Schlagwort: Umweltschutz

  • Heiko Hünemeyer: Ein Markeninhaber handelt bereits

    Heiko Hünemeyer: Ein Markeninhaber handelt bereits

    Das Inno-Meeting gilt als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von Ihrem Beitrag?

    Eine Initialzündung für die Branche und einen Informationsaustausch zwischen den Verantwortlichen, der dazu beiträgt, Meinungen durch Tatsachen zu ersetzen.

    Der Themenschwerpunkt beim diesjährigen Inno-Meeting liegt auf „Handeln“. Anders ausgedrückt: Zeit zum Umdenken. Was fällt Ihnen spontan zu diesem Thema – bezogen auf Verpackungen und Verbraucheranforderungen – ein?

    Es gibt noch viel zu optimieren! Wir können noch vieles verbessern! Es ist noch nicht zu spät! Wir können es gemeinsam schaffen!

    Ihr Thema lautet „Ein Markeninhaber handelt bereits“. Was wird Ihre Kernaussage sein, und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Jedes Unternehmen und jede Marke kann, wenn sie will, im Rahmen des Umwelt- und Klimaschutzes agieren und klimaneutral, plastikneutral, frei von Mikroplastik und vieles mehr werden. Wir wollen aufzeigen, wie so ein Handeln vollzogen werden kann, und ob das im wahrsten Sinne des Wortes ausreicht, um tatsächlich „nachhaltig“ zu sein. Gleichzeitig wollen wir aber auch aufzeigen, welche Vor- und Nachteile sowie Chancen und Risiken sich aus einem solchen Engagement ergeben können.

    Auf Ihrer Website kommunizieren Sie, dass Sie sich in klimaneutralen Projekten engagieren, seit 2019 mit Ökostrom produzieren, Ihre Produkte kein Mikroplastik enthalten und mit dem Unternehmen Plastic Bank kooperieren, um Verpackungsmüll wieder der Recycling-Wertschöpfungskette zuzuführen. Alles Maßnahmen, die die Akzeptanz Ihrer Produkte beim Verbraucher steigern sollen?

    Die Verbraucherakzeptanz zu steigern, ist zweifelsohne eines der herausragenden Ziele, aber nicht das einzige. Die Verantwortung für uns als Unternehmen ist es, die bestmöglichen Produkte auf den Markt zu bringen – sowohl für unsere Konsumenten, als auch für die Umwelt. Letztendlich geht es natürlich auch darum, Wettbewerbsvorteile herauszuarbeiten und diese für die Marke sinnvoll zu nutzen.

    Was war Ihre Motivation, schon so früh nachhaltiger zu werden?

    Das große Nachhaltigkeitsengagement ist für unser traditionelles Familienunternehmen eine generationsübergreifende selbstverständliche Verpflichtung. Schon seit vielen Jahrzehnten bzw. mehreren Generationen richten wir uns nachhaltig aus und sind uns unserer Verantwortung für Mensch und Umwelt bewusst. So behandelte z. B. bereits meine empirische Diplomarbeit an der Universität zu Köln aus dem Jahre 1983 ein spezifisches Verpackungsthema, bei dem vor allem dem Umweltschutz bzw. der Nachhaltigkeit eine für die damalige Zeit ungewöhnlich große Bedeutung zugeordnet wurde. In 1991 wurde daraufhin federführend durch mich, über den Wissenschafts- und Wirtschaftsdienst des B.A.H., der erste Leitfaden zur Umsetzung und Anwendung der Verpackungsverordnung verfasst. Unser mittlerer Sohn hat dann im Jahr 2018 seine Masterarbeit an der Hochschule Fresenius zum Thema CO2-Kompensation und deren Implementierung in die Unternehmensstrategie sehr erfolgreich erstellt. Das Thema Nachhaltigkeit ist demzufolge in der Familien- und Unternehmensphilosophie schon langfristig fest verankert.

    Wie kommunizieren Sie Ihr Nachhaltigkeitsengagement auf Ihren Verpackungen und in der Öffentlichkeit?

    Unsere Primär- und Sekundärpackmittel sind mit dem Siegel von ClimatePartner (ID-Nr. 12669-1802-1001) für die Klimaneutralität unserer Produkte und unseres Unternehmens sowie dem Siegel von Plastic Bank (ID-Nr. schaebens.de/pb-1001) für die Plastikneutralität in Bezug auf unsere Produktverpackungen gekennzeichnet. Darüber hinaus sind unsere Trays, in denen die meisten unserer Produkte am Point of Sale angeboten werden, als Sekundärpackmittel neben diesen beiden Siegeln und den dementsprechenden Aussagen zusätzlich mit einem von uns selbst entwickelten Siegel für „0 % Mikroplastik“ versehen. Wir entwickeln zurzeit außerdem mit der Agentur Blue Life eine Kommunikations- und Werbekampagne für unser Nachhaltigkeitsengagement, die ab Anfang 2020 aktiv umgesetzt werden wird.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein?

    Entgegen vieler anders lautender bzw. negativer Erwartungshaltungen schätze ich persönlich die Zukunft der Kunststoffverpackungen als ausgesprochen positiv ein. Es gilt dabei zu differenzieren zwischen einem öffentlichen Meinungsbild, das aktuell eindeutig gegen Kunststoff spricht, und den Tatsachen, die eindeutig für Kunststoff sprechen. Wenn die Entsorgung und das Recycling von Kunststoffverpackungen verbessert sowie Optimierungspotentiale, wie z. B. durch die Rezyklatinitiative von dm-drogeriemarkt u. a., erfolgreich genutzt und umgesetzt werden, ist und bleibt Kunststoff für viele Verpackungsvarianten ein herausragend gut geeigneter Rohstoff.

    Unsere Teilnehmer möchten die Referenten auch gern persönlich besser kennenlernen. Deshalb noch eine letzte Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?

    Meine Familie und ich setzen uns bereits seit vielen Generationen für den Natur- und Umweltschutz ein, den wir u. a. in unserem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb in der Eifel (Rheinland-Pfalz) auch als Angler und Jäger engagiert umsetzen. Darüber hinaus sind wir sehr sportbegeistert. Seit drei Jahren fördern und unterstützen wir als Haupt- und Trikotpartner alle Frauen- und Mädchenfußballmannschaften vom 1. FC Köln.

    Heiko Hünemeyer studierte nach zahlreichen in- und ausländischen Praktika und Traineeships in Köln Betriebswirtschaftslehre. Im Rahmen dieses Studiums erfolgte von ihm eine empirische Diplomarbeit zu einem spezifischen Verpackungsthema. Nach seinem Studium wechselte er in die Familienunternehmensgruppe, zu der u.a. auch die Firma Haus Schaeben zählt.

    In 1991 war er federführend beteiligt an der Erarbeitung des Leitfadens zur Umsetzung und Anwendung der Verpackungsverordnung, die durch den Wissenschafts- und Wirtschaftsdienst des B.A.H. veröffentlich wur-de. Schaebens ist Marktführer in der Gesichtspflege, wobei insbesondere Masken, Konzentrate und Seren hier im besonderen Interesse der vornehmlich weiblichen Kundschaft stehen. Alle diese Produktserien sind Innovationen, die auf Heiko Hünemeyer unmittelbar zurückzuführen sind.

    Heiko Hünemeyer ist Gründungsmitglied in der Arbeitsgruppe Pharma im Markenverband und dort auch Vorstandsmitglied sowie Gründungsmitglied der Arbeitsgruppe Grenzgebiet Arzneimittel im B.A.H. und dort im Beirat.

  • Verpackungssinn und Unsinn (Quo Vadis Verpackungsindustrie?)

    Verpackungssinn und Unsinn (Quo Vadis Verpackungsindustrie?)

    Dieser Tage las ich einen Artikel von Saskia Gerhard (siehe Link weiter unten). In diesem Artikel war zu lesen, dass Mikroplastik mittlerweile überall zu finden ist. Im Eis der Arktis ebenso wie in der Tiefsee. Der drastisch formulierte Bericht rüttelt auf und erinnert an das, was man darüber schon gelesen und gehört hat. Die Fakten des Reports setzen ein Gedankenkaleidoskop in Bewegung.

    Der Ursprung der Mikroplastikteile weltweit dürfte zum großen Teil viele Jahre und Jahrzehnte zurückliegen. Zu Beginn des Booms der Plastikverpackung haben wohl nur die Wenigsten daran gedacht, dass es einmal so weit kommen könnte.

    Neben den vielen anderen Reizthemen, die uns dieser Tage oder seit langem beschäftigen und beunruhigen, ist das Thema Verpackung gar nicht neu. Sehr lange schon sind sich die Verpackungsmittelhersteller ihrer Verantwortung bewusst. Es gibt zahlreiche Vorschläge und mittlerweile probate Lösungen, mit dem überufernden Plastikmüllproblem fertig zu werden oder das Volumen zu verringern.

    Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass moderne Verpackungen – ich selbst beschäftige mich beruflich seit Jahrzehnten mit dem spannenden Thema der flexiblen Verpackungen (FP) – in unserer Welt unabdingbar geworden sind.

    Die Verteilung und im Besonderen die sichere Haltbarmachung von Lebensmitteln im Großen werden nicht möglich sein, wenn – wie vorgeschlagen wird – jeder Kunde im Supermarkt oder beim Fachhändler mit eigenen Gebinden auftaucht. Diese Art von Vorschlägen ist nicht zielführend, denkt man an das urbane Leben in großen Städten oder den Megacities.

    Die Grafik zeigt die Wachstumsentwicklung der Städte bis 2050. Im kleinsten Umfeld könnten solche Modelle sicherlich angewendet werden und den Zweck erfüllen.

    Anteil der Bevölkerung in Städten weltweit von 1985 bis 2010 und Prognose bis 2050

     

     

     

    In einer idealen Welt würde nur genau so viel Verpackungsmaterial eingesetzt wie nötig. Jeder Haushalt würde das Verpackungsmaterial zur Wiederverwendung sortenrein sammeln und der erneuten Verwendung zuführen. Ein weitestgehend perfektes Kreislaufsystem entstünde und würde mit hoher Effizienz der Ressourcenschonung und dem Umweltschutz dienen.
    Diese Gedanken sind zumeist schon gedacht. Der „Grüne Punkt“ ist ein nicht erfolgreicher Versuch, einen Teil des Haushaltsmülls, nämlich den Plastikanteil, zur Wiederverwendung zu sammeln. Das in den Haushalten Vorsortierte endet zumeist in der „thermischen Verwertung“, die, genauer betrachtet, nicht die schlechteste Lösung darstellt.
    Mit hochkomplexen Sortieranlagen sortenreine Kunststoffe zu erhalten und wiederzuverwenden (Kreislauf) ist ein weiterer lohnenswerter Ansatz, der die Techniker dieser Branche sicherlich noch einige Zeit beschäftigen wird. Die endgültige Lösung des Recycelns von Plastikmüll (Plastikrohstoff) wird diese Technik wahrscheinlich nicht sein können.
    Ideal wäre eine Hochbarriere-Verpackung aus nur einem Kunststoffmaterial, durchaus mehrlagig. Die Sortieranlagen hätten es dann sehr leicht. Neuere Entwicklungen zeigen interessante Ergebnisse.

    Aber denken wir weiter. Benötigt wird ein Verpackungsmaterial, das verhindert, dass das, was „draußen“ ist, nicht eindringt und umgekehrt, was „drinnen“ ist, nicht nach außen dringen kann. Das ist sehr einfach formuliert, stellt jedoch in der Summe ein „High-Tech”-Produkt dar, also die moderne (flexible) Verpackung!

    Gehen wir darauf näher ein: Um die Haltbarkeit verpackter Lebensmittel zu gewährleisten, benötigten wir ein Verpackungsmaterial, welches zunächst in die drei Hauptgruppen einzuordnen wäre:

    – Trockene Füllgüter, General Purpose (GP)
    – Flüssige Füllgüter, auch pasteurisiert, Medium Performance (MP)
    – Füllgüter, die pasteurisiert oder sterilisiert werden müssen, High Performance (HP)

    Das Verpackungsmaterial muss selbstverständlich dem jeweiligen Füllgut widerstehen (aggressive Füllgüter).

     

     

     

     

    Wir benötigen für die Form- und Füllprozesse auf schnell laufenden Maschinen Verpackungsmaterialien mit hohen mechanischen Festigkeiten. Ebenfalls ist bei vielen Lebensmitteln der Lichtschutz von großer Bedeutung. Diese technischen Anforderungen sind nur einige der vielen, mit denen sich die Verpackungsindustrie erfolgreich beschäftigt. Die oben genannten Leistungen werden heute von Mehrlagenverbunden perfekt angeboten.
    Die Differenzierungen erlauben selbstverständlich Einzellösungen, z. B. Zweilagenverbunde aus nur einem Kunststoff, mit eingebauter Barriere für die verschiedensten Füllgüter, z. B. flüssige und pastöse Füllgüter.

    Hochbarriere ist ebenfalls zu erreichen, durch SiOx- oder AlOx-beschichtete Materialien. Ein weiterer Schritt zum angestrebten Ziel, aber nicht die „Ultima Ratio“. Dem Leser dieser Zeilen dürfte klar werden, dass moderne Verpackung notwendig ist. Hinterfragen muss man jedoch die „Überverpackung“ von Lebensmitteln oder anderen Gebrauchsgütern. Die Biokunststoffe sind ein Weg, die klassischen Kunststoffe teilweise zu ersetzen; ein weiterer interessanter Baustein. Die „Ultima Ratio“ werden diese Verpackungsmaterialien jedoch auch nicht sein.
    Es besteht kein Zweifel an der Notwendigkeit, dass die verpackende Industrie, Food or non-Food, umdenken muss. Der Gesetzgeber hat bereits deutliche Signale gesendet.
    Vor allem sehe ich die Marketing- und Vertriebsverantwortlichen in der Pflicht. Das Verpackungsdesign der Zukunft wird sich nur noch an praktischen Parametern messen lassen müssen und nicht an Verpackungs-Gimmicks.

    Dipl.Ing. Manfred-Werner Römer

    Saskia Gerhard
    https://www.watson.de/Wissen/Analyse/281486640-Mikroplastik-ist-ueberall–sogar-im-Arktis-Eis–Was-wir-jetzt-noch-tun-koennen
    https://www.watson.de/Leben/Umwelt/338272615-Warum-ist-jedes-Schokobon-einzeln-verpackt—Wir-zeigen-den-Muell-eines-einzigen-Einkaufs