprechen Sie von Neustart? Ist die Akzeptanz von Monomaterial und BOPP bei Verpackungsverwendern in den letzten Jahren aufgrund der neuen Verpackungsordnung größer geworden oder gibt es noch andere Gründe?

    In der Vergangenheit habe ich häufig in Kunden-Meetings neue Folien präsentiert. Oft bekam ich Antworten wie: „Nein, wir bleiben beim Altbewährten. Hier wissen wir, dass unser Produkt ausreichend Barriere und am Ende des Shelf Lifes unsere geforderte Qualität erreicht.“ Oft hat man die maximal möglichen Barrieren der am Markt erhältlichen Verpackungsmaterialien ausgenutzt. Leider waren Nachhaltigkeit, Recycling und Vermeidung von Plastikabfall meist kein Thema – sicherlich aus Kostengründen.

    2018 war ich hauptsächlich zum Thema Recycling unterwegs. Ich durfte feststellen, dass ein Umdenken stattgefunden hat. Kunden sind heute bereit zu testen und sind offen für neue Ideen. Hier möchte ich aus meinem Erfahrungschatz der letzten Monate berichten und Möglichkeiten aufzeigen, aktuelle Standard-Verbunde „Ready for recycling“ auszurüsten.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Der Konsument erwartet heute gewisse Haltbarkeiten von Produkten, z. B. Tee 3 Jahre, Müsli 12 Monate, Schokoladenkekse 12 Monate etc. Logistik, wie Transporte nach Übersee, machen hohe Wasserdampfbarrieren nötig. Die große Frage, die sich stellt: Muss innerhalb Europas immer eine maximale Haltbarkeit erreicht werden oder können wir diese reduzieren und damit die Türen für neue nachhaltige Verpackungen öffnen?

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Als Angestellter eines Polypropylen-Herstellers muss ich sagen, dass ich der aktuellen Entwicklung ganz gelassen entgegen sehe. Aus meiner Sicht ist das Thema der Zukunft “Recycling und die Wiederverwertung von Verpackungsmaterialien”. Polyproplyen-Folien bieten hier mit den neuen Technologien hervorragende Möglichkeiten. Und: Das Wichtigste ist, dass der Kreislauf wirklich geschlossen werden kann. In den nächsten Jahren werden wir sicherlich Post consumer recyceltes Polypropylen wieder zu einer Folie mit direktem Lebensmittelkontakt verwerten können.

    Bei Folien auf Basis nachwachsender Rohstoffe, biologisch abbaubar etc. sehe ich sicherlich die Tatsache, dass die Folien auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt werden, aber am Ende in der thermischen Verwertung landen. Denn: Nicht jeder hat einen Kompost zu Hause bzw. nicht immer wird die Folie den richtigen Weg in die braune Tonne finden.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Ich bin begeisterter Wassersportler. Neben Windsurfen und Segeln verbringe ich viele Stunden auf dem MTB und mache die Berge rund um Köln unsicher.

    Holger Eschenburg (Betriebswirt), Außenwirtschaft an der Aufa in Köln. Seit 1992 arbeitet er in verschiedenen Positionen bei der Firma UCB/Innovia Films im Vertrieb. Er kennt sich besonders gut aus mit der Folienextrusion von Gieß- und Blasfolie sowie mit Barrierefolien (top coationgs EVOH/Alox) und dem Recycling von Folien auf Basis nachwachsender Rohlstoffe.

    Aktuell ist er für den Vertrieb Zentral & Nord Europa zuständig.