Schlagwort: Verpackungsordnung

  • Herr Dr. Helmut Spoo über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Herr Dr. Helmut Spoo über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Herr Dr. Helmut Spoo studierte Bergbau an der RWTH Aachen und der TU Clausthal. Er war Doktorand im Forschungszentrum Jülich und promovierte an der RWTH Aachen im Bereich Abfallwirtschaft und Recycling zum Dr.-Ing. mit dem Thema “Untersuchungen zur Verwertung und Deponierung von Steinkohlenaschen und Rauchgasreinigungsrückständen”.

    Nach einer mehrjährigen Tätigkeit in den Bereichen Abfall/Recycling, Arbeitsschutz/Gefahrstoffe sowie als Auditor von Qualitätsmanagementsystemen bei einem Technischen Überwachungsverein ist Herr Dr. Spoo seit 1995 als selbstständiger Berater, Gutachter und Referent tätig.

    Herr Dr. Spoo ist Spezialist für Rohstoffgewinnung, Rohstoffaufbereitung und Vermarktung und beschäftigt sich in diesem Bereich intensiv mit innovativen und hochwertigen Verwertungsverfahren und Rücknahmesystemen sowie Ressourcen- und Energieeffizienz.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Verpackungen sind zum Schutz des Füllgutes unverzichtbar. Es wird aber zu viel und vielfach auch unnötig verpackt. Das ärgert den Verbraucher, wie die jüngst publizierte Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW gezeigt hat. Der “Schuss” geht für die Verpackungshersteller nach hinten los. So viel Marketing kann gar nicht gemacht werden, um verprellte Kunden wieder zurückzugewinnen. Mittlerweile geht es auch ohne Verpackungen, wie das Projekt „Unverpackt“  am Beispiel Laserkennzeichnung von Bio-Lebensmitteln zeigt.
    Viele Verpackungen sind auch nicht optimal konstruiert. Dies haben eigene Untersuchungen bezüglich der Restentleerbarkeit, d. h. der Entnahme des Füllgutes, gezeigt.

    Für flexible Verpackungen sollte unbedingt ein praktikables Rücknahmesystem aufgebaut und eingerichtet werden, damit diese „High-Tech“-Verpackungen nicht in der Verbrennung landen.

    Mit Ihrem Thema „Circular Economy, die EU-Strategie zur Förderung der Kreislaufwirtschaft“ leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Wir brauchen neben der Energiewende eine Rohstoffwende. Ziel der  “Circular Economy-Strategie”  ist die Förderung  des Recyclings, genau genommen des hochwertigen Recyclings. Quoten allein sagen noch nichts aus. Die Qualität des Recyclings und die Qualität der zurückgewonnenen Sekundärrohstoffe sind von entscheidender Bedeutung, wenn Verwertungskreisläufe auf hohem Niveau geschlossen werden sollen. Die Verbrennung ist die niedrigste Stufe der „Verwertung“, aber letztendlich Rohstoffvernichtung, und sie trägt durch die CO2-Emissionen zur globalen Erwärmung bei. Die Deponierung will die EU in den nächsten Jahren verbieten. Deponieren ist meines Erachtens Verstecken von Rohstoffen und Ausdruck unterlassener Verwertungsbemühungen.

    Über Nachhaltigkeit und Rohstoff-/Ressourceneffizienz wird viel geredet, aber nur wenig tatsächlich getan. Nur eine geringe Anzahl von Unternehmen setzt das wirklich konsequent um. Es herrscht vielfach noch die Denke vor, es wird noch eine ganze Weile so weitergehen wie bisher. Rohstoffe seien noch genügend vorhanden. Dem ist nicht so. Außerdem ist die Verfügbarkeit ungewiss. An den Rohstoffmärkten  sind bereits erhebliche Veränderungen im Gange.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Verpackungen haben eine wichtige Funktion. Neben den Umweltanforderungen muss auch der gesamte Bereich Chemikalienrecht (z. B. REACH oder die POP-Verordnung)  im Blick sein. Die Beispiele Mikroplastik und HBCD-haltige Polystyrolabfälle zeigen – auch wenn es sich hier nicht um Verpackungen handelt – dass eine vernetzte Denkweise wichtig ist, denn Chemikalienrecht hat Vorrang vor dem Kreislaufwirtschaftsrecht. Bei Lebensmittelverpackungen spielt die Schadstoffproblematik eine besonders wichtige Rolle. Diese Thematik ist beim Recyclingprozess zu beachten.

    Wo sehen Sie die Schlüsselstellen für das Gelingen eines echten Kreislaufwirtschaftens?

    Am wichtigsten ist, dass Produkte so konzipiert werden, dass sie kreislauffähig sind. Hier herrscht vielfach noch lineares Denken in den Unternehmen vor.

    Die Herstellung kreislauffähiger Produkte ist eine Querschnittsaufgabe im Unternehmen. Hier müssen alle an einem Strang ziehen. Das gilt auch für den Einkauf, das Marketing und den Vertrieb.

    Voraussetzung für ein wirtschaftliches Recycling ist eine effiziente Erfassungslogistik und die Information des Verbrauchers. Das Ganze muss einfach und bequem sein (Convenience auch in der Retourlogistik). Ferner ist ein intensiver Dialog innerhalb der gesamten Recyclingkette bis hin zum Endverwerter erforderlich. Wir benötigen zudem als Pendant zur globalen Primärrohstoffgewinnung eine globale Kreislaufwirtschaft mit entsprechenden Qualitätskriterien.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Ich glaube nicht, dass das Recycling schwierig ist. Man muss es nur wollen. Recycling ist nicht gleich Recycling. Ich bin ein Verfechter des hochwertigen Recyclings, also der stofflichen Verwertung, und zwar auf hohem Niveau. Hier ist Spezialwissen gefragt. Ich entwickele High-Tech-Recyclingverfahren unter Einsatz modernster Identifikations- und Sortiertechnik. Downcycling hat keine Chance mehr am Markt. Verbrennen ist kein Beitrag zum Ressourcenschutz und läuft auch den Bemühungen zum Klimaschutz zuwider.

    Und was die Ökobilanz angeht – es ist immer eine Frage der Bilanzgrenzen. Wenn man die Umweltauswirkungen der Primärrohstoffgewinnung monetär bewerten und in die Produkte einpreisen würde, hätte das Recycling eindeutige Vorteile. Diese Betrachtungsweise wird sehr bald kommen.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Da ich mich beruflich seit Jahren intensiv u. a. mit Verpackungen beschäftige und ich 1998 auch als Gutachter an der Novelle der Verpackungsverordnung (Grüne-Punkt-Fähigkeit von Gefahrstoffverpackungen) beteiligt war, achte ich natürlich auch privat auf optimierte Verpackungen. Die findet man leider selten im Regal. Dennoch gibt es sie. Ich habe eine Prüfmethode und ein patentiertes Prüfgerät zur Untersuchung der Restentleerbarkeit von Verpackungen (z. B. Kanistern) entwickelt und in Zusammenarbeit mit Verpackungsherstellern deren Verpackungen geprüft und auf freiwilliger Basis zertifiziert. Hier lässt sich oftmals mit einfachen Mitteln eine Verbesserung erzielen. Funktionalität, optisches Erscheinungsbild und Anforderungen des Umweltschutzes sind keineswegs Widersprüche.

    Eines Ihrer Lieblingsthemen ist Ressourcen- und Energieeffizienz. Leben Sie das auch privat, wie setzen Sie das um?

    Wer sich mit Rohstoffen, mit Ressourcen- und Energieeffizienz beruflich beschäftigt, sollte sich auch privat diesem Thema widmen, um glaubwürdig zu sein.

    So weit wie möglich achte ich daher darauf. Leider kommen viele Hersteller noch nicht ihrer Produktverantwortung nach. Viele Produkte sind nicht kreislauffähig gestaltet bzw. es fehlen Rücknahmeangebote nach Gebrauch.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb ihres Berufes?

    Ich bin seit meinem neunten Lebensjahr begeisterter Hobbymusiker. Spiele u. a. Keyboard, Saxophon und noch andere Instrumente und habe in verschiedenen Bands gespielt.

    Ich tanze auch sehr gern, bin gern in der Natur und liebe Kurzreisen, um Land und Leute kennenzulernen.

  • Warum ist der Beutel so erfolgreich?  oder anders:  Der wiederverschließbare Beutel  und die unsinnige Schiene

    Warum ist der Beutel so erfolgreich? oder anders: Der wiederverschließbare Beutel und die unsinnige Schiene

    Die Erfolgsgeschichte des Standbodenbeutels, heute aus keinem Verkaufsregal mehr wegzudenken, begann mit seiner Patentierung durch die Brüder Doyen vor 54 Jahren. Bis zur Mitte der 80er Jahre war der Standbodenbeutel eher eine Randerscheinung und stach nicht gerade durch Anmutung und Konvenienz hervor.

    Seine Verbreitung war auf Oliven Olivenund ein Kindergetränk beschränkt. Diese Beutel waren und sind stets vorgefertigt. Zum Füllen und Verschließen gab es vorwiegend Maschinen von Thimonnier oder Indag, dem technischen Unternehmen von Wild und Lizenznehmer von Doy-Pack. Dort war ein System entwickelt worden, welches noch heute die Markenrechte dieses Beutels CAPRI SONNE inne hat und verteidigt. Das Material ist nach wie vor auf der Basis PET/AL/PE aufgebaut und im Laufe der Zeit technisch und wirtschaftlich optimiert worden.

    Mit der Einführung der Verpackungsordung ab 1989 übernehmen Verpackungshersteller zunehmend die Verantwortung, die Entsorgung ihrer Produkte und der Standbeutel entwickelt sich zu einem starken Konkurrenten anderer, vorwiegend stabiler Behälter: Es werden immer häufiger Verpackungen mit einem geringeren Gewicht und einem gegen null gehenden Leervolumen entwickelt, kontinuierlich steigen die Mengen der Beutel an.

    Dennoch beliefen sich die Mengen 1998 gerade mal auf 4,1 Milliarden Beutel, von denen 87 % auf Capri Sonne entfallen, während die Menge der Beutel mit Wiederverschluss vor 18 Jahren noch unbedeutend war.

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    Mengenverteilung Capri-Sonne und andere Beutel Quelle: Allied Development

     

     

     

     

     

     

    Wenige Maschinen waren für die Herstellung und das Befüllen von Beuteln mit Wiederverschluss erhältlich, und die Leistung der verfügbaren Anlagen war sehr gering. Inzwischen sind weltweit über 6 Milliarden Beutel mit einem Ausgießer versehen, und bis 2020 wird eine Verdoppelung dieser Mengen prognostiziert. Dieser Mengenzuwachs in so kurzer Zeit hat Gründe:

    • On the go
    • Convenience
    • Umwelt
    • Kosten

    Der Standbodenbeutel kommt einer Generation entgegen, die sich nicht mehr die Zeit nimmt, in Ruhe Nahrung zu sich zu nehmen.

    Convenience und Umweltfreundlichkeit werden dabei kritisch diskutiert, und jeder findet ein Argument dafür oder dagegen. Neben dem Erfolg des Produktes haben Hersteller insbesondere die Kosten im Fokus und müssen bei einer Entscheidung zugunsten oder gegen den Standbeutel drei Aspekte betrachten:

    • Beutel (Folie und Ausgießer)
    • Verarbeitungsmaschine
    • Produkt

    Die Folie ist die Haut des Beutels. Die Barriereeigenschaften der Folie und die Formenvielfalt  sind soweit fortgeschritten, dass fast alles möglich ist. Die rechteckige Form mit der schlechten Standfähigkeit gehört der Vergangenheit an. Auch die Anforderungen nach verbesserter Barriere für andere Produktgruppen sind erfüllt, ohne dass das Material selbst erheblich teurer wurde. Fensterausschnitte zur realen Betrachtung des Produktes sind ebenso möglich wie auch die Substitution von Aluminium. 

    Durch Mengensteigerungen dieser Verpackungsart sind inzwischen auch attraktive Preise für Gebindegrößen bis 300 ml erreicht.        

    Der Ausgießer ist zum wichtigsten Bestandteil der Verpackung geworden. Diente er anfangs nur dazu, den Inhalt der “Nachfüllverpackung” bequemer in andere stabile Gebinde umzufüllen, so ist der Beutel mit dem Wiederverschluss inzwischen zur “Primärverpackung” aufgestiegen.

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    2-Liter-Beutel Frosch

    1989 präsentierte Werner&Mertz in Europa den ersten 2-Liter Beutel mit einem wiederverschließbaren Ausgießer. Wie alle bis dahin angebotenen Beutel wurde dieser Beutel durch die verbleibende obere Kopfnaht gefüllt und verschlossen. Diese Methode des Füllens und Verschließens bereitete viele Probleme und war dazu auch noch sehr langsam.

     

     

    Spout_2Mittlerweile hat der Ausgießer fast immer eine technische Führung: Mit dieser technischen Führung können ca. 50 Beutel aufgereiht auf einer Schiene hängend der Füllmaschine besser zugeführt, durch den Ausgießer befüllt und dann verschraubt werden. Außerdem können die Beutel so besser transportiert und vereinzelt werden.

     

     

    Die Füllmaschine nähert sich damit einer Verschraubmaschine für Spout_1Flaschen an, wobei der Beutel im Gegensatz zur Flasche (fast) luftleer ist und beim Füllen entlüftet werden muss.

    Mit dem Druck des Produktes wird der Beutel geöffnet und nimmt dadurch – stark schaumreduziert – den Inhalt schnell durch die meist kleine Öffnung auf. Danach wird – wiederum an der technischen Führung – der Ausgießer mit dem gefüllten Beutel zur nächsten Station geführt und verschraubt.

    Entwickelt wurde diese Führung von der Firma Hosokawa in Japan, wo sie unter dem Namen Cheer Pack vermarktet wird. In Europa und USA wird das System von GUALA vermarktet.

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    Ob in USA oder China

    Heute  sind  fast  alle  Beutel  mit  Ausgießer  nach  diesem  Prinzip aufgebaut. Die Packungen können schnell und sauber verarbeitet werden.  Außerdem werden mit diesem System die Leistungen der Füllmaschinen erheblich gesteigert und so die Kosten reduziert.

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    … Beutel mit Ausgießer in jeder Form

    Die Verarbeitung des Beutels auf der Schiene hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Beutel heute seinen festen Platz im Regal hat: Weltweit werden 6 Milliarden Packungen jährlich produziert. Neben der Verdoppelung der Mengen in den kommenden vier Jahren werden weitere Entwicklungen wie die Formgebung und die Wiederverwertung sowie das  Kompostieren erwartet.

     

     

    Die Maschinen zur Verarbeitung des Beutels spielen dabei eine zentrale Rolle. Drei verschiedene Systeme stehen zur Verfügung:

    Füllen-Verschrauben (FC)

    Formen-Füllen-Siegeln (FFS)

    Einsetzen-Füllen-Verschrauben (IFC)

    Maschinen zum Füllen  und  Verschrauben (FC) arbeiten nach dem System GUALA und verarbeiten Beutel mit eingesetztem Ausgießer. Diese werden schon beim Packmittellieferanten mit dem Ausgießer versehen und auf Schienen aufgereiht. Die Zuführung zur FC-Maschine ist über die technische Führung am Hals des Ausgießers möglich. An dieser Führung wird der Beutel während der Verarbeitung gehalten. Um eine Zuführung der einzelnen Beutel nicht  manuell zu vollziehen, werden Schienen eingesetzt, die  je nach Größe des Ausgießers mit ca. 40 bis 70 Beuteln bestückt sind. Die Verschlusskappen werden separat geliefert. Eine automatische Zuführung dieser Beutel ohne eine Schiene ist technisch denkbar, ist aber noch nicht verwirklicht und wahrscheinlich sehr teuer.

    Diese Verarbeitung ist mit einer Flaschenfüllmaschine vergleichbar. Der Packmittellieferant trägt die Verantwortung für die Qualität des Beutels und wird dem Käufer eine Angabe zur Häufigkeit eventueller Undichtigkeiten im ‰-Bereich nennen. Bei dieser Form der Herstellung hat der Produkthersteller das Risiko auf den Lieferanten des Packmittels verlagert, wofür er einen entsprechend höheren Preis zahlt.

    Mit ca. 1.800 Einheiten sind FC-Maschinen weltweit im Einsatz. Sie ermöglichen eine sichere und risikolose Verarbeitung des vorgefertigten flexiblen Gebindes. Der Systemanbieter stellt dem Verarbeiter also nicht nur die Maschine, sondern  auch das Packmittel. Inzwischen haben sich auch andere Lieferanten auf dieses Schienensystem eingestellt und bieten vergleichbare Systeme an.

    Die FFS-Maschinen zum Formen – Füllen – Siegeln haben sich seit 1980 kontinuierlich den Markt der trockenen Produkte erobert. Der Standbeutel wird im Fertigungsprozess hergestellt: Von der Folienrolle wird der Beutel mit seiner Bodenfalte geformt, vereinzelt und das Produkt wird in den oben geöffneten Beutel gefüllt. Nach dem Füllen des Beutels wird der montierte Ausgießer (das Unterteil mit der bereits verschraubten Kappe) in die Kopfnaht des Beutels eingesetzt. Der gefüllte Beutel wird gestreckt, um eine gute Verschweißung in der Kopfnaht zu erreichen. Bei diesem Vorgang steigt der Pegel des Füllgutes nach oben. Damit besteht die Gefahr, dass das Füllgut die Schweißnaht kontaminiert. Dies ist besonders risikoreich bei schäumenden Produkten. Hinzu kommt nicht nur, dass der Beutel oben verschlossen wird, sondern dass der Ausgießer in diese Naht integriert werden muss, wozu ein einfacher Siegelvorgang nicht ausreicht.

    Bei diesem Vorgang  können aus verschiedensten Gründen Leckagen entstehen, was bei flüssigen Produkten im flexiblen Beutel beachtet werden muss. Deshalb werden diese Maschinen vorwiegend für trockene Produkte in allen Segmenten eingesetzt.

    Für nasse Produkte sind zu mehr als 90 % vorgefertigte Beutel im Einsatz. Für diese Produktkategorie sind die Entnahme und der Wiederverschluss durch den Ausgießer von großer Bedeutung.

    Auch die Systemanbieter von FFS-Maschinen haben sich auf den Bedarf eingestellt, Schienensysteme und Packmittel zu liefern.

     

    SchienenVerschiedene Schienen für unterschiedliche Ausgießer

    Die Schienen sind damit ein integraler Bestandteil und ein notwendiges Übel, um die Beutel  zum Füllen und Verschrauben der Maschine zuzuführen. Eigentümer der Schienen ist in der Regel der Packmittellieferant. Er berechnet diese Schienen (pro Schiene € 00,20 bis – 00,80) und gibt Teilgutschriften, wenn diese leer und kostenfrei wieder zurückgeliefert werden.

    Neben dem zusätzlichen Vorlumen liegt der Nachteil dieses etablierten Systems in erheblichen, meist unterschätzten logistischen Problemen und Transportkosten. Zusätzlich müssen die Schienen gereinigt werden, bevor sie wieder eingesetzt werden können.

    Der Vorteil neben den geringen Kosten für die Beschaffung der Anlage ist, dass die sichere Bereitstellung des fertigen Packmittels in der Verantwortung des Lieferanten liegt.

    Bei einer vorausgesagten Verdopplung der Beutel mit Wiederverschluss bis 2020 ist es angebracht, über das System der Schienen nachzudenken:

    In der zurückliegenden Zeit hatte sich das Schienensystem bei relativ geringen Mengen an verkauften Produkten im Beutel bewährt. Heute sind die Mengen erneut gestiegen. Im vergangenen Jahr sind in Europa 25 Milliarden Beutel verbraucht worden. Davon sind 8 Milliarden mit einem Ausgießer versehen. Wenn nur 50 % dieser Beutel auf Schienen geliefert werden (50  Beutel/Schiene), dann ergeben sich 80 Millionen Schienen. Bei 10 Umläufen pro Jahr  sind 8 Millionen Schienen stets in Umlauf.

    Passen ca. 800 leere Schienen in eine Palettenbox, dann sind das 10.000 Paletten-Stellplätze, die wechselseitig Lieferant und Käufer belasten. Auf das Jahr gerechnet sind es aber 100.000 Stellplätze.

    Alleine diese Zahlen müssen zu einer neue  Betrachtung führen, und wenn wir von Nachhaltigkeit reden, ist dieses umso notwendiger. Daraus resultiert eine neue technische Lösung, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt.

    Die Maschine zum Einsetzen – Füllen – Verschrauben (IFC)

    ist die Lösung für größere Mengen ohne Schienen. Bisher wurde der Ausgießer meist beim Packmittellieferanten in den Beutel eingesetzt. Diese Technologie ist inzwischen so sicher, dass dieses vor der Füllmaschine durchgeführt werden kann. Inzwischen bieten verschiedene Anbieter dieses System an. Maschinen mit Leistungen von 100 bis 250 Beutel pro Minute sind im Markt. Neben dem Vorteil, ohne Schiene zu arbeiten, bietet das IFC-Verfahren auch Kostenvorteile: Vorgefertigte Beutel und Ausgießer mit passenden Kappen zu kaufen, ist günstiger und vor allem risikoloser.

    Layout IMA 250 ppm
    Layout IMA 250 ppm

    Seit über 10 Jahren setzt ein großer Hersteller von medizinischen Produkten dieses Verfahren ein. Seit 2 Jahren kommt hinzu, dass die Verarbeitung mit Ultraschall möglich ist. Sowohl die Herstellung der Beutel als auch das Einschweißen der Ausgießer ist erfolgreich mit der Ultraschalltechnik eingeführt. Sie bietet Vorteile wie kleinere Schweißnähte und damit geringeren Folienverbrauch und geringeren Energieeintrag.

    Widmann
    Layout Widmann SIF-100

    Damit ist eine entscheidende Weichenstellung für den Beutel und seine Verarbeitung erreicht.

    Die weltweite Mengenentwicklung an Beuteln in den letzten 15 Jahren hat sich rasant entwickelt, wie Schönwald Consulting darstellt. Die Prognose für Beutel mit Ausgießer für 2018 liegt schon bei über 63 Milliarden weltweit, was noch einmal die Notwendigkeit zur Entwicklung einer verbesserten Maschinentechnologie unterstreicht.

    Mengenbetrachtung_Beutel_Ausgiesser
    weltweite Mengenbetrachtung Beutel mit und ohne Ausgießer 2013 bis 2018

    Anbieter sind unter anderen: Layout Widmann SIF-100, Thom, Waldner, Indag, IMA, Toyo Jidoki und Widmann

    Indag
    Layout INDAG Aseptik

    Ich bin bei meinen Betrachtungen zur Schiene von weitaus geringeren Zahlen ausgegangen, weil ich mich auf Europa fokussiert habe. Bei einer globalen Betrachtung wird dies Problem noch einmal deutlicher.

    Hieraus folgt, dass das Maschinenkonzept zum Einsetzen, Füllen und Verschrauben das sicherste Verfahren ist, eine flexible Einkaufspolitik ermöglicht und auch einen Kostenvergleich mit FFS nicht zu scheuen braucht.

    Henno Hensen

    Hensen Consult

    im März 2016

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Das Raumschiff Erde ist vom Nachschub abgeschnitten

    Das Raumschiff Erde ist vom Nachschub abgeschnitten

    Seit Beginn der 1990er Jahre, wenn nicht sogar früher, beschäftigen sich auch Verpackungsunternehmen mit Umweltfragen. Aber was sind das eigentlich für Umweltfragen? Was macht die Verpackung mit der Umwelt? Zunächst einmal nicht viel, da eine gewünschte Eigenschaft der Verpackung die Inertheit ist. Also, dass sie nichts tut. Sie soll das Produkt – und die Umwelt – schützen, ohne negativ zu beeinflussen – so steht es sogar im Gesetz.

    Doch „der Konsument“ sieht das anders: Er nimmt Verpackung  als störend und sogar als Müll wahr – spätestens dann, wenn der Inhalt verbraucht ist.

    environment-1019748_1920Was machen die Konsumenten nach dem Entnehmen der Lebensmittel mit den Verpackungen? Sie führen sie dem Dualen System oder einem seiner Wettbewerber kostenlos zu und obwohl  die Konsumenten sogar selbst die Entsorgung vorher bezahlt haben, sammeln und sortieren  sie wie die Weltmeister. Sie arbeiten somit kostenlos als Mitarbeiter für den grünen Punkt und seine Marktbegleiter.

     

    Wie kann der Handel den Entsorgern die Arbeit und Marge entlocken? Schauen wir doch einmal zu den Getränkeflaschen und dem so genannten Dosenpfand (Pfand auf Getränkegebinde). Hier kassieren die Inverkehrbringer, aber auch der Einsammler – und das gleich mehrfach.

    So profitiert der Abfüller von Einwegsystemen, die mit Pfand belegt sind, von rund 3% nicht zurückgegebener Flaschen, für die aber Pfand eingenommen wurde.

    Zudem profitiert der besonders viel sammelnde Handel, der viele Flaschen zurücknimmt, da er vom Abfüller die Mehrwertsteuer erhält, die er aber dem Kunden gar nicht gezahlt hat – also Steuergeld von Steuerzahlern.

    Das Handelsblatt schreibt: “… Nutznießer sind Filialketten, wo häufig große Mengen an Leergut abgegeben werden, Verlierer sind dagegen Kioske und Tankstellen …” Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/einzelhandel-millionen-gewinne-durch-einwegpfand-seite-3/3499108-3.html )

    money-1305121_640Das könnte ein Modell auch für andere Verpackungen werden – denn dann könnte man auch noch den Wertstoff „versilbern“.

    Zudem mutmaßt das Handelsblatt: “… mancher Lebensmittelverkäufer ist sogar ins Entsorgungsgeschäft eingestiegen.“ Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/einzelhandel-millionen-gewinne-durch-einwegpfand/3499108.html

    Warum wir uns keine Müllentsorgung im klassischen Sinne mehr leisten sollen und dürfen

    moon-landing-60582_1920Wir Menschen sind wie der zurückgelassene Marsianer  Mark Watney auf dem Mars. Wir sind verdammt, mit unseren Ressourcen zu haushalten. Nur, dass wir nicht wie Mark nur für uns selber, sondern gleichsam für alle 7 Mrd. Menschen und x Billiarden Tiere und Pflanzen Verantwortung tragen, diese aber weder überblicken, noch annehmen, noch wahrnehmen.

    Nun hat nicht jeder den Roman „Der Marsianer“ gelesen oder den Film gesehen. Es geht in kurzen Worten darum, dass ein scheinbar totes Crew-Mitglied allein auf dem Mars zurückbleibt – Mark Watney. Wie durch ein Wunder ist er aber gar nicht tot, sondern nur leicht verletzt. Allerdings hat er viel zu wenig Vorräte und leider auch kein Raumschiff für den Heimweg. Da ergeben sich mehrere Probleme, die rührend, spannend und erschütternd zugleich vom Autor Andy Weirs beschrieben und bis ins Detail, einschließlich seiner Gemütslage, erklärt werden.

    environment-1019749_1920-1_gespiegeltFür jeden Umweltaktivisten ist das eigentlich eine Standardlektüre. Denn hier versteht man sofort, was es heißt, mit limitierten Rohstoffen zu haushalten und was unter Recycling im weiteren Sinne verstehen (verstanden) werden muss – nämlich echte Kreislaufwirtschaft.

    Da wird „Downcycling“ (also das schlechter machen des Werkstoffes durchs Recycling) ganz schnell zum Unwort und aus dem allgemein gültigen Gedankengut verbannt – denn es gibt keinen Nachschub – gar keinen.

    Wer sich diesem Gedanken konsequent nähert, kommt auch zu dem Schluss, dass Verpackungen einfach zu wertvoll sind, um sie der Umwelt oder den Kräften s. g. freier Märkte zu überlassen. Der Wertstoff Verpackung entspringt den Erdressourcen. Im besten Falle führt man sie der Erde wieder zu. Dafür braucht man aber Energie, die wir ebenfalls nur bedingt „gewinnen“ können, ohne diese Erdressourcen zu verbrauchen und oft sogar dadurch irreversibel zu vernichten.

    output-476124_1920Es gibt nämlich keinen Nachschub auf unserem Raumschiff Erde. Auch wenn wir das mit unserem Gehirn nur bedingt verstehen können, da wir so viele Informationen  bekommen, die wir alle gewichten und bewerten wollen. Wir Menschen können nach allen Schätzungen der Naturwissenschaften nicht genug Energie erzeugen, um alles im Kreis zu führen.

    Der Marsianer hat das in seinem ersten Gedanken sofort klar erfasst, als er wieder das Bewusstsein erlangte. Er hatte genug Energie, da ihm Solarstrom für ein ganzes Team zur Verfügung stand, den er ganz alleine verbrauchen konnte.

    Das zu verstehen ist uns allen so einfach bisher nicht vergönnt gewesen. Deswegen empfehle ich auch uneingeschränkt die Lektüre des Marsianers für jeden Lebensmittel- und Verpackungsexperten – also für alle Menschen dieses Raumschiffes Erde, für das es keine Nachschubquellen gibt. Denn wir sind per Erbgut dazu verdammt, Lebensmittelexperten zu sein. Wir kriegen alle irgendwann unbändigen Hunger. Und deshalb geht es uns alle wirklich viel an.

    Aber was bedeutet das nun konkret?

    1. garbage-can-1012454_1920Mülldeponien darf es – wenn überhaupt – nur temporär geben.
    2. Müll gibt es im weiteren Sinne gar nicht, sondern immer nur Wertstoffe einer möglichst „runden und geschlossenen“ Kreislaufwirtschaft.
    3. Insbesondere Rohstoffe aus fossilen Bodenschätzen wie Öl und Gas neigen sich schrittweise, aber schon jetzt, merklich dem Ende entgegen (Peak Oil) – die müssen wir, so lange es geht, bewahren. Sie müssen dem Wirtschaftskreislauf erhalten bleiben.
    4. Zudem sprechen viele vom Peak Soil, den wir schon erreicht hätten. Also den Zeitpunkt, von dem an die bewirtschafteten Flächen an Mutterböden abnehmen.

    Wenn wir also zum Beispiel in Deutschland die Deponierung von Müll weitestgehend ausschließen konnten, klappt das in einigen Ländern des vereinten Europa leider noch gar nicht. Aber das muss der erste Schritt sein, um das rasante Ressourcenschwinden zu bremsen.

    Rohstoffquelle Verpackung – gibt es die?

    Aber was steckt denn nun drin in unseren Verpackungen? Wie kriegen wir das, was vielleicht drinsteckt, denn raus? Ja – da ist sie – genau die Killerphrase, die immer diejenigen einwerfen, die das Recycling kritisieren, da es nicht wirtschaftlich, nicht sicher und schon gar nicht für Lebensmittelverpackungen geeignet sei. Aber das stimmt natürlich nur, solange ein „scheinbarer Nachschub“ gesichert ist. Nimmt man den aber mal als 0 an, sieht die Rechnung anders aus. Dann kann es keine Zweifler mehr geben, die das wirklich durchdacht haben.

    environmental-protection-544198_1920Watney macht aus Raketentreibstoff Wasser für die Zucht seiner Nahrungsquelle Kartoffeln und später wieder aus demselben Wasser Treibstoff. Denn erst braucht er Nahrung – Kartoffeln, die nur mit Wasser wachsen – und danach wieder Treibstoff, um auf das Raumschiff zu gelangen. Also eine vollständige, stoffliche Verwertung in mehreren Phasen bis hin zur finalen „Verbrennung/Verschwendung“, bis uns auch dafür noch etwas Clevereres einfällt. Denn dann ist der Rohstoff endgültig verloren.

    Da geht es nicht, einfach einmal die Augen zu verschließen und auf neue Nachschubquellen wie Wasser- oder Ölreserven in noch nicht entdeckten Landstrichen zu hoffen – auf dem Mars ist eben nur das Wasser, das die Menschen dorthin brachten – zumindest in dem Roman. Und dann geht es auch mit dem Recycling voran – wenn wir müssen. Wir auf der Erde müssten es eigentlich auch – reden aber immer noch drumherum.

    plastic-bottles-115071_1920Richtig gut klappt das schon mit dem PET, welches durch Polykondensation immer wieder prima zu neuem PET „recycelt“ werden kann. So wird aus der Wasserflasche schon heute in vielen Fällen wieder eine Wasserflasche. Wikipedia spricht von einer Quote von 30% aller PET-Flaschen, die einem sortenreinen Recycling zugeführt werden.

    Hier ist das sogar schon wirtschaftlich. Auch wenn dazu etwas Politik und guter Wille nötig waren. Das Pfandsystem kann hier als entscheidende Maßnahme genannt werden – bei all seinen Nebenwirkungen, die es sicher auch hatte und hat.

    Also müssen wir gar keine wissenschaftlichen Herleitungen abhandeln, was in den Verpackungen steckt – die Frage erübrigt sich, da es keinen Nachschub gibt und wir irgendwann das Zeug einfach brauchen werden, wenn wir kein frisches Öl oder andere Quellen zeitnah finden. Entweder, um daraus Verpackungen zu machen oder Treibstoff, um irgendwo – vielleicht auf dem Mars – Ressourcen zu plündern, die auf der Erde nicht mehr vorkommen. Aber selbst dann wäre das Problem nur aufgeschoben.

    Erklären Sie einmal einem Bergmann, dass es Sinn ergibt, Verpackungen nach Gebrauch wieder einzubuddeln, um sie dann irgendwann wieder „zu fördern“. Aber das wäre immer noch besser, als einfach immer alles sinnlos zu verbrennen und endgültig aus dem Kreislauf zu entziehen. Hier wird uns die Biologie in Kombination anderer technischerer Fachgebiete als „Schlüsseltechnologie“ sicher bald weiterhelfen. Aber das übersteigt den Rahmen dieses Artikels.

    Wer muss handeln?

    Jetzt haben wir also schon den Salat und nichts tut sich so recht, oder? Doch – es tut sich viel. Und es ist zu vermuten, dass sich bald noch viel mehr tun wird.

    Der Handel hat das Thema Nachhaltigkeit nun schon seit mindestens 10 Jahren auf seine mittelfristigen Ziele geschrieben – das bringt mächtig Schub, um im Science-Fiction-Sprech zu bleiben. So werden nicht nur Verpackungen immer dünner und leichter gemacht, und so boomen z. B. Beutel & Co. Hingegen nehmen Anteile an schweren Gläsern ab.

    Aber auch die Entsorgung der entleerten Verpackungen treibt den Handel um. Das Geschäft mit den PET-Flaschen scheint so attraktiv zu sein, dass nicht zuletzt durch die Discounter ein deutschlandweites Rücknahmesystem quasi über Nacht entstand. Und das bestimmt nicht, weil das alles solche Umweltschützer sind, sondern weil es  sich lohnt und der Anschub der Politik stark genug war, um die alten Umlaufbahnen zu verlassen. Und wenn sich das mit den Flaschen lohnt, die kaum einen Materialwert darzustellen scheinen, dann sollte es da noch andere Erlösquellen für Rohstoffe geben, oder?

    Jetzt stellen Sie sich einmal vor, daraus entstehen Geschäftsmodelle, an die wir noch gar nicht zu denken wagten. Der Handel motiviert uns Verbraucher, nicht nur den PET-Müll, sondern noch ganz andere Wertstoffe wie Handys oder einfach nur Tragetaschen und Konservendosen nach Entleerung wieder in den Markt zu bringen. Was machen dann die vielen arbeitslosen Müllfahrer? Die auch schon heute kaum mehr gutes PET im Wagen/in der Tonne haben? Und was machen die armen Kommunen mit ihren teuren Müllverbrennungsanlagen, die noch nicht abgeschrieben sind?

    Was passiert, wenn plötzlich die Wertstofftonne kommt und wir gar keinen Müll mehr haben werden Wenn sich Entsorger um die Wertstoffe streiten und Aldi & Co. plötzlich das Geschäft machen, weil die uns Kunden, die den Müll gekauft haben – nämlich uns alle –  schon haben? Sie bräuchten nur ihre Werttschöpfungskette etwas verlängern, oder anders ausgedrückt, daraus eine Wertschöpfungswolke machen.

    taxes-1032644_1920Na, dann schreien wir aber alle schnell nach recyclingfähigen Verpackungen und sind plötzlich ganz verunsichert, wie es denn dem Handel gelungen sein kann, so seine „Marktmacht“ zu stärken. Erst verkauft uns der Handel die Verpackungen – zugegeben – meistens mit dem Inhalt, den wir haben möchten – und dann presst er uns die Wertstoffe wieder ab, die wir dann doppelt bezahlen dürfen – tolle Geschäftsmodelle kann ich mir da vorstellen: Wenn der Handel dann das Packmaterial mit Recyclat vorschreibt, das er selber einsammelt und dann dem Lieferanten günstig anbietet – das ist Kreislauf-Marktwirtschaft, die begeistert. Und das ist nicht ironisch gemeint – das könnte in ähnlicher Form klappen.

    Und nur so – über vernünftige und/oder funktionierende Systeme -schafft man Wandel. Weder Verpackungswirtschaft noch Politik allein können hier etwas tun – aber alle müssen handeln mit dem Handel.

    Weitere Fakten zum Thema finden Sie in unserem Blog http://www.innoform-coaching.de/blog/ . Zudem möchten wir dazu Impulsvorträge auf Entscheiderforen halten. Informationen finden Sie hier: www.innoimpuls.com .